aufzubrechenden Forstgrunde die Wurzeln am meisten Schwierigkeit machen, so ist hier dagegen die Grasnarbe mehrentheils zäher, wie die unter dem Schatten der Bäume gestandene und mit dem Laube derselben immer bedeckt gewesene.
§. 200.
Die Zerstörung der zähen unebenen Grasnarbe ist manchem sehr schwierig ge- worden, und erscheint vielen höchst abschreckend. Man hat deshalb mannigfal- tige Methoden ersonnen und gewählt, um diesen Zweck auf das einfachste und sicherste zu erreichen, wovon die merkwürdigsten folgende sind:
1) Die gewöhnlichste Weise ist die, daß man die Zerstörung des Rasens durch eine 11/2 bis 2 Jahr fortgesetzte Brachbearbeitung bewirket. Man bricht hier den Rasen im Herbste oder doch nach vorhergegangener feuchter Witterung zum ersten Male nur so tief um, wie sein Wurzelngewebe gehet, in sofern nämlich die Ebenheit des Bodens ein solches Abschälen erlaubt. Man hat eine Methode, dieses Abschälen zu bewirken, die mir sehr gerühmt worden, die ich aber selbst noch nicht versucht habe. Man läßt nämlich einen Pflug mit einem wohl verstahl- ten Messer und Schaar, jedoch ohne Streichbrett, vorangehen, welcher den Streifen nur perpendikulär und horizontal abtrennt, ohne ihn zu wenden, und diesem in demselben Zuge und in derselben Tiefe einen andern Pflug folgen, welcher den Streifen völlig lesreißt und umwendet. Daß diese Arbeit gut gehen müsse, leuchtet ein; indessen ist mir noch kein Rasen vorgekommen, welchen ich nicht mit dem Baileyschen oder Smalschen Pfluge auf einen Zug hätte umbrechen können, insbesondere wenn da, wo der Streifen auf unebenem Boden nicht ge- nugsam umschlug, ein dem Pfluge folgender Mann ihm mit der Forke und dem Fuße nachhalf. Auch habe ich bei sehr zäher Narbe nie mehr als zwei Pferde vor diesen Pflügen gebraucht, zuweilen sogar diese Arbeit mit zwei Ochsen verrichten lassen. Doch passen die Ochsen, vorzüglich wenn Wurzeln im Boden sind, nicht so gut zu dieser Arbeit wie Pferde, indem sie wohl mit gleicher Kraft ziehen, aber von einem unerwarteten Widerstande sich anhalten lassen. Daß indessen das Zug- vieh bei dieser Arbeit in guter Kraft seyn und erhalten werden, auch kürzere Ar- beitsperioden haben müsse, versteht sich von selbst. Hat der Rasen einige Krume, so ist es rathsam, ihn mit der Egge gleich der Länge nach zu überziehen, und so- dann eine schwere Walze darüber hergehen zu lassen, damit die Grasnarbe fest an-
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
aufzubrechenden Forſtgrunde die Wurzeln am meiſten Schwierigkeit machen, ſo iſt hier dagegen die Grasnarbe mehrentheils zaͤher, wie die unter dem Schatten der Baͤume geſtandene und mit dem Laube derſelben immer bedeckt geweſene.
§. 200.
Die Zerſtoͤrung der zaͤhen unebenen Grasnarbe iſt manchem ſehr ſchwierig ge- worden, und erſcheint vielen hoͤchſt abſchreckend. Man hat deshalb mannigfal- tige Methoden erſonnen und gewaͤhlt, um dieſen Zweck auf das einfachſte und ſicherſte zu erreichen, wovon die merkwuͤrdigſten folgende ſind:
1) Die gewoͤhnlichſte Weiſe iſt die, daß man die Zerſtoͤrung des Raſens durch eine 1½ bis 2 Jahr fortgeſetzte Brachbearbeitung bewirket. Man bricht hier den Raſen im Herbſte oder doch nach vorhergegangener feuchter Witterung zum erſten Male nur ſo tief um, wie ſein Wurzelngewebe gehet, in ſofern naͤmlich die Ebenheit des Bodens ein ſolches Abſchaͤlen erlaubt. Man hat eine Methode, dieſes Abſchaͤlen zu bewirken, die mir ſehr geruͤhmt worden, die ich aber ſelbſt noch nicht verſucht habe. Man laͤßt naͤmlich einen Pflug mit einem wohl verſtahl- ten Meſſer und Schaar, jedoch ohne Streichbrett, vorangehen, welcher den Streifen nur perpendikulaͤr und horizontal abtrennt, ohne ihn zu wenden, und dieſem in demſelben Zuge und in derſelben Tiefe einen andern Pflug folgen, welcher den Streifen voͤllig lesreißt und umwendet. Daß dieſe Arbeit gut gehen muͤſſe, leuchtet ein; indeſſen iſt mir noch kein Raſen vorgekommen, welchen ich nicht mit dem Baileyſchen oder Smalſchen Pfluge auf einen Zug haͤtte umbrechen koͤnnen, insbeſondere wenn da, wo der Streifen auf unebenem Boden nicht ge- nugſam umſchlug, ein dem Pfluge folgender Mann ihm mit der Forke und dem Fuße nachhalf. Auch habe ich bei ſehr zaͤher Narbe nie mehr als zwei Pferde vor dieſen Pfluͤgen gebraucht, zuweilen ſogar dieſe Arbeit mit zwei Ochſen verrichten laſſen. Doch paſſen die Ochſen, vorzuͤglich wenn Wurzeln im Boden ſind, nicht ſo gut zu dieſer Arbeit wie Pferde, indem ſie wohl mit gleicher Kraft ziehen, aber von einem unerwarteten Widerſtande ſich anhalten laſſen. Daß indeſſen das Zug- vieh bei dieſer Arbeit in guter Kraft ſeyn und erhalten werden, auch kuͤrzere Ar- beitsperioden haben muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Hat der Raſen einige Krume, ſo iſt es rathſam, ihn mit der Egge gleich der Laͤnge nach zu uͤberziehen, und ſo- dann eine ſchwere Walze daruͤber hergehen zu laſſen, damit die Grasnarbe feſt an-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0136"n="114"/><fwplace="top"type="header">Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.</fw><lb/>
aufzubrechenden Forſtgrunde die Wurzeln am meiſten Schwierigkeit machen, ſo iſt<lb/>
hier dagegen die Grasnarbe mehrentheils zaͤher, wie die unter dem Schatten der<lb/>
Baͤume geſtandene und mit dem Laube derſelben immer bedeckt geweſene.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 200.</head><lb/><p><noteplace="left">Durch Brach-<lb/>
behandlung.</note>Die Zerſtoͤrung der zaͤhen unebenen Grasnarbe iſt manchem ſehr ſchwierig ge-<lb/>
worden, und erſcheint vielen hoͤchſt abſchreckend. Man hat deshalb mannigfal-<lb/>
tige Methoden erſonnen und gewaͤhlt, um dieſen Zweck auf das einfachſte und<lb/>ſicherſte zu erreichen, wovon die merkwuͤrdigſten folgende ſind:</p><lb/><p>1) Die gewoͤhnlichſte Weiſe iſt die, daß man die Zerſtoͤrung des Raſens<lb/>
durch eine 1½ bis 2 Jahr fortgeſetzte Brachbearbeitung bewirket. Man bricht hier<lb/>
den Raſen im Herbſte oder doch nach vorhergegangener feuchter Witterung zum<lb/>
erſten Male nur ſo tief um, wie ſein Wurzelngewebe gehet, in ſofern naͤmlich die<lb/>
Ebenheit des Bodens ein ſolches Abſchaͤlen erlaubt. Man hat eine Methode,<lb/>
dieſes Abſchaͤlen zu bewirken, die mir ſehr geruͤhmt worden, die ich aber ſelbſt<lb/>
noch nicht verſucht habe. Man laͤßt naͤmlich einen Pflug mit einem wohl verſtahl-<lb/>
ten Meſſer und Schaar, jedoch ohne Streichbrett, vorangehen, welcher den<lb/>
Streifen nur perpendikulaͤr und horizontal abtrennt, ohne ihn zu wenden, und<lb/>
dieſem in demſelben Zuge und <hirendition="#g">in derſelben Tiefe</hi> einen andern Pflug folgen,<lb/>
welcher den Streifen voͤllig lesreißt und umwendet. Daß dieſe Arbeit gut gehen<lb/>
muͤſſe, leuchtet ein; indeſſen iſt mir noch kein Raſen vorgekommen, welchen ich<lb/>
nicht mit dem Baileyſchen oder Smalſchen Pfluge auf einen Zug haͤtte umbrechen<lb/>
koͤnnen, insbeſondere wenn da, wo der Streifen auf unebenem Boden nicht ge-<lb/>
nugſam umſchlug, ein dem Pfluge folgender Mann ihm mit der Forke und dem<lb/>
Fuße nachhalf. Auch habe ich bei ſehr zaͤher Narbe nie mehr als zwei Pferde vor<lb/>
dieſen Pfluͤgen gebraucht, zuweilen ſogar dieſe Arbeit mit zwei Ochſen verrichten<lb/>
laſſen. Doch paſſen die Ochſen, vorzuͤglich wenn Wurzeln im Boden ſind, nicht<lb/>ſo gut zu dieſer Arbeit wie Pferde, indem ſie wohl mit gleicher Kraft ziehen, aber<lb/>
von einem unerwarteten Widerſtande ſich anhalten laſſen. Daß indeſſen das Zug-<lb/>
vieh bei dieſer Arbeit in guter Kraft ſeyn und erhalten werden, auch kuͤrzere Ar-<lb/>
beitsperioden haben muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Hat der Raſen einige Krume,<lb/>ſo iſt es rathſam, ihn mit der Egge gleich der Laͤnge nach zu uͤberziehen, und ſo-<lb/>
dann eine ſchwere Walze daruͤber hergehen zu laſſen, damit die Grasnarbe feſt an-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[114/0136]
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
aufzubrechenden Forſtgrunde die Wurzeln am meiſten Schwierigkeit machen, ſo iſt
hier dagegen die Grasnarbe mehrentheils zaͤher, wie die unter dem Schatten der
Baͤume geſtandene und mit dem Laube derſelben immer bedeckt geweſene.
§. 200.
Die Zerſtoͤrung der zaͤhen unebenen Grasnarbe iſt manchem ſehr ſchwierig ge-
worden, und erſcheint vielen hoͤchſt abſchreckend. Man hat deshalb mannigfal-
tige Methoden erſonnen und gewaͤhlt, um dieſen Zweck auf das einfachſte und
ſicherſte zu erreichen, wovon die merkwuͤrdigſten folgende ſind:
Durch Brach-
behandlung.
1) Die gewoͤhnlichſte Weiſe iſt die, daß man die Zerſtoͤrung des Raſens
durch eine 1½ bis 2 Jahr fortgeſetzte Brachbearbeitung bewirket. Man bricht hier
den Raſen im Herbſte oder doch nach vorhergegangener feuchter Witterung zum
erſten Male nur ſo tief um, wie ſein Wurzelngewebe gehet, in ſofern naͤmlich die
Ebenheit des Bodens ein ſolches Abſchaͤlen erlaubt. Man hat eine Methode,
dieſes Abſchaͤlen zu bewirken, die mir ſehr geruͤhmt worden, die ich aber ſelbſt
noch nicht verſucht habe. Man laͤßt naͤmlich einen Pflug mit einem wohl verſtahl-
ten Meſſer und Schaar, jedoch ohne Streichbrett, vorangehen, welcher den
Streifen nur perpendikulaͤr und horizontal abtrennt, ohne ihn zu wenden, und
dieſem in demſelben Zuge und in derſelben Tiefe einen andern Pflug folgen,
welcher den Streifen voͤllig lesreißt und umwendet. Daß dieſe Arbeit gut gehen
muͤſſe, leuchtet ein; indeſſen iſt mir noch kein Raſen vorgekommen, welchen ich
nicht mit dem Baileyſchen oder Smalſchen Pfluge auf einen Zug haͤtte umbrechen
koͤnnen, insbeſondere wenn da, wo der Streifen auf unebenem Boden nicht ge-
nugſam umſchlug, ein dem Pfluge folgender Mann ihm mit der Forke und dem
Fuße nachhalf. Auch habe ich bei ſehr zaͤher Narbe nie mehr als zwei Pferde vor
dieſen Pfluͤgen gebraucht, zuweilen ſogar dieſe Arbeit mit zwei Ochſen verrichten
laſſen. Doch paſſen die Ochſen, vorzuͤglich wenn Wurzeln im Boden ſind, nicht
ſo gut zu dieſer Arbeit wie Pferde, indem ſie wohl mit gleicher Kraft ziehen, aber
von einem unerwarteten Widerſtande ſich anhalten laſſen. Daß indeſſen das Zug-
vieh bei dieſer Arbeit in guter Kraft ſeyn und erhalten werden, auch kuͤrzere Ar-
beitsperioden haben muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Hat der Raſen einige Krume,
ſo iſt es rathſam, ihn mit der Egge gleich der Laͤnge nach zu uͤberziehen, und ſo-
dann eine ſchwere Walze daruͤber hergehen zu laſſen, damit die Grasnarbe feſt an-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/136>, abgerufen am 22.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.