Auch hinter dem Pflugkörper hat man ein Rädchen anbringen wollen, um da- durch die Friktion der Pflugsohle auf dem Boden der Furche zu vermindern. Die Unzweckmäßigkeit dieser Künstelei leuchtet von selbst ein.
Noch hat man ein Rad von eisernen Speichen ohne Felgen auf der Seite des Streichbretts, dessen Axe durch dieses hindurchging, und mit dem andern Ende in die linke Sterze faßte, am Pfluge angebracht. Die Speichen waren unten schaufel- förmig, und man wollte dadurch eine Zerkleinerung des umgeworfenen Streifens be- wirken. Auf losem sandigem Boden spielte dies Rad allerdings mit dem Sande, und schaufelte ihn herum. Es war aber schon hier mit einer sehr vermehrten Friktion ver- bunden, und der Pflug mußte stark auf die rechte Seite gedrückt werden, damit er sich nicht überlehnte. Auf zäherem Boden, wo dieses eigentlich nur von Nutzen seyn könnte, ging es durchaus nicht.
§. 121.
Unter verschiedenen andern Künsteleien, die man an dem Pfluge angebracht hat,Mehrere Zu- sätze am Pfluge. erwähne ich nur der folgenden:
Weil das Umlegen einer zähen Grasnarbe nicht immer vollständig bewirkt wird, sondern solche auf der Kante stehen bleibt, so hat man dem hinteren Theile des Streichbrettes, da, wo es sich über die Erde erhebt, eine Beweglichkeit gegeben, oder vielmehr mittelst eines Charniers noch ein dreieckiges Stück angehangen, welches man vermittelst einer Schraube vorwärts bringen kann, so daß es ganz überstehe, und den Streifen völlig herumstreiche. Man hat es vorzüglich an den Doppelpflügen, wovon wir reden werden, angebracht, aber auch an den einfachen empfohlen. Daß es diesen Nutzen leisten könne, natürlich mit sehr vermehrter Friktion und unter einem beständig nöthigem Gegendrucke auf die rechte Seite, hat keinen Zweifel. Indessen frägt es sich, ob es nicht rathsamer sey, in solchen Fällen diesen Zweck durch einen dem Pfluge nachfolgenden Menschen, der die aufstehenden Streifen herumdrückt, zu erreichen, eher man sich zu dieser künstlichen und wohl immer sehr wandelbaren Zu- sammensetzung des Streichbretts entschließt.
Etwas ähnliches bewirkt der in Belgien gebräuchliche Streichhaaken, welcher aus einem Brette besteht, woran eine Stange von zähem Holze befindlich ist, und wel- chen man mittelst eines Haakens in ein Ohr hinter dem Streichbrette anhängt. Ein Kerl faßt die Stange, und stellt sich so, daß der Streichhaaken mit dem Streichbrette
Die Ackerwerkzeuge.
Auch hinter dem Pflugkoͤrper hat man ein Raͤdchen anbringen wollen, um da- durch die Friktion der Pflugſohle auf dem Boden der Furche zu vermindern. Die Unzweckmaͤßigkeit dieſer Kuͤnſtelei leuchtet von ſelbſt ein.
Noch hat man ein Rad von eiſernen Speichen ohne Felgen auf der Seite des Streichbretts, deſſen Axe durch dieſes hindurchging, und mit dem andern Ende in die linke Sterze faßte, am Pfluge angebracht. Die Speichen waren unten ſchaufel- foͤrmig, und man wollte dadurch eine Zerkleinerung des umgeworfenen Streifens be- wirken. Auf loſem ſandigem Boden ſpielte dies Rad allerdings mit dem Sande, und ſchaufelte ihn herum. Es war aber ſchon hier mit einer ſehr vermehrten Friktion ver- bunden, und der Pflug mußte ſtark auf die rechte Seite gedruͤckt werden, damit er ſich nicht uͤberlehnte. Auf zaͤherem Boden, wo dieſes eigentlich nur von Nutzen ſeyn koͤnnte, ging es durchaus nicht.
§. 121.
Unter verſchiedenen andern Kuͤnſteleien, die man an dem Pfluge angebracht hat,Mehrere Zu- ſaͤtze am Pfluge. erwaͤhne ich nur der folgenden:
Weil das Umlegen einer zaͤhen Grasnarbe nicht immer vollſtaͤndig bewirkt wird, ſondern ſolche auf der Kante ſtehen bleibt, ſo hat man dem hinteren Theile des Streichbrettes, da, wo es ſich uͤber die Erde erhebt, eine Beweglichkeit gegeben, oder vielmehr mittelſt eines Charniers noch ein dreieckiges Stuͤck angehangen, welches man vermittelſt einer Schraube vorwaͤrts bringen kann, ſo daß es ganz uͤberſtehe, und den Streifen voͤllig herumſtreiche. Man hat es vorzuͤglich an den Doppelpfluͤgen, wovon wir reden werden, angebracht, aber auch an den einfachen empfohlen. Daß es dieſen Nutzen leiſten koͤnne, natuͤrlich mit ſehr vermehrter Friktion und unter einem beſtaͤndig noͤthigem Gegendrucke auf die rechte Seite, hat keinen Zweifel. Indeſſen fraͤgt es ſich, ob es nicht rathſamer ſey, in ſolchen Faͤllen dieſen Zweck durch einen dem Pfluge nachfolgenden Menſchen, der die aufſtehenden Streifen herumdruͤckt, zu erreichen, eher man ſich zu dieſer kuͤnſtlichen und wohl immer ſehr wandelbaren Zu- ſammenſetzung des Streichbretts entſchließt.
Etwas aͤhnliches bewirkt der in Belgien gebraͤuchliche Streichhaaken, welcher aus einem Brette beſteht, woran eine Stange von zaͤhem Holze befindlich iſt, und wel- chen man mittelſt eines Haakens in ein Ohr hinter dem Streichbrette anhaͤngt. Ein Kerl faßt die Stange, und ſtellt ſich ſo, daß der Streichhaaken mit dem Streichbrette
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbn="37"facs="#f0059"/><fwtype="header"place="top">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/><p>Auch hinter dem Pflugkoͤrper hat man ein Raͤdchen anbringen wollen, um da-<lb/>
durch die Friktion der Pflugſohle auf dem Boden der Furche zu vermindern. Die<lb/>
Unzweckmaͤßigkeit dieſer Kuͤnſtelei leuchtet von ſelbſt ein.</p><lb/><p>Noch hat man ein Rad von eiſernen Speichen ohne Felgen auf der Seite des<lb/>
Streichbretts, deſſen Axe durch dieſes hindurchging, und mit dem andern Ende in<lb/>
die linke Sterze faßte, am Pfluge angebracht. Die Speichen waren unten ſchaufel-<lb/>
foͤrmig, und man wollte dadurch eine Zerkleinerung des umgeworfenen Streifens be-<lb/>
wirken. Auf loſem ſandigem Boden ſpielte dies Rad allerdings mit dem Sande, und<lb/>ſchaufelte ihn herum. Es war aber ſchon hier mit einer ſehr vermehrten Friktion ver-<lb/>
bunden, und der Pflug mußte ſtark auf die rechte Seite gedruͤckt werden, damit er<lb/>ſich nicht uͤberlehnte. Auf zaͤherem Boden, wo dieſes eigentlich nur von Nutzen ſeyn<lb/>
koͤnnte, ging es durchaus nicht.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 121.</head><lb/><p>Unter verſchiedenen andern Kuͤnſteleien, die man an dem Pfluge angebracht hat,<noteplace="right">Mehrere Zu-<lb/>ſaͤtze am<lb/>
Pfluge.</note><lb/>
erwaͤhne ich nur der folgenden:</p><lb/><p>Weil das Umlegen einer zaͤhen Grasnarbe nicht immer vollſtaͤndig bewirkt wird,<lb/>ſondern ſolche auf der Kante ſtehen bleibt, ſo hat man dem hinteren Theile des<lb/>
Streichbrettes, da, wo es ſich uͤber die Erde erhebt, eine Beweglichkeit gegeben,<lb/>
oder vielmehr mittelſt eines Charniers noch ein dreieckiges Stuͤck angehangen, welches<lb/>
man vermittelſt einer Schraube vorwaͤrts bringen kann, ſo daß es ganz uͤberſtehe, und<lb/>
den Streifen voͤllig herumſtreiche. Man hat es vorzuͤglich an den Doppelpfluͤgen,<lb/>
wovon wir reden werden, angebracht, aber auch an den einfachen empfohlen. Daß<lb/>
es dieſen Nutzen leiſten koͤnne, natuͤrlich mit ſehr vermehrter Friktion und unter einem<lb/>
beſtaͤndig noͤthigem Gegendrucke auf die rechte Seite, hat keinen Zweifel. Indeſſen<lb/>
fraͤgt es ſich, ob es nicht rathſamer ſey, in ſolchen Faͤllen dieſen Zweck durch einen<lb/>
dem Pfluge nachfolgenden Menſchen, der die aufſtehenden Streifen herumdruͤckt,<lb/>
zu erreichen, eher man ſich zu dieſer kuͤnſtlichen und wohl immer ſehr wandelbaren Zu-<lb/>ſammenſetzung des Streichbretts entſchließt.</p><lb/><p>Etwas aͤhnliches bewirkt der in Belgien gebraͤuchliche Streichhaaken, welcher aus<lb/>
einem Brette beſteht, woran eine Stange von zaͤhem Holze befindlich iſt, und wel-<lb/>
chen man mittelſt eines Haakens in ein Ohr hinter dem Streichbrette anhaͤngt. Ein<lb/>
Kerl faßt die Stange, und ſtellt ſich ſo, daß der Streichhaaken mit dem Streichbrette<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[37/0059]
Die Ackerwerkzeuge.
Auch hinter dem Pflugkoͤrper hat man ein Raͤdchen anbringen wollen, um da-
durch die Friktion der Pflugſohle auf dem Boden der Furche zu vermindern. Die
Unzweckmaͤßigkeit dieſer Kuͤnſtelei leuchtet von ſelbſt ein.
Noch hat man ein Rad von eiſernen Speichen ohne Felgen auf der Seite des
Streichbretts, deſſen Axe durch dieſes hindurchging, und mit dem andern Ende in
die linke Sterze faßte, am Pfluge angebracht. Die Speichen waren unten ſchaufel-
foͤrmig, und man wollte dadurch eine Zerkleinerung des umgeworfenen Streifens be-
wirken. Auf loſem ſandigem Boden ſpielte dies Rad allerdings mit dem Sande, und
ſchaufelte ihn herum. Es war aber ſchon hier mit einer ſehr vermehrten Friktion ver-
bunden, und der Pflug mußte ſtark auf die rechte Seite gedruͤckt werden, damit er
ſich nicht uͤberlehnte. Auf zaͤherem Boden, wo dieſes eigentlich nur von Nutzen ſeyn
koͤnnte, ging es durchaus nicht.
§. 121.
Unter verſchiedenen andern Kuͤnſteleien, die man an dem Pfluge angebracht hat,
erwaͤhne ich nur der folgenden:
Mehrere Zu-
ſaͤtze am
Pfluge.
Weil das Umlegen einer zaͤhen Grasnarbe nicht immer vollſtaͤndig bewirkt wird,
ſondern ſolche auf der Kante ſtehen bleibt, ſo hat man dem hinteren Theile des
Streichbrettes, da, wo es ſich uͤber die Erde erhebt, eine Beweglichkeit gegeben,
oder vielmehr mittelſt eines Charniers noch ein dreieckiges Stuͤck angehangen, welches
man vermittelſt einer Schraube vorwaͤrts bringen kann, ſo daß es ganz uͤberſtehe, und
den Streifen voͤllig herumſtreiche. Man hat es vorzuͤglich an den Doppelpfluͤgen,
wovon wir reden werden, angebracht, aber auch an den einfachen empfohlen. Daß
es dieſen Nutzen leiſten koͤnne, natuͤrlich mit ſehr vermehrter Friktion und unter einem
beſtaͤndig noͤthigem Gegendrucke auf die rechte Seite, hat keinen Zweifel. Indeſſen
fraͤgt es ſich, ob es nicht rathſamer ſey, in ſolchen Faͤllen dieſen Zweck durch einen
dem Pfluge nachfolgenden Menſchen, der die aufſtehenden Streifen herumdruͤckt,
zu erreichen, eher man ſich zu dieſer kuͤnſtlichen und wohl immer ſehr wandelbaren Zu-
ſammenſetzung des Streichbretts entſchließt.
Etwas aͤhnliches bewirkt der in Belgien gebraͤuchliche Streichhaaken, welcher aus
einem Brette beſteht, woran eine Stange von zaͤhem Holze befindlich iſt, und wel-
chen man mittelſt eines Haakens in ein Ohr hinter dem Streichbrette anhaͤngt. Ein
Kerl faßt die Stange, und ſtellt ſich ſo, daß der Streichhaaken mit dem Streichbrette
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/59>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.