Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Befriedigungen. Einhägungen.
schlagen, die Mauer dadurch selbst befestigen, besonders aber die Befriedigung er-
höhen, und Menschen und Vieh abhalten.

§. 217.

Steinwälle.Oder man verfertigt aus den Steinen nur Wälle, welche unten breit, oben
schmal, mehrentheils in einer Rundung, zulaufen. Die Steine werden hier
ebenfalls mit Erde und Rasen ausgefüllt, oben mit Rasen belegt und mit passen-
den Gewächsen bepflanzt.

Ein Hauptvorzug dieser Steinmauern und Dämme ist der, daß sie wenig
Platz wegnehmen, und die Beackerung bis an ihren Fuß erlauben. Wenn sie
gleich nicht ewig halten, so ist dennoch ihre Ausbesserung und Wiederherstellung,
wenn das Material einmal auf der Stelle liegt, sehr leicht. Wo man also zur
Reinigung der Felder die Steine ohnehin ausgraben und wegschaffen muß, oder
sie nicht weit herbeizuführen braucht, ist ihre Anlage sehr zu empfehlen.

Zuweilen setzt man nur eine Reihe von einfachen Steinen an dem Wege vor
den Feldern her, um das Ueberfahren zu verhindern, und eine vielleicht dahinter
stehende Hecke zu schützen; auch bei nassen Wegen den Fußgängern einen Steig
zu bilden, damit sie nicht auf die Saat übertreten.

§. 218.

Lehmwände.Die Lehm- oder Wellerwände, welche man in einigen Gegenden antrifft, je-
doch mehr zur Befriedigung der Höfe und Gärten, als der Ackerfelder, sind von
kurzer Dauer, und müssen oft neu errichtet werden. Zu Zeiten unternimmt man
diese neue Errichtung gern, indem der in solchen Mauern der Atmosphäre ausge-
setzte Lehm eine auffallend düngende Kraft erhält, wenn er auf den Acker gefahren
wird. Vorzüglich ist dies der Fall, wenn diese Mauern im Dorfe und um Mist-
höfen standen, wo sie die ausdünstenden Stoffe einziehen. Es muß jedoch der
Lehm in der Nähe gegraben werden können, indem eine entferntere Herbeiführung
die Sache, der kurzen Dauer wegen, zu kostbar machen würde.

§. 219.

Verzäunun-
gen von Holz.
2) Todte Befriedigungen von Holz. Diese bestehen zum Theil aus Pfahl-
und Gatterwerk von mancherlei Art. Bloße aufgestellte Holzscheiten, die durch
ein Querholz mittelst der Durchlassung oder mittelst eiserner Nägel oder durch
Flechtwerk verbunden sind, machen unter allen die größte Verschwendung von

Befriedigungen. Einhaͤgungen.
ſchlagen, die Mauer dadurch ſelbſt befeſtigen, beſonders aber die Befriedigung er-
hoͤhen, und Menſchen und Vieh abhalten.

§. 217.

Steinwaͤlle.Oder man verfertigt aus den Steinen nur Waͤlle, welche unten breit, oben
ſchmal, mehrentheils in einer Rundung, zulaufen. Die Steine werden hier
ebenfalls mit Erde und Raſen ausgefuͤllt, oben mit Raſen belegt und mit paſſen-
den Gewaͤchſen bepflanzt.

Ein Hauptvorzug dieſer Steinmauern und Daͤmme iſt der, daß ſie wenig
Platz wegnehmen, und die Beackerung bis an ihren Fuß erlauben. Wenn ſie
gleich nicht ewig halten, ſo iſt dennoch ihre Ausbeſſerung und Wiederherſtellung,
wenn das Material einmal auf der Stelle liegt, ſehr leicht. Wo man alſo zur
Reinigung der Felder die Steine ohnehin ausgraben und wegſchaffen muß, oder
ſie nicht weit herbeizufuͤhren braucht, iſt ihre Anlage ſehr zu empfehlen.

Zuweilen ſetzt man nur eine Reihe von einfachen Steinen an dem Wege vor
den Feldern her, um das Ueberfahren zu verhindern, und eine vielleicht dahinter
ſtehende Hecke zu ſchuͤtzen; auch bei naſſen Wegen den Fußgaͤngern einen Steig
zu bilden, damit ſie nicht auf die Saat uͤbertreten.

§. 218.

Lehmwaͤnde.Die Lehm- oder Wellerwaͤnde, welche man in einigen Gegenden antrifft, je-
doch mehr zur Befriedigung der Hoͤfe und Gaͤrten, als der Ackerfelder, ſind von
kurzer Dauer, und muͤſſen oft neu errichtet werden. Zu Zeiten unternimmt man
dieſe neue Errichtung gern, indem der in ſolchen Mauern der Atmoſphaͤre ausge-
ſetzte Lehm eine auffallend duͤngende Kraft erhaͤlt, wenn er auf den Acker gefahren
wird. Vorzuͤglich iſt dies der Fall, wenn dieſe Mauern im Dorfe und um Miſt-
hoͤfen ſtanden, wo ſie die ausduͤnſtenden Stoffe einziehen. Es muß jedoch der
Lehm in der Naͤhe gegraben werden koͤnnen, indem eine entferntere Herbeifuͤhrung
die Sache, der kurzen Dauer wegen, zu koſtbar machen wuͤrde.

§. 219.

Verzaͤunun-
gen von Holz.
2) Todte Befriedigungen von Holz. Dieſe beſtehen zum Theil aus Pfahl-
und Gatterwerk von mancherlei Art. Bloße aufgeſtellte Holzſcheiten, die durch
ein Querholz mittelſt der Durchlaſſung oder mittelſt eiſerner Naͤgel oder durch
Flechtwerk verbunden ſind, machen unter allen die groͤßte Verſchwendung von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0152" n="130"/><fw place="top" type="header">Befriedigungen. Einha&#x0364;gungen.</fw><lb/>
&#x017F;chlagen, die Mauer dadurch &#x017F;elb&#x017F;t befe&#x017F;tigen, be&#x017F;onders aber die Befriedigung er-<lb/>
ho&#x0364;hen, und Men&#x017F;chen und Vieh abhalten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 217.</head><lb/>
              <p><note place="left">Steinwa&#x0364;lle.</note>Oder man verfertigt aus den Steinen nur Wa&#x0364;lle, welche unten breit, oben<lb/>
&#x017F;chmal, mehrentheils in einer Rundung, zulaufen. Die Steine werden hier<lb/>
ebenfalls mit Erde und Ra&#x017F;en ausgefu&#x0364;llt, oben mit Ra&#x017F;en belegt und mit pa&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en bepflanzt.</p><lb/>
              <p>Ein Hauptvorzug die&#x017F;er Steinmauern und Da&#x0364;mme i&#x017F;t der, daß &#x017F;ie wenig<lb/>
Platz wegnehmen, und die Beackerung bis an ihren Fuß erlauben. Wenn &#x017F;ie<lb/>
gleich nicht ewig halten, &#x017F;o i&#x017F;t dennoch ihre Ausbe&#x017F;&#x017F;erung und Wiederher&#x017F;tellung,<lb/>
wenn das Material einmal auf der Stelle liegt, &#x017F;ehr leicht. Wo man al&#x017F;o zur<lb/>
Reinigung der Felder die Steine ohnehin ausgraben und weg&#x017F;chaffen muß, oder<lb/>
&#x017F;ie nicht weit herbeizufu&#x0364;hren braucht, i&#x017F;t ihre Anlage &#x017F;ehr zu empfehlen.</p><lb/>
              <p>Zuweilen &#x017F;etzt man nur eine Reihe von einfachen Steinen an dem Wege vor<lb/>
den Feldern her, um das Ueberfahren zu verhindern, und eine vielleicht dahinter<lb/>
&#x017F;tehende Hecke zu &#x017F;chu&#x0364;tzen; auch bei na&#x017F;&#x017F;en Wegen den Fußga&#x0364;ngern einen Steig<lb/>
zu bilden, damit &#x017F;ie nicht auf die Saat u&#x0364;bertreten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 218.</head><lb/>
              <p><note place="left">Lehmwa&#x0364;nde.</note>Die Lehm- oder Wellerwa&#x0364;nde, welche man in einigen Gegenden antrifft, je-<lb/>
doch mehr zur Befriedigung der Ho&#x0364;fe und Ga&#x0364;rten, als der Ackerfelder, &#x017F;ind von<lb/>
kurzer Dauer, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en oft neu errichtet werden. Zu Zeiten unternimmt man<lb/>
die&#x017F;e neue Errichtung gern, indem der in &#x017F;olchen Mauern der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re ausge-<lb/>
&#x017F;etzte Lehm eine auffallend du&#x0364;ngende Kraft erha&#x0364;lt, wenn er auf den Acker gefahren<lb/>
wird. Vorzu&#x0364;glich i&#x017F;t dies der Fall, wenn die&#x017F;e Mauern im Dorfe und um Mi&#x017F;t-<lb/>
ho&#x0364;fen &#x017F;tanden, wo &#x017F;ie die ausdu&#x0364;n&#x017F;tenden Stoffe einziehen. Es muß jedoch der<lb/>
Lehm in der Na&#x0364;he gegraben werden ko&#x0364;nnen, indem eine entferntere Herbeifu&#x0364;hrung<lb/>
die Sache, der kurzen Dauer wegen, zu ko&#x017F;tbar machen wu&#x0364;rde.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 219.</head><lb/>
              <p><note place="left">Verza&#x0364;unun-<lb/>
gen von Holz.</note>2) Todte Befriedigungen von Holz. Die&#x017F;e be&#x017F;tehen zum Theil aus Pfahl-<lb/>
und Gatterwerk von mancherlei Art. Bloße aufge&#x017F;tellte Holz&#x017F;cheiten, die durch<lb/>
ein Querholz mittel&#x017F;t der Durchla&#x017F;&#x017F;ung oder mittel&#x017F;t ei&#x017F;erner Na&#x0364;gel oder durch<lb/>
Flechtwerk verbunden &#x017F;ind, machen unter allen die gro&#x0364;ßte Ver&#x017F;chwendung von<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0152] Befriedigungen. Einhaͤgungen. ſchlagen, die Mauer dadurch ſelbſt befeſtigen, beſonders aber die Befriedigung er- hoͤhen, und Menſchen und Vieh abhalten. §. 217. Oder man verfertigt aus den Steinen nur Waͤlle, welche unten breit, oben ſchmal, mehrentheils in einer Rundung, zulaufen. Die Steine werden hier ebenfalls mit Erde und Raſen ausgefuͤllt, oben mit Raſen belegt und mit paſſen- den Gewaͤchſen bepflanzt. Steinwaͤlle. Ein Hauptvorzug dieſer Steinmauern und Daͤmme iſt der, daß ſie wenig Platz wegnehmen, und die Beackerung bis an ihren Fuß erlauben. Wenn ſie gleich nicht ewig halten, ſo iſt dennoch ihre Ausbeſſerung und Wiederherſtellung, wenn das Material einmal auf der Stelle liegt, ſehr leicht. Wo man alſo zur Reinigung der Felder die Steine ohnehin ausgraben und wegſchaffen muß, oder ſie nicht weit herbeizufuͤhren braucht, iſt ihre Anlage ſehr zu empfehlen. Zuweilen ſetzt man nur eine Reihe von einfachen Steinen an dem Wege vor den Feldern her, um das Ueberfahren zu verhindern, und eine vielleicht dahinter ſtehende Hecke zu ſchuͤtzen; auch bei naſſen Wegen den Fußgaͤngern einen Steig zu bilden, damit ſie nicht auf die Saat uͤbertreten. §. 218. Die Lehm- oder Wellerwaͤnde, welche man in einigen Gegenden antrifft, je- doch mehr zur Befriedigung der Hoͤfe und Gaͤrten, als der Ackerfelder, ſind von kurzer Dauer, und muͤſſen oft neu errichtet werden. Zu Zeiten unternimmt man dieſe neue Errichtung gern, indem der in ſolchen Mauern der Atmoſphaͤre ausge- ſetzte Lehm eine auffallend duͤngende Kraft erhaͤlt, wenn er auf den Acker gefahren wird. Vorzuͤglich iſt dies der Fall, wenn dieſe Mauern im Dorfe und um Miſt- hoͤfen ſtanden, wo ſie die ausduͤnſtenden Stoffe einziehen. Es muß jedoch der Lehm in der Naͤhe gegraben werden koͤnnen, indem eine entferntere Herbeifuͤhrung die Sache, der kurzen Dauer wegen, zu koſtbar machen wuͤrde. Lehmwaͤnde. §. 219. 2) Todte Befriedigungen von Holz. Dieſe beſtehen zum Theil aus Pfahl- und Gatterwerk von mancherlei Art. Bloße aufgeſtellte Holzſcheiten, die durch ein Querholz mittelſt der Durchlaſſung oder mittelſt eiſerner Naͤgel oder durch Flechtwerk verbunden ſind, machen unter allen die groͤßte Verſchwendung von Verzaͤunun- gen von Holz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/152
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/152>, abgerufen am 22.12.2024.