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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung der Moore und Brücher.
wenn sie noch kein Pferd tragen können, mit Hacken. Die aufgelockerte Erde wird
dann bei trockener Jahreszeit von der Windseite her in Brand gesetzt, und brennet
mit den Wurzeln der Moorgewächse leicht zu Asche. Zuweilen wird auch das Ab-
brennen ohne vorhergegangenem Umbruch unternommen; aber mit weit geringerem
und unsicherem Erfolge, indem das Feuer nicht so tief und gleichmäßig eindringt, und
selbst die Moorpflanzen nicht so wirksam zerstört. Ist das Moor sehr schwammig,
und aus lauter vegetabilischen Substanzen bestehend, so darf man eine völlige Aus-
trocknung nicht abwarten, oder muß durch Sperrung des Grabens das Wasser wie-
der anstauen lassen, damit der Brand nicht zu tief eindringe. Indessen ist es nicht
gänzlich zu verhindern, daß er nicht an einigen Stellen tiefer gehe, und daß Ungleich-
heiten der Oberfläche entstehen, die aber leicht wieder zu ebnen sind.

Nun wird die Asche sogleich untergepflügt und mit der oberen Erdlage gemengt.
Vormals bestellete man dieses Land mehrere Jahre nach einander allein mit Buch-
weizen, der ganz vorzüglich darauf geräth, und den torfigen Boden mürbe macht.
Jetzt bauet man in der Regel Kartoffeln oder Rüben darauf, die einen großen Er-
trag geben. Danach wird dann Rocken oder Hafer gebauet, die sehr gut gerathen,
und ein besonderes weißes Mehl geben, welches man der Asche verdankt. Auch
Sommerrübsen gedeihet auf diesem Boden. Gerste, Weizen, Winterraps gerathen
auf diesem Boden aber durchaus nicht, bevor er nicht mit einer Grunderde, es sey
Lehm, Mergel oder auch nur reiner Sand befahren worden. Nach dieser zureichen-
den Aufführung kann man alles bauen.

Indessen erfolgt nach einiger Zeit, ohne gehörig wiederholte Mistdüngung, die
Erschöpfung dieses Bodens, und man siehet sich genöthigt; ihn zur Weide niederzu-
legen, die dann besser oder schlechter ist, je nachdem man das Land durch Saaten
minder oder mehr erschöpfet hat. Zuweilen hat man es ganz ausgebauet; und erst
nachdem es lange geruhet und darauf fleißig gepflügt und gedüngt worden, ist es wie-
der in Kraft gekommen. Auch hat man es wohl aufs neue wieder abgebrannt, wo-
nach es sich abermals fruchtbar gezeigt hat.


Z 2

Urbarmachung der Moore und Bruͤcher.
wenn ſie noch kein Pferd tragen koͤnnen, mit Hacken. Die aufgelockerte Erde wird
dann bei trockener Jahreszeit von der Windſeite her in Brand geſetzt, und brennet
mit den Wurzeln der Moorgewaͤchſe leicht zu Aſche. Zuweilen wird auch das Ab-
brennen ohne vorhergegangenem Umbruch unternommen; aber mit weit geringerem
und unſicherem Erfolge, indem das Feuer nicht ſo tief und gleichmaͤßig eindringt, und
ſelbſt die Moorpflanzen nicht ſo wirkſam zerſtoͤrt. Iſt das Moor ſehr ſchwammig,
und aus lauter vegetabiliſchen Subſtanzen beſtehend, ſo darf man eine voͤllige Aus-
trocknung nicht abwarten, oder muß durch Sperrung des Grabens das Waſſer wie-
der anſtauen laſſen, damit der Brand nicht zu tief eindringe. Indeſſen iſt es nicht
gaͤnzlich zu verhindern, daß er nicht an einigen Stellen tiefer gehe, und daß Ungleich-
heiten der Oberflaͤche entſtehen, die aber leicht wieder zu ebnen ſind.

Nun wird die Aſche ſogleich untergepfluͤgt und mit der oberen Erdlage gemengt.
Vormals beſtellete man dieſes Land mehrere Jahre nach einander allein mit Buch-
weizen, der ganz vorzuͤglich darauf geraͤth, und den torfigen Boden muͤrbe macht.
Jetzt bauet man in der Regel Kartoffeln oder Ruͤben darauf, die einen großen Er-
trag geben. Danach wird dann Rocken oder Hafer gebauet, die ſehr gut gerathen,
und ein beſonderes weißes Mehl geben, welches man der Aſche verdankt. Auch
Sommerruͤbſen gedeihet auf dieſem Boden. Gerſte, Weizen, Winterraps gerathen
auf dieſem Boden aber durchaus nicht, bevor er nicht mit einer Grunderde, es ſey
Lehm, Mergel oder auch nur reiner Sand befahren worden. Nach dieſer zureichen-
den Auffuͤhrung kann man alles bauen.

Indeſſen erfolgt nach einiger Zeit, ohne gehoͤrig wiederholte Miſtduͤngung, die
Erſchoͤpfung dieſes Bodens, und man ſiehet ſich genoͤthigt; ihn zur Weide niederzu-
legen, die dann beſſer oder ſchlechter iſt, je nachdem man das Land durch Saaten
minder oder mehr erſchoͤpfet hat. Zuweilen hat man es ganz ausgebauet; und erſt
nachdem es lange geruhet und darauf fleißig gepfluͤgt und geduͤngt worden, iſt es wie-
der in Kraft gekommen. Auch hat man es wohl aufs neue wieder abgebrannt, wo-
nach es ſich abermals fruchtbar gezeigt hat.


Z 2
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[179/0201] Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. wenn ſie noch kein Pferd tragen koͤnnen, mit Hacken. Die aufgelockerte Erde wird dann bei trockener Jahreszeit von der Windſeite her in Brand geſetzt, und brennet mit den Wurzeln der Moorgewaͤchſe leicht zu Aſche. Zuweilen wird auch das Ab- brennen ohne vorhergegangenem Umbruch unternommen; aber mit weit geringerem und unſicherem Erfolge, indem das Feuer nicht ſo tief und gleichmaͤßig eindringt, und ſelbſt die Moorpflanzen nicht ſo wirkſam zerſtoͤrt. Iſt das Moor ſehr ſchwammig, und aus lauter vegetabiliſchen Subſtanzen beſtehend, ſo darf man eine voͤllige Aus- trocknung nicht abwarten, oder muß durch Sperrung des Grabens das Waſſer wie- der anſtauen laſſen, damit der Brand nicht zu tief eindringe. Indeſſen iſt es nicht gaͤnzlich zu verhindern, daß er nicht an einigen Stellen tiefer gehe, und daß Ungleich- heiten der Oberflaͤche entſtehen, die aber leicht wieder zu ebnen ſind. Nun wird die Aſche ſogleich untergepfluͤgt und mit der oberen Erdlage gemengt. Vormals beſtellete man dieſes Land mehrere Jahre nach einander allein mit Buch- weizen, der ganz vorzuͤglich darauf geraͤth, und den torfigen Boden muͤrbe macht. Jetzt bauet man in der Regel Kartoffeln oder Ruͤben darauf, die einen großen Er- trag geben. Danach wird dann Rocken oder Hafer gebauet, die ſehr gut gerathen, und ein beſonderes weißes Mehl geben, welches man der Aſche verdankt. Auch Sommerruͤbſen gedeihet auf dieſem Boden. Gerſte, Weizen, Winterraps gerathen auf dieſem Boden aber durchaus nicht, bevor er nicht mit einer Grunderde, es ſey Lehm, Mergel oder auch nur reiner Sand befahren worden. Nach dieſer zureichen- den Auffuͤhrung kann man alles bauen. Indeſſen erfolgt nach einiger Zeit, ohne gehoͤrig wiederholte Miſtduͤngung, die Erſchoͤpfung dieſes Bodens, und man ſiehet ſich genoͤthigt; ihn zur Weide niederzu- legen, die dann beſſer oder ſchlechter iſt, je nachdem man das Land durch Saaten minder oder mehr erſchoͤpfet hat. Zuweilen hat man es ganz ausgebauet; und erſt nachdem es lange geruhet und darauf fleißig gepfluͤgt und geduͤngt worden, iſt es wie- der in Kraft gekommen. Auch hat man es wohl aufs neue wieder abgebrannt, wo- nach es ſich abermals fruchtbar gezeigt hat. Z 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/201>, abgerufen am 27.11.2024.