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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
glaubt nach angeblichen Versuchen eine größere Wirkung hiervon verspürt zu ha-
ben, als wenn das Stroh in den Mist gebracht worden wäre. Wir lassen diese
Bemerkung vorerst dahin gestellt, da sie höchstens nur unter gewissen Verhältnis-
sen und nur auf sehr reichem Boden anwendbar seyn kann. Der Gebrauch, die
hohe Stoppel anzuzünden, findet sich auch in Ungarn auf einigen sehr reichen
Ländereien.

§. 95.

Der Abfall der Salinen, der Pfannen- und Dornstein oder Halbötzig, oftSalinen-Ab-
fall.

mit der Asche vermischt, gehört unter die wirksamsten Düngungsmittel, und wird
von den umliegenden Gegenden zu ziemlich hohen Preisen gekauft und abgeführt.
Der Absatz in den Pfannen und an den Gravierwerken besteht größtentheils aus
Gyps, hat jedoch immer noch einige andere Salztheile beigemischt. Einige schä-
tzen ihn höher als den Gyps, andere demselben nur gleich.

§. 96.

Mannigfaltige künstliche Düngungssalze, die in sehr kleinen QuantitatenDüngersalze.
wunderbare Wirkungen hervorbringen sollen, und deren Zusammensetzung man
geheim hält, sind Geburten der Gewinnsucht und der Charlatanerie, die aber in
unsern Zeiten ihr Glück hoffentlich nicht weiter machen werden.

Hiermit müssen indessen diejenigen künstlichen Zusammensetzungen von Gyps,
Eisenoxyd, Kochsalz u. s. w. nicht verwechselt werden, welche unter andern der
verdienstvolle Lampadius in Freiberg (vergleiche Leipziger ökonomischen Anzeigen,
Michaelis 1805) versucht und empfohlen hat. Denn diese sollen im gehörigen
Maaße, und nicht wie jene Wundersalze zu wenigen Lothen oder Pfunden auf
einem Morgen angewandt werden.

§. 97.

Es scheint keinem Zweifel unterworfen, daß man durch eine gehörige Ab-Wechselung
der Dün-
gungsmittel.

wechselung der treibenden und warmen animalischen, der nachhaltigen und kühlen-
den vegetabilischen und der auflösenden mineralischen Düngung, ja selbst durch die
Abwechfelung der verschiedenen Arten dieser Hauptklassen eine weit höhere Produk-
tion bewirken könne, als wenn man sich nur an eine Düngungsart hält. Es
kommt aber wahrscheinlich viel darauf an, daß man die Ordnung, das Verhält-
niß und die Zeit mit Rücksicht auf den Boden, seinen jedesmaligen Zustand und
seine abgetragenen Früchte, gerecht treffe. In verschiedenen Gegenden scheint
man sich hierüber in der That Regeln gemacht zu haben, die aber nur auf dunklen

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
glaubt nach angeblichen Verſuchen eine groͤßere Wirkung hiervon verſpuͤrt zu ha-
ben, als wenn das Stroh in den Miſt gebracht worden waͤre. Wir laſſen dieſe
Bemerkung vorerſt dahin geſtellt, da ſie hoͤchſtens nur unter gewiſſen Verhaͤltniſ-
ſen und nur auf ſehr reichem Boden anwendbar ſeyn kann. Der Gebrauch, die
hohe Stoppel anzuzuͤnden, findet ſich auch in Ungarn auf einigen ſehr reichen
Laͤndereien.

§. 95.

Der Abfall der Salinen, der Pfannen- und Dornſtein oder Halboͤtzig, oftSalinen-Ab-
fall.

mit der Aſche vermiſcht, gehoͤrt unter die wirkſamſten Duͤngungsmittel, und wird
von den umliegenden Gegenden zu ziemlich hohen Preiſen gekauft und abgefuͤhrt.
Der Abſatz in den Pfannen und an den Gravierwerken beſteht groͤßtentheils aus
Gyps, hat jedoch immer noch einige andere Salztheile beigemiſcht. Einige ſchaͤ-
tzen ihn hoͤher als den Gyps, andere demſelben nur gleich.

§. 96.

Mannigfaltige kuͤnſtliche Duͤngungsſalze, die in ſehr kleinen QuantitatenDuͤngerſalze.
wunderbare Wirkungen hervorbringen ſollen, und deren Zuſammenſetzung man
geheim haͤlt, ſind Geburten der Gewinnſucht und der Charlatanerie, die aber in
unſern Zeiten ihr Gluͤck hoffentlich nicht weiter machen werden.

Hiermit muͤſſen indeſſen diejenigen kuͤnſtlichen Zuſammenſetzungen von Gyps,
Eiſenoxyd, Kochſalz u. ſ. w. nicht verwechſelt werden, welche unter andern der
verdienſtvolle Lampadius in Freiberg (vergleiche Leipziger oͤkonomiſchen Anzeigen,
Michaelis 1805) verſucht und empfohlen hat. Denn dieſe ſollen im gehoͤrigen
Maaße, und nicht wie jene Wunderſalze zu wenigen Lothen oder Pfunden auf
einem Morgen angewandt werden.

§. 97.

Es ſcheint keinem Zweifel unterworfen, daß man durch eine gehoͤrige Ab-Wechſelung
der Duͤn-
gungsmittel.

wechſelung der treibenden und warmen animaliſchen, der nachhaltigen und kuͤhlen-
den vegetabiliſchen und der aufloͤſenden mineraliſchen Duͤngung, ja ſelbſt durch die
Abwechfelung der verſchiedenen Arten dieſer Hauptklaſſen eine weit hoͤhere Produk-
tion bewirken koͤnne, als wenn man ſich nur an eine Duͤngungsart haͤlt. Es
kommt aber wahrſcheinlich viel darauf an, daß man die Ordnung, das Verhaͤlt-
niß und die Zeit mit Ruͤckſicht auf den Boden, ſeinen jedesmaligen Zuſtand und
ſeine abgetragenen Fruͤchte, gerecht treffe. In verſchiedenen Gegenden ſcheint
man ſich hieruͤber in der That Regeln gemacht zu haben, die aber nur auf dunklen

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[271/0319] Mineraliſche Duͤngungsmittel. glaubt nach angeblichen Verſuchen eine groͤßere Wirkung hiervon verſpuͤrt zu ha- ben, als wenn das Stroh in den Miſt gebracht worden waͤre. Wir laſſen dieſe Bemerkung vorerſt dahin geſtellt, da ſie hoͤchſtens nur unter gewiſſen Verhaͤltniſ- ſen und nur auf ſehr reichem Boden anwendbar ſeyn kann. Der Gebrauch, die hohe Stoppel anzuzuͤnden, findet ſich auch in Ungarn auf einigen ſehr reichen Laͤndereien. §. 95. Der Abfall der Salinen, der Pfannen- und Dornſtein oder Halboͤtzig, oft mit der Aſche vermiſcht, gehoͤrt unter die wirkſamſten Duͤngungsmittel, und wird von den umliegenden Gegenden zu ziemlich hohen Preiſen gekauft und abgefuͤhrt. Der Abſatz in den Pfannen und an den Gravierwerken beſteht groͤßtentheils aus Gyps, hat jedoch immer noch einige andere Salztheile beigemiſcht. Einige ſchaͤ- tzen ihn hoͤher als den Gyps, andere demſelben nur gleich. Salinen-Ab- fall. §. 96. Mannigfaltige kuͤnſtliche Duͤngungsſalze, die in ſehr kleinen Quantitaten wunderbare Wirkungen hervorbringen ſollen, und deren Zuſammenſetzung man geheim haͤlt, ſind Geburten der Gewinnſucht und der Charlatanerie, die aber in unſern Zeiten ihr Gluͤck hoffentlich nicht weiter machen werden. Duͤngerſalze. Hiermit muͤſſen indeſſen diejenigen kuͤnſtlichen Zuſammenſetzungen von Gyps, Eiſenoxyd, Kochſalz u. ſ. w. nicht verwechſelt werden, welche unter andern der verdienſtvolle Lampadius in Freiberg (vergleiche Leipziger oͤkonomiſchen Anzeigen, Michaelis 1805) verſucht und empfohlen hat. Denn dieſe ſollen im gehoͤrigen Maaße, und nicht wie jene Wunderſalze zu wenigen Lothen oder Pfunden auf einem Morgen angewandt werden. §. 97. Es ſcheint keinem Zweifel unterworfen, daß man durch eine gehoͤrige Ab- wechſelung der treibenden und warmen animaliſchen, der nachhaltigen und kuͤhlen- den vegetabiliſchen und der aufloͤſenden mineraliſchen Duͤngung, ja ſelbſt durch die Abwechfelung der verſchiedenen Arten dieſer Hauptklaſſen eine weit hoͤhere Produk- tion bewirken koͤnne, als wenn man ſich nur an eine Duͤngungsart haͤlt. Es kommt aber wahrſcheinlich viel darauf an, daß man die Ordnung, das Verhaͤlt- niß und die Zeit mit Ruͤckſicht auf den Boden, ſeinen jedesmaligen Zuſtand und ſeine abgetragenen Fruͤchte, gerecht treffe. In verſchiedenen Gegenden ſcheint man ſich hieruͤber in der That Regeln gemacht zu haben, die aber nur auf dunklen Wechſelung der Duͤn- gungsmittel.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/319>, abgerufen am 28.11.2024.