liegt, als der Wasserspiegel des Flusses zu der Zeit steht, wo die Ableitung des zuflie- ßenden Wassers am nöthigsten wäre.
Man hat hier mancherlei partielle Hülfsmittel gebraucht, und solches Nieder- land mit Gräben und Dämmen umgeben, die das von der Höhe herabkommende Wasser auffangen. Man hat, wo das Wasser herdurchgehen mußte, hohe Wälle aufgeworfen, die das Wasser in beträchtlicher Höhe über der Fläche des Bodens er- halten, und es so durch die Niederung durchführen. Zuweilen hat man das Wasser doch nicht hoch genug zu halten vermocht, sondern hat es aus den Gräben über die Dämme, welche die Niederung umgaben, durch Schöpfmaschinen herübergießen müssen. Solche innere Verwallungen, (Binnendeiche, Nothdeiche) finden übri- gens nur da statt, wo man einen festen thonigen Boden hat; in einem porösen, der Durchsinterung unterworfenen Boden, würden sie vergeblich seyn.
Sicherer ist der Weg, dieses Wasser durch einen beträchtlichen Kanal abzufan- gen, der an der Anhöhe heruntergezogen wird, und das sämmtlich herabkommende Wasser aufnimmt, den man aber oft erst in einer weiten Entfernung, wo das Niveau des Wasserspiegels im Fluße sicher niedriger steht, in denselben einfallen läßt. Hat ein solcher Kanal zureichendes Gefälle, so sichert er vollkommen. Nur ist das Ueble, daß er oder der Strom selbst sich unterwärts so leicht versandet, wodurch sein oder des Flusses Bette so erhöht wird, daß der Kanal nun nicht zureichenden Abfluß hat, sondern das Wasser darin zurückstaut. Nicht selten ist dadurch schon völlig entwässer- tes Land wieder morastig geworden. Es ist dann hiergegen zuweilen keine andere Hülfe möglich gewesen, als einzeln Stücke Landes nach der vorerwähnten Art mit Bewallungen von fester Erde zu versehen, und sich des durchdringenden Wassers durch Schöpfmaschinen zu entledigen.
§. 259.
Schöpfma- schinen.Dieser Schöpfmaschinen giebt es mannigfaltiger Arten. Sie werden gewöhn- lich durch Windflügel in Bewegung gesetzt, und die Holländer sind darin den Bewoh- nern aller gesenkten Länder mit ihren Erfindungen und Mustern vorgegangen.
Die wesentlichsten Erfordernisse derselben sind: daß sie keines sehr starken Win- des zu ihrer Bewegung bedürfen, und unerwarteten Beschädigungen nicht unterwor- fen sind. Denn ohne das würden sie oft gerade zu der Zeit unbrauchbar seyn, wo man ihrer am meisten bedarf. Deshalb sind die, welche große Kraft erfordern,
welche
Abwaͤſſerung.
liegt, als der Waſſerſpiegel des Fluſſes zu der Zeit ſteht, wo die Ableitung des zuflie- ßenden Waſſers am noͤthigſten waͤre.
Man hat hier mancherlei partielle Huͤlfsmittel gebraucht, und ſolches Nieder- land mit Graͤben und Daͤmmen umgeben, die das von der Hoͤhe herabkommende Waſſer auffangen. Man hat, wo das Waſſer herdurchgehen mußte, hohe Waͤlle aufgeworfen, die das Waſſer in betraͤchtlicher Hoͤhe uͤber der Flaͤche des Bodens er- halten, und es ſo durch die Niederung durchfuͤhren. Zuweilen hat man das Waſſer doch nicht hoch genug zu halten vermocht, ſondern hat es aus den Graͤben uͤber die Daͤmme, welche die Niederung umgaben, durch Schoͤpfmaſchinen heruͤbergießen muͤſſen. Solche innere Verwallungen, (Binnendeiche, Nothdeiche) finden uͤbri- gens nur da ſtatt, wo man einen feſten thonigen Boden hat; in einem poroͤſen, der Durchſinterung unterworfenen Boden, wuͤrden ſie vergeblich ſeyn.
Sicherer iſt der Weg, dieſes Waſſer durch einen betraͤchtlichen Kanal abzufan- gen, der an der Anhoͤhe heruntergezogen wird, und das ſaͤmmtlich herabkommende Waſſer aufnimmt, den man aber oft erſt in einer weiten Entfernung, wo das Niveau des Waſſerſpiegels im Fluße ſicher niedriger ſteht, in denſelben einfallen laͤßt. Hat ein ſolcher Kanal zureichendes Gefaͤlle, ſo ſichert er vollkommen. Nur iſt das Ueble, daß er oder der Strom ſelbſt ſich unterwaͤrts ſo leicht verſandet, wodurch ſein oder des Fluſſes Bette ſo erhoͤht wird, daß der Kanal nun nicht zureichenden Abfluß hat, ſondern das Waſſer darin zuruͤckſtaut. Nicht ſelten iſt dadurch ſchon voͤllig entwaͤſſer- tes Land wieder moraſtig geworden. Es iſt dann hiergegen zuweilen keine andere Huͤlfe moͤglich geweſen, als einzeln Stuͤcke Landes nach der vorerwaͤhnten Art mit Bewallungen von feſter Erde zu verſehen, und ſich des durchdringenden Waſſers durch Schoͤpfmaſchinen zu entledigen.
§. 259.
Schoͤpfma- ſchinen.Dieſer Schoͤpfmaſchinen giebt es mannigfaltiger Arten. Sie werden gewoͤhn- lich durch Windfluͤgel in Bewegung geſetzt, und die Hollaͤnder ſind darin den Bewoh- nern aller geſenkten Laͤnder mit ihren Erfindungen und Muſtern vorgegangen.
Die weſentlichſten Erforderniſſe derſelben ſind: daß ſie keines ſehr ſtarken Win- des zu ihrer Bewegung beduͤrfen, und unerwarteten Beſchaͤdigungen nicht unterwor- fen ſind. Denn ohne das wuͤrden ſie oft gerade zu der Zeit unbrauchbar ſeyn, wo man ihrer am meiſten bedarf. Deshalb ſind die, welche große Kraft erfordern,
welche
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Abwaͤſſerung.
liegt, als der Waſſerſpiegel des Fluſſes zu der Zeit ſteht, wo die Ableitung des zuflie-
ßenden Waſſers am noͤthigſten waͤre.
Man hat hier mancherlei partielle Huͤlfsmittel gebraucht, und ſolches Nieder-
land mit Graͤben und Daͤmmen umgeben, die das von der Hoͤhe herabkommende
Waſſer auffangen. Man hat, wo das Waſſer herdurchgehen mußte, hohe Waͤlle
aufgeworfen, die das Waſſer in betraͤchtlicher Hoͤhe uͤber der Flaͤche des Bodens er-
halten, und es ſo durch die Niederung durchfuͤhren. Zuweilen hat man das Waſſer
doch nicht hoch genug zu halten vermocht, ſondern hat es aus den Graͤben uͤber die
Daͤmme, welche die Niederung umgaben, durch Schoͤpfmaſchinen heruͤbergießen
muͤſſen. Solche innere Verwallungen, (Binnendeiche, Nothdeiche) finden uͤbri-
gens nur da ſtatt, wo man einen feſten thonigen Boden hat; in einem poroͤſen, der
Durchſinterung unterworfenen Boden, wuͤrden ſie vergeblich ſeyn.
Sicherer iſt der Weg, dieſes Waſſer durch einen betraͤchtlichen Kanal abzufan-
gen, der an der Anhoͤhe heruntergezogen wird, und das ſaͤmmtlich herabkommende
Waſſer aufnimmt, den man aber oft erſt in einer weiten Entfernung, wo das Niveau
des Waſſerſpiegels im Fluße ſicher niedriger ſteht, in denſelben einfallen laͤßt. Hat
ein ſolcher Kanal zureichendes Gefaͤlle, ſo ſichert er vollkommen. Nur iſt das Ueble,
daß er oder der Strom ſelbſt ſich unterwaͤrts ſo leicht verſandet, wodurch ſein oder
des Fluſſes Bette ſo erhoͤht wird, daß der Kanal nun nicht zureichenden Abfluß hat,
ſondern das Waſſer darin zuruͤckſtaut. Nicht ſelten iſt dadurch ſchon voͤllig entwaͤſſer-
tes Land wieder moraſtig geworden. Es iſt dann hiergegen zuweilen keine andere
Huͤlfe moͤglich geweſen, als einzeln Stuͤcke Landes nach der vorerwaͤhnten Art mit
Bewallungen von feſter Erde zu verſehen, und ſich des durchdringenden Waſſers
durch Schoͤpfmaſchinen zu entledigen.
§. 259.
Dieſer Schoͤpfmaſchinen giebt es mannigfaltiger Arten. Sie werden gewoͤhn-
lich durch Windfluͤgel in Bewegung geſetzt, und die Hollaͤnder ſind darin den Bewoh-
nern aller geſenkten Laͤnder mit ihren Erfindungen und Muſtern vorgegangen.
Schoͤpfma-
ſchinen.
Die weſentlichſten Erforderniſſe derſelben ſind: daß ſie keines ſehr ſtarken Win-
des zu ihrer Bewegung beduͤrfen, und unerwarteten Beſchaͤdigungen nicht unterwor-
fen ſind. Denn ohne das wuͤrden ſie oft gerade zu der Zeit unbrauchbar ſeyn, wo
man ihrer am meiſten bedarf. Deshalb ſind die, welche große Kraft erfordern,
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/190>, abgerufen am 16.02.2025.
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