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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Erbsen.
§. 132.

Da der Ertrag der Erbsen im Korne so zufällig ist, so läßt sich kaum einErtrag.
Mittelsatz annehmen. Ich habe auf demselben Boden 131/2 Scheffel Erbsen
in einem Jahre, und 21/2 Scheffel in einem anderen Jahre bei gleichem Ver-
fahren geerntet. Zwischen 5 bis 6 Scheffel kann man anschlagsmäßig auf gu-
tem Boden nur annehmen.

Der Preis der Erbsen ist wandelbar wie ihr Ertrag. Zuweilen stehet er
mit dem des Rockens gleich, zuweilen beträchtlich höher. Wenn die Erbsen
nicht vom Wurme angefressen auf den Boden kommen, so halten sie sich in
Tonnen gepackt sehr lange, und es ist rathsam, sie für ein schlechteres Erbsen-
jahr aufzubewahren.

Vom Stroh läßt sich kein gewöhnliches Verhältniß zum Korne anneh-Stroh.
men. Denn dieses ist zuweilen um so viel geringer, je größer jenes ist. Auf
einen gewissen Strohertrag kann man aber auf gutem Boden und nach gege-
bener Düngung mit größerer Sicherheit rechnen, als auf einen gewissen Kör-
nertrag, und da dieses Stroh in manchen Wirthschaften von der höchsten Wich-
tigkeit, allemal sehr schätzbar ist, so richten manche ihre Hauptabsicht darauf,
und sehen dann einen stärkern Körnerertrag als Begünstigung des Schicksals
dankbar an. 12 bis 16 Centner Stroh giebt ein guter Erbsacker in der Regel
per Morgen, wenn nicht ein äußerst dürres Jahr den Wachsthum der Erbsen
zu frühzeitig stört. Es kann aber auch weit mehr gewonnen werden.

Das Stroh hält man besonders für die Schaafe geeignet, und manche
glauben, das Heu damit völlig ersetzen zu können. Dies kann jedoch nur in
dem Falle angenommen werden, daß der größere Theil des Strohes noch grün
war, wie es gemähet wurde. Vorzüge hat indessen auch das trockenste Erbs-
stroh vor dem Getreidestroh in der Nahrhaftigkeit.

Es ist allerdings auch für Rindvieh und Pferde wohlthätig, nur muß es
geschnitten werden, weil die Stengel mehrentheils zu zähe zum Abbeißen sind,
und sich zwischen die Zähne setzen. Vorzüglich nahrhaft ist das Spreu und
Ueberkehr. Es ist aber rathsam, das Erbsenstroh früh zu verfuttern, und es
nicht bis gegen das Frühjahr aufzubewahren.


Erbſen.
§. 132.

Da der Ertrag der Erbſen im Korne ſo zufaͤllig iſt, ſo laͤßt ſich kaum einErtrag.
Mittelſatz annehmen. Ich habe auf demſelben Boden 13½ Scheffel Erbſen
in einem Jahre, und 2½ Scheffel in einem anderen Jahre bei gleichem Ver-
fahren geerntet. Zwiſchen 5 bis 6 Scheffel kann man anſchlagsmaͤßig auf gu-
tem Boden nur annehmen.

Der Preis der Erbſen iſt wandelbar wie ihr Ertrag. Zuweilen ſtehet er
mit dem des Rockens gleich, zuweilen betraͤchtlich hoͤher. Wenn die Erbſen
nicht vom Wurme angefreſſen auf den Boden kommen, ſo halten ſie ſich in
Tonnen gepackt ſehr lange, und es iſt rathſam, ſie fuͤr ein ſchlechteres Erbſen-
jahr aufzubewahren.

Vom Stroh laͤßt ſich kein gewoͤhnliches Verhaͤltniß zum Korne anneh-Stroh.
men. Denn dieſes iſt zuweilen um ſo viel geringer, je groͤßer jenes iſt. Auf
einen gewiſſen Strohertrag kann man aber auf gutem Boden und nach gege-
bener Duͤngung mit groͤßerer Sicherheit rechnen, als auf einen gewiſſen Koͤr-
nertrag, und da dieſes Stroh in manchen Wirthſchaften von der hoͤchſten Wich-
tigkeit, allemal ſehr ſchaͤtzbar iſt, ſo richten manche ihre Hauptabſicht darauf,
und ſehen dann einen ſtaͤrkern Koͤrnerertrag als Beguͤnſtigung des Schickſals
dankbar an. 12 bis 16 Centner Stroh giebt ein guter Erbsacker in der Regel
per Morgen, wenn nicht ein aͤußerſt duͤrres Jahr den Wachsthum der Erbſen
zu fruͤhzeitig ſtoͤrt. Es kann aber auch weit mehr gewonnen werden.

Das Stroh haͤlt man beſonders fuͤr die Schaafe geeignet, und manche
glauben, das Heu damit voͤllig erſetzen zu koͤnnen. Dies kann jedoch nur in
dem Falle angenommen werden, daß der groͤßere Theil des Strohes noch gruͤn
war, wie es gemaͤhet wurde. Vorzuͤge hat indeſſen auch das trockenſte Erbs-
ſtroh vor dem Getreideſtroh in der Nahrhaftigkeit.

Es iſt allerdings auch fuͤr Rindvieh und Pferde wohlthaͤtig, nur muß es
geſchnitten werden, weil die Stengel mehrentheils zu zaͤhe zum Abbeißen ſind,
und ſich zwiſchen die Zaͤhne ſetzen. Vorzuͤglich nahrhaft iſt das Spreu und
Ueberkehr. Es iſt aber rathſam, das Erbſenſtroh fruͤh zu verfuttern, und es
nicht bis gegen das Fruͤhjahr aufzubewahren.


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[119/0143] Erbſen. §. 132. Da der Ertrag der Erbſen im Korne ſo zufaͤllig iſt, ſo laͤßt ſich kaum ein Mittelſatz annehmen. Ich habe auf demſelben Boden 13½ Scheffel Erbſen in einem Jahre, und 2½ Scheffel in einem anderen Jahre bei gleichem Ver- fahren geerntet. Zwiſchen 5 bis 6 Scheffel kann man anſchlagsmaͤßig auf gu- tem Boden nur annehmen. Ertrag. Der Preis der Erbſen iſt wandelbar wie ihr Ertrag. Zuweilen ſtehet er mit dem des Rockens gleich, zuweilen betraͤchtlich hoͤher. Wenn die Erbſen nicht vom Wurme angefreſſen auf den Boden kommen, ſo halten ſie ſich in Tonnen gepackt ſehr lange, und es iſt rathſam, ſie fuͤr ein ſchlechteres Erbſen- jahr aufzubewahren. Vom Stroh laͤßt ſich kein gewoͤhnliches Verhaͤltniß zum Korne anneh- men. Denn dieſes iſt zuweilen um ſo viel geringer, je groͤßer jenes iſt. Auf einen gewiſſen Strohertrag kann man aber auf gutem Boden und nach gege- bener Duͤngung mit groͤßerer Sicherheit rechnen, als auf einen gewiſſen Koͤr- nertrag, und da dieſes Stroh in manchen Wirthſchaften von der hoͤchſten Wich- tigkeit, allemal ſehr ſchaͤtzbar iſt, ſo richten manche ihre Hauptabſicht darauf, und ſehen dann einen ſtaͤrkern Koͤrnerertrag als Beguͤnſtigung des Schickſals dankbar an. 12 bis 16 Centner Stroh giebt ein guter Erbsacker in der Regel per Morgen, wenn nicht ein aͤußerſt duͤrres Jahr den Wachsthum der Erbſen zu fruͤhzeitig ſtoͤrt. Es kann aber auch weit mehr gewonnen werden. Stroh. Das Stroh haͤlt man beſonders fuͤr die Schaafe geeignet, und manche glauben, das Heu damit voͤllig erſetzen zu koͤnnen. Dies kann jedoch nur in dem Falle angenommen werden, daß der groͤßere Theil des Strohes noch gruͤn war, wie es gemaͤhet wurde. Vorzuͤge hat indeſſen auch das trockenſte Erbs- ſtroh vor dem Getreideſtroh in der Nahrhaftigkeit. Es iſt allerdings auch fuͤr Rindvieh und Pferde wohlthaͤtig, nur muß es geſchnitten werden, weil die Stengel mehrentheils zu zaͤhe zum Abbeißen ſind, und ſich zwiſchen die Zaͤhne ſetzen. Vorzuͤglich nahrhaft iſt das Spreu und Ueberkehr. Es iſt aber rathſam, das Erbſenſtroh fruͤh zu verfuttern, und es nicht bis gegen das Fruͤhjahr aufzubewahren.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/143>, abgerufen am 23.11.2024.