Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Urbarmachung unangebauter Ländereien. durch eine mehr intensive Forstkultur in geschlossenen Hölzern gehoben werden.In vielen Provinzen und Ländern ist der Holzmangel um so größer, je ausgedehn- ter der Forstgrund ist. Nicht selten würde es rathsam seyn, den erschöpften aber gelockerten Acker in geschlossene Holzbesaamungen oder Pflanzungen zu legen, und die Forst dagegen allmählig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln. Mehrentheils hat alter Forstgrund Nahrungsstoff genug in sich, um zugleich §. 198. Ausrohdung Zu kleinerem Gestrüppe bedient man sich indessen eines einfachen Hebebaums Das Ausrohden großer Baumwurzeln geschiehet aber immer leichter, wenn selben
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. durch eine mehr intenſive Forſtkultur in geſchloſſenen Hoͤlzern gehoben werden.In vielen Provinzen und Laͤndern iſt der Holzmangel um ſo groͤßer, je ausgedehn- ter der Forſtgrund iſt. Nicht ſelten wuͤrde es rathſam ſeyn, den erſchoͤpften aber gelockerten Acker in geſchloſſene Holzbeſaamungen oder Pflanzungen zu legen, und die Forſt dagegen allmaͤhlig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln. Mehrentheils hat alter Forſtgrund Nahrungsſtoff genug in ſich, um zugleich §. 198. Ausrohdung Zu kleinerem Geſtruͤppe bedient man ſich indeſſen eines einfachen Hebebaums Das Ausrohden großer Baumwurzeln geſchiehet aber immer leichter, wenn ſelben
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0134" n="112"/><fw place="top" type="header">Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.</fw><lb/> durch eine mehr intenſive Forſtkultur in geſchloſſenen Hoͤlzern gehoben werden.<lb/> In vielen Provinzen und Laͤndern iſt der Holzmangel um ſo groͤßer, je ausgedehn-<lb/> ter der Forſtgrund iſt. Nicht ſelten wuͤrde es rathſam ſeyn, den erſchoͤpften aber<lb/> gelockerten Acker in geſchloſſene Holzbeſaamungen oder Pflanzungen zu legen, und<lb/> die Forſt dagegen allmaͤhlig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln.</p><lb/> <p>Mehrentheils hat alter Forſtgrund Nahrungsſtoff genug in ſich, um zugleich<lb/> mit Futterkraͤutern Getreideernten hervorzubringen, ſeinen Anbau folglich gleich<lb/> zu bezahlen, ohne daß man ihn erſchoͤpfend behandelte.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 198.</head><lb/> <p><note place="left">Ausrohdung<lb/> der Baum-<lb/> wurzeln.</note>Die Ausrohdung der Baum- und Geſtrauchwurzeln erfordert freilich oft viele<lb/> Arbeit. Man hat mancherlei Maſchinen erfunden, die dieſe Ausrohdung mit ge-<lb/> ringerer Arbeit bewirken ſollen. Allein ſie ſind bisher unbrauchbar befunden, und<lb/> es ſcheint wohl evident erwieſen zu ſeyn, daß man von der Mechanik keine Ma-<lb/> ſchinen erwarten duͤrfe, durch die ſich bei großen ſtark bewurzelten Baͤumen eine<lb/> hinreichende Kraft anwenden ließe; weil kein Material dauerhaft genug iſt, die<lb/> erforderliche Kraft auszuhalten.</p><lb/> <p>Zu kleinerem Geſtruͤppe bedient man ſich indeſſen eines einfachen Hebebaums<lb/> mit einer ſtarken dreizackigen eiſernen Gabel. Die Zacken pflegen 20 Zoll lang<lb/> und eingekerbt zu ſeyn, auch ein wenig in die Hoͤhe zu ſtehen, damit ſie deſto feſter<lb/> unterfaſſen. Das Blatt muß beſonders maſſiv und ſtark ſeyn, und ſein Griff<lb/> muß eine dicke Stange, am beſten von Eſchenholz, einlaſſen, die eine Laͤnge von<lb/> 15 bis 20 Fuß hat. An der anderen Seite wird ein Seil von 8 bis 10 Fuß<lb/> Laͤnge befeſtiget, welches unten eine Querſtange haͤlt, woran mehrere Menſchen<lb/> ziehen koͤnnen. Man ſchiebt, nachdem die ſtaͤrkſten Seitenwurzeln abgehauen<lb/> worden, die Gabel ſchraͤg unter den Stamm, treibt durch Klopfen ſelbige ſo weit<lb/> als noͤthig unter, bringt ſodann einen Klotz unter die Stange, und treibt dadurch<lb/> das oberſte Ende, woran das Zugſeil befeſtiget iſt, 10 bis 12 Fuß in die Hoͤhe,<lb/> und ziehet nun mit aller Macht daran. Mit dieſer einfachen Vorrichtung kann<lb/> man oft viel bewirken, und wo ſie nichts ausrichtet, da werden auch zuſammen-<lb/> geſetzte Maſchinen mehrentheils brechen.</p><lb/> <p>Das Ausrohden großer Baumwurzeln geſchiehet aber immer leichter, wenn<lb/> der Stamm noch daran ſitzt, als wenn er abgehauen worden, weil man ſich deſ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſelben</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0134]
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
durch eine mehr intenſive Forſtkultur in geſchloſſenen Hoͤlzern gehoben werden.
In vielen Provinzen und Laͤndern iſt der Holzmangel um ſo groͤßer, je ausgedehn-
ter der Forſtgrund iſt. Nicht ſelten wuͤrde es rathſam ſeyn, den erſchoͤpften aber
gelockerten Acker in geſchloſſene Holzbeſaamungen oder Pflanzungen zu legen, und
die Forſt dagegen allmaͤhlig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln.
Mehrentheils hat alter Forſtgrund Nahrungsſtoff genug in ſich, um zugleich
mit Futterkraͤutern Getreideernten hervorzubringen, ſeinen Anbau folglich gleich
zu bezahlen, ohne daß man ihn erſchoͤpfend behandelte.
§. 198.
Die Ausrohdung der Baum- und Geſtrauchwurzeln erfordert freilich oft viele
Arbeit. Man hat mancherlei Maſchinen erfunden, die dieſe Ausrohdung mit ge-
ringerer Arbeit bewirken ſollen. Allein ſie ſind bisher unbrauchbar befunden, und
es ſcheint wohl evident erwieſen zu ſeyn, daß man von der Mechanik keine Ma-
ſchinen erwarten duͤrfe, durch die ſich bei großen ſtark bewurzelten Baͤumen eine
hinreichende Kraft anwenden ließe; weil kein Material dauerhaft genug iſt, die
erforderliche Kraft auszuhalten.
Ausrohdung
der Baum-
wurzeln.
Zu kleinerem Geſtruͤppe bedient man ſich indeſſen eines einfachen Hebebaums
mit einer ſtarken dreizackigen eiſernen Gabel. Die Zacken pflegen 20 Zoll lang
und eingekerbt zu ſeyn, auch ein wenig in die Hoͤhe zu ſtehen, damit ſie deſto feſter
unterfaſſen. Das Blatt muß beſonders maſſiv und ſtark ſeyn, und ſein Griff
muß eine dicke Stange, am beſten von Eſchenholz, einlaſſen, die eine Laͤnge von
15 bis 20 Fuß hat. An der anderen Seite wird ein Seil von 8 bis 10 Fuß
Laͤnge befeſtiget, welches unten eine Querſtange haͤlt, woran mehrere Menſchen
ziehen koͤnnen. Man ſchiebt, nachdem die ſtaͤrkſten Seitenwurzeln abgehauen
worden, die Gabel ſchraͤg unter den Stamm, treibt durch Klopfen ſelbige ſo weit
als noͤthig unter, bringt ſodann einen Klotz unter die Stange, und treibt dadurch
das oberſte Ende, woran das Zugſeil befeſtiget iſt, 10 bis 12 Fuß in die Hoͤhe,
und ziehet nun mit aller Macht daran. Mit dieſer einfachen Vorrichtung kann
man oft viel bewirken, und wo ſie nichts ausrichtet, da werden auch zuſammen-
geſetzte Maſchinen mehrentheils brechen.
Das Ausrohden großer Baumwurzeln geſchiehet aber immer leichter, wenn
der Stamm noch daran ſitzt, als wenn er abgehauen worden, weil man ſich deſ-
ſelben
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