bewirken im Stande seyn werde. Indessen werde ich in selbiger auf Umstände auf- merksam machen können, die man bei dem Anblicke der Sache selbst leicht übersieht.
§. 298.
Der Zuleitungsgraben wird aus einem Flusse, oder wie auch in manchen Fällen geschehen kann, aus einem See abgeleitet, und mit einem geringen Gefälle seiner Sohle höchstens von 1 Zoll auf 20 Ruthen bis an den Punkt in die Anhöhe hineinge- leitet, wo genugsames Gefälle, um die Schwemmung anzufangen, vorhanden ist. Dieses Schwemmungsgefälle muß von der Sohle des zu ziehenden Grabens ab bis zu der Niederung, wohin ich schwemmen will, im Durchschnitt etwa auf die Ruthe 1 Zoll oder 1/144 betragen, wenn man eine Sohle von 2 Fuß und eine Wasserhöhe von 11/2 Fuß im Graben hot. Bei einem stärkeren Profil kann es schwächer seyn. Indessen schadet auch ein stärkeres nicht, fördert vielmehr die Arbeit. Es kömmt aber auch auf die Beschaffenheit des Bodens an, und bei thonigtem schwer zu schwem- menden Boden muß das Gefälle stärker als bei leichtem Sande seyn. Einigermaßen kann das mindere Gefälle, womit man sich beim Anfange der Arbeit zu Zeiten behel- fen muß, durch mehrere Arbeiter ersetzt werden, die sich die geschwemmte Erde zu- schaufeln und fortstoßen.
Wenn man mit dem Zuleitungsgraben an den Punkt der Anhöhe gekommen ist, von wo ab man in die Niederung herunterschwemmen will, so wird ein Durchstich von dem Graben ab auf die Niederung zu in der Horizontallinie der Sohle des Grabens ge- macht bis zu dem Punkt, wo diese in der Oberfläche ausläuft. Auf Taf. V. Fig. 1. sey a der Zuleitungsgraben, der in eine Anhöhe bis b hineingeht. Ich finde hier, daß ich von der Sohle dieses Grabens bis zur Niederung O in einer Entfernung von 25 Ru- then 2 Fuß Gefälle bei einer Wasserhöhe von 11/2 Fuß habe. Ich lasse also von die- sem Punkte b ab einen Durchstich, der nur schmal zu seyn braucht, in der Richtung von c d durch die Anhöhe machen, bis die Horizontallinie der Sohle mit einigem Gefälle zu Tage ausläuft. Das angelassene Wasser stürzt nun hier herdurch, macht sich anfangs von selbst seinen Weg schon breiter, und ich suche nur durch angestellte mit Schaufeln oder Rühreisen versehene Arbeiter diesen Weg von eingestürzter Erde offen zu erhalten. Der Auswurf dieses Durchstichs wird dem Wasser zuerst vorge- worfen, und dann wird in der Linie von e nach f die Erde abgestoßen, in sofern sie das Wasser nicht selbst losreißt. Den größern Theil dieser Erde nimmt das Wasser
Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen.
bewirken im Stande ſeyn werde. Indeſſen werde ich in ſelbiger auf Umſtaͤnde auf- merkſam machen koͤnnen, die man bei dem Anblicke der Sache ſelbſt leicht uͤberſieht.
§. 298.
Der Zuleitungsgraben wird aus einem Fluſſe, oder wie auch in manchen Faͤllen geſchehen kann, aus einem See abgeleitet, und mit einem geringen Gefaͤlle ſeiner Sohle hoͤchſtens von 1 Zoll auf 20 Ruthen bis an den Punkt in die Anhoͤhe hineinge- leitet, wo genugſames Gefaͤlle, um die Schwemmung anzufangen, vorhanden iſt. Dieſes Schwemmungsgefaͤlle muß von der Sohle des zu ziehenden Grabens ab bis zu der Niederung, wohin ich ſchwemmen will, im Durchſchnitt etwa auf die Ruthe 1 Zoll oder 1/144 betragen, wenn man eine Sohle von 2 Fuß und eine Waſſerhoͤhe von 1½ Fuß im Graben hot. Bei einem ſtaͤrkeren Profil kann es ſchwaͤcher ſeyn. Indeſſen ſchadet auch ein ſtaͤrkeres nicht, foͤrdert vielmehr die Arbeit. Es koͤmmt aber auch auf die Beſchaffenheit des Bodens an, und bei thonigtem ſchwer zu ſchwem- menden Boden muß das Gefaͤlle ſtaͤrker als bei leichtem Sande ſeyn. Einigermaßen kann das mindere Gefaͤlle, womit man ſich beim Anfange der Arbeit zu Zeiten behel- fen muß, durch mehrere Arbeiter erſetzt werden, die ſich die geſchwemmte Erde zu- ſchaufeln und fortſtoßen.
Wenn man mit dem Zuleitungsgraben an den Punkt der Anhoͤhe gekommen iſt, von wo ab man in die Niederung herunterſchwemmen will, ſo wird ein Durchſtich von dem Graben ab auf die Niederung zu in der Horizontallinie der Sohle des Grabens ge- macht bis zu dem Punkt, wo dieſe in der Oberflaͤche auslaͤuft. Auf Taf. V. Fig. 1. ſey a der Zuleitungsgraben, der in eine Anhoͤhe bis b hineingeht. Ich finde hier, daß ich von der Sohle dieſes Grabens bis zur Niederung O in einer Entfernung von 25 Ru- then 2 Fuß Gefaͤlle bei einer Waſſerhoͤhe von 1½ Fuß habe. Ich laſſe alſo von die- ſem Punkte b ab einen Durchſtich, der nur ſchmal zu ſeyn braucht, in der Richtung von c d durch die Anhoͤhe machen, bis die Horizontallinie der Sohle mit einigem Gefaͤlle zu Tage auslaͤuft. Das angelaſſene Waſſer ſtuͤrzt nun hier herdurch, macht ſich anfangs von ſelbſt ſeinen Weg ſchon breiter, und ich ſuche nur durch angeſtellte mit Schaufeln oder Ruͤhreiſen verſehene Arbeiter dieſen Weg von eingeſtuͤrzter Erde offen zu erhalten. Der Auswurf dieſes Durchſtichs wird dem Waſſer zuerſt vorge- worfen, und dann wird in der Linie von e nach f die Erde abgeſtoßen, in ſofern ſie das Waſſer nicht ſelbſt losreißt. Den groͤßern Theil dieſer Erde nimmt das Waſſer
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Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen.
bewirken im Stande ſeyn werde. Indeſſen werde ich in ſelbiger auf Umſtaͤnde auf-
merkſam machen koͤnnen, die man bei dem Anblicke der Sache ſelbſt leicht uͤberſieht.
§. 298.
Der Zuleitungsgraben wird aus einem Fluſſe, oder wie auch in manchen Faͤllen
geſchehen kann, aus einem See abgeleitet, und mit einem geringen Gefaͤlle ſeiner
Sohle hoͤchſtens von 1 Zoll auf 20 Ruthen bis an den Punkt in die Anhoͤhe hineinge-
leitet, wo genugſames Gefaͤlle, um die Schwemmung anzufangen, vorhanden iſt.
Dieſes Schwemmungsgefaͤlle muß von der Sohle des zu ziehenden Grabens ab bis
zu der Niederung, wohin ich ſchwemmen will, im Durchſchnitt etwa auf die Ruthe
1 Zoll oder 1/144 betragen, wenn man eine Sohle von 2 Fuß und eine Waſſerhoͤhe
von 1½ Fuß im Graben hot. Bei einem ſtaͤrkeren Profil kann es ſchwaͤcher ſeyn.
Indeſſen ſchadet auch ein ſtaͤrkeres nicht, foͤrdert vielmehr die Arbeit. Es koͤmmt
aber auch auf die Beſchaffenheit des Bodens an, und bei thonigtem ſchwer zu ſchwem-
menden Boden muß das Gefaͤlle ſtaͤrker als bei leichtem Sande ſeyn. Einigermaßen
kann das mindere Gefaͤlle, womit man ſich beim Anfange der Arbeit zu Zeiten behel-
fen muß, durch mehrere Arbeiter erſetzt werden, die ſich die geſchwemmte Erde zu-
ſchaufeln und fortſtoßen.
Wenn man mit dem Zuleitungsgraben an den Punkt der Anhoͤhe gekommen iſt,
von wo ab man in die Niederung herunterſchwemmen will, ſo wird ein Durchſtich von
dem Graben ab auf die Niederung zu in der Horizontallinie der Sohle des Grabens ge-
macht bis zu dem Punkt, wo dieſe in der Oberflaͤche auslaͤuft. Auf Taf. V. Fig. 1. ſey a
der Zuleitungsgraben, der in eine Anhoͤhe bis b hineingeht. Ich finde hier, daß ich
von der Sohle dieſes Grabens bis zur Niederung O in einer Entfernung von 25 Ru-
then 2 Fuß Gefaͤlle bei einer Waſſerhoͤhe von 1½ Fuß habe. Ich laſſe alſo von die-
ſem Punkte b ab einen Durchſtich, der nur ſchmal zu ſeyn braucht, in der Richtung
von c d durch die Anhoͤhe machen, bis die Horizontallinie der Sohle mit einigem
Gefaͤlle zu Tage auslaͤuft. Das angelaſſene Waſſer ſtuͤrzt nun hier herdurch, macht
ſich anfangs von ſelbſt ſeinen Weg ſchon breiter, und ich ſuche nur durch angeſtellte
mit Schaufeln oder Ruͤhreiſen verſehene Arbeiter dieſen Weg von eingeſtuͤrzter Erde
offen zu erhalten. Der Auswurf dieſes Durchſtichs wird dem Waſſer zuerſt vorge-
worfen, und dann wird in der Linie von e nach f die Erde abgeſtoßen, in ſofern ſie
das Waſſer nicht ſelbſt losreißt. Den groͤßern Theil dieſer Erde nimmt das Waſſer
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/229>, abgerufen am 03.03.2025.
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