Schwieriger ist das Ebnen veralteter bewachsener Maulwurfs- oder Ameisen- hügel. Würde man sie geradezu abstechen, so würde an ihrer Stelle ein leerer Platz bleiben, der sich erst nach vielen Jahren wieder benarbte. Man sticht des- halb die ihn bedeckende Grasnarbe kreuzweise mit dem Spaten durch, schlägt die Lappen zurück, nimmt die darunter liegende Erde heraus, verstreuet sie, und legt nun die Lappen wieder über die Stelle. Bei großen Flächen bedient man sich hier- zu auch eines schweren Pferde-Instruments, Wiesenhobel, an einigen Orten ungarischer Pflug genannt. Es ist eine schwere schlittenförmige Schleife mit vier Balken, deren erster und dritter ein starkes Hobeleisen halten, wogegen der zweite und vierte mit starken Eggenzinken bewaffnet ist. Dies Instrument greift scharf ein, zerreißt fast die ganze Narbe der Wiese, und ebnet sie vortreff- lich, erfordert aber eine Anspannung von sechs und mehreren Pferden. Nach dem Gebrauche desselben wird die Wiese mit leichten Eggen in die Runde geegget, und dann gewalzet. Ungeachtet der Kostspieligkeit dieses Instruments ist dadurch die Fruchtbarkeit solcher mit Hügeln über und über bedeckten Wiesen auf die min- dest kostspielige Weise wieder hergestellt worden. Die starke Verwundung der Narbe erlaubt dann die Einsaat von Klee und neuen dem Boden angemessenen Wiesengräsern. Die Operation ist überhaupt wie ein halber Umbruch der Wiese, jedoch ohne Zerstörung der alten Grasnarbe anzusehen.
§. 332.
Aufbruch der Wiesen.Ueber den Aufbruch der Wiesen mit dem Pfluge herrscht eine große Verschie- denheit der Meinungen, indem einige dieses zur Verbesserung der Wiesen sehr empfehlen, andere dagegen als verderblich für selbige widerrathen.
Man muß zuvörderst unterscheiden, ob man diesen Aufbruch bloß der Wiese wegen unternehme, oder aber in der Absicht, aus dem wechselnden Bau anderer Früchte einen höheren Ertrag aus dem Boden zu ziehen, wie er als beständige Wiese geben würde.
In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wiesen und zu Ackerland gleich geschickt ist, -- denn ohne diese Bedingung würde es nicht thunlich seyn -- manchmal eine reguläre Wechselwirthschaft zwischen Wiesen und Fruchtbau ein, bauet in einer angemessenen Folge verschiedene Früchte, und läßt sodann das Land, mit Klee und Gräsern besaamt, eine Reihe von Jahren wieder zur Wiese liegen.
Der Wieſenbau.
Schwieriger iſt das Ebnen veralteter bewachſener Maulwurfs- oder Ameiſen- huͤgel. Wuͤrde man ſie geradezu abſtechen, ſo wuͤrde an ihrer Stelle ein leerer Platz bleiben, der ſich erſt nach vielen Jahren wieder benarbte. Man ſticht des- halb die ihn bedeckende Grasnarbe kreuzweiſe mit dem Spaten durch, ſchlaͤgt die Lappen zuruͤck, nimmt die darunter liegende Erde heraus, verſtreuet ſie, und legt nun die Lappen wieder uͤber die Stelle. Bei großen Flaͤchen bedient man ſich hier- zu auch eines ſchweren Pferde-Inſtruments, Wieſenhobel, an einigen Orten ungariſcher Pflug genannt. Es iſt eine ſchwere ſchlittenfoͤrmige Schleife mit vier Balken, deren erſter und dritter ein ſtarkes Hobeleiſen halten, wogegen der zweite und vierte mit ſtarken Eggenzinken bewaffnet iſt. Dies Inſtrument greift ſcharf ein, zerreißt faſt die ganze Narbe der Wieſe, und ebnet ſie vortreff- lich, erfordert aber eine Anſpannung von ſechs und mehreren Pferden. Nach dem Gebrauche deſſelben wird die Wieſe mit leichten Eggen in die Runde geegget, und dann gewalzet. Ungeachtet der Koſtſpieligkeit dieſes Inſtruments iſt dadurch die Fruchtbarkeit ſolcher mit Huͤgeln uͤber und uͤber bedeckten Wieſen auf die min- deſt koſtſpielige Weiſe wieder hergeſtellt worden. Die ſtarke Verwundung der Narbe erlaubt dann die Einſaat von Klee und neuen dem Boden angemeſſenen Wieſengraͤſern. Die Operation iſt uͤberhaupt wie ein halber Umbruch der Wieſe, jedoch ohne Zerſtoͤrung der alten Grasnarbe anzuſehen.
§. 332.
Aufbruch der Wieſen.Ueber den Aufbruch der Wieſen mit dem Pfluge herrſcht eine große Verſchie- denheit der Meinungen, indem einige dieſes zur Verbeſſerung der Wieſen ſehr empfehlen, andere dagegen als verderblich fuͤr ſelbige widerrathen.
Man muß zuvoͤrderſt unterſcheiden, ob man dieſen Aufbruch bloß der Wieſe wegen unternehme, oder aber in der Abſicht, aus dem wechſelnden Bau anderer Fruͤchte einen hoͤheren Ertrag aus dem Boden zu ziehen, wie er als beſtaͤndige Wieſe geben wuͤrde.
In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wieſen und zu Ackerland gleich geſchickt iſt, — denn ohne dieſe Bedingung wuͤrde es nicht thunlich ſeyn — manchmal eine regulaͤre Wechſelwirthſchaft zwiſchen Wieſen und Fruchtbau ein, bauet in einer angemeſſenen Folge verſchiedene Fruͤchte, und laͤßt ſodann das Land, mit Klee und Graͤſern beſaamt, eine Reihe von Jahren wieder zur Wieſe liegen.
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Der Wieſenbau.
Schwieriger iſt das Ebnen veralteter bewachſener Maulwurfs- oder Ameiſen-
huͤgel. Wuͤrde man ſie geradezu abſtechen, ſo wuͤrde an ihrer Stelle ein leerer
Platz bleiben, der ſich erſt nach vielen Jahren wieder benarbte. Man ſticht des-
halb die ihn bedeckende Grasnarbe kreuzweiſe mit dem Spaten durch, ſchlaͤgt die
Lappen zuruͤck, nimmt die darunter liegende Erde heraus, verſtreuet ſie, und legt
nun die Lappen wieder uͤber die Stelle. Bei großen Flaͤchen bedient man ſich hier-
zu auch eines ſchweren Pferde-Inſtruments, Wieſenhobel, an einigen Orten
ungariſcher Pflug genannt. Es iſt eine ſchwere ſchlittenfoͤrmige Schleife
mit vier Balken, deren erſter und dritter ein ſtarkes Hobeleiſen halten, wogegen
der zweite und vierte mit ſtarken Eggenzinken bewaffnet iſt. Dies Inſtrument
greift ſcharf ein, zerreißt faſt die ganze Narbe der Wieſe, und ebnet ſie vortreff-
lich, erfordert aber eine Anſpannung von ſechs und mehreren Pferden. Nach
dem Gebrauche deſſelben wird die Wieſe mit leichten Eggen in die Runde geegget,
und dann gewalzet. Ungeachtet der Koſtſpieligkeit dieſes Inſtruments iſt dadurch
die Fruchtbarkeit ſolcher mit Huͤgeln uͤber und uͤber bedeckten Wieſen auf die min-
deſt koſtſpielige Weiſe wieder hergeſtellt worden. Die ſtarke Verwundung der
Narbe erlaubt dann die Einſaat von Klee und neuen dem Boden angemeſſenen
Wieſengraͤſern. Die Operation iſt uͤberhaupt wie ein halber Umbruch der Wieſe,
jedoch ohne Zerſtoͤrung der alten Grasnarbe anzuſehen.
§. 332.
Ueber den Aufbruch der Wieſen mit dem Pfluge herrſcht eine große Verſchie-
denheit der Meinungen, indem einige dieſes zur Verbeſſerung der Wieſen ſehr
empfehlen, andere dagegen als verderblich fuͤr ſelbige widerrathen.
Aufbruch der
Wieſen.
Man muß zuvoͤrderſt unterſcheiden, ob man dieſen Aufbruch bloß der Wieſe
wegen unternehme, oder aber in der Abſicht, aus dem wechſelnden Bau anderer
Fruͤchte einen hoͤheren Ertrag aus dem Boden zu ziehen, wie er als beſtaͤndige
Wieſe geben wuͤrde.
In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wieſen und zu Ackerland
gleich geſchickt iſt, — denn ohne dieſe Bedingung wuͤrde es nicht thunlich ſeyn —
manchmal eine regulaͤre Wechſelwirthſchaft zwiſchen Wieſen und Fruchtbau ein,
bauet in einer angemeſſenen Folge verſchiedene Fruͤchte, und laͤßt ſodann das Land,
mit Klee und Graͤſern beſaamt, eine Reihe von Jahren wieder zur Wieſe liegen.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/264>, abgerufen am 16.02.2025.
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