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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Befriedigungen. Einhägungen.

Einige Ginsterarten -- Genista -- und das Ligustrum -- Ligustrum
vulgare
-- welche aber in unserm Klima leicht abfrieren, obwohl sie wie-
der ausschlagen.

Den Berberitzen-Strauch, Berberis vulgaris, den man vormahls häu-
fig zu Hecken, entweder allein oder vermengt empfohlen hatte, verwirft man jetzt
gänzlich, da es durch unläugbare Erfahrungen ausgemacht ist, daß er dem Getreide
bis zu einer Entfernung von funfzig Schritt höchst schädlich werde.

Man muß unter diesen Pflanzenarten diejenigen auswählen, welche dem Bo-
den am angemessesten sind. Was auf dem Boden wild wächst, ist ohne Zweifel am
meisten für ihn geeignet, und auf dessen Fortkommen kann man am sichersten rech-
nen. Jedoch kann man durch sorgfältige Behandlung und auf wohl vorbereitetem
Grunde oft auch Strauchgewächse fortbringen, denen der natürliche Boden nicht zu-
sagt. Wo man aber zweifelhaft darüber ist, wird es doch immer rathsam seyn, sie
mit andern zu verbinden, die ihren Platz ausfüllen können, wenn jene nicht
fortkämen.

§. 222.

Unter allen zu Hecken geeigneten Pflanzen ist der Weißdorn ohne ZweifelWeißdorn-
hecken.

die vorzüglichste. Er giebt, gehörig angezogen, die allerundurchdringlichste Be-
währung, hält sich dicht geschlossen, wuchert mit seiner Wurzel nicht ins Land, und
unterdrückt die Früchte in seiner Nachbarschaft nicht. Auch verbreitet er seine Zweige
nicht übermäßig, und läßt sich leicht in Schranken erhalten, so daß man ihn nur
wenig und selten zu beschneiden braucht. Alle Thiere scheuen ihn seiner Dornen we-
gen. Er beherbergt keine Vögel und Ungeziefer; auch leidet er, wenn er einmal in
Schuß gekommen, wenig Unkraut unter sich. Allein er erfordert einen guten Lehm-
boden oder Gartenerde, und kommt weder auf zu dürrem noch auf nassem
Boden fort.

Man findet ihn zuweilen häufig wild in Laubhölzern wachsend. Aber theils ist
dieses selten, theils haben die durch Kunst im Freien angezogenen Pflänzlinge einen
großen Vorzug vor denen, die in den Holzungen wild und in dem Schatten der
Bäume aufgewachsen sind. Dies ist überhaupt mit allen Arten von Sträuchern,
deren man sich zu Hecken bedient, der Fall. Daher ist es allemal rathsamer, die
sämmtlichen Heckenpflanzen, vornämlich aber diesen Weißdorn, in besonderen Pflanz-

Befriedigungen. Einhaͤgungen.

Einige GinſterartenGenista — und das LiguſtrumLigustrum
vulgare
— welche aber in unſerm Klima leicht abfrieren, obwohl ſie wie-
der ausſchlagen.

Den Berberitzen-Strauch, Berberis vulgaris, den man vormahls haͤu-
fig zu Hecken, entweder allein oder vermengt empfohlen hatte, verwirft man jetzt
gaͤnzlich, da es durch unlaͤugbare Erfahrungen ausgemacht iſt, daß er dem Getreide
bis zu einer Entfernung von funfzig Schritt hoͤchſt ſchaͤdlich werde.

Man muß unter dieſen Pflanzenarten diejenigen auswaͤhlen, welche dem Bo-
den am angemeſſeſten ſind. Was auf dem Boden wild waͤchſt, iſt ohne Zweifel am
meiſten fuͤr ihn geeignet, und auf deſſen Fortkommen kann man am ſicherſten rech-
nen. Jedoch kann man durch ſorgfaͤltige Behandlung und auf wohl vorbereitetem
Grunde oft auch Strauchgewaͤchſe fortbringen, denen der natuͤrliche Boden nicht zu-
ſagt. Wo man aber zweifelhaft daruͤber iſt, wird es doch immer rathſam ſeyn, ſie
mit andern zu verbinden, die ihren Platz ausfuͤllen koͤnnen, wenn jene nicht
fortkaͤmen.

§. 222.

Unter allen zu Hecken geeigneten Pflanzen iſt der Weißdorn ohne ZweifelWeißdorn-
hecken.

die vorzuͤglichſte. Er giebt, gehoͤrig angezogen, die allerundurchdringlichſte Be-
waͤhrung, haͤlt ſich dicht geſchloſſen, wuchert mit ſeiner Wurzel nicht ins Land, und
unterdruͤckt die Fruͤchte in ſeiner Nachbarſchaft nicht. Auch verbreitet er ſeine Zweige
nicht uͤbermaͤßig, und laͤßt ſich leicht in Schranken erhalten, ſo daß man ihn nur
wenig und ſelten zu beſchneiden braucht. Alle Thiere ſcheuen ihn ſeiner Dornen we-
gen. Er beherbergt keine Voͤgel und Ungeziefer; auch leidet er, wenn er einmal in
Schuß gekommen, wenig Unkraut unter ſich. Allein er erfordert einen guten Lehm-
boden oder Gartenerde, und kommt weder auf zu duͤrrem noch auf naſſem
Boden fort.

Man findet ihn zuweilen haͤufig wild in Laubhoͤlzern wachſend. Aber theils iſt
dieſes ſelten, theils haben die durch Kunſt im Freien angezogenen Pflaͤnzlinge einen
großen Vorzug vor denen, die in den Holzungen wild und in dem Schatten der
Baͤume aufgewachſen ſind. Dies iſt uͤberhaupt mit allen Arten von Straͤuchern,
deren man ſich zu Hecken bedient, der Fall. Daher iſt es allemal rathſamer, die
ſaͤmmtlichen Heckenpflanzen, vornaͤmlich aber dieſen Weißdorn, in beſonderen Pflanz-

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[135/0157] Befriedigungen. Einhaͤgungen. Einige Ginſterarten — Genista — und das Liguſtrum — Ligustrum vulgare — welche aber in unſerm Klima leicht abfrieren, obwohl ſie wie- der ausſchlagen. Den Berberitzen-Strauch, Berberis vulgaris, den man vormahls haͤu- fig zu Hecken, entweder allein oder vermengt empfohlen hatte, verwirft man jetzt gaͤnzlich, da es durch unlaͤugbare Erfahrungen ausgemacht iſt, daß er dem Getreide bis zu einer Entfernung von funfzig Schritt hoͤchſt ſchaͤdlich werde. Man muß unter dieſen Pflanzenarten diejenigen auswaͤhlen, welche dem Bo- den am angemeſſeſten ſind. Was auf dem Boden wild waͤchſt, iſt ohne Zweifel am meiſten fuͤr ihn geeignet, und auf deſſen Fortkommen kann man am ſicherſten rech- nen. Jedoch kann man durch ſorgfaͤltige Behandlung und auf wohl vorbereitetem Grunde oft auch Strauchgewaͤchſe fortbringen, denen der natuͤrliche Boden nicht zu- ſagt. Wo man aber zweifelhaft daruͤber iſt, wird es doch immer rathſam ſeyn, ſie mit andern zu verbinden, die ihren Platz ausfuͤllen koͤnnen, wenn jene nicht fortkaͤmen. §. 222. Unter allen zu Hecken geeigneten Pflanzen iſt der Weißdorn ohne Zweifel die vorzuͤglichſte. Er giebt, gehoͤrig angezogen, die allerundurchdringlichſte Be- waͤhrung, haͤlt ſich dicht geſchloſſen, wuchert mit ſeiner Wurzel nicht ins Land, und unterdruͤckt die Fruͤchte in ſeiner Nachbarſchaft nicht. Auch verbreitet er ſeine Zweige nicht uͤbermaͤßig, und laͤßt ſich leicht in Schranken erhalten, ſo daß man ihn nur wenig und ſelten zu beſchneiden braucht. Alle Thiere ſcheuen ihn ſeiner Dornen we- gen. Er beherbergt keine Voͤgel und Ungeziefer; auch leidet er, wenn er einmal in Schuß gekommen, wenig Unkraut unter ſich. Allein er erfordert einen guten Lehm- boden oder Gartenerde, und kommt weder auf zu duͤrrem noch auf naſſem Boden fort. Weißdorn- hecken. Man findet ihn zuweilen haͤufig wild in Laubhoͤlzern wachſend. Aber theils iſt dieſes ſelten, theils haben die durch Kunſt im Freien angezogenen Pflaͤnzlinge einen großen Vorzug vor denen, die in den Holzungen wild und in dem Schatten der Baͤume aufgewachſen ſind. Dies iſt uͤberhaupt mit allen Arten von Straͤuchern, deren man ſich zu Hecken bedient, der Fall. Daher iſt es allemal rathſamer, die ſaͤmmtlichen Heckenpflanzen, vornaͤmlich aber dieſen Weißdorn, in beſonderen Pflanz-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/157>, abgerufen am 22.11.2024.