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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Wicken.
so läßt man ihre Schooten, nach deren Ansetzung sie noch fortblühen, mehr her-
anwachsen, weil man dadurch in der Masse und Nahrungskraft gewinnt.

Man hat in der Dreifelderwirthschaft häufig die Brache damit zu benutzen
angefangen, wenn man solche früh aufbrach. Insbesondere hat man sie gleich
nach dem Hordenschlag gesäet, und ist mit ihrer Aussaat fortgefahren, so wie
dieser weiter rückte. Man mähete sie, so wie sie herangewachsen waren, und
wandte dann sogleich das Land, um an der Brachbearbeitung nichts zu versäumen.

Je früher sie gemähet wird, um desto kräftiger hinterläßt sie den Boden.
Es ist aber ebenfalls eine unerläßliche Bedingung bei der Wicke, daß ihre
Stoppel schnell nach der Aberntung umgepflügt werde, und man bringt daher
auch das Heu, um es zu trocknen, wo möglich auf einen andren Platz.

Werden die Wicken sehr früh, wenn sie ihre ersten Blütenknospen zeigen,
abgemäht, so können sie zum zweitenmale austreiben und aufschießen, wenn sie
auf einem sehr kraftvollen Boden stehen; auf minder kräftigem Boden ist da-
bei aber nur Verlust, weil oft aus dem zweiten Schnitte gar nichts wird, oder
doch beide zusammen weniger betragen als ein vollkommener Schnitt würde ge-
geben haben.

Es ist ein kärglicher Behelf, die wieder ausgrünende Wickenstoppel mit dem
Viehe abweiden zu lassen, der Acker wird davon hart und der Verlust ist in
der nächsten Ernte beträchtlich.

Man hat auch wohl Wicken auf einem zur Grünfütterung bestimmten
Felde zum zweitenmale in einem Sommer gleich nach Abfütterung der ersten
gesäet. Häufiger aber säet man Buchweizen oder Rüben darnach.

§. 152.

Der Ertrag der Wicken an Körnern ist sehr ungleich. Man hat bisErtrag.
24 Scheffel vom Morgen geerntet; 8 Scheffel kann man aber als einen mitt-
leren Ertrag annehmen.

Auf hinreichend kräftigem Boden gaben sie 1800 bis 2000 Pfd. Stroh
einschließlich des Kaffs per Morgen. Dieses Stroh wird dem Erbsenstroh all-
gemein in der Fütterung vorgezogen.

Wenn sie grün bei dem Ansetzen der Schooten gemähet werden, so hat
man 3000 Pfd. Heu zuweilen vom Morgen geerntet. Allein auf 2000 Pfd.

Vierter Theil. R

Wicken.
ſo laͤßt man ihre Schooten, nach deren Anſetzung ſie noch fortbluͤhen, mehr her-
anwachſen, weil man dadurch in der Maſſe und Nahrungskraft gewinnt.

Man hat in der Dreifelderwirthſchaft haͤufig die Brache damit zu benutzen
angefangen, wenn man ſolche fruͤh aufbrach. Insbeſondere hat man ſie gleich
nach dem Hordenſchlag geſaͤet, und iſt mit ihrer Ausſaat fortgefahren, ſo wie
dieſer weiter ruͤckte. Man maͤhete ſie, ſo wie ſie herangewachſen waren, und
wandte dann ſogleich das Land, um an der Brachbearbeitung nichts zu verſaͤumen.

Je fruͤher ſie gemaͤhet wird, um deſto kraͤftiger hinterlaͤßt ſie den Boden.
Es iſt aber ebenfalls eine unerlaͤßliche Bedingung bei der Wicke, daß ihre
Stoppel ſchnell nach der Aberntung umgepfluͤgt werde, und man bringt daher
auch das Heu, um es zu trocknen, wo moͤglich auf einen andren Platz.

Werden die Wicken ſehr fruͤh, wenn ſie ihre erſten Bluͤtenknospen zeigen,
abgemaͤht, ſo koͤnnen ſie zum zweitenmale austreiben und aufſchießen, wenn ſie
auf einem ſehr kraftvollen Boden ſtehen; auf minder kraͤftigem Boden iſt da-
bei aber nur Verluſt, weil oft aus dem zweiten Schnitte gar nichts wird, oder
doch beide zuſammen weniger betragen als ein vollkommener Schnitt wuͤrde ge-
geben haben.

Es iſt ein kaͤrglicher Behelf, die wieder ausgruͤnende Wickenſtoppel mit dem
Viehe abweiden zu laſſen, der Acker wird davon hart und der Verluſt iſt in
der naͤchſten Ernte betraͤchtlich.

Man hat auch wohl Wicken auf einem zur Gruͤnfuͤtterung beſtimmten
Felde zum zweitenmale in einem Sommer gleich nach Abfuͤtterung der erſten
geſaͤet. Haͤufiger aber ſaͤet man Buchweizen oder Ruͤben darnach.

§. 152.

Der Ertrag der Wicken an Koͤrnern iſt ſehr ungleich. Man hat bisErtrag.
24 Scheffel vom Morgen geerntet; 8 Scheffel kann man aber als einen mitt-
leren Ertrag annehmen.

Auf hinreichend kraͤftigem Boden gaben ſie 1800 bis 2000 Pfd. Stroh
einſchließlich des Kaffs per Morgen. Dieſes Stroh wird dem Erbſenſtroh all-
gemein in der Fuͤtterung vorgezogen.

Wenn ſie gruͤn bei dem Anſetzen der Schooten gemaͤhet werden, ſo hat
man 3000 Pfd. Heu zuweilen vom Morgen geerntet. Allein auf 2000 Pfd.

Vierter Theil. R
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[129/0153] Wicken. ſo laͤßt man ihre Schooten, nach deren Anſetzung ſie noch fortbluͤhen, mehr her- anwachſen, weil man dadurch in der Maſſe und Nahrungskraft gewinnt. Man hat in der Dreifelderwirthſchaft haͤufig die Brache damit zu benutzen angefangen, wenn man ſolche fruͤh aufbrach. Insbeſondere hat man ſie gleich nach dem Hordenſchlag geſaͤet, und iſt mit ihrer Ausſaat fortgefahren, ſo wie dieſer weiter ruͤckte. Man maͤhete ſie, ſo wie ſie herangewachſen waren, und wandte dann ſogleich das Land, um an der Brachbearbeitung nichts zu verſaͤumen. Je fruͤher ſie gemaͤhet wird, um deſto kraͤftiger hinterlaͤßt ſie den Boden. Es iſt aber ebenfalls eine unerlaͤßliche Bedingung bei der Wicke, daß ihre Stoppel ſchnell nach der Aberntung umgepfluͤgt werde, und man bringt daher auch das Heu, um es zu trocknen, wo moͤglich auf einen andren Platz. Werden die Wicken ſehr fruͤh, wenn ſie ihre erſten Bluͤtenknospen zeigen, abgemaͤht, ſo koͤnnen ſie zum zweitenmale austreiben und aufſchießen, wenn ſie auf einem ſehr kraftvollen Boden ſtehen; auf minder kraͤftigem Boden iſt da- bei aber nur Verluſt, weil oft aus dem zweiten Schnitte gar nichts wird, oder doch beide zuſammen weniger betragen als ein vollkommener Schnitt wuͤrde ge- geben haben. Es iſt ein kaͤrglicher Behelf, die wieder ausgruͤnende Wickenſtoppel mit dem Viehe abweiden zu laſſen, der Acker wird davon hart und der Verluſt iſt in der naͤchſten Ernte betraͤchtlich. Man hat auch wohl Wicken auf einem zur Gruͤnfuͤtterung beſtimmten Felde zum zweitenmale in einem Sommer gleich nach Abfuͤtterung der erſten geſaͤet. Haͤufiger aber ſaͤet man Buchweizen oder Ruͤben darnach. §. 152. Der Ertrag der Wicken an Koͤrnern iſt ſehr ungleich. Man hat bis 24 Scheffel vom Morgen geerntet; 8 Scheffel kann man aber als einen mitt- leren Ertrag annehmen. Ertrag. Auf hinreichend kraͤftigem Boden gaben ſie 1800 bis 2000 Pfd. Stroh einſchließlich des Kaffs per Morgen. Dieſes Stroh wird dem Erbſenſtroh all- gemein in der Fuͤtterung vorgezogen. Wenn ſie gruͤn bei dem Anſetzen der Schooten gemaͤhet werden, ſo hat man 3000 Pfd. Heu zuweilen vom Morgen geerntet. Allein auf 2000 Pfd. Vierter Theil. R

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/153>, abgerufen am 22.12.2024.