Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Hülsenfrüchte.
Schooten trocken und reif sind. Dieses Nachblühen ist durchaus nicht abzu-
warten, und es wird manchmal fortdauern, bis die unteren Schooten sämmt-
lich ausgefallen sind. Es schadet aber auch nicht, wenn man sich nur zum Ab-
mähen entschließt. Man bekommt um so besseres und nahrhafteres Stroh, und
die unreifen Erbsen kommen immer zu Gute. Nur macht das Trocknen allerdings
etwas mehr Schwierigkeit.

§. 131.

Das Abmähen der Erbsen ist um so mühsamer, je mehr sie sich niedergelegt
haben. Mit der Hausichel werden sie ohne Zweifel am besten abgebracht.

Noch mühsamer ist das Trocknen derselben bei ungünstiger Witterung. Wenn
Regen und Sonnenschein häufig abwechselt und die Schooten dann aufspringen,
so können die sämmtlichen Erbsen auf dem Acker liegen bleiben, und man fährt
leeres Stroh in die Scheuern; besonders wenn man sie in Schwaden liegen
läßt, und durch häufiges Wenden sie trocken zu machen sucht. Ich habe es bei
solcher Witterung immer am rathsamsten gefunden, sie, nachdem sie nur etwas
abgewelkt waren, gleich in große Haufen bringen zu lassen, die man bei fort-
dauerndem Regen mit dem Harkenstiele nur aufstockert, übrigens aber stehen läßt,
bis sie trocken genug sind. Zwar leidet das Stroh dabei etwas, jedoch nicht so
sehr, als man besorgen möchte, und einen Ausfall der Körner, so wie den Ab-
fall der Blätter, verhütet man fast gänzlich. Bei recht gnter Witterung thut
man indessen besser, sie in den Schwaden unangerührt trocknen zu lassen, und
wenn man sie wenden will, dieses nicht mit der Harke, sondern mit der Hand
zu thun und sie dann im Thau zum Einfahren zusammen zu bringen, ohne sie
zu binden.

Da es nach der Aberntung der Erbsen für die folgende Saat von der
größten Wichtigkeit ist, den Pflug der Sense so schnell wie möglich folgen zu
lassen, so muß man die Haufen auf einen möglichst schmalen Streifen zusam-
menbringen, damit man, wenn sich das Einfahren verzögerte, dazwischen durch-
pflügen könne. So umständlich dieses manchem scheinen mag, so wird es doch
jeder, der die Wichtigkeit des schnellen Umbruchs der Erbsstoppel aus Erfah-
rung kennt, gern thun.

Einige binden zwar die Erbsen vor dem Einfahren. Es scheint mir die-
ses aber von keinem Nutzen zu seyn.


Huͤlſenfruͤchte.
Schooten trocken und reif ſind. Dieſes Nachbluͤhen iſt durchaus nicht abzu-
warten, und es wird manchmal fortdauern, bis die unteren Schooten ſaͤmmt-
lich ausgefallen ſind. Es ſchadet aber auch nicht, wenn man ſich nur zum Ab-
maͤhen entſchließt. Man bekommt um ſo beſſeres und nahrhafteres Stroh, und
die unreifen Erbſen kommen immer zu Gute. Nur macht das Trocknen allerdings
etwas mehr Schwierigkeit.

§. 131.

Das Abmaͤhen der Erbſen iſt um ſo muͤhſamer, je mehr ſie ſich niedergelegt
haben. Mit der Hauſichel werden ſie ohne Zweifel am beſten abgebracht.

Noch muͤhſamer iſt das Trocknen derſelben bei unguͤnſtiger Witterung. Wenn
Regen und Sonnenſchein haͤufig abwechſelt und die Schooten dann aufſpringen,
ſo koͤnnen die ſaͤmmtlichen Erbſen auf dem Acker liegen bleiben, und man faͤhrt
leeres Stroh in die Scheuern; beſonders wenn man ſie in Schwaden liegen
laͤßt, und durch haͤufiges Wenden ſie trocken zu machen ſucht. Ich habe es bei
ſolcher Witterung immer am rathſamſten gefunden, ſie, nachdem ſie nur etwas
abgewelkt waren, gleich in große Haufen bringen zu laſſen, die man bei fort-
dauerndem Regen mit dem Harkenſtiele nur aufſtockert, uͤbrigens aber ſtehen laͤßt,
bis ſie trocken genug ſind. Zwar leidet das Stroh dabei etwas, jedoch nicht ſo
ſehr, als man beſorgen moͤchte, und einen Ausfall der Koͤrner, ſo wie den Ab-
fall der Blaͤtter, verhuͤtet man faſt gaͤnzlich. Bei recht gnter Witterung thut
man indeſſen beſſer, ſie in den Schwaden unangeruͤhrt trocknen zu laſſen, und
wenn man ſie wenden will, dieſes nicht mit der Harke, ſondern mit der Hand
zu thun und ſie dann im Thau zum Einfahren zuſammen zu bringen, ohne ſie
zu binden.

Da es nach der Aberntung der Erbſen fuͤr die folgende Saat von der
groͤßten Wichtigkeit iſt, den Pflug der Senſe ſo ſchnell wie moͤglich folgen zu
laſſen, ſo muß man die Haufen auf einen moͤglichſt ſchmalen Streifen zuſam-
menbringen, damit man, wenn ſich das Einfahren verzoͤgerte, dazwiſchen durch-
pfluͤgen koͤnne. So umſtaͤndlich dieſes manchem ſcheinen mag, ſo wird es doch
jeder, der die Wichtigkeit des ſchnellen Umbruchs der Erbsſtoppel aus Erfah-
rung kennt, gern thun.

Einige binden zwar die Erbſen vor dem Einfahren. Es ſcheint mir die-
ſes aber von keinem Nutzen zu ſeyn.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0142" n="118"/><fw place="top" type="header">Hu&#x0364;l&#x017F;enfru&#x0364;chte.</fw><lb/>
Schooten trocken und reif &#x017F;ind. Die&#x017F;es Nachblu&#x0364;hen i&#x017F;t durchaus nicht abzu-<lb/>
warten, und es wird manchmal fortdauern, bis die unteren Schooten &#x017F;a&#x0364;mmt-<lb/>
lich ausgefallen &#x017F;ind. Es &#x017F;chadet aber auch nicht, wenn man &#x017F;ich nur zum Ab-<lb/>
ma&#x0364;hen ent&#x017F;chließt. Man bekommt um &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;eres und nahrhafteres Stroh, und<lb/>
die unreifen Erb&#x017F;en kommen immer zu Gute. Nur macht das Trocknen allerdings<lb/>
etwas mehr Schwierigkeit.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 131.</head><lb/>
              <p>Das Abma&#x0364;hen der Erb&#x017F;en i&#x017F;t um &#x017F;o mu&#x0364;h&#x017F;amer, je mehr &#x017F;ie &#x017F;ich niedergelegt<lb/>
haben. Mit der Hau&#x017F;ichel werden &#x017F;ie ohne Zweifel am be&#x017F;ten abgebracht.</p><lb/>
              <p>Noch mu&#x0364;h&#x017F;amer i&#x017F;t das Trocknen der&#x017F;elben bei ungu&#x0364;n&#x017F;tiger Witterung. Wenn<lb/>
Regen und Sonnen&#x017F;chein ha&#x0364;ufig abwech&#x017F;elt und die Schooten dann auf&#x017F;pringen,<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;nnen die &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Erb&#x017F;en auf dem Acker liegen bleiben, und man fa&#x0364;hrt<lb/>
leeres Stroh in die Scheuern; be&#x017F;onders wenn man &#x017F;ie in Schwaden liegen<lb/>
la&#x0364;ßt, und durch ha&#x0364;ufiges Wenden &#x017F;ie trocken zu machen &#x017F;ucht. Ich habe es bei<lb/>
&#x017F;olcher Witterung immer am rath&#x017F;am&#x017F;ten gefunden, &#x017F;ie, nachdem &#x017F;ie nur etwas<lb/>
abgewelkt waren, gleich in große Haufen bringen zu la&#x017F;&#x017F;en, die man bei fort-<lb/>
dauerndem Regen mit dem Harken&#x017F;tiele nur auf&#x017F;tockert, u&#x0364;brigens aber &#x017F;tehen la&#x0364;ßt,<lb/>
bis &#x017F;ie trocken genug &#x017F;ind. Zwar leidet das Stroh dabei etwas, jedoch nicht &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr, als man be&#x017F;orgen mo&#x0364;chte, und einen Ausfall der Ko&#x0364;rner, &#x017F;o wie den Ab-<lb/>
fall der Bla&#x0364;tter, verhu&#x0364;tet man fa&#x017F;t ga&#x0364;nzlich. Bei recht gnter Witterung thut<lb/>
man inde&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ie in den Schwaden unangeru&#x0364;hrt trocknen zu la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
wenn man &#x017F;ie wenden will, die&#x017F;es nicht mit der Harke, &#x017F;ondern mit der Hand<lb/>
zu thun und &#x017F;ie dann im Thau zum Einfahren zu&#x017F;ammen zu bringen, ohne &#x017F;ie<lb/>
zu binden.</p><lb/>
              <p>Da es nach der Aberntung der Erb&#x017F;en fu&#x0364;r die folgende Saat von der<lb/>
gro&#x0364;ßten Wichtigkeit i&#x017F;t, den Pflug der Sen&#x017F;e &#x017F;o &#x017F;chnell wie mo&#x0364;glich folgen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o muß man die Haufen auf einen mo&#x0364;glich&#x017F;t &#x017F;chmalen Streifen zu&#x017F;am-<lb/>
menbringen, damit man, wenn &#x017F;ich das Einfahren verzo&#x0364;gerte, dazwi&#x017F;chen durch-<lb/>
pflu&#x0364;gen ko&#x0364;nne. So um&#x017F;ta&#x0364;ndlich die&#x017F;es manchem &#x017F;cheinen mag, &#x017F;o wird es doch<lb/>
jeder, der die Wichtigkeit des &#x017F;chnellen Umbruchs der Erbs&#x017F;toppel aus Erfah-<lb/>
rung kennt, gern thun.</p><lb/>
              <p>Einige binden zwar die Erb&#x017F;en vor dem Einfahren. Es &#x017F;cheint mir die-<lb/>
&#x017F;es aber von keinem Nutzen zu &#x017F;eyn.</p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0142] Huͤlſenfruͤchte. Schooten trocken und reif ſind. Dieſes Nachbluͤhen iſt durchaus nicht abzu- warten, und es wird manchmal fortdauern, bis die unteren Schooten ſaͤmmt- lich ausgefallen ſind. Es ſchadet aber auch nicht, wenn man ſich nur zum Ab- maͤhen entſchließt. Man bekommt um ſo beſſeres und nahrhafteres Stroh, und die unreifen Erbſen kommen immer zu Gute. Nur macht das Trocknen allerdings etwas mehr Schwierigkeit. §. 131. Das Abmaͤhen der Erbſen iſt um ſo muͤhſamer, je mehr ſie ſich niedergelegt haben. Mit der Hauſichel werden ſie ohne Zweifel am beſten abgebracht. Noch muͤhſamer iſt das Trocknen derſelben bei unguͤnſtiger Witterung. Wenn Regen und Sonnenſchein haͤufig abwechſelt und die Schooten dann aufſpringen, ſo koͤnnen die ſaͤmmtlichen Erbſen auf dem Acker liegen bleiben, und man faͤhrt leeres Stroh in die Scheuern; beſonders wenn man ſie in Schwaden liegen laͤßt, und durch haͤufiges Wenden ſie trocken zu machen ſucht. Ich habe es bei ſolcher Witterung immer am rathſamſten gefunden, ſie, nachdem ſie nur etwas abgewelkt waren, gleich in große Haufen bringen zu laſſen, die man bei fort- dauerndem Regen mit dem Harkenſtiele nur aufſtockert, uͤbrigens aber ſtehen laͤßt, bis ſie trocken genug ſind. Zwar leidet das Stroh dabei etwas, jedoch nicht ſo ſehr, als man beſorgen moͤchte, und einen Ausfall der Koͤrner, ſo wie den Ab- fall der Blaͤtter, verhuͤtet man faſt gaͤnzlich. Bei recht gnter Witterung thut man indeſſen beſſer, ſie in den Schwaden unangeruͤhrt trocknen zu laſſen, und wenn man ſie wenden will, dieſes nicht mit der Harke, ſondern mit der Hand zu thun und ſie dann im Thau zum Einfahren zuſammen zu bringen, ohne ſie zu binden. Da es nach der Aberntung der Erbſen fuͤr die folgende Saat von der groͤßten Wichtigkeit iſt, den Pflug der Senſe ſo ſchnell wie moͤglich folgen zu laſſen, ſo muß man die Haufen auf einen moͤglichſt ſchmalen Streifen zuſam- menbringen, damit man, wenn ſich das Einfahren verzoͤgerte, dazwiſchen durch- pfluͤgen koͤnne. So umſtaͤndlich dieſes manchem ſcheinen mag, ſo wird es doch jeder, der die Wichtigkeit des ſchnellen Umbruchs der Erbsſtoppel aus Erfah- rung kennt, gern thun. Einige binden zwar die Erbſen vor dem Einfahren. Es ſcheint mir die- ſes aber von keinem Nutzen zu ſeyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/142
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/142>, abgerufen am 26.11.2024.