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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Ackerwerkzeuge.
Theile von der gegenüberstehenden Landseite des Pfluges hat. Ich sage beinahe,
denn auf 9 Zoll kann er einen Zoll geringer seyn, weil dadurch bewirkt wird, daß
das Streichbrett den noch etwas anhängenden Pflugstreifen besser um seine Axe
herumwendet. Mehr muß die Verschiedenheit aber nicht betragen, wenn nicht die
Friktion sehr vermehrt und der Gang des Pfluges erschwert werden soll, indem
der von der Schneide des Schaars nicht abgelösete Theil des Erdstreifens weit
schwieriger von dem Streichbrette abgerieben werden muß.

Nach den mit Abwägung der erforderlichen Zugkraft gemachten Versuchen war
ein Pflug, mit einem Schaare von 5 Zoll Breite, einen halben Centner im Zuge
schwerer, als wenn man ihm ein Schaar von 7 Zoll Breite aufschob. Man findet
jedoch diesen Fehler des zu schmalen Schaars bei den meisten Pflügen, selbst wenn
sie neu gemacht sind, und er vermehrt sich beim Gebrauche durch die Abschleifung.

Der zweite Theil des Schaars ist das Heft, oder derjenige Theil, wodurch
es an den Pflugkörper befestigt wird. Die Form desselben und die Befestigungs-
art ist mannigfaltig. Sehr fehlerhaft ist es, wenn das Schaar mit Nägeln befe-
stigt wird, und dies kann nur in sehr losem und mildem Boden statt finden, wo
das Schaar keiner öftern Schärfung und Vorstahlung bedarf. Bei andern wird
es mit einer Krampe befestigt. Unsere besser geformten Schaare werden bloß auf-
geschoben, wozu aber allerdings eine sorgfältigere Bearbeitung des Holzes und
Eisens erforderlich ist, um dennoch den Schaar eine ganz feste Haltung zu geben.

Das richtig geformte Schaar soll, wie oben gesagt, den Pflugstreifen nicht
bloß abschneiden, sondern ihn schon in die Höhe heben, und eine schräg und seit-
wärts sich empor hebende ebene Fläche mit dem Streichbrette bilden. Die
Schneide des Schaars selbst ist also convex, und hebt sich nach der Landseite.
Das Heft muß diese Erhebung nicht unterbrechen, sondern fortführen, und zur
Verbindung mit dem Streichbrette, an welches es sich dicht und eben anschließt,
dienen. (Vergl. Beschreib. der Ackergeräthe, Heft I., Taf. 2. Fig. II. B.)
Dies ist ein großer und wichtiger Vorzug, den unsere Baileyschen und Smalschen
Pflüge haben, und der zur Ueberwindung der Last und Verminderung der Friktion
ungemein viel beiträgt. Bei den gewöhnlichen Pflügen findet hier eine Unter-
brechung statt: der schon gehobene Erdstreifen senkt sich wieder, und das Streich-
brett muß ihm aufs Neue heben.


C 2

Die Ackerwerkzeuge.
Theile von der gegenuͤberſtehenden Landſeite des Pfluges hat. Ich ſage beinahe,
denn auf 9 Zoll kann er einen Zoll geringer ſeyn, weil dadurch bewirkt wird, daß
das Streichbrett den noch etwas anhaͤngenden Pflugſtreifen beſſer um ſeine Axe
herumwendet. Mehr muß die Verſchiedenheit aber nicht betragen, wenn nicht die
Friktion ſehr vermehrt und der Gang des Pfluges erſchwert werden ſoll, indem
der von der Schneide des Schaars nicht abgeloͤſete Theil des Erdſtreifens weit
ſchwieriger von dem Streichbrette abgerieben werden muß.

Nach den mit Abwaͤgung der erforderlichen Zugkraft gemachten Verſuchen war
ein Pflug, mit einem Schaare von 5 Zoll Breite, einen halben Centner im Zuge
ſchwerer, als wenn man ihm ein Schaar von 7 Zoll Breite aufſchob. Man findet
jedoch dieſen Fehler des zu ſchmalen Schaars bei den meiſten Pfluͤgen, ſelbſt wenn
ſie neu gemacht ſind, und er vermehrt ſich beim Gebrauche durch die Abſchleifung.

Der zweite Theil des Schaars iſt das Heft, oder derjenige Theil, wodurch
es an den Pflugkoͤrper befeſtigt wird. Die Form deſſelben und die Befeſtigungs-
art iſt mannigfaltig. Sehr fehlerhaft iſt es, wenn das Schaar mit Naͤgeln befe-
ſtigt wird, und dies kann nur in ſehr loſem und mildem Boden ſtatt finden, wo
das Schaar keiner oͤftern Schaͤrfung und Vorſtahlung bedarf. Bei andern wird
es mit einer Krampe befeſtigt. Unſere beſſer geformten Schaare werden bloß auf-
geſchoben, wozu aber allerdings eine ſorgfaͤltigere Bearbeitung des Holzes und
Eiſens erforderlich iſt, um dennoch den Schaar eine ganz feſte Haltung zu geben.

Das richtig geformte Schaar ſoll, wie oben geſagt, den Pflugſtreifen nicht
bloß abſchneiden, ſondern ihn ſchon in die Hoͤhe heben, und eine ſchraͤg und ſeit-
waͤrts ſich empor hebende ebene Flaͤche mit dem Streichbrette bilden. Die
Schneide des Schaars ſelbſt iſt alſo convex, und hebt ſich nach der Landſeite.
Das Heft muß dieſe Erhebung nicht unterbrechen, ſondern fortfuͤhren, und zur
Verbindung mit dem Streichbrette, an welches es ſich dicht und eben anſchließt,
dienen. (Vergl. Beſchreib. der Ackergeraͤthe, Heft I., Taf. 2. Fig. II. B.)
Dies iſt ein großer und wichtiger Vorzug, den unſere Baileyſchen und Smalſchen
Pfluͤge haben, und der zur Ueberwindung der Laſt und Verminderung der Friktion
ungemein viel beitraͤgt. Bei den gewoͤhnlichen Pfluͤgen findet hier eine Unter-
brechung ſtatt: der ſchon gehobene Erdſtreifen ſenkt ſich wieder, und das Streich-
brett muß ihm aufs Neue heben.


C 2
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[19/0041] Die Ackerwerkzeuge. Theile von der gegenuͤberſtehenden Landſeite des Pfluges hat. Ich ſage beinahe, denn auf 9 Zoll kann er einen Zoll geringer ſeyn, weil dadurch bewirkt wird, daß das Streichbrett den noch etwas anhaͤngenden Pflugſtreifen beſſer um ſeine Axe herumwendet. Mehr muß die Verſchiedenheit aber nicht betragen, wenn nicht die Friktion ſehr vermehrt und der Gang des Pfluges erſchwert werden ſoll, indem der von der Schneide des Schaars nicht abgeloͤſete Theil des Erdſtreifens weit ſchwieriger von dem Streichbrette abgerieben werden muß. Nach den mit Abwaͤgung der erforderlichen Zugkraft gemachten Verſuchen war ein Pflug, mit einem Schaare von 5 Zoll Breite, einen halben Centner im Zuge ſchwerer, als wenn man ihm ein Schaar von 7 Zoll Breite aufſchob. Man findet jedoch dieſen Fehler des zu ſchmalen Schaars bei den meiſten Pfluͤgen, ſelbſt wenn ſie neu gemacht ſind, und er vermehrt ſich beim Gebrauche durch die Abſchleifung. Der zweite Theil des Schaars iſt das Heft, oder derjenige Theil, wodurch es an den Pflugkoͤrper befeſtigt wird. Die Form deſſelben und die Befeſtigungs- art iſt mannigfaltig. Sehr fehlerhaft iſt es, wenn das Schaar mit Naͤgeln befe- ſtigt wird, und dies kann nur in ſehr loſem und mildem Boden ſtatt finden, wo das Schaar keiner oͤftern Schaͤrfung und Vorſtahlung bedarf. Bei andern wird es mit einer Krampe befeſtigt. Unſere beſſer geformten Schaare werden bloß auf- geſchoben, wozu aber allerdings eine ſorgfaͤltigere Bearbeitung des Holzes und Eiſens erforderlich iſt, um dennoch den Schaar eine ganz feſte Haltung zu geben. Das richtig geformte Schaar ſoll, wie oben geſagt, den Pflugſtreifen nicht bloß abſchneiden, ſondern ihn ſchon in die Hoͤhe heben, und eine ſchraͤg und ſeit- waͤrts ſich empor hebende ebene Flaͤche mit dem Streichbrette bilden. Die Schneide des Schaars ſelbſt iſt alſo convex, und hebt ſich nach der Landſeite. Das Heft muß dieſe Erhebung nicht unterbrechen, ſondern fortfuͤhren, und zur Verbindung mit dem Streichbrette, an welches es ſich dicht und eben anſchließt, dienen. (Vergl. Beſchreib. der Ackergeraͤthe, Heft I., Taf. 2. Fig. II. B.) Dies iſt ein großer und wichtiger Vorzug, den unſere Baileyſchen und Smalſchen Pfluͤge haben, und der zur Ueberwindung der Laſt und Verminderung der Friktion ungemein viel beitraͤgt. Bei den gewoͤhnlichen Pfluͤgen findet hier eine Unter- brechung ſtatt: der ſchon gehobene Erdſtreifen ſenkt ſich wieder, und das Streich- brett muß ihm aufs Neue heben. C 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/41>, abgerufen am 18.12.2024.