Ihre Aehre ist lanzettförmig, hat zwei Reihen, die starke Grannen haben und weit vom Aehrenstengel abstehen.
Sie bestaudet sich stark, muß deshalb dünne gesäet und in allen Stücken wie die große zweizeilige Gerste behandelt werden.
Einen Vorzug vor dieser kann ich ihr nach meinen Versuchen nicht beimes- sen, es sey denn, daß sie sich ihres niedrigen und starken Strohes wegen auf sehr reichem Boden nicht lagere, auf welchem ich jedoch immer die Himmels- gerste vorziehen würde.
Daß ihr Korn eine besondere Aehnlichkeit mit dem Reiß habe, bemerke ich auf keine Weise.
Der Hafer, Avena sativa.
§. 97.
Unter diesem botanischen Namen wird ein Theil der Abarten begriffen, dieArten und Abarten. wir von diesem Getreide haben und anbauen. Sie unterscheiden sich hauptsäch- lich in weiß- und schwarzkörnige.
Zu ersteren gehört:
1) der gewöhnliche glatte Hafer oder Märzhafer, der am häufigsten ge- bauet wird, und auf dem Boden, welchen man den Hafer gewöhnlich einräumt, auch wohl der sicherste ist.
2) Der schwere, bei uns englischer, von den Engländern aber polni- scher oder spanischer genannte. Er zeichnet sich durch einen stärkern Halm und Blatt, durch größere Rispen und stärkere Körner aus, wenn er auf den ihm angemessenen Boden kommt. Auf feuchtem morigen Boden wird er zwar groß, aber sehr grobhülsigt und nicht schwer. Man soll ihn auch als Winter- hafer bauen können; ich weiß aber keine bestimmte Erfahrung davon.
3) Der Klumphafer, welcher zuweilen, aber nicht immer, drei reife Kör- ner in einem Balge hat, aber darum nicht einträglicher zu seyn scheint. Die Botaniker unterscheiden ihn als eine besondere Spezies unter dem Namen A. trisperma.
Vierter Theil. M
Die Gerſte.
Ihre Aehre iſt lanzettfoͤrmig, hat zwei Reihen, die ſtarke Grannen haben und weit vom Aehrenſtengel abſtehen.
Sie beſtaudet ſich ſtark, muß deshalb duͤnne geſaͤet und in allen Stuͤcken wie die große zweizeilige Gerſte behandelt werden.
Einen Vorzug vor dieſer kann ich ihr nach meinen Verſuchen nicht beimeſ- ſen, es ſey denn, daß ſie ſich ihres niedrigen und ſtarken Strohes wegen auf ſehr reichem Boden nicht lagere, auf welchem ich jedoch immer die Himmels- gerſte vorziehen wuͤrde.
Daß ihr Korn eine beſondere Aehnlichkeit mit dem Reiß habe, bemerke ich auf keine Weiſe.
Der Hafer, Avena sativa.
§. 97.
Unter dieſem botaniſchen Namen wird ein Theil der Abarten begriffen, dieArten und Abarten. wir von dieſem Getreide haben und anbauen. Sie unterſcheiden ſich hauptſaͤch- lich in weiß- und ſchwarzkoͤrnige.
Zu erſteren gehoͤrt:
1) der gewoͤhnliche glatte Hafer oder Maͤrzhafer, der am haͤufigſten ge- bauet wird, und auf dem Boden, welchen man den Hafer gewoͤhnlich einraͤumt, auch wohl der ſicherſte iſt.
2) Der ſchwere, bei uns engliſcher, von den Englaͤndern aber polni- ſcher oder ſpaniſcher genannte. Er zeichnet ſich durch einen ſtaͤrkern Halm und Blatt, durch groͤßere Rispen und ſtaͤrkere Koͤrner aus, wenn er auf den ihm angemeſſenen Boden kommt. Auf feuchtem morigen Boden wird er zwar groß, aber ſehr grobhuͤlſigt und nicht ſchwer. Man ſoll ihn auch als Winter- hafer bauen koͤnnen; ich weiß aber keine beſtimmte Erfahrung davon.
3) Der Klumphafer, welcher zuweilen, aber nicht immer, drei reife Koͤr- ner in einem Balge hat, aber darum nicht eintraͤglicher zu ſeyn ſcheint. Die Botaniker unterſcheiden ihn als eine beſondere Spezies unter dem Namen A. trisperma.
Vierter Theil. M
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Die Gerſte.
Ihre Aehre iſt lanzettfoͤrmig, hat zwei Reihen, die ſtarke Grannen haben
und weit vom Aehrenſtengel abſtehen.
Sie beſtaudet ſich ſtark, muß deshalb duͤnne geſaͤet und in allen Stuͤcken
wie die große zweizeilige Gerſte behandelt werden.
Einen Vorzug vor dieſer kann ich ihr nach meinen Verſuchen nicht beimeſ-
ſen, es ſey denn, daß ſie ſich ihres niedrigen und ſtarken Strohes wegen auf
ſehr reichem Boden nicht lagere, auf welchem ich jedoch immer die Himmels-
gerſte vorziehen wuͤrde.
Daß ihr Korn eine beſondere Aehnlichkeit mit dem Reiß habe, bemerke ich
auf keine Weiſe.
Der Hafer, Avena sativa.
§. 97.
Unter dieſem botaniſchen Namen wird ein Theil der Abarten begriffen, die
wir von dieſem Getreide haben und anbauen. Sie unterſcheiden ſich hauptſaͤch-
lich in weiß- und ſchwarzkoͤrnige.
Arten und
Abarten.
Zu erſteren gehoͤrt:
1) der gewoͤhnliche glatte Hafer oder Maͤrzhafer, der am haͤufigſten ge-
bauet wird, und auf dem Boden, welchen man den Hafer gewoͤhnlich einraͤumt,
auch wohl der ſicherſte iſt.
2) Der ſchwere, bei uns engliſcher, von den Englaͤndern aber polni-
ſcher oder ſpaniſcher genannte. Er zeichnet ſich durch einen ſtaͤrkern Halm
und Blatt, durch groͤßere Rispen und ſtaͤrkere Koͤrner aus, wenn er auf den
ihm angemeſſenen Boden kommt. Auf feuchtem morigen Boden wird er zwar
groß, aber ſehr grobhuͤlſigt und nicht ſchwer. Man ſoll ihn auch als Winter-
hafer bauen koͤnnen; ich weiß aber keine beſtimmte Erfahrung davon.
3) Der Klumphafer, welcher zuweilen, aber nicht immer, drei reife Koͤr-
ner in einem Balge hat, aber darum nicht eintraͤglicher zu ſeyn ſcheint. Die
Botaniker unterſcheiden ihn als eine beſondere Spezies unter dem Namen A.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/113>, abgerufen am 22.02.2025.
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