Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Urbarmachung unangebauter Ländereien. und Stallmist machen zu können. Wenn das mit Klee auf etliche Jahre zurWeide niedergelegte Land nun wieder umgebrochen wird, so wird es reichen Er- trag, und dieser erste Theil nun wenigstens der vollständiger zu organisirenden Wirthschaft Brodkorn. und Pferdefutterung liefern. Nur muß die Absicht bei einer solchen Unternehmung zuerst lediglich darauf §. 194. Nothwendi- Am wenigsten sind Urbarmachungen die Sache kleiner Ansiedler aus der arbei- Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. und Stallmiſt machen zu koͤnnen. Wenn das mit Klee auf etliche Jahre zurWeide niedergelegte Land nun wieder umgebrochen wird, ſo wird es reichen Er- trag, und dieſer erſte Theil nun wenigſtens der vollſtaͤndiger zu organiſirenden Wirthſchaft Brodkorn. und Pferdefutterung liefern. Nur muß die Abſicht bei einer ſolchen Unternehmung zuerſt lediglich darauf §. 194. Nothwendi- Am wenigſten ſind Urbarmachungen die Sache kleiner Anſiedler aus der arbei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0132" n="110"/><fw place="top" type="header">Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.</fw><lb/> und Stallmiſt machen zu koͤnnen. Wenn das mit Klee auf etliche Jahre zur<lb/> Weide niedergelegte Land nun wieder umgebrochen wird, ſo wird es reichen Er-<lb/> trag, und dieſer erſte Theil nun wenigſtens der vollſtaͤndiger zu organiſirenden<lb/> Wirthſchaft Brodkorn. und Pferdefutterung liefern.</p><lb/> <p>Nur muß die Abſicht bei einer ſolchen Unternehmung zuerſt lediglich darauf<lb/> gerichtet ſeyn, Futterung fuͤr das Vieh und dadurch Duͤnger zu produciren. Man<lb/> muß in den meiſten Faͤllen auf reinen Geld-Ertrag einige Zeit Verzicht leiſten,<lb/> und mittelſt beſtaͤndiger Zuſchuͤſſe, die ſich jedoch von Jahr zu Jahr verringern<lb/> werden, ein Kapital im Boden belegen. Dies Kapital und die daraus zu erwar-<lb/> tende Rente wird bei gehoͤrigem Verfahren alle verwandte Koſten und Aufopferun-<lb/> gen reichlich erſetzen. Vergl. Annalen des Ackerbaues 1808, Bd. <hi rendition="#aq">VII.</hi>, S. 313,<lb/> wo man das Projekt der Urbarmachung einer wuͤſten Feldmark detaillirt und be-<lb/> rechnet findet.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 194.</head><lb/> <p><note place="left">Nothwendi-<lb/> ges Erforder-<lb/> niß bei ſolchen<lb/> Unternehmun-<lb/> gen.</note>Es erhellet hieraus aber von ſelbſt, daß ſolche Urbarmachungen und Anſiede-<lb/> lungen auf Boden von gewoͤhnlicher Guͤte durchaus ein angemeſſenes Vermoͤgen,<lb/> mit Einſicht, Eifer und Geduld verbunden, erfordern, wenn ſie durchgefuͤhrt<lb/> werden ſollen, und daß ſie auf keinen Fall die Sache eines Unvermoͤgenden oder<lb/> eines Anfaͤngers ſind, die ſich doch gewoͤhnlich damit befaſſet haben. Selbſt auf<lb/> gutem Boden ſind gewoͤhnlich erſt mehrere Anbauer zu Grunde gegangen, und ha-<lb/> ben ihren verwandten Fleiß mit dem Ruͤcken anſehen muͤſſen, eher einer nothduͤrf-<lb/> tig darauf fortkam; und im gluͤcklicheren Falle bleibt doch ein ſolches Grundſtuͤck<lb/> gegen das, was es haͤtte werden koͤnnen, in einem ſehr niedrigen Zuſtande zuruͤck;<lb/> es ſey denn der Boden von unerſchoͤpflicher Reichhaltigkeit, wie die abgewaͤſſerten<lb/> Bruͤcher an der Oder und Warthe es waren.</p><lb/> <p>Am wenigſten ſind Urbarmachungen die Sache kleiner Anſiedler aus der arbei-<lb/> tenden Klaſſe. Leute dieſer Art koͤnnen, auch bei erhaltener Unterſtuͤtzung, ihre<lb/> Ausſichten nicht auf eine laͤngere Reihe von Jahren ausdehnen, ſondern wollen<lb/> und muͤſſen den Lohn ihrer Arbeit in dem naͤchſten Jahre genießen. Nun kann<lb/> freilich der Aufbruch eines alten Forſt- oder Weidegrundes dieſen geben und reich-<lb/> lich geben, wenn man ein ausſaugendes Syſtem anwendet, und nach tuͤchtigem<lb/> Pfluͤgen, unbekuͤmmert um Viehhaltung und Duͤngung, verkaͤufliche Fruͤchte<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0132]
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
und Stallmiſt machen zu koͤnnen. Wenn das mit Klee auf etliche Jahre zur
Weide niedergelegte Land nun wieder umgebrochen wird, ſo wird es reichen Er-
trag, und dieſer erſte Theil nun wenigſtens der vollſtaͤndiger zu organiſirenden
Wirthſchaft Brodkorn. und Pferdefutterung liefern.
Nur muß die Abſicht bei einer ſolchen Unternehmung zuerſt lediglich darauf
gerichtet ſeyn, Futterung fuͤr das Vieh und dadurch Duͤnger zu produciren. Man
muß in den meiſten Faͤllen auf reinen Geld-Ertrag einige Zeit Verzicht leiſten,
und mittelſt beſtaͤndiger Zuſchuͤſſe, die ſich jedoch von Jahr zu Jahr verringern
werden, ein Kapital im Boden belegen. Dies Kapital und die daraus zu erwar-
tende Rente wird bei gehoͤrigem Verfahren alle verwandte Koſten und Aufopferun-
gen reichlich erſetzen. Vergl. Annalen des Ackerbaues 1808, Bd. VII., S. 313,
wo man das Projekt der Urbarmachung einer wuͤſten Feldmark detaillirt und be-
rechnet findet.
§. 194.
Es erhellet hieraus aber von ſelbſt, daß ſolche Urbarmachungen und Anſiede-
lungen auf Boden von gewoͤhnlicher Guͤte durchaus ein angemeſſenes Vermoͤgen,
mit Einſicht, Eifer und Geduld verbunden, erfordern, wenn ſie durchgefuͤhrt
werden ſollen, und daß ſie auf keinen Fall die Sache eines Unvermoͤgenden oder
eines Anfaͤngers ſind, die ſich doch gewoͤhnlich damit befaſſet haben. Selbſt auf
gutem Boden ſind gewoͤhnlich erſt mehrere Anbauer zu Grunde gegangen, und ha-
ben ihren verwandten Fleiß mit dem Ruͤcken anſehen muͤſſen, eher einer nothduͤrf-
tig darauf fortkam; und im gluͤcklicheren Falle bleibt doch ein ſolches Grundſtuͤck
gegen das, was es haͤtte werden koͤnnen, in einem ſehr niedrigen Zuſtande zuruͤck;
es ſey denn der Boden von unerſchoͤpflicher Reichhaltigkeit, wie die abgewaͤſſerten
Bruͤcher an der Oder und Warthe es waren.
Nothwendi-
ges Erforder-
niß bei ſolchen
Unternehmun-
gen.
Am wenigſten ſind Urbarmachungen die Sache kleiner Anſiedler aus der arbei-
tenden Klaſſe. Leute dieſer Art koͤnnen, auch bei erhaltener Unterſtuͤtzung, ihre
Ausſichten nicht auf eine laͤngere Reihe von Jahren ausdehnen, ſondern wollen
und muͤſſen den Lohn ihrer Arbeit in dem naͤchſten Jahre genießen. Nun kann
freilich der Aufbruch eines alten Forſt- oder Weidegrundes dieſen geben und reich-
lich geben, wenn man ein ausſaugendes Syſtem anwendet, und nach tuͤchtigem
Pfluͤgen, unbekuͤmmert um Viehhaltung und Duͤngung, verkaͤufliche Fruͤchte
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