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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
durch eine mehr intensive Forstkultur in geschlossenen Hölzern gehoben werden.
In vielen Provinzen und Ländern ist der Holzmangel um so größer, je ausgedehn-
ter der Forstgrund ist. Nicht selten würde es rathsam seyn, den erschöpften aber
gelockerten Acker in geschlossene Holzbesaamungen oder Pflanzungen zu legen, und
die Forst dagegen allmählig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln.

Mehrentheils hat alter Forstgrund Nahrungsstoff genug in sich, um zugleich
mit Futterkräutern Getreideernten hervorzubringen, seinen Anbau folglich gleich
zu bezahlen, ohne daß man ihn erschöpfend behandelte.

§. 198.

Ausrohdung
der Baum-
wurzeln.
Die Ausrohdung der Baum- und Gestrauchwurzeln erfordert freilich oft viele
Arbeit. Man hat mancherlei Maschinen erfunden, die diese Ausrohdung mit ge-
ringerer Arbeit bewirken sollen. Allein sie sind bisher unbrauchbar befunden, und
es scheint wohl evident erwiesen zu seyn, daß man von der Mechanik keine Ma-
schinen erwarten dürfe, durch die sich bei großen stark bewurzelten Bäumen eine
hinreichende Kraft anwenden ließe; weil kein Material dauerhaft genug ist, die
erforderliche Kraft auszuhalten.

Zu kleinerem Gestrüppe bedient man sich indessen eines einfachen Hebebaums
mit einer starken dreizackigen eisernen Gabel. Die Zacken pflegen 20 Zoll lang
und eingekerbt zu seyn, auch ein wenig in die Höhe zu stehen, damit sie desto fester
unterfassen. Das Blatt muß besonders massiv und stark seyn, und sein Griff
muß eine dicke Stange, am besten von Eschenholz, einlassen, die eine Länge von
15 bis 20 Fuß hat. An der anderen Seite wird ein Seil von 8 bis 10 Fuß
Länge befestiget, welches unten eine Querstange hält, woran mehrere Menschen
ziehen können. Man schiebt, nachdem die stärksten Seitenwurzeln abgehauen
worden, die Gabel schräg unter den Stamm, treibt durch Klopfen selbige so weit
als nöthig unter, bringt sodann einen Klotz unter die Stange, und treibt dadurch
das oberste Ende, woran das Zugseil befestiget ist, 10 bis 12 Fuß in die Höhe,
und ziehet nun mit aller Macht daran. Mit dieser einfachen Vorrichtung kann
man oft viel bewirken, und wo sie nichts ausrichtet, da werden auch zusammen-
gesetzte Maschinen mehrentheils brechen.

Das Ausrohden großer Baumwurzeln geschiehet aber immer leichter, wenn
der Stamm noch daran sitzt, als wenn er abgehauen worden, weil man sich des-

selben

Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
durch eine mehr intenſive Forſtkultur in geſchloſſenen Hoͤlzern gehoben werden.
In vielen Provinzen und Laͤndern iſt der Holzmangel um ſo groͤßer, je ausgedehn-
ter der Forſtgrund iſt. Nicht ſelten wuͤrde es rathſam ſeyn, den erſchoͤpften aber
gelockerten Acker in geſchloſſene Holzbeſaamungen oder Pflanzungen zu legen, und
die Forſt dagegen allmaͤhlig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln.

Mehrentheils hat alter Forſtgrund Nahrungsſtoff genug in ſich, um zugleich
mit Futterkraͤutern Getreideernten hervorzubringen, ſeinen Anbau folglich gleich
zu bezahlen, ohne daß man ihn erſchoͤpfend behandelte.

§. 198.

Ausrohdung
der Baum-
wurzeln.
Die Ausrohdung der Baum- und Geſtrauchwurzeln erfordert freilich oft viele
Arbeit. Man hat mancherlei Maſchinen erfunden, die dieſe Ausrohdung mit ge-
ringerer Arbeit bewirken ſollen. Allein ſie ſind bisher unbrauchbar befunden, und
es ſcheint wohl evident erwieſen zu ſeyn, daß man von der Mechanik keine Ma-
ſchinen erwarten duͤrfe, durch die ſich bei großen ſtark bewurzelten Baͤumen eine
hinreichende Kraft anwenden ließe; weil kein Material dauerhaft genug iſt, die
erforderliche Kraft auszuhalten.

Zu kleinerem Geſtruͤppe bedient man ſich indeſſen eines einfachen Hebebaums
mit einer ſtarken dreizackigen eiſernen Gabel. Die Zacken pflegen 20 Zoll lang
und eingekerbt zu ſeyn, auch ein wenig in die Hoͤhe zu ſtehen, damit ſie deſto feſter
unterfaſſen. Das Blatt muß beſonders maſſiv und ſtark ſeyn, und ſein Griff
muß eine dicke Stange, am beſten von Eſchenholz, einlaſſen, die eine Laͤnge von
15 bis 20 Fuß hat. An der anderen Seite wird ein Seil von 8 bis 10 Fuß
Laͤnge befeſtiget, welches unten eine Querſtange haͤlt, woran mehrere Menſchen
ziehen koͤnnen. Man ſchiebt, nachdem die ſtaͤrkſten Seitenwurzeln abgehauen
worden, die Gabel ſchraͤg unter den Stamm, treibt durch Klopfen ſelbige ſo weit
als noͤthig unter, bringt ſodann einen Klotz unter die Stange, und treibt dadurch
das oberſte Ende, woran das Zugſeil befeſtiget iſt, 10 bis 12 Fuß in die Hoͤhe,
und ziehet nun mit aller Macht daran. Mit dieſer einfachen Vorrichtung kann
man oft viel bewirken, und wo ſie nichts ausrichtet, da werden auch zuſammen-
geſetzte Maſchinen mehrentheils brechen.

Das Ausrohden großer Baumwurzeln geſchiehet aber immer leichter, wenn
der Stamm noch daran ſitzt, als wenn er abgehauen worden, weil man ſich deſ-

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[112/0134] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. durch eine mehr intenſive Forſtkultur in geſchloſſenen Hoͤlzern gehoben werden. In vielen Provinzen und Laͤndern iſt der Holzmangel um ſo groͤßer, je ausgedehn- ter der Forſtgrund iſt. Nicht ſelten wuͤrde es rathſam ſeyn, den erſchoͤpften aber gelockerten Acker in geſchloſſene Holzbeſaamungen oder Pflanzungen zu legen, und die Forſt dagegen allmaͤhlig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln. Mehrentheils hat alter Forſtgrund Nahrungsſtoff genug in ſich, um zugleich mit Futterkraͤutern Getreideernten hervorzubringen, ſeinen Anbau folglich gleich zu bezahlen, ohne daß man ihn erſchoͤpfend behandelte. §. 198. Die Ausrohdung der Baum- und Geſtrauchwurzeln erfordert freilich oft viele Arbeit. Man hat mancherlei Maſchinen erfunden, die dieſe Ausrohdung mit ge- ringerer Arbeit bewirken ſollen. Allein ſie ſind bisher unbrauchbar befunden, und es ſcheint wohl evident erwieſen zu ſeyn, daß man von der Mechanik keine Ma- ſchinen erwarten duͤrfe, durch die ſich bei großen ſtark bewurzelten Baͤumen eine hinreichende Kraft anwenden ließe; weil kein Material dauerhaft genug iſt, die erforderliche Kraft auszuhalten. Ausrohdung der Baum- wurzeln. Zu kleinerem Geſtruͤppe bedient man ſich indeſſen eines einfachen Hebebaums mit einer ſtarken dreizackigen eiſernen Gabel. Die Zacken pflegen 20 Zoll lang und eingekerbt zu ſeyn, auch ein wenig in die Hoͤhe zu ſtehen, damit ſie deſto feſter unterfaſſen. Das Blatt muß beſonders maſſiv und ſtark ſeyn, und ſein Griff muß eine dicke Stange, am beſten von Eſchenholz, einlaſſen, die eine Laͤnge von 15 bis 20 Fuß hat. An der anderen Seite wird ein Seil von 8 bis 10 Fuß Laͤnge befeſtiget, welches unten eine Querſtange haͤlt, woran mehrere Menſchen ziehen koͤnnen. Man ſchiebt, nachdem die ſtaͤrkſten Seitenwurzeln abgehauen worden, die Gabel ſchraͤg unter den Stamm, treibt durch Klopfen ſelbige ſo weit als noͤthig unter, bringt ſodann einen Klotz unter die Stange, und treibt dadurch das oberſte Ende, woran das Zugſeil befeſtiget iſt, 10 bis 12 Fuß in die Hoͤhe, und ziehet nun mit aller Macht daran. Mit dieſer einfachen Vorrichtung kann man oft viel bewirken, und wo ſie nichts ausrichtet, da werden auch zuſammen- geſetzte Maſchinen mehrentheils brechen. Das Ausrohden großer Baumwurzeln geſchiehet aber immer leichter, wenn der Stamm noch daran ſitzt, als wenn er abgehauen worden, weil man ſich deſ- ſelben

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/134>, abgerufen am 09.11.2024.