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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Drillkultur.
nommen habe, nie Gerste, worunter Klee gesäet werden soll, zu drillen. Die
Winterung kann zwar auf die einfurchig umgebrochene Kleestoppel gedrillt werden,
wenn der Umbruch gehörig geschah und sich hinlänglich gesetzt hatte. Aber etwas
sind doch die Kleewurzeln der Maschine im Wege, und das Drillen geht nicht
so leicht, als im reinen Acker. Durch den Schnittpflug kann indessen dieses Hin-
derniß gehoben werden. Uebrigens hält dieses Wirthschaftssystem den Acker ohne-
hin mürbe und rein genug, so daß der Unterschied zwischen gedrillten und unge-
drillten Ernten dabei nicht so groß seyn wird, wie bei einem ununterbrochenen
Getreidebau, wo es die Stelle der Brache und des Behackens, freilich unvoll-
kommen, vertritt.

§. 114.

Vortheile der
Drillkultur.
Der Vortheil des eigentlichen Drillsäens besteht nur darin, daß das Saa-
msnkorn gerade so tief gelegt werden kann, als es seine Natur und die Beschaf-
fenheit des Vodens und der Witterung erfordert, (was durch die Stellung der
Maschine und durch mehr oder minderes Aufdrücken auf die Sterzen bewirkt
werden kann), und daß daher jedes gesunde Korn zum Keimen kommt. Dies
würde aber vielleicht das Ueble der stärkeren Zusammendrängung der Körner in
den Reihen nicht überwiegen, und so ist es eigentlich das Behacken, was dem
Drillen, nach den unzähligen damit angestellten comparativen Versuchen, einen
beträchtlichen und unwiedersprechlichen Vorzug vor dem Breitsäen in Ansehung
des Körnerertrages giebt. Jedermann kennt die große Wirkung, welche die Auf-
lockerung der Kruste, womit der Erdboden immer überzogen wird, auf die Ve-
getation aller Pflanzen hat. Man hatte diese Wirkung bisher aber nur beim
Gartenbau beachtet, aber beim Feldbau nur selten etwas vorgenommen, um sie
hervorzubringen. Insbesondere ist sie groß, wenn im Frühjahr die im Winter
erzeugte Borke gebrochen, zerkrümelt, und dadurch die Verbindung der At-
mosphäre mit der Erde wieder hergestellt wird. Deshalb ist auch die Wirkung
dieser Kulturart auf das Wintergetreide um vieles größer und auffallender, als
auf das Sommergetreide, besonders auf dasjenige, welches wie die vierzeilige
Gerste nur eine kurze Vegetationsperiode hat, während welcher der Boden sich
nicht so sehr verschließen kann. Die stärkste Wirkung bemerkt man im Durch-
schnitt beim Weizen, theils weil dessen Vegetationsperiode die längste ist, theils

Drillkultur.
nommen habe, nie Gerſte, worunter Klee geſaͤet werden ſoll, zu drillen. Die
Winterung kann zwar auf die einfurchig umgebrochene Kleeſtoppel gedrillt werden,
wenn der Umbruch gehoͤrig geſchah und ſich hinlaͤnglich geſetzt hatte. Aber etwas
ſind doch die Kleewurzeln der Maſchine im Wege, und das Drillen geht nicht
ſo leicht, als im reinen Acker. Durch den Schnittpflug kann indeſſen dieſes Hin-
derniß gehoben werden. Uebrigens haͤlt dieſes Wirthſchaftsſyſtem den Acker ohne-
hin muͤrbe und rein genug, ſo daß der Unterſchied zwiſchen gedrillten und unge-
drillten Ernten dabei nicht ſo groß ſeyn wird, wie bei einem ununterbrochenen
Getreidebau, wo es die Stelle der Brache und des Behackens, freilich unvoll-
kommen, vertritt.

§. 114.

Vortheile der
Drillkultur.
Der Vortheil des eigentlichen Drillſaͤens beſteht nur darin, daß das Saa-
msnkorn gerade ſo tief gelegt werden kann, als es ſeine Natur und die Beſchaf-
fenheit des Vodens und der Witterung erfordert, (was durch die Stellung der
Maſchine und durch mehr oder minderes Aufdruͤcken auf die Sterzen bewirkt
werden kann), und daß daher jedes geſunde Korn zum Keimen kommt. Dies
wuͤrde aber vielleicht das Ueble der ſtaͤrkeren Zuſammendraͤngung der Koͤrner in
den Reihen nicht uͤberwiegen, und ſo iſt es eigentlich das Behacken, was dem
Drillen, nach den unzaͤhligen damit angeſtellten comparativen Verſuchen, einen
betraͤchtlichen und unwiederſprechlichen Vorzug vor dem Breitſaͤen in Anſehung
des Koͤrnerertrages giebt. Jedermann kennt die große Wirkung, welche die Auf-
lockerung der Kruſte, womit der Erdboden immer uͤberzogen wird, auf die Ve-
getation aller Pflanzen hat. Man hatte dieſe Wirkung bisher aber nur beim
Gartenbau beachtet, aber beim Feldbau nur ſelten etwas vorgenommen, um ſie
hervorzubringen. Insbeſondere iſt ſie groß, wenn im Fruͤhjahr die im Winter
erzeugte Borke gebrochen, zerkruͤmelt, und dadurch die Verbindung der At-
mosphaͤre mit der Erde wieder hergeſtellt wird. Deshalb iſt auch die Wirkung
dieſer Kulturart auf das Wintergetreide um vieles groͤßer und auffallender, als
auf das Sommergetreide, beſonders auf dasjenige, welches wie die vierzeilige
Gerſte nur eine kurze Vegetationsperiode hat, waͤhrend welcher der Boden ſich
nicht ſo ſehr verſchließen kann. Die ſtaͤrkſte Wirkung bemerkt man im Durch-
ſchnitt beim Weizen, theils weil deſſen Vegetationsperiode die laͤngſte iſt, theils

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[102/0126] Drillkultur. nommen habe, nie Gerſte, worunter Klee geſaͤet werden ſoll, zu drillen. Die Winterung kann zwar auf die einfurchig umgebrochene Kleeſtoppel gedrillt werden, wenn der Umbruch gehoͤrig geſchah und ſich hinlaͤnglich geſetzt hatte. Aber etwas ſind doch die Kleewurzeln der Maſchine im Wege, und das Drillen geht nicht ſo leicht, als im reinen Acker. Durch den Schnittpflug kann indeſſen dieſes Hin- derniß gehoben werden. Uebrigens haͤlt dieſes Wirthſchaftsſyſtem den Acker ohne- hin muͤrbe und rein genug, ſo daß der Unterſchied zwiſchen gedrillten und unge- drillten Ernten dabei nicht ſo groß ſeyn wird, wie bei einem ununterbrochenen Getreidebau, wo es die Stelle der Brache und des Behackens, freilich unvoll- kommen, vertritt. §. 114. Der Vortheil des eigentlichen Drillſaͤens beſteht nur darin, daß das Saa- msnkorn gerade ſo tief gelegt werden kann, als es ſeine Natur und die Beſchaf- fenheit des Vodens und der Witterung erfordert, (was durch die Stellung der Maſchine und durch mehr oder minderes Aufdruͤcken auf die Sterzen bewirkt werden kann), und daß daher jedes geſunde Korn zum Keimen kommt. Dies wuͤrde aber vielleicht das Ueble der ſtaͤrkeren Zuſammendraͤngung der Koͤrner in den Reihen nicht uͤberwiegen, und ſo iſt es eigentlich das Behacken, was dem Drillen, nach den unzaͤhligen damit angeſtellten comparativen Verſuchen, einen betraͤchtlichen und unwiederſprechlichen Vorzug vor dem Breitſaͤen in Anſehung des Koͤrnerertrages giebt. Jedermann kennt die große Wirkung, welche die Auf- lockerung der Kruſte, womit der Erdboden immer uͤberzogen wird, auf die Ve- getation aller Pflanzen hat. Man hatte dieſe Wirkung bisher aber nur beim Gartenbau beachtet, aber beim Feldbau nur ſelten etwas vorgenommen, um ſie hervorzubringen. Insbeſondere iſt ſie groß, wenn im Fruͤhjahr die im Winter erzeugte Borke gebrochen, zerkruͤmelt, und dadurch die Verbindung der At- mosphaͤre mit der Erde wieder hergeſtellt wird. Deshalb iſt auch die Wirkung dieſer Kulturart auf das Wintergetreide um vieles groͤßer und auffallender, als auf das Sommergetreide, beſonders auf dasjenige, welches wie die vierzeilige Gerſte nur eine kurze Vegetationsperiode hat, waͤhrend welcher der Boden ſich nicht ſo ſehr verſchließen kann. Die ſtaͤrkſte Wirkung bemerkt man im Durch- ſchnitt beim Weizen, theils weil deſſen Vegetationsperiode die laͤngſte iſt, theils Vortheile der Drillkultur.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/126>, abgerufen am 24.11.2024.