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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
Versiegen gebracht werden, wenn sie, wie es gewöhnlich der Fall ist, durch durch-
lassenden Schichten und Adern des Erdbodens mit einander in Kommunikation stehen.
Es ist daher auch nichts Seltenes gewesen, daß durch diese Anlage auf einer Seite
eines Berges oder einer Anhöhe die andere Seite desselben trocken wurde, ja daß so-
gar Quellen, die dort einen Bach bildeten, zu fließen aufhörten, und folglich Was-
sermangel entstand. Dagegen verschaffte man sich in dem angelegten Graben zuwei-
len unerwartet einen so starken Wasserzufluß, daß man Mühlenwerke damit betreiben
konnte. Auch konnte das aufgefangene Wasser oft zur Bewässerung des niedriger
liegenden, nun aber von unten trocken gelegten Bodens benutzt, und so nun aus
morastigen Gründen willkührlich zu bewässernde Wiesen gemacht werden.

Die Bohrlöcher verstopfen sich, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht leicht, sie
werden vielmehr durch das hervordringende Wasser erweitert, und es entstehen gleich-
sam künstliche Quellen. Nach Verhältniß des Wasserszuflusses werden ihrer mehrere
oder wenigere gebohrt. Auf allen Fall kann man sie mit einer kleinen Einfassung um-
geben, damit sie nicht, wenn etwa die Grabenwand herabsinken sollte, verschüttet
werden. Auch sind sie sehr leicht wieder zu öffnen. Man muß aber, wie sich von
selbst versteht, nie erwarten, daß ein solcher Graben auf die Entwässerungen von
Stellen wirken solle, die unterhalb der Horizontallinie seiner Sohle liegen; es sey
denn, daß die eigentliche Quelle, wie im ersten Falle, wirklich höher aus dem Thon-
lager hervordränge, die Feuchtigkeit aber wegen der Bedeckung mit poröser Erde
sich erst tiefer zu zeigen anfinge.

Ich glaube durch diese wenigen Worte, die Manchen so verwickelnd scheinende
Materie von der Abfangung der Quellen und der Trockenlegung quelliger Gründe ge-
nugsam erläutert zu haben. Die Lehre ist sehr einfach, es gehört aber eine genaue
Untersuchung der ganzen Gegend und der Schichtenlage des Bodens -- die man sich
oft zufällig an eingestürzten Abhängen beim Brunnengraben, immer aber durch den
Gebrauch des Erdbohrers verschaffen kann -- dazu, um sie für jede besondere Loka-
lität richtig anzuwenden.

Wir haben Johnston's Abhandlung über das Austrocknen der Sümpfe und
Entwässerung kaltgründiger Aecker nach Elkington's Verfahren, übersetzt von dem Gra-
sen von Podewils, Berlin 1799, worin die Sache ausführlich aber dennoch nicht
vollständig und etwas verworren abgehandelt ist. Man wird sich indessen nach dem

Abwaͤſſerung.
Verſiegen gebracht werden, wenn ſie, wie es gewoͤhnlich der Fall iſt, durch durch-
laſſenden Schichten und Adern des Erdbodens mit einander in Kommunikation ſtehen.
Es iſt daher auch nichts Seltenes geweſen, daß durch dieſe Anlage auf einer Seite
eines Berges oder einer Anhoͤhe die andere Seite deſſelben trocken wurde, ja daß ſo-
gar Quellen, die dort einen Bach bildeten, zu fließen aufhoͤrten, und folglich Waſ-
ſermangel entſtand. Dagegen verſchaffte man ſich in dem angelegten Graben zuwei-
len unerwartet einen ſo ſtarken Waſſerzufluß, daß man Muͤhlenwerke damit betreiben
konnte. Auch konnte das aufgefangene Waſſer oft zur Bewaͤſſerung des niedriger
liegenden, nun aber von unten trocken gelegten Bodens benutzt, und ſo nun aus
moraſtigen Gruͤnden willkuͤhrlich zu bewaͤſſernde Wieſen gemacht werden.

Die Bohrloͤcher verſtopfen ſich, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht leicht, ſie
werden vielmehr durch das hervordringende Waſſer erweitert, und es entſtehen gleich-
ſam kuͤnſtliche Quellen. Nach Verhaͤltniß des Waſſerszufluſſes werden ihrer mehrere
oder wenigere gebohrt. Auf allen Fall kann man ſie mit einer kleinen Einfaſſung um-
geben, damit ſie nicht, wenn etwa die Grabenwand herabſinken ſollte, verſchuͤttet
werden. Auch ſind ſie ſehr leicht wieder zu oͤffnen. Man muß aber, wie ſich von
ſelbſt verſteht, nie erwarten, daß ein ſolcher Graben auf die Entwaͤſſerungen von
Stellen wirken ſolle, die unterhalb der Horizontallinie ſeiner Sohle liegen; es ſey
denn, daß die eigentliche Quelle, wie im erſten Falle, wirklich hoͤher aus dem Thon-
lager hervordraͤnge, die Feuchtigkeit aber wegen der Bedeckung mit poroͤſer Erde
ſich erſt tiefer zu zeigen anfinge.

Ich glaube durch dieſe wenigen Worte, die Manchen ſo verwickelnd ſcheinende
Materie von der Abfangung der Quellen und der Trockenlegung quelliger Gruͤnde ge-
nugſam erlaͤutert zu haben. Die Lehre iſt ſehr einfach, es gehoͤrt aber eine genaue
Unterſuchung der ganzen Gegend und der Schichtenlage des Bodens — die man ſich
oft zufaͤllig an eingeſtuͤrzten Abhaͤngen beim Brunnengraben, immer aber durch den
Gebrauch des Erdbohrers verſchaffen kann — dazu, um ſie fuͤr jede beſondere Loka-
litaͤt richtig anzuwenden.

Wir haben Johnſton’s Abhandlung uͤber das Austrocknen der Suͤmpfe und
Entwaͤſſerung kaltgruͤndiger Aecker nach Elkington’s Verfahren, uͤberſetzt von dem Gra-
ſen von Podewils, Berlin 1799, worin die Sache ausfuͤhrlich aber dennoch nicht
vollſtaͤndig und etwas verworren abgehandelt iſt. Man wird ſich indeſſen nach dem

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[165/0187] Abwaͤſſerung. Verſiegen gebracht werden, wenn ſie, wie es gewoͤhnlich der Fall iſt, durch durch- laſſenden Schichten und Adern des Erdbodens mit einander in Kommunikation ſtehen. Es iſt daher auch nichts Seltenes geweſen, daß durch dieſe Anlage auf einer Seite eines Berges oder einer Anhoͤhe die andere Seite deſſelben trocken wurde, ja daß ſo- gar Quellen, die dort einen Bach bildeten, zu fließen aufhoͤrten, und folglich Waſ- ſermangel entſtand. Dagegen verſchaffte man ſich in dem angelegten Graben zuwei- len unerwartet einen ſo ſtarken Waſſerzufluß, daß man Muͤhlenwerke damit betreiben konnte. Auch konnte das aufgefangene Waſſer oft zur Bewaͤſſerung des niedriger liegenden, nun aber von unten trocken gelegten Bodens benutzt, und ſo nun aus moraſtigen Gruͤnden willkuͤhrlich zu bewaͤſſernde Wieſen gemacht werden. Die Bohrloͤcher verſtopfen ſich, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht leicht, ſie werden vielmehr durch das hervordringende Waſſer erweitert, und es entſtehen gleich- ſam kuͤnſtliche Quellen. Nach Verhaͤltniß des Waſſerszufluſſes werden ihrer mehrere oder wenigere gebohrt. Auf allen Fall kann man ſie mit einer kleinen Einfaſſung um- geben, damit ſie nicht, wenn etwa die Grabenwand herabſinken ſollte, verſchuͤttet werden. Auch ſind ſie ſehr leicht wieder zu oͤffnen. Man muß aber, wie ſich von ſelbſt verſteht, nie erwarten, daß ein ſolcher Graben auf die Entwaͤſſerungen von Stellen wirken ſolle, die unterhalb der Horizontallinie ſeiner Sohle liegen; es ſey denn, daß die eigentliche Quelle, wie im erſten Falle, wirklich hoͤher aus dem Thon- lager hervordraͤnge, die Feuchtigkeit aber wegen der Bedeckung mit poroͤſer Erde ſich erſt tiefer zu zeigen anfinge. Ich glaube durch dieſe wenigen Worte, die Manchen ſo verwickelnd ſcheinende Materie von der Abfangung der Quellen und der Trockenlegung quelliger Gruͤnde ge- nugſam erlaͤutert zu haben. Die Lehre iſt ſehr einfach, es gehoͤrt aber eine genaue Unterſuchung der ganzen Gegend und der Schichtenlage des Bodens — die man ſich oft zufaͤllig an eingeſtuͤrzten Abhaͤngen beim Brunnengraben, immer aber durch den Gebrauch des Erdbohrers verſchaffen kann — dazu, um ſie fuͤr jede beſondere Loka- litaͤt richtig anzuwenden. Wir haben Johnſton’s Abhandlung uͤber das Austrocknen der Suͤmpfe und Entwaͤſſerung kaltgruͤndiger Aecker nach Elkington’s Verfahren, uͤberſetzt von dem Gra- ſen von Podewils, Berlin 1799, worin die Sache ausfuͤhrlich aber dennoch nicht vollſtaͤndig und etwas verworren abgehandelt iſt. Man wird ſich indeſſen nach dem

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/187>, abgerufen am 09.11.2024.