Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ackerwerkzeuge.
schleppen, richtet ihn an der Stelle mit dem Sterzen wieder auf, hebt ihn bei dem
Einsetzen sehr wenig und läßt ihn dann seinen Gang fortgehen.

§. 117.

Stellung des
Pfluges.
Der Pflug muß gestellt werden können zu breitern oder schmalern, und zu tiefe-
ren oder flacheren Furchen. Diese Stellung geschieht an der Spitze des Baums.
Sie wird bei dem Räderpfluge auf eine ganz verschiedene Weise, wie bei dem räder-
losen bewirkt.

Bei ersterm kann die Erhöhung oder Vertiefung des Pfluges, wie oben gesagt,
schon dadurch bewirkt werden, daß der Pflugbaum verkürzet oder verlängert wird,
d. h. in Hinsicht des Punkts, womit er auf dem Vorgestelle ruht, und zu dem Ende
sind in diesem Baume die verschiedenen Vorsteckelöcher angebracht. Da diese Stel-
lung aber bloß hierdurch nicht so genau getroffen werden kann, wie es oftmals nöthig
ist, so liegt auf dem Rumpfe des Pfluges mehrentheils eine sogenannte Lichte,
welche gehoben werden kann, und wodurch der Ruhepunkt des Pfluges herauf oder
herunter gebracht wird. Sie ist auf mannigfaltige Weise eingerichtet, und feinerer
oder gröberer Bewegungen fähig, je nachdem der Räderpflug überhaupt mehr oder
minder verfeinert ist. Auf dieser Lichte kann auch der Pflug bei manchen Einrichtun-
gen seitwärts mehr ins Land oder mehr aus dem Lande heraus, zu schmalern oder brei-
tern Furchen gestellt werden. Wird nämlich der Pflugbaum mehr auf die rechte Seite
gelegt, so bekommt das Schaar seine Tendenz nach der Furche; wird er links gelegt,
nach dem festen Lande hin. Jedoch muß, um breitere oder schmalere Furchen zu ma-
chen, zugleich eine Veränderung an dem Zugpunkte des Vorgestelles vorgenommen
werden, und dies geschieht vermittelst des sogenannten Gezüngs oder der Leyer,
indem durch die damit vorzunehmende Veränderung der Mittelpunkt des Zuges und
des Vorgestelles nach der rechten oder linken Seite mehr hingebracht werden kann.
Die Vorrichtungen dazu sind mannigfaltig, aber so unbedeutend, daß sie keiner ge-
nauern Beschreibung werth sind. Die einfachste ist ohne Zweifel die beste, und diese
findet sich an den in meiner Ausgabe des Dickson Tafel 1. abgebildeten Norfolk-
schen Pfluge, welcher unter den Räderpflügen, die mir bekannt sind, überhaupt wol
der vollkommenste ist. Die Leyer ist hier von Eisen, und dadurch freilich etwas kost-
barer. Wenn man aber auf ihre Haltbarkeit Rücksicht nimmt, und auf das leichte

Die Ackerwerkzeuge.
ſchleppen, richtet ihn an der Stelle mit dem Sterzen wieder auf, hebt ihn bei dem
Einſetzen ſehr wenig und laͤßt ihn dann ſeinen Gang fortgehen.

§. 117.

Stellung des
Pfluges.
Der Pflug muß geſtellt werden koͤnnen zu breitern oder ſchmalern, und zu tiefe-
ren oder flacheren Furchen. Dieſe Stellung geſchieht an der Spitze des Baums.
Sie wird bei dem Raͤderpfluge auf eine ganz verſchiedene Weiſe, wie bei dem raͤder-
loſen bewirkt.

Bei erſterm kann die Erhoͤhung oder Vertiefung des Pfluges, wie oben geſagt,
ſchon dadurch bewirkt werden, daß der Pflugbaum verkuͤrzet oder verlaͤngert wird,
d. h. in Hinſicht des Punkts, womit er auf dem Vorgeſtelle ruht, und zu dem Ende
ſind in dieſem Baume die verſchiedenen Vorſteckeloͤcher angebracht. Da dieſe Stel-
lung aber bloß hierdurch nicht ſo genau getroffen werden kann, wie es oftmals noͤthig
iſt, ſo liegt auf dem Rumpfe des Pfluges mehrentheils eine ſogenannte Lichte,
welche gehoben werden kann, und wodurch der Ruhepunkt des Pfluges herauf oder
herunter gebracht wird. Sie iſt auf mannigfaltige Weiſe eingerichtet, und feinerer
oder groͤberer Bewegungen faͤhig, je nachdem der Raͤderpflug uͤberhaupt mehr oder
minder verfeinert iſt. Auf dieſer Lichte kann auch der Pflug bei manchen Einrichtun-
gen ſeitwaͤrts mehr ins Land oder mehr aus dem Lande heraus, zu ſchmalern oder brei-
tern Furchen geſtellt werden. Wird naͤmlich der Pflugbaum mehr auf die rechte Seite
gelegt, ſo bekommt das Schaar ſeine Tendenz nach der Furche; wird er links gelegt,
nach dem feſten Lande hin. Jedoch muß, um breitere oder ſchmalere Furchen zu ma-
chen, zugleich eine Veraͤnderung an dem Zugpunkte des Vorgeſtelles vorgenommen
werden, und dies geſchieht vermittelſt des ſogenannten Gezuͤngs oder der Leyer,
indem durch die damit vorzunehmende Veraͤnderung der Mittelpunkt des Zuges und
des Vorgeſtelles nach der rechten oder linken Seite mehr hingebracht werden kann.
Die Vorrichtungen dazu ſind mannigfaltig, aber ſo unbedeutend, daß ſie keiner ge-
nauern Beſchreibung werth ſind. Die einfachſte iſt ohne Zweifel die beſte, und dieſe
findet ſich an den in meiner Ausgabe des Dickſon Tafel 1. abgebildeten Norfolk-
ſchen Pfluge, welcher unter den Raͤderpfluͤgen, die mir bekannt ſind, uͤberhaupt wol
der vollkommenſte iſt. Die Leyer iſt hier von Eiſen, und dadurch freilich etwas koſt-
barer. Wenn man aber auf ihre Haltbarkeit Ruͤckſicht nimmt, und auf das leichte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0052" n="30"/><fw place="top" type="header">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/>
&#x017F;chleppen, richtet ihn an der Stelle mit dem Sterzen wieder auf, hebt ihn bei dem<lb/>
Ein&#x017F;etzen &#x017F;ehr wenig und la&#x0364;ßt ihn dann &#x017F;einen Gang fortgehen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 117.</head><lb/>
              <p><note place="left">Stellung des<lb/>
Pfluges.</note>Der Pflug muß ge&#x017F;tellt werden ko&#x0364;nnen zu breitern oder &#x017F;chmalern, und zu tiefe-<lb/>
ren oder flacheren Furchen. Die&#x017F;e Stellung ge&#x017F;chieht an der Spitze des Baums.<lb/>
Sie wird bei dem Ra&#x0364;derpfluge auf eine ganz ver&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e, wie bei dem ra&#x0364;der-<lb/>
lo&#x017F;en bewirkt.</p><lb/>
              <p>Bei er&#x017F;term kann die Erho&#x0364;hung oder Vertiefung des Pfluges, wie oben ge&#x017F;agt,<lb/>
&#x017F;chon dadurch bewirkt werden, daß der Pflugbaum verku&#x0364;rzet oder verla&#x0364;ngert wird,<lb/>
d. h. in Hin&#x017F;icht des Punkts, womit er auf dem Vorge&#x017F;telle ruht, und zu dem Ende<lb/>
&#x017F;ind in die&#x017F;em Baume die ver&#x017F;chiedenen Vor&#x017F;teckelo&#x0364;cher angebracht. Da die&#x017F;e Stel-<lb/>
lung aber bloß hierdurch nicht &#x017F;o genau getroffen werden kann, wie es oftmals no&#x0364;thig<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o liegt auf dem Rumpfe des Pfluges mehrentheils eine &#x017F;ogenannte <hi rendition="#g">Lichte</hi>,<lb/>
welche gehoben werden kann, und wodurch der Ruhepunkt des Pfluges herauf oder<lb/>
herunter gebracht wird. Sie i&#x017F;t auf mannigfaltige Wei&#x017F;e eingerichtet, und feinerer<lb/>
oder gro&#x0364;berer Bewegungen fa&#x0364;hig, je nachdem der Ra&#x0364;derpflug u&#x0364;berhaupt mehr oder<lb/>
minder verfeinert i&#x017F;t. Auf die&#x017F;er Lichte kann auch der Pflug bei manchen Einrichtun-<lb/>
gen &#x017F;eitwa&#x0364;rts mehr ins Land oder mehr aus dem Lande heraus, zu &#x017F;chmalern oder brei-<lb/>
tern Furchen ge&#x017F;tellt werden. Wird na&#x0364;mlich der Pflugbaum mehr auf die rechte Seite<lb/>
gelegt, &#x017F;o bekommt das Schaar &#x017F;eine Tendenz nach der Furche; wird er links gelegt,<lb/>
nach dem fe&#x017F;ten Lande hin. Jedoch muß, um breitere oder &#x017F;chmalere Furchen zu ma-<lb/>
chen, zugleich eine Vera&#x0364;nderung an dem Zugpunkte des Vorge&#x017F;telles vorgenommen<lb/>
werden, und dies ge&#x017F;chieht vermittel&#x017F;t des &#x017F;ogenannten <hi rendition="#g">Gezu&#x0364;ngs</hi> oder der <hi rendition="#g">Leyer</hi>,<lb/>
indem durch die damit vorzunehmende Vera&#x0364;nderung der Mittelpunkt des Zuges und<lb/>
des Vorge&#x017F;telles nach der rechten oder linken Seite mehr hingebracht werden kann.<lb/>
Die Vorrichtungen dazu &#x017F;ind mannigfaltig, aber &#x017F;o unbedeutend, daß &#x017F;ie keiner ge-<lb/>
nauern Be&#x017F;chreibung werth &#x017F;ind. Die einfach&#x017F;te i&#x017F;t ohne Zweifel die be&#x017F;te, und die&#x017F;e<lb/>
findet &#x017F;ich an den in meiner Ausgabe des <hi rendition="#g">Dick&#x017F;on</hi> Tafel 1. abgebildeten Norfolk-<lb/>
&#x017F;chen Pfluge, welcher unter den Ra&#x0364;derpflu&#x0364;gen, die mir bekannt &#x017F;ind, u&#x0364;berhaupt wol<lb/>
der vollkommen&#x017F;te i&#x017F;t. Die Leyer i&#x017F;t hier von Ei&#x017F;en, und dadurch freilich etwas ko&#x017F;t-<lb/>
barer. Wenn man aber auf ihre Haltbarkeit Ru&#x0364;ck&#x017F;icht nimmt, und auf das leichte<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0052] Die Ackerwerkzeuge. ſchleppen, richtet ihn an der Stelle mit dem Sterzen wieder auf, hebt ihn bei dem Einſetzen ſehr wenig und laͤßt ihn dann ſeinen Gang fortgehen. §. 117. Der Pflug muß geſtellt werden koͤnnen zu breitern oder ſchmalern, und zu tiefe- ren oder flacheren Furchen. Dieſe Stellung geſchieht an der Spitze des Baums. Sie wird bei dem Raͤderpfluge auf eine ganz verſchiedene Weiſe, wie bei dem raͤder- loſen bewirkt. Stellung des Pfluges. Bei erſterm kann die Erhoͤhung oder Vertiefung des Pfluges, wie oben geſagt, ſchon dadurch bewirkt werden, daß der Pflugbaum verkuͤrzet oder verlaͤngert wird, d. h. in Hinſicht des Punkts, womit er auf dem Vorgeſtelle ruht, und zu dem Ende ſind in dieſem Baume die verſchiedenen Vorſteckeloͤcher angebracht. Da dieſe Stel- lung aber bloß hierdurch nicht ſo genau getroffen werden kann, wie es oftmals noͤthig iſt, ſo liegt auf dem Rumpfe des Pfluges mehrentheils eine ſogenannte Lichte, welche gehoben werden kann, und wodurch der Ruhepunkt des Pfluges herauf oder herunter gebracht wird. Sie iſt auf mannigfaltige Weiſe eingerichtet, und feinerer oder groͤberer Bewegungen faͤhig, je nachdem der Raͤderpflug uͤberhaupt mehr oder minder verfeinert iſt. Auf dieſer Lichte kann auch der Pflug bei manchen Einrichtun- gen ſeitwaͤrts mehr ins Land oder mehr aus dem Lande heraus, zu ſchmalern oder brei- tern Furchen geſtellt werden. Wird naͤmlich der Pflugbaum mehr auf die rechte Seite gelegt, ſo bekommt das Schaar ſeine Tendenz nach der Furche; wird er links gelegt, nach dem feſten Lande hin. Jedoch muß, um breitere oder ſchmalere Furchen zu ma- chen, zugleich eine Veraͤnderung an dem Zugpunkte des Vorgeſtelles vorgenommen werden, und dies geſchieht vermittelſt des ſogenannten Gezuͤngs oder der Leyer, indem durch die damit vorzunehmende Veraͤnderung der Mittelpunkt des Zuges und des Vorgeſtelles nach der rechten oder linken Seite mehr hingebracht werden kann. Die Vorrichtungen dazu ſind mannigfaltig, aber ſo unbedeutend, daß ſie keiner ge- nauern Beſchreibung werth ſind. Die einfachſte iſt ohne Zweifel die beſte, und dieſe findet ſich an den in meiner Ausgabe des Dickſon Tafel 1. abgebildeten Norfolk- ſchen Pfluge, welcher unter den Raͤderpfluͤgen, die mir bekannt ſind, uͤberhaupt wol der vollkommenſte iſt. Die Leyer iſt hier von Eiſen, und dadurch freilich etwas koſt- barer. Wenn man aber auf ihre Haltbarkeit Ruͤckſicht nimmt, und auf das leichte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/52
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/52>, abgerufen am 24.11.2024.