weil diese Frucht der meisten Nahrung bedarf, die ihr durch das Pferdehacken mehr aufgeschlossen wird. Ferner hängt die Wirkung von dem Anhäufen einer frischen gelockerten Erde an die Pflanzenreihen, welche durch das letzte Behacken besonders bewirkt wird, ab. Dieses Anhäufeln ist allen Pflanzen, besonders aber denen, die wie das Getreide aus ihren unteren Gelenken neue Wurzeln austrei- ben, wenn sie mit fruchtbarer Erde umgeben werden, höchst zuträglich. Es muß dies aber in einem Zeitpunkte geschehen, wo die Pflanzen am meisten Nah- rung bedürfen, in ihrer lebhaftesten Vegetationsperiode, wo die Halme auszuschos- sen anfangen.
Man hat zuweilen bemerkt, daß das fleißig gepferdehackte Getreide länger an der Erde blieb, später blüthe und zur Reife kam, wie anderes. Beständig ist dieses nicht, und ich gestehe es, nicht bemerkt zu haben. Wenn es aber geschieht, so wird es für die Ernte immer vortheilhaft seyn, indem sich dann das Getreide um so stärker bestaudet, und später aber mit mehreren Halmen gleichzeitig auf- schießt. Immer wird man bei gedrilltem Getreide eine größere Gleichheit der Halme und Aehren wie bei ungedrilltem finden, und die kleinen zurückbleibenden sogenannten Knippähren fehlen ihm fast gänzlich. Die Halme bekommen bei die- ser Bauart unten immer mehrere Stärke, und dieses ist mit die Ursach, warum gedrilltes Getreide sich aufrecht erhält, unter Umständen, wobei sich anderes lagert, und diese Verhütung des Lagerns giebt ihr allein schon einen beträchtlichen Vorzug.
Wenn man das Pferdehacken für den gebundenen und feuchteren Boden vortheilhaft erkannte, so besorgten dagegen einige, daß es die Ausdörrung des loseren und trockneren Bodens nur um so mehr befördern möge. Dies ist aber bei genauerer Beobachtung ohne Grund, indem ein auf der Oberfläche lockerer Boden sich im Sommer länger feucht hält als ein verschlossener, weil jener bei Nacht atmosphärische Feuchtigkeit anzieht. Auch befeuchtet ein schwacher Regen einen gelockerten Boden durchdringender als einen geschlossenen, weil die Feuch- tigkeit auf jenem gleich einzieht und an die Wurzeln kommt, bei diesem aber auf der Oberfläche bleibt und schnell wieder verdunstet.
§. 115.
Ueber die Entfernung der Reihen von einander ist man zwar lange unei-Entfernung der Reihen. nig gewesen, indem einige sie nur zu 6 Zoll, andere zu 12 Zoll haben wollten.
Drillkultur.
weil dieſe Frucht der meiſten Nahrung bedarf, die ihr durch das Pferdehacken mehr aufgeſchloſſen wird. Ferner haͤngt die Wirkung von dem Anhaͤufen einer friſchen gelockerten Erde an die Pflanzenreihen, welche durch das letzte Behacken beſonders bewirkt wird, ab. Dieſes Anhaͤufeln iſt allen Pflanzen, beſonders aber denen, die wie das Getreide aus ihren unteren Gelenken neue Wurzeln austrei- ben, wenn ſie mit fruchtbarer Erde umgeben werden, hoͤchſt zutraͤglich. Es muß dies aber in einem Zeitpunkte geſchehen, wo die Pflanzen am meiſten Nah- rung beduͤrfen, in ihrer lebhafteſten Vegetationsperiode, wo die Halme auszuſchoſ- ſen anfangen.
Man hat zuweilen bemerkt, daß das fleißig gepferdehackte Getreide laͤnger an der Erde blieb, ſpaͤter bluͤthe und zur Reife kam, wie anderes. Beſtaͤndig iſt dieſes nicht, und ich geſtehe es, nicht bemerkt zu haben. Wenn es aber geſchieht, ſo wird es fuͤr die Ernte immer vortheilhaft ſeyn, indem ſich dann das Getreide um ſo ſtaͤrker beſtaudet, und ſpaͤter aber mit mehreren Halmen gleichzeitig auf- ſchießt. Immer wird man bei gedrilltem Getreide eine groͤßere Gleichheit der Halme und Aehren wie bei ungedrilltem finden, und die kleinen zuruͤckbleibenden ſogenannten Knippaͤhren fehlen ihm faſt gaͤnzlich. Die Halme bekommen bei die- ſer Bauart unten immer mehrere Staͤrke, und dieſes iſt mit die Urſach, warum gedrilltes Getreide ſich aufrecht erhaͤlt, unter Umſtaͤnden, wobei ſich anderes lagert, und dieſe Verhuͤtung des Lagerns giebt ihr allein ſchon einen betraͤchtlichen Vorzug.
Wenn man das Pferdehacken fuͤr den gebundenen und feuchteren Boden vortheilhaft erkannte, ſo beſorgten dagegen einige, daß es die Ausdoͤrrung des loſeren und trockneren Bodens nur um ſo mehr befoͤrdern moͤge. Dies iſt aber bei genauerer Beobachtung ohne Grund, indem ein auf der Oberflaͤche lockerer Boden ſich im Sommer laͤnger feucht haͤlt als ein verſchloſſener, weil jener bei Nacht atmosphaͤriſche Feuchtigkeit anzieht. Auch befeuchtet ein ſchwacher Regen einen gelockerten Boden durchdringender als einen geſchloſſenen, weil die Feuch- tigkeit auf jenem gleich einzieht und an die Wurzeln kommt, bei dieſem aber auf der Oberflaͤche bleibt und ſchnell wieder verdunſtet.
§. 115.
Ueber die Entfernung der Reihen von einander iſt man zwar lange unei-Entfernung der Reihen. nig geweſen, indem einige ſie nur zu 6 Zoll, andere zu 12 Zoll haben wollten.
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Drillkultur.
weil dieſe Frucht der meiſten Nahrung bedarf, die ihr durch das Pferdehacken
mehr aufgeſchloſſen wird. Ferner haͤngt die Wirkung von dem Anhaͤufen einer
friſchen gelockerten Erde an die Pflanzenreihen, welche durch das letzte Behacken
beſonders bewirkt wird, ab. Dieſes Anhaͤufeln iſt allen Pflanzen, beſonders aber
denen, die wie das Getreide aus ihren unteren Gelenken neue Wurzeln austrei-
ben, wenn ſie mit fruchtbarer Erde umgeben werden, hoͤchſt zutraͤglich. Es
muß dies aber in einem Zeitpunkte geſchehen, wo die Pflanzen am meiſten Nah-
rung beduͤrfen, in ihrer lebhafteſten Vegetationsperiode, wo die Halme auszuſchoſ-
ſen anfangen.
Man hat zuweilen bemerkt, daß das fleißig gepferdehackte Getreide laͤnger
an der Erde blieb, ſpaͤter bluͤthe und zur Reife kam, wie anderes. Beſtaͤndig iſt
dieſes nicht, und ich geſtehe es, nicht bemerkt zu haben. Wenn es aber geſchieht,
ſo wird es fuͤr die Ernte immer vortheilhaft ſeyn, indem ſich dann das Getreide
um ſo ſtaͤrker beſtaudet, und ſpaͤter aber mit mehreren Halmen gleichzeitig auf-
ſchießt. Immer wird man bei gedrilltem Getreide eine groͤßere Gleichheit der
Halme und Aehren wie bei ungedrilltem finden, und die kleinen zuruͤckbleibenden
ſogenannten Knippaͤhren fehlen ihm faſt gaͤnzlich. Die Halme bekommen bei die-
ſer Bauart unten immer mehrere Staͤrke, und dieſes iſt mit die Urſach, warum
gedrilltes Getreide ſich aufrecht erhaͤlt, unter Umſtaͤnden, wobei ſich anderes lagert,
und dieſe Verhuͤtung des Lagerns giebt ihr allein ſchon einen betraͤchtlichen Vorzug.
Wenn man das Pferdehacken fuͤr den gebundenen und feuchteren Boden
vortheilhaft erkannte, ſo beſorgten dagegen einige, daß es die Ausdoͤrrung des
loſeren und trockneren Bodens nur um ſo mehr befoͤrdern moͤge. Dies iſt aber
bei genauerer Beobachtung ohne Grund, indem ein auf der Oberflaͤche lockerer
Boden ſich im Sommer laͤnger feucht haͤlt als ein verſchloſſener, weil jener bei
Nacht atmosphaͤriſche Feuchtigkeit anzieht. Auch befeuchtet ein ſchwacher Regen
einen gelockerten Boden durchdringender als einen geſchloſſenen, weil die Feuch-
tigkeit auf jenem gleich einzieht und an die Wurzeln kommt, bei dieſem aber auf
der Oberflaͤche bleibt und ſchnell wieder verdunſtet.
§. 115.
Ueber die Entfernung der Reihen von einander iſt man zwar lange unei-
nig geweſen, indem einige ſie nur zu 6 Zoll, andere zu 12 Zoll haben wollten.
Entfernung
der Reihen.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/127>, abgerufen am 03.03.2025.
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