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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
benimmt dem Boden die häufig darin befindliche Säure und den der Vegetation
nachtheiligen Gerbestoff, tödtet auch zugleich die Würmer und Insekten, welche
sich in einem solchen Boden zuweilen so stark eingenistet haben, daß sie die ersten
Früchte fast völlig zerstörten. Nach der Kalkdüngung auf Neubruch, der viele
vegetabilische Materie enthält, kann man diejenigen Früchte, welche am meisten
Nahrung erfordern, insbesondere Rapssaat bauen. Jedoch versteht sich's, daß
man mit Kalk wenig ausrichten würde, wenn ein solcher Boden arm an ve-
getabilischer Materie wäre.

§. 207.

Aufbruch des
Haidbodens.
Der mit Haidekraut überzogene Boden hat nicht immer einen unfruchtbaren
Grund, sondern manchmal einen fruchtbaren Lehm unter sich, in welchem Falle
er seine Urbarmachung reichlich belohnt. Auch enthält er (vergl. Bd. II. S. 140)
Humus, aber von einer besonderen, andern Vegetabilien nicht günstigen
Eigenschaft.

Ein Jahr vor seinem Umbruche pflegt man das geschonte und emporgewach-
sene Haidekraut bei recht trockener windiger Witterung anzuzünden, wobei man
aber das abzubrennende Revier durch einen breiten, jedoch nur flachen Graben
abzuschneiden hat, damit sich das Feuer nicht über diese Gränze hinaus verbreite,
und vielleicht großen Schaden durch Entzündung eines benachbarten Holzes an-
richte. Hierdurch wird jedoch das Haidekraut nicht zerstört, sondern treibt im
folgenden Frühjahre mit einem frischen Grün dicht wieder hervor. Dieser junge
Austrieb ist den Schaafen eine angenehme Nahrung, weshalb man in den Haid-
gegenden das Abbrennen auch bloß in dieser Hinsicht unternimmt. Man besetzt
also den abgebrannten Platz in diesem Jahre stark mit Schaafen, die jedoch von
der Haidrace seyn müssen. Dann wird er im Herbste umgebrochen, und im fol-
genden Sommer einige Male gepflügt, und daneben so viel wie möglich mir Hor-
den belegt, weil diese, und überhaupt der Schaafdünger zur Zersetzung des Haid-
humus, vermöge des Ammoniums, besonders wirksam sind. Vom Kalke allein
hat man nach mehreren Erfahrungen auf Haideumbruch keine sehr große Wirkung
verspürt, mehrere von der Holz-, und selbst von der Torfasche. Thonmergel
in Verbindung mit einigem thierischen Dünger hat sehr auffallende Wirkung
gethan.


Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
benimmt dem Boden die haͤufig darin befindliche Saͤure und den der Vegetation
nachtheiligen Gerbeſtoff, toͤdtet auch zugleich die Wuͤrmer und Inſekten, welche
ſich in einem ſolchen Boden zuweilen ſo ſtark eingeniſtet haben, daß ſie die erſten
Fruͤchte faſt voͤllig zerſtoͤrten. Nach der Kalkduͤngung auf Neubruch, der viele
vegetabiliſche Materie enthaͤlt, kann man diejenigen Fruͤchte, welche am meiſten
Nahrung erfordern, insbeſondere Rapsſaat bauen. Jedoch verſteht ſich’s, daß
man mit Kalk wenig ausrichten wuͤrde, wenn ein ſolcher Boden arm an ve-
getabiliſcher Materie waͤre.

§. 207.

Aufbruch des
Haidbodens.
Der mit Haidekraut uͤberzogene Boden hat nicht immer einen unfruchtbaren
Grund, ſondern manchmal einen fruchtbaren Lehm unter ſich, in welchem Falle
er ſeine Urbarmachung reichlich belohnt. Auch enthaͤlt er (vergl. Bd. II. S. 140)
Humus, aber von einer beſonderen, andern Vegetabilien nicht guͤnſtigen
Eigenſchaft.

Ein Jahr vor ſeinem Umbruche pflegt man das geſchonte und emporgewach-
ſene Haidekraut bei recht trockener windiger Witterung anzuzuͤnden, wobei man
aber das abzubrennende Revier durch einen breiten, jedoch nur flachen Graben
abzuſchneiden hat, damit ſich das Feuer nicht uͤber dieſe Graͤnze hinaus verbreite,
und vielleicht großen Schaden durch Entzuͤndung eines benachbarten Holzes an-
richte. Hierdurch wird jedoch das Haidekraut nicht zerſtoͤrt, ſondern treibt im
folgenden Fruͤhjahre mit einem friſchen Gruͤn dicht wieder hervor. Dieſer junge
Austrieb iſt den Schaafen eine angenehme Nahrung, weshalb man in den Haid-
gegenden das Abbrennen auch bloß in dieſer Hinſicht unternimmt. Man beſetzt
alſo den abgebrannten Platz in dieſem Jahre ſtark mit Schaafen, die jedoch von
der Haidrace ſeyn muͤſſen. Dann wird er im Herbſte umgebrochen, und im fol-
genden Sommer einige Male gepfluͤgt, und daneben ſo viel wie moͤglich mir Hor-
den belegt, weil dieſe, und uͤberhaupt der Schaafduͤnger zur Zerſetzung des Haid-
humus, vermoͤge des Ammoniums, beſonders wirkſam ſind. Vom Kalke allein
hat man nach mehreren Erfahrungen auf Haideumbruch keine ſehr große Wirkung
verſpuͤrt, mehrere von der Holz-, und ſelbſt von der Torfaſche. Thonmergel
in Verbindung mit einigem thieriſchen Duͤnger hat ſehr auffallende Wirkung
gethan.


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[122/0144] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. benimmt dem Boden die haͤufig darin befindliche Saͤure und den der Vegetation nachtheiligen Gerbeſtoff, toͤdtet auch zugleich die Wuͤrmer und Inſekten, welche ſich in einem ſolchen Boden zuweilen ſo ſtark eingeniſtet haben, daß ſie die erſten Fruͤchte faſt voͤllig zerſtoͤrten. Nach der Kalkduͤngung auf Neubruch, der viele vegetabiliſche Materie enthaͤlt, kann man diejenigen Fruͤchte, welche am meiſten Nahrung erfordern, insbeſondere Rapsſaat bauen. Jedoch verſteht ſich’s, daß man mit Kalk wenig ausrichten wuͤrde, wenn ein ſolcher Boden arm an ve- getabiliſcher Materie waͤre. §. 207. Der mit Haidekraut uͤberzogene Boden hat nicht immer einen unfruchtbaren Grund, ſondern manchmal einen fruchtbaren Lehm unter ſich, in welchem Falle er ſeine Urbarmachung reichlich belohnt. Auch enthaͤlt er (vergl. Bd. II. S. 140) Humus, aber von einer beſonderen, andern Vegetabilien nicht guͤnſtigen Eigenſchaft. Aufbruch des Haidbodens. Ein Jahr vor ſeinem Umbruche pflegt man das geſchonte und emporgewach- ſene Haidekraut bei recht trockener windiger Witterung anzuzuͤnden, wobei man aber das abzubrennende Revier durch einen breiten, jedoch nur flachen Graben abzuſchneiden hat, damit ſich das Feuer nicht uͤber dieſe Graͤnze hinaus verbreite, und vielleicht großen Schaden durch Entzuͤndung eines benachbarten Holzes an- richte. Hierdurch wird jedoch das Haidekraut nicht zerſtoͤrt, ſondern treibt im folgenden Fruͤhjahre mit einem friſchen Gruͤn dicht wieder hervor. Dieſer junge Austrieb iſt den Schaafen eine angenehme Nahrung, weshalb man in den Haid- gegenden das Abbrennen auch bloß in dieſer Hinſicht unternimmt. Man beſetzt alſo den abgebrannten Platz in dieſem Jahre ſtark mit Schaafen, die jedoch von der Haidrace ſeyn muͤſſen. Dann wird er im Herbſte umgebrochen, und im fol- genden Sommer einige Male gepfluͤgt, und daneben ſo viel wie moͤglich mir Hor- den belegt, weil dieſe, und uͤberhaupt der Schaafduͤnger zur Zerſetzung des Haid- humus, vermoͤge des Ammoniums, beſonders wirkſam ſind. Vom Kalke allein hat man nach mehreren Erfahrungen auf Haideumbruch keine ſehr große Wirkung verſpuͤrt, mehrere von der Holz-, und ſelbſt von der Torfaſche. Thonmergel in Verbindung mit einigem thieriſchen Duͤnger hat ſehr auffallende Wirkung gethan.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/144>, abgerufen am 23.11.2024.