Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Ackerwerkzeuge.

Es ist klar, daß ein solcher doppelter Pflug die doppelte Zugkraft gegen einen
einfachen von gleicher Konstruktion erfordere, und nur in dem Falle, wo man eine
überflüssige Zugkraft mit dem einfachen Pfluge verschwendet, kann der doppelte eine
Ersparung darin bewirken. Dies ist nun freilich nicht selten der Fall. Wenn aber
ein solcher Doppelpflug, wie doch mehrentheils nöthig ist, statt zwei Pferden vier
erfordert, so ist auf keine Weise Ersparung dabei, indem man nun ebenfalls zwei
Menschen, den einen als Führer des Viehes, den andern zum Halten des Pfluges,
gebraucht. Außerdem habe ich an dem von mir gebrauchten, sonst sehr gut konstruir-
ten Doppelpfluge, manches auszusetzen gefunden. Er ist sehr schwer bei der Wen-
dung, läßt sich übel ins Land einsetzen, auf hartem Boden wohl gar nicht, und drängt
sich wegen der auf beiden Streichbrettern ruhenden Last von Erde nach der linken
Seite herüber, so daß er mit aller Kraft des rechten Arms an der rechten Seite nicht
niedergehalten werden kann, und somit der rechte Pflug nur flach einschneidet, und
leicht ganz aus dem Boden herausgeht. Ich habe deshalb diesen Pflug bald an die
Seite gesetzt. Eine Abbildung von dem Sommervillschen Doppelpfluge, wobei auch
die oben erwähnte Einrichtung mit dem überzubiegenden Streichbrette angebracht ist,
findet man auf der ersten Kupfertafel in Dicksons praktischem Ackerbau, I. Bd.

§. 124.

Rajolpflüge.Die Rajolpflüge haben dagegen zwei Pflugkörper, die in einer Richtung, das
heißt unter einander stehn, und wovon der obere gewöhnlich kleiner und schwächer
ist, als der untere und hintere. Der obere, welcher nur flach eingeht, schneidet
einen Streifen Erde ab, und schiebt ihn in den Grund der Furche; der zweite holt
einen Streifen tiefer herauf, und legt ihn über den vorigen her, so daß wirklich eine
ganz vollkommene Umwendung des Erdbodens dadurch bewirkt wird. Ich habe mit
einem Pfluge dieser Art, der in England mit möglichster Sorgfalt und mit einer bei-
nahe verschwenderisch scheinenden starken Verbindung der Theile durch eiserne Klam-
mern und Ketten verfertigt war, häufig arbeiten lassen, aber das höchste, wozu ich
im Boden von mittlerer Schwere eindringen konnte, waren 16 rheinländische Zoll.
Darüber hinaus schien das Instrument die zur Ueberwindung des Widerstandes nöthige
Zugkraft nicht aushalten zu wollen. Wenn ich überdem die Kosten dieses Instruments
und der Vorspannung berechnete, so ergab sich, daß ich dieselbe Wirkung durch das

Herauf-
Die Ackerwerkzeuge.

Es iſt klar, daß ein ſolcher doppelter Pflug die doppelte Zugkraft gegen einen
einfachen von gleicher Konſtruktion erfordere, und nur in dem Falle, wo man eine
uͤberfluͤſſige Zugkraft mit dem einfachen Pfluge verſchwendet, kann der doppelte eine
Erſparung darin bewirken. Dies iſt nun freilich nicht ſelten der Fall. Wenn aber
ein ſolcher Doppelpflug, wie doch mehrentheils noͤthig iſt, ſtatt zwei Pferden vier
erfordert, ſo iſt auf keine Weiſe Erſparung dabei, indem man nun ebenfalls zwei
Menſchen, den einen als Fuͤhrer des Viehes, den andern zum Halten des Pfluges,
gebraucht. Außerdem habe ich an dem von mir gebrauchten, ſonſt ſehr gut konſtruir-
ten Doppelpfluge, manches auszuſetzen gefunden. Er iſt ſehr ſchwer bei der Wen-
dung, laͤßt ſich uͤbel ins Land einſetzen, auf hartem Boden wohl gar nicht, und draͤngt
ſich wegen der auf beiden Streichbrettern ruhenden Laſt von Erde nach der linken
Seite heruͤber, ſo daß er mit aller Kraft des rechten Arms an der rechten Seite nicht
niedergehalten werden kann, und ſomit der rechte Pflug nur flach einſchneidet, und
leicht ganz aus dem Boden herausgeht. Ich habe deshalb dieſen Pflug bald an die
Seite geſetzt. Eine Abbildung von dem Sommervillſchen Doppelpfluge, wobei auch
die oben erwaͤhnte Einrichtung mit dem uͤberzubiegenden Streichbrette angebracht iſt,
findet man auf der erſten Kupfertafel in Dickſons praktiſchem Ackerbau, I. Bd.

§. 124.

Rajolpfluͤge.Die Rajolpfluͤge haben dagegen zwei Pflugkoͤrper, die in einer Richtung, das
heißt unter einander ſtehn, und wovon der obere gewoͤhnlich kleiner und ſchwaͤcher
iſt, als der untere und hintere. Der obere, welcher nur flach eingeht, ſchneidet
einen Streifen Erde ab, und ſchiebt ihn in den Grund der Furche; der zweite holt
einen Streifen tiefer herauf, und legt ihn uͤber den vorigen her, ſo daß wirklich eine
ganz vollkommene Umwendung des Erdbodens dadurch bewirkt wird. Ich habe mit
einem Pfluge dieſer Art, der in England mit moͤglichſter Sorgfalt und mit einer bei-
nahe verſchwenderiſch ſcheinenden ſtarken Verbindung der Theile durch eiſerne Klam-
mern und Ketten verfertigt war, haͤufig arbeiten laſſen, aber das hoͤchſte, wozu ich
im Boden von mittlerer Schwere eindringen konnte, waren 16 rheinlaͤndiſche Zoll.
Daruͤber hinaus ſchien das Inſtrument die zur Ueberwindung des Widerſtandes noͤthige
Zugkraft nicht aushalten zu wollen. Wenn ich uͤberdem die Koſten dieſes Inſtruments
und der Vorſpannung berechnete, ſo ergab ſich, daß ich dieſelbe Wirkung durch das

Herauf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0062" n="40"/>
              <fw place="top" type="header">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t klar, daß ein &#x017F;olcher doppelter Pflug die doppelte Zugkraft gegen einen<lb/>
einfachen von gleicher Kon&#x017F;truktion erfordere, und nur in dem Falle, wo man eine<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Zugkraft mit dem einfachen Pfluge ver&#x017F;chwendet, kann der doppelte eine<lb/>
Er&#x017F;parung darin bewirken. Dies i&#x017F;t nun freilich nicht &#x017F;elten der Fall. Wenn aber<lb/>
ein &#x017F;olcher Doppelpflug, wie doch mehrentheils no&#x0364;thig i&#x017F;t, &#x017F;tatt zwei Pferden vier<lb/>
erfordert, &#x017F;o i&#x017F;t auf keine Wei&#x017F;e Er&#x017F;parung dabei, indem man nun ebenfalls zwei<lb/>
Men&#x017F;chen, den einen als Fu&#x0364;hrer des Viehes, den andern zum Halten des Pfluges,<lb/>
gebraucht. Außerdem habe ich an dem von mir gebrauchten, &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr gut kon&#x017F;truir-<lb/>
ten Doppelpfluge, manches auszu&#x017F;etzen gefunden. Er i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;chwer bei der Wen-<lb/>
dung, la&#x0364;ßt &#x017F;ich u&#x0364;bel ins Land ein&#x017F;etzen, auf hartem Boden wohl gar nicht, und dra&#x0364;ngt<lb/>
&#x017F;ich wegen der auf beiden Streichbrettern ruhenden La&#x017F;t von Erde nach der linken<lb/>
Seite heru&#x0364;ber, &#x017F;o daß er mit aller Kraft des rechten Arms an der rechten Seite nicht<lb/>
niedergehalten werden kann, und &#x017F;omit der rechte Pflug nur flach ein&#x017F;chneidet, und<lb/>
leicht ganz aus dem Boden herausgeht. Ich habe deshalb die&#x017F;en Pflug bald an die<lb/>
Seite ge&#x017F;etzt. Eine Abbildung von dem Sommervill&#x017F;chen Doppelpfluge, wobei auch<lb/>
die oben erwa&#x0364;hnte Einrichtung mit dem u&#x0364;berzubiegenden Streichbrette angebracht i&#x017F;t,<lb/>
findet man auf der er&#x017F;ten Kupfertafel in <hi rendition="#g">Dick&#x017F;ons</hi> prakti&#x017F;chem Ackerbau, <hi rendition="#aq">I.</hi> Bd.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 124.</head><lb/>
              <p><note place="left">Rajolpflu&#x0364;ge.</note>Die Rajolpflu&#x0364;ge haben dagegen zwei Pflugko&#x0364;rper, die in einer Richtung, das<lb/>
heißt unter einander &#x017F;tehn, und wovon der obere gewo&#x0364;hnlich kleiner und &#x017F;chwa&#x0364;cher<lb/>
i&#x017F;t, als der untere und hintere. Der obere, welcher nur flach eingeht, &#x017F;chneidet<lb/>
einen Streifen Erde ab, und &#x017F;chiebt ihn in den Grund der Furche; der zweite holt<lb/>
einen Streifen tiefer herauf, und legt ihn u&#x0364;ber den vorigen her, &#x017F;o daß wirklich eine<lb/>
ganz vollkommene Umwendung des Erdbodens dadurch bewirkt wird. Ich habe mit<lb/>
einem Pfluge die&#x017F;er Art, der in England mit mo&#x0364;glich&#x017F;ter Sorgfalt und mit einer bei-<lb/>
nahe ver&#x017F;chwenderi&#x017F;ch &#x017F;cheinenden &#x017F;tarken Verbindung der Theile durch ei&#x017F;erne Klam-<lb/>
mern und Ketten verfertigt war, ha&#x0364;ufig arbeiten la&#x017F;&#x017F;en, aber das ho&#x0364;ch&#x017F;te, wozu ich<lb/>
im Boden von mittlerer Schwere eindringen konnte, waren 16 rheinla&#x0364;ndi&#x017F;che Zoll.<lb/>
Daru&#x0364;ber hinaus &#x017F;chien das In&#x017F;trument die zur Ueberwindung des Wider&#x017F;tandes no&#x0364;thige<lb/>
Zugkraft nicht aushalten zu wollen. Wenn ich u&#x0364;berdem die Ko&#x017F;ten die&#x017F;es In&#x017F;truments<lb/>
und der Vor&#x017F;pannung berechnete, &#x017F;o ergab &#x017F;ich, daß ich die&#x017F;elbe Wirkung durch das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herauf-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0062] Die Ackerwerkzeuge. Es iſt klar, daß ein ſolcher doppelter Pflug die doppelte Zugkraft gegen einen einfachen von gleicher Konſtruktion erfordere, und nur in dem Falle, wo man eine uͤberfluͤſſige Zugkraft mit dem einfachen Pfluge verſchwendet, kann der doppelte eine Erſparung darin bewirken. Dies iſt nun freilich nicht ſelten der Fall. Wenn aber ein ſolcher Doppelpflug, wie doch mehrentheils noͤthig iſt, ſtatt zwei Pferden vier erfordert, ſo iſt auf keine Weiſe Erſparung dabei, indem man nun ebenfalls zwei Menſchen, den einen als Fuͤhrer des Viehes, den andern zum Halten des Pfluges, gebraucht. Außerdem habe ich an dem von mir gebrauchten, ſonſt ſehr gut konſtruir- ten Doppelpfluge, manches auszuſetzen gefunden. Er iſt ſehr ſchwer bei der Wen- dung, laͤßt ſich uͤbel ins Land einſetzen, auf hartem Boden wohl gar nicht, und draͤngt ſich wegen der auf beiden Streichbrettern ruhenden Laſt von Erde nach der linken Seite heruͤber, ſo daß er mit aller Kraft des rechten Arms an der rechten Seite nicht niedergehalten werden kann, und ſomit der rechte Pflug nur flach einſchneidet, und leicht ganz aus dem Boden herausgeht. Ich habe deshalb dieſen Pflug bald an die Seite geſetzt. Eine Abbildung von dem Sommervillſchen Doppelpfluge, wobei auch die oben erwaͤhnte Einrichtung mit dem uͤberzubiegenden Streichbrette angebracht iſt, findet man auf der erſten Kupfertafel in Dickſons praktiſchem Ackerbau, I. Bd. §. 124. Die Rajolpfluͤge haben dagegen zwei Pflugkoͤrper, die in einer Richtung, das heißt unter einander ſtehn, und wovon der obere gewoͤhnlich kleiner und ſchwaͤcher iſt, als der untere und hintere. Der obere, welcher nur flach eingeht, ſchneidet einen Streifen Erde ab, und ſchiebt ihn in den Grund der Furche; der zweite holt einen Streifen tiefer herauf, und legt ihn uͤber den vorigen her, ſo daß wirklich eine ganz vollkommene Umwendung des Erdbodens dadurch bewirkt wird. Ich habe mit einem Pfluge dieſer Art, der in England mit moͤglichſter Sorgfalt und mit einer bei- nahe verſchwenderiſch ſcheinenden ſtarken Verbindung der Theile durch eiſerne Klam- mern und Ketten verfertigt war, haͤufig arbeiten laſſen, aber das hoͤchſte, wozu ich im Boden von mittlerer Schwere eindringen konnte, waren 16 rheinlaͤndiſche Zoll. Daruͤber hinaus ſchien das Inſtrument die zur Ueberwindung des Widerſtandes noͤthige Zugkraft nicht aushalten zu wollen. Wenn ich uͤberdem die Koſten dieſes Inſtruments und der Vorſpannung berechnete, ſo ergab ſich, daß ich dieſelbe Wirkung durch das Herauf- Rajolpfluͤge.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/62
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/62>, abgerufen am 24.11.2024.