Man kommt aber jetzt ziemlich darin überein, daß 8 bis 9 Zoll die zweckmä- ßigste für alles Getreide sey. Bei einem engeren Zwischenraume läßt sich die Anhäufung kaum bewirken, weil zu wenig Erde aufgefaßt werden kann. Eine weitere aber scheint unnöthig und läßt zu vielen leeren Raum. Wer es recht genau nehmen will, säet Sommergetreide dichter und Wintergetreide entfernter, weil dieses sich stärker bestaudet. Dazu wird aber eine Abänderung der Drillma- schine erfordert. Die meinige ist auf 81/2 Zoll eingerichtet, und ich verlange sie nicht anders.
§. 116.
Anwendung bei den Hül- senfrüchten.Nächst dem Getreide werden Hülsenfrüchte am meisten gedrillt, auf welche es allerdings einen sehr wohlthätigen Einfluß hat. Bei den Erbsen aber habe ich große Schwierigkeiten gefunden. Wenn ich sie wie das Getreide säete, so konnten sie nur in ihrem ganz jungen Zustande geschaufelt, aber nicht angehäu- felt werden, weil man sie durch letzteres mit Erde überschüttet hätte. Späterhin fingen sie an zu ranken, und legten sich auf die Seite, so daß ihnen mit der Pferdehacke, ohne sie zu zerreißen, nicht beizukommen war. Es ist mir wenig- stens bei aller Aufmerksamkeit nicht geglückt, den gerechten Zeitpunkt zu treffen. Wenn ich sie entfernter säete, so bedeckten sie mir den Boden nicht genug, und gaben zwar entschieden mehrere Körner, aber weniger Stroh. Doch will ich nicht ableugnen, daß sich diesem auf eine oder die andere Art zuvorkommen lasse, und daß dann das Drillen der Erbsen sehr vortheilhaft seyn könne.
Vorzüglich paßt es dagegen für die Linsen, die in derselben Distanz, wie die Erbsen, die kleineren mit der Gerstenwalze, die größeren mit der Haferwalze aus- gesäet werden, dann ungemein viele Schooten ansetzen, und vom Unkraute mit leichter Mühe völlig rein erhalten werden können.
§. 117.
Deckung der Kosten durch Ersparung der Einsaat.Was man über die Kostspieligkeit des Drillens sagt, erscheint dem, der es einmal kennt, völlig ungegründet. Wenn man die vermehrten Arbeitskosten sammt Anschaffung und Erhaltung der Maschine auch aufs höchste anschlägt, so werden sie doch bloß durch Ersparung der halben Einsaat überflüssig dedeckt. Um jene ungefähr und aufs höchste zu berechnen, nehme ich an, daß täglich nur 10 Mor- gen gedrillsäet und 10 Morgen gepferdehackt werden können. Ich schlage das
Pferd
Drillkultur.
Man kommt aber jetzt ziemlich darin uͤberein, daß 8 bis 9 Zoll die zweckmaͤ- ßigſte fuͤr alles Getreide ſey. Bei einem engeren Zwiſchenraume laͤßt ſich die Anhaͤufung kaum bewirken, weil zu wenig Erde aufgefaßt werden kann. Eine weitere aber ſcheint unnoͤthig und laͤßt zu vielen leeren Raum. Wer es recht genau nehmen will, ſaͤet Sommergetreide dichter und Wintergetreide entfernter, weil dieſes ſich ſtaͤrker beſtaudet. Dazu wird aber eine Abaͤnderung der Drillma- ſchine erfordert. Die meinige iſt auf 8½ Zoll eingerichtet, und ich verlange ſie nicht anders.
§. 116.
Anwendung bei den Huͤl- ſenfruͤchten.Naͤchſt dem Getreide werden Huͤlſenfruͤchte am meiſten gedrillt, auf welche es allerdings einen ſehr wohlthaͤtigen Einfluß hat. Bei den Erbſen aber habe ich große Schwierigkeiten gefunden. Wenn ich ſie wie das Getreide ſaͤete, ſo konnten ſie nur in ihrem ganz jungen Zuſtande geſchaufelt, aber nicht angehaͤu- felt werden, weil man ſie durch letzteres mit Erde uͤberſchuͤttet haͤtte. Spaͤterhin fingen ſie an zu ranken, und legten ſich auf die Seite, ſo daß ihnen mit der Pferdehacke, ohne ſie zu zerreißen, nicht beizukommen war. Es iſt mir wenig- ſtens bei aller Aufmerkſamkeit nicht gegluͤckt, den gerechten Zeitpunkt zu treffen. Wenn ich ſie entfernter ſaͤete, ſo bedeckten ſie mir den Boden nicht genug, und gaben zwar entſchieden mehrere Koͤrner, aber weniger Stroh. Doch will ich nicht ableugnen, daß ſich dieſem auf eine oder die andere Art zuvorkommen laſſe, und daß dann das Drillen der Erbſen ſehr vortheilhaft ſeyn koͤnne.
Vorzuͤglich paßt es dagegen fuͤr die Linſen, die in derſelben Diſtanz, wie die Erbſen, die kleineren mit der Gerſtenwalze, die groͤßeren mit der Haferwalze aus- geſaͤet werden, dann ungemein viele Schooten anſetzen, und vom Unkraute mit leichter Muͤhe voͤllig rein erhalten werden koͤnnen.
§. 117.
Deckung der Koſten durch Erſparung der Einſaat.Was man uͤber die Koſtſpieligkeit des Drillens ſagt, erſcheint dem, der es einmal kennt, voͤllig ungegruͤndet. Wenn man die vermehrten Arbeitskoſten ſammt Anſchaffung und Erhaltung der Maſchine auch aufs hoͤchſte anſchlaͤgt, ſo werden ſie doch bloß durch Erſparung der halben Einſaat uͤberfluͤſſig dedeckt. Um jene ungefaͤhr und aufs hoͤchſte zu berechnen, nehme ich an, daß taͤglich nur 10 Mor- gen gedrillſaͤet und 10 Morgen gepferdehackt werden koͤnnen. Ich ſchlage das
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Drillkultur.
Man kommt aber jetzt ziemlich darin uͤberein, daß 8 bis 9 Zoll die zweckmaͤ-
ßigſte fuͤr alles Getreide ſey. Bei einem engeren Zwiſchenraume laͤßt ſich die
Anhaͤufung kaum bewirken, weil zu wenig Erde aufgefaßt werden kann. Eine
weitere aber ſcheint unnoͤthig und laͤßt zu vielen leeren Raum. Wer es recht
genau nehmen will, ſaͤet Sommergetreide dichter und Wintergetreide entfernter,
weil dieſes ſich ſtaͤrker beſtaudet. Dazu wird aber eine Abaͤnderung der Drillma-
ſchine erfordert. Die meinige iſt auf 8½ Zoll eingerichtet, und ich verlange ſie
nicht anders.
§. 116.
Naͤchſt dem Getreide werden Huͤlſenfruͤchte am meiſten gedrillt, auf welche
es allerdings einen ſehr wohlthaͤtigen Einfluß hat. Bei den Erbſen aber habe
ich große Schwierigkeiten gefunden. Wenn ich ſie wie das Getreide ſaͤete, ſo
konnten ſie nur in ihrem ganz jungen Zuſtande geſchaufelt, aber nicht angehaͤu-
felt werden, weil man ſie durch letzteres mit Erde uͤberſchuͤttet haͤtte. Spaͤterhin
fingen ſie an zu ranken, und legten ſich auf die Seite, ſo daß ihnen mit der
Pferdehacke, ohne ſie zu zerreißen, nicht beizukommen war. Es iſt mir wenig-
ſtens bei aller Aufmerkſamkeit nicht gegluͤckt, den gerechten Zeitpunkt zu treffen.
Wenn ich ſie entfernter ſaͤete, ſo bedeckten ſie mir den Boden nicht genug, und
gaben zwar entſchieden mehrere Koͤrner, aber weniger Stroh. Doch will ich
nicht ableugnen, daß ſich dieſem auf eine oder die andere Art zuvorkommen laſſe,
und daß dann das Drillen der Erbſen ſehr vortheilhaft ſeyn koͤnne.
Anwendung
bei den Huͤl-
ſenfruͤchten.
Vorzuͤglich paßt es dagegen fuͤr die Linſen, die in derſelben Diſtanz, wie die
Erbſen, die kleineren mit der Gerſtenwalze, die groͤßeren mit der Haferwalze aus-
geſaͤet werden, dann ungemein viele Schooten anſetzen, und vom Unkraute mit
leichter Muͤhe voͤllig rein erhalten werden koͤnnen.
§. 117.
Was man uͤber die Koſtſpieligkeit des Drillens ſagt, erſcheint dem, der es
einmal kennt, voͤllig ungegruͤndet. Wenn man die vermehrten Arbeitskoſten ſammt
Anſchaffung und Erhaltung der Maſchine auch aufs hoͤchſte anſchlaͤgt, ſo werden
ſie doch bloß durch Erſparung der halben Einſaat uͤberfluͤſſig dedeckt. Um jene
ungefaͤhr und aufs hoͤchſte zu berechnen, nehme ich an, daß taͤglich nur 10 Mor-
gen gedrillſaͤet und 10 Morgen gepferdehackt werden koͤnnen. Ich ſchlage das
Pferd
Deckung der
Koſten durch
Erſparung der
Einſaat.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/128>, abgerufen am 22.02.2025.
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