Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Urbarmachung unangebauter Ländereien.
men werden, als es durchaus nothwendig scheint, da sie überdem der Fruchtbar-
keit, an der Stelle wo sie liegen, auch nachtheilig seyn müssen.

Will man die Steine abfahren lassen, so ist ein dazu eingerichteter Steinwa-
gen ein nothwendiges Erforderniß; es sey denn, daß man im Winter die Arbeit
mit einem Schlitten verrichte.

Die großen Steine, besonders wenn man sie zu Gebäuden gebrauchen will,
müssen gesprengt werden. Die gewöhnlichste Methode ist die, es mit Pulver zu
thun. Sie erfordern einen geübten Mann und zweckmäßige Werkzeuge, beson-
ders wegen der mit dieser Operation verbundenen großen Gefahr, wodurch manche
Unvorsichtige zu Krüppel geworden sind. Auch ist sie bei der jetzigen Theurung
des Schießpulvers sehr kostspielig. Eine andere Methode ist die, daß man den
Stein durch ein darauf gemachtes lebhaftes, aber auf einer Stelle konzentrirtes
Feuer an dieser einzelnen Stelle erhitzet und ausdehnt, dann mit Wasser besprengt,
und durch das Aufschlagen mit schweren eisernen Hammern sein Zerspalten beför-
dert. Oft spaltet er ohne letzteres von selbst. Eine dritte Methode ist die, daß
man nach der Richtung seiner Adern Löcher einbohret, in diese einen gespaltenen
eisernen Cylinder hineintreibet, und nun in die Spalte einen Keil einsetzet, und
mit gelindem Klopfen von einem Einsatze zum andern den Stein gleichmäßig aus-
einandertreibet. Diese Methode erfordert zwar die meiste Arbeit, giebt dann aber
wegen der ebenen Fläche die vorzüglichsten Bausteine. Endlich füllt man auch
ein hinlänglich tiefes Bohrloch vor Winter mit Wasser, und verschließt es dann
sehr genau mit einem eingetriebenen Stöpsel; indem das im Winter beim Ge-
frieren auseinandergetriebene Wasser die Kraft hat, den stärksten Stein zu
zersprengen.

§. 206.

Die wirksamste Düngung, welche man einem Neubruche geben kann, beson-Kalkung des
Neubruchs.

ders wenn er in seiner Narbe viele unzergangene vegetabilische Stoffe enthält, ist
die mit frisch gebranntem ätzendem Kalke. Man kann hier den Kalk nicht leicht
zu stark anwenden; 4 bis 5 Winspel per Morgen sind da, wo der Preis desselben
es erlaubt hat, mit dem größten Vortheile aufgebracht worden. Wenn er über
die umgebrochene Narbe hergestreut und im Sommer häufig damit durchgearbeitet
wird, so löst er alle vegetabilischen Theile zu einem höchst fruchtbaren Humus auf,

Dritter Theil. Q

Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
men werden, als es durchaus nothwendig ſcheint, da ſie uͤberdem der Fruchtbar-
keit, an der Stelle wo ſie liegen, auch nachtheilig ſeyn muͤſſen.

Will man die Steine abfahren laſſen, ſo iſt ein dazu eingerichteter Steinwa-
gen ein nothwendiges Erforderniß; es ſey denn, daß man im Winter die Arbeit
mit einem Schlitten verrichte.

Die großen Steine, beſonders wenn man ſie zu Gebaͤuden gebrauchen will,
muͤſſen geſprengt werden. Die gewoͤhnlichſte Methode iſt die, es mit Pulver zu
thun. Sie erfordern einen geuͤbten Mann und zweckmaͤßige Werkzeuge, beſon-
ders wegen der mit dieſer Operation verbundenen großen Gefahr, wodurch manche
Unvorſichtige zu Kruͤppel geworden ſind. Auch iſt ſie bei der jetzigen Theurung
des Schießpulvers ſehr koſtſpielig. Eine andere Methode iſt die, daß man den
Stein durch ein darauf gemachtes lebhaftes, aber auf einer Stelle konzentrirtes
Feuer an dieſer einzelnen Stelle erhitzet und ausdehnt, dann mit Waſſer beſprengt,
und durch das Aufſchlagen mit ſchweren eiſernen Hammern ſein Zerſpalten befoͤr-
dert. Oft ſpaltet er ohne letzteres von ſelbſt. Eine dritte Methode iſt die, daß
man nach der Richtung ſeiner Adern Loͤcher einbohret, in dieſe einen geſpaltenen
eiſernen Cylinder hineintreibet, und nun in die Spalte einen Keil einſetzet, und
mit gelindem Klopfen von einem Einſatze zum andern den Stein gleichmaͤßig aus-
einandertreibet. Dieſe Methode erfordert zwar die meiſte Arbeit, giebt dann aber
wegen der ebenen Flaͤche die vorzuͤglichſten Bauſteine. Endlich fuͤllt man auch
ein hinlaͤnglich tiefes Bohrloch vor Winter mit Waſſer, und verſchließt es dann
ſehr genau mit einem eingetriebenen Stoͤpſel; indem das im Winter beim Ge-
frieren auseinandergetriebene Waſſer die Kraft hat, den ſtaͤrkſten Stein zu
zerſprengen.

§. 206.

Die wirkſamſte Duͤngung, welche man einem Neubruche geben kann, beſon-Kalkung des
Neubruchs.

ders wenn er in ſeiner Narbe viele unzergangene vegetabiliſche Stoffe enthaͤlt, iſt
die mit friſch gebranntem aͤtzendem Kalke. Man kann hier den Kalk nicht leicht
zu ſtark anwenden; 4 bis 5 Winſpel per Morgen ſind da, wo der Preis deſſelben
es erlaubt hat, mit dem groͤßten Vortheile aufgebracht worden. Wenn er uͤber
die umgebrochene Narbe hergeſtreut und im Sommer haͤufig damit durchgearbeitet
wird, ſo loͤſt er alle vegetabiliſchen Theile zu einem hoͤchſt fruchtbaren Humus auf,

Dritter Theil. Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0143" n="121"/><fw place="top" type="header">Urbarmachung unangebauter La&#x0364;ndereien.</fw><lb/>
men werden, als es durchaus nothwendig &#x017F;cheint, da &#x017F;ie u&#x0364;berdem der Fruchtbar-<lb/>
keit, an der Stelle wo &#x017F;ie liegen, auch nachtheilig &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Will man die Steine abfahren la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t ein dazu eingerichteter Steinwa-<lb/>
gen ein nothwendiges Erforderniß; es &#x017F;ey denn, daß man im Winter die Arbeit<lb/>
mit einem Schlitten verrichte.</p><lb/>
              <p>Die großen Steine, be&#x017F;onders wenn man &#x017F;ie zu Geba&#x0364;uden gebrauchen will,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;prengt werden. Die gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te Methode i&#x017F;t die, es mit Pulver zu<lb/>
thun. Sie erfordern einen geu&#x0364;bten Mann und zweckma&#x0364;ßige Werkzeuge, be&#x017F;on-<lb/>
ders wegen der mit die&#x017F;er Operation verbundenen großen Gefahr, wodurch manche<lb/>
Unvor&#x017F;ichtige zu Kru&#x0364;ppel geworden &#x017F;ind. Auch i&#x017F;t &#x017F;ie bei der jetzigen Theurung<lb/>
des Schießpulvers &#x017F;ehr ko&#x017F;t&#x017F;pielig. Eine andere Methode i&#x017F;t die, daß man den<lb/>
Stein durch ein darauf gemachtes lebhaftes, aber auf einer Stelle konzentrirtes<lb/>
Feuer an die&#x017F;er einzelnen Stelle erhitzet und ausdehnt, dann mit Wa&#x017F;&#x017F;er be&#x017F;prengt,<lb/>
und durch das Auf&#x017F;chlagen mit &#x017F;chweren ei&#x017F;ernen Hammern &#x017F;ein Zer&#x017F;palten befo&#x0364;r-<lb/>
dert. Oft &#x017F;paltet er ohne letzteres von &#x017F;elb&#x017F;t. Eine dritte Methode i&#x017F;t die, daß<lb/>
man nach der Richtung &#x017F;einer Adern Lo&#x0364;cher einbohret, in die&#x017F;e einen ge&#x017F;paltenen<lb/>
ei&#x017F;ernen Cylinder hineintreibet, und nun in die Spalte einen Keil ein&#x017F;etzet, und<lb/>
mit gelindem Klopfen von einem Ein&#x017F;atze zum andern den Stein gleichma&#x0364;ßig aus-<lb/>
einandertreibet. Die&#x017F;e Methode erfordert zwar die mei&#x017F;te Arbeit, giebt dann aber<lb/>
wegen der ebenen Fla&#x0364;che die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Bau&#x017F;teine. Endlich fu&#x0364;llt man auch<lb/>
ein hinla&#x0364;nglich tiefes Bohrloch vor Winter mit Wa&#x017F;&#x017F;er, und ver&#x017F;chließt es dann<lb/>
&#x017F;ehr genau mit einem eingetriebenen Sto&#x0364;p&#x017F;el; indem das im Winter beim Ge-<lb/>
frieren auseinandergetriebene Wa&#x017F;&#x017F;er die Kraft hat, den &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Stein zu<lb/>
zer&#x017F;prengen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 206.</head><lb/>
              <p>Die wirk&#x017F;am&#x017F;te Du&#x0364;ngung, welche man einem Neubruche geben kann, be&#x017F;on-<note place="right">Kalkung des<lb/>
Neubruchs.</note><lb/>
ders wenn er in &#x017F;einer Narbe viele unzergangene vegetabili&#x017F;che Stoffe entha&#x0364;lt, i&#x017F;t<lb/>
die mit fri&#x017F;ch gebranntem a&#x0364;tzendem Kalke. Man kann hier den Kalk nicht leicht<lb/>
zu &#x017F;tark anwenden; 4 bis 5 Win&#x017F;pel <hi rendition="#aq">per</hi> Morgen &#x017F;ind da, wo der Preis de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
es erlaubt hat, mit dem gro&#x0364;ßten Vortheile aufgebracht worden. Wenn er u&#x0364;ber<lb/>
die umgebrochene Narbe herge&#x017F;treut und im Sommer ha&#x0364;ufig damit durchgearbeitet<lb/>
wird, &#x017F;o lo&#x0364;&#x017F;t er alle vegetabili&#x017F;chen Theile zu einem ho&#x0364;ch&#x017F;t fruchtbaren Humus auf,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. Q</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0143] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. men werden, als es durchaus nothwendig ſcheint, da ſie uͤberdem der Fruchtbar- keit, an der Stelle wo ſie liegen, auch nachtheilig ſeyn muͤſſen. Will man die Steine abfahren laſſen, ſo iſt ein dazu eingerichteter Steinwa- gen ein nothwendiges Erforderniß; es ſey denn, daß man im Winter die Arbeit mit einem Schlitten verrichte. Die großen Steine, beſonders wenn man ſie zu Gebaͤuden gebrauchen will, muͤſſen geſprengt werden. Die gewoͤhnlichſte Methode iſt die, es mit Pulver zu thun. Sie erfordern einen geuͤbten Mann und zweckmaͤßige Werkzeuge, beſon- ders wegen der mit dieſer Operation verbundenen großen Gefahr, wodurch manche Unvorſichtige zu Kruͤppel geworden ſind. Auch iſt ſie bei der jetzigen Theurung des Schießpulvers ſehr koſtſpielig. Eine andere Methode iſt die, daß man den Stein durch ein darauf gemachtes lebhaftes, aber auf einer Stelle konzentrirtes Feuer an dieſer einzelnen Stelle erhitzet und ausdehnt, dann mit Waſſer beſprengt, und durch das Aufſchlagen mit ſchweren eiſernen Hammern ſein Zerſpalten befoͤr- dert. Oft ſpaltet er ohne letzteres von ſelbſt. Eine dritte Methode iſt die, daß man nach der Richtung ſeiner Adern Loͤcher einbohret, in dieſe einen geſpaltenen eiſernen Cylinder hineintreibet, und nun in die Spalte einen Keil einſetzet, und mit gelindem Klopfen von einem Einſatze zum andern den Stein gleichmaͤßig aus- einandertreibet. Dieſe Methode erfordert zwar die meiſte Arbeit, giebt dann aber wegen der ebenen Flaͤche die vorzuͤglichſten Bauſteine. Endlich fuͤllt man auch ein hinlaͤnglich tiefes Bohrloch vor Winter mit Waſſer, und verſchließt es dann ſehr genau mit einem eingetriebenen Stoͤpſel; indem das im Winter beim Ge- frieren auseinandergetriebene Waſſer die Kraft hat, den ſtaͤrkſten Stein zu zerſprengen. §. 206. Die wirkſamſte Duͤngung, welche man einem Neubruche geben kann, beſon- ders wenn er in ſeiner Narbe viele unzergangene vegetabiliſche Stoffe enthaͤlt, iſt die mit friſch gebranntem aͤtzendem Kalke. Man kann hier den Kalk nicht leicht zu ſtark anwenden; 4 bis 5 Winſpel per Morgen ſind da, wo der Preis deſſelben es erlaubt hat, mit dem groͤßten Vortheile aufgebracht worden. Wenn er uͤber die umgebrochene Narbe hergeſtreut und im Sommer haͤufig damit durchgearbeitet wird, ſo loͤſt er alle vegetabiliſchen Theile zu einem hoͤchſt fruchtbaren Humus auf, Kalkung des Neubruchs. Dritter Theil. Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/143
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/143>, abgerufen am 23.11.2024.