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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Der Wiesenbau.
wie ich oben erwähnte, Lokalitäten das Verhältniß ändern. Dies ist auch der
Grund, warum wir sechs Wiesenklassen hier angenommen haben, da diese sonst
willkührlich ist, und ungleich mehrere Gradationen nach dem Durchschnittsertrage
statt finden konnten.

§. 327.

Sicherheit
vermehrt den
Werth der
Wiesen.
Es ist schon oben erwähnt, daß Ueberströmungen, die zu rechter Zeit den
Wiesen so vortheilhaft sind, ihren Werth erhöhen, und sie zu einer höheren
Klasse emporheben, sie dennoch unsicher machen, und selten ist eine der natürlichen
Ueberströmung ausgesetzte Wiese unter die völlig sichern zu rechnen, da diese Ueber-
strömung oft zur Unzeit kommen kann. Indessen hat diese Unsicherheit ihre Grade,
und es giebt solche, welche dieses Unglück nur bei ungewöhnlichen Wasserfluthen
trifft, andere hingegen, welche in der Hälfte der Jahre davon betroffen werden.
Dies macht dann natürlich in ihrer Werthschätzung einen eben so großen Unter-
schied. Manche Wiesen, die vormals zu den sicheren gehörten, sind durch die
Versandungen und Erhebungen der Flußbette jetzt höchst unsicher geworden.

§. 328.

Ebenheit.Eine völlige Ebenheit der Oberfläche ist bei Wiesen noch wichtiger wie beim
Ackerlande, besonders bei solchen, die von Natur oder durch Kunst bewässert
werden, weil ohne das die Niederungen im Wasser stehen und die Höhen dennoch
trocken bleiben können. Der Ertrag unebener Wiesen wird ungleich seyn; in trock-
nern Jahren werden die Niederungen, in feuchten die Anhöhen einen bessern Er-
trag geben, und er wird sich um so schwerer im Durchschnitt von der ganzen Fläche
ausmitteln lassen. Eine sehr unebne Oberfläche macht überdem die Heugewin-
nung sehr beschwerlich.

§. 329.

Entfernung.Daß die Entfernung der Wiesen einen beträchtlichen Unterschied in den
Kosten der Heuwerbung mache, ist schon oben gesagt. Ueberdem aber vermehrt
sich der Werth der Wiesen mit ihrer Nähe am Hofe, weil man sie besser unter
Aufsicht und in Kultur halten kann. Es läßt sich jede entstandene Beschädigung
gleich zu Anfange bemerken und ausbessern, die sonst weiter einreißend höchst nach-
theilig werden könnte. Wo man die Wiesen insbesondere mit Jauche düngt, de
ist die Nähe beim Hofe um so wichtiger.


§. 330.

Der Wieſenbau.
wie ich oben erwaͤhnte, Lokalitaͤten das Verhaͤltniß aͤndern. Dies iſt auch der
Grund, warum wir ſechs Wieſenklaſſen hier angenommen haben, da dieſe ſonſt
willkuͤhrlich iſt, und ungleich mehrere Gradationen nach dem Durchſchnittsertrage
ſtatt finden konnten.

§. 327.

Sicherheit
vermehrt den
Werth der
Wieſen.
Es iſt ſchon oben erwaͤhnt, daß Ueberſtroͤmungen, die zu rechter Zeit den
Wieſen ſo vortheilhaft ſind, ihren Werth erhoͤhen, und ſie zu einer hoͤheren
Klaſſe emporheben, ſie dennoch unſicher machen, und ſelten iſt eine der natuͤrlichen
Ueberſtroͤmung ausgeſetzte Wieſe unter die voͤllig ſichern zu rechnen, da dieſe Ueber-
ſtroͤmung oft zur Unzeit kommen kann. Indeſſen hat dieſe Unſicherheit ihre Grade,
und es giebt ſolche, welche dieſes Ungluͤck nur bei ungewoͤhnlichen Waſſerfluthen
trifft, andere hingegen, welche in der Haͤlfte der Jahre davon betroffen werden.
Dies macht dann natuͤrlich in ihrer Werthſchaͤtzung einen eben ſo großen Unter-
ſchied. Manche Wieſen, die vormals zu den ſicheren gehoͤrten, ſind durch die
Verſandungen und Erhebungen der Flußbette jetzt hoͤchſt unſicher geworden.

§. 328.

Ebenheit.Eine voͤllige Ebenheit der Oberflaͤche iſt bei Wieſen noch wichtiger wie beim
Ackerlande, beſonders bei ſolchen, die von Natur oder durch Kunſt bewaͤſſert
werden, weil ohne das die Niederungen im Waſſer ſtehen und die Hoͤhen dennoch
trocken bleiben koͤnnen. Der Ertrag unebener Wieſen wird ungleich ſeyn; in trock-
nern Jahren werden die Niederungen, in feuchten die Anhoͤhen einen beſſern Er-
trag geben, und er wird ſich um ſo ſchwerer im Durchſchnitt von der ganzen Flaͤche
ausmitteln laſſen. Eine ſehr unebne Oberflaͤche macht uͤberdem die Heugewin-
nung ſehr beſchwerlich.

§. 329.

Entfernung.Daß die Entfernung der Wieſen einen betraͤchtlichen Unterſchied in den
Koſten der Heuwerbung mache, iſt ſchon oben geſagt. Ueberdem aber vermehrt
ſich der Werth der Wieſen mit ihrer Naͤhe am Hofe, weil man ſie beſſer unter
Aufſicht und in Kultur halten kann. Es laͤßt ſich jede entſtandene Beſchaͤdigung
gleich zu Anfange bemerken und ausbeſſern, die ſonſt weiter einreißend hoͤchſt nach-
theilig werden koͤnnte. Wo man die Wieſen insbeſondere mit Jauche duͤngt, de
iſt die Naͤhe beim Hofe um ſo wichtiger.


§. 330.
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[240/0262] Der Wieſenbau. wie ich oben erwaͤhnte, Lokalitaͤten das Verhaͤltniß aͤndern. Dies iſt auch der Grund, warum wir ſechs Wieſenklaſſen hier angenommen haben, da dieſe ſonſt willkuͤhrlich iſt, und ungleich mehrere Gradationen nach dem Durchſchnittsertrage ſtatt finden konnten. §. 327. Es iſt ſchon oben erwaͤhnt, daß Ueberſtroͤmungen, die zu rechter Zeit den Wieſen ſo vortheilhaft ſind, ihren Werth erhoͤhen, und ſie zu einer hoͤheren Klaſſe emporheben, ſie dennoch unſicher machen, und ſelten iſt eine der natuͤrlichen Ueberſtroͤmung ausgeſetzte Wieſe unter die voͤllig ſichern zu rechnen, da dieſe Ueber- ſtroͤmung oft zur Unzeit kommen kann. Indeſſen hat dieſe Unſicherheit ihre Grade, und es giebt ſolche, welche dieſes Ungluͤck nur bei ungewoͤhnlichen Waſſerfluthen trifft, andere hingegen, welche in der Haͤlfte der Jahre davon betroffen werden. Dies macht dann natuͤrlich in ihrer Werthſchaͤtzung einen eben ſo großen Unter- ſchied. Manche Wieſen, die vormals zu den ſicheren gehoͤrten, ſind durch die Verſandungen und Erhebungen der Flußbette jetzt hoͤchſt unſicher geworden. Sicherheit vermehrt den Werth der Wieſen. §. 328. Eine voͤllige Ebenheit der Oberflaͤche iſt bei Wieſen noch wichtiger wie beim Ackerlande, beſonders bei ſolchen, die von Natur oder durch Kunſt bewaͤſſert werden, weil ohne das die Niederungen im Waſſer ſtehen und die Hoͤhen dennoch trocken bleiben koͤnnen. Der Ertrag unebener Wieſen wird ungleich ſeyn; in trock- nern Jahren werden die Niederungen, in feuchten die Anhoͤhen einen beſſern Er- trag geben, und er wird ſich um ſo ſchwerer im Durchſchnitt von der ganzen Flaͤche ausmitteln laſſen. Eine ſehr unebne Oberflaͤche macht uͤberdem die Heugewin- nung ſehr beſchwerlich. Ebenheit. §. 329. Daß die Entfernung der Wieſen einen betraͤchtlichen Unterſchied in den Koſten der Heuwerbung mache, iſt ſchon oben geſagt. Ueberdem aber vermehrt ſich der Werth der Wieſen mit ihrer Naͤhe am Hofe, weil man ſie beſſer unter Aufſicht und in Kultur halten kann. Es laͤßt ſich jede entſtandene Beſchaͤdigung gleich zu Anfange bemerken und ausbeſſern, die ſonſt weiter einreißend hoͤchſt nach- theilig werden koͤnnte. Wo man die Wieſen insbeſondere mit Jauche duͤngt, de iſt die Naͤhe beim Hofe um ſo wichtiger. Entfernung. §. 330.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/262>, abgerufen am 25.11.2024.