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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
in sich begreift. Von dem Marmorstaube aus den Werkstäten der Steinhauer hat
man sehr gute Wirkung gesehen.

Selbst der alte Mörtel scheint sich mit der Zeit aufzulösen, wenn er in Verbin-
dung mit faulenden Theilen kommt. Er thut wenigstens, auf Wiesen gebracht, eine
sehr auffallende Wirkung, aber erst nach einigen Jahren.

§. 62.

Der Mergel.Der Mergel besteht aus Thon und kohlensaurem Kalk, wie wir wissen, in sehr
verschiedenen Verhältnissen, aber innig mit einander vermischt, soll er anders den
Namen Mergel verdienen. Mittelst dieser Bestandtheile wirkt er als Düngungsmit-
tel auf eine doppelte Weise; physisch durch den Thon, indem er die Konsistenz des
losen Bodens dadurch verbessert, und zwar auf eine beständig nachhaltende Weise,
und chemisch durch den Kalk oder eigentlich düngend, welche Wirkung sich aber nach
und nach vermindert, und endlich ganz verliert. Diese beide Wirkungen müssen wir
wohl unterscheiden. Er thut mehr die eine oder die andere, je nachdem der Thon
oder der Kalk in ihm überwiegt. Um die erstere merklich durch den thonigen Mer-
gel zu erreichen, muß er natürlich weit stärker aufgefahren werden, wie der kalkige
Mergel, von dem man nur die letztere erwartet, und jene physische nachhaltende Ver-
besserung findet auch nur auf demjenigen Boden statt, welcher deren bedarf; woge-
gen einem ohnehin zu thonigen Boden das Auffahren des Thonmergels, wenigstens
nachdem die Wirkung des Kalkes vorüber ist, nur nachtheilig werden könnte.

Durch die innige Mengung der beiden Bestandtheile hat der Mergel den großen
Vorzug vor dem bloßen Thon oder Lehm, und vor dem kohlensauren Kalk, oder etwa
vor einer künstlichen Vermengung beider, daß er sich von selbst vollkommen zertheilt,
in das feinste Pulver zerfällt, und sich in den kleinsten Partikeln mit der Ackerkrume
vermengen läßt.

§. 63.

Meinungen
über den
Mergel.
Der Nutzen des Mergels ist schon in uralten Zeiten bekannt gewesen, und er ist
hier und da, wo einige Betriebsamkeit im Ackerbau herrscht, immer aufgefahren wor-
den. Daß sich sein Gebrauch nicht mehr verbreitete, lag wohl hauptsächlich an der
Unkenntniß seiner Natur. Man verband den Begriff des Mergels immer nur mit
einem Mineral von einer gewissen in die Sinne fallenden Beschaffenheit. Da nun
der Mergel so mannigfaltige Gestalten und Farben hat, so erkannte Niemand den

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
in ſich begreift. Von dem Marmorſtaube aus den Werkſtaͤten der Steinhauer hat
man ſehr gute Wirkung geſehen.

Selbſt der alte Moͤrtel ſcheint ſich mit der Zeit aufzuloͤſen, wenn er in Verbin-
dung mit faulenden Theilen kommt. Er thut wenigſtens, auf Wieſen gebracht, eine
ſehr auffallende Wirkung, aber erſt nach einigen Jahren.

§. 62.

Der Mergel.Der Mergel beſteht aus Thon und kohlenſaurem Kalk, wie wir wiſſen, in ſehr
verſchiedenen Verhaͤltniſſen, aber innig mit einander vermiſcht, ſoll er anders den
Namen Mergel verdienen. Mittelſt dieſer Beſtandtheile wirkt er als Duͤngungsmit-
tel auf eine doppelte Weiſe; phyſiſch durch den Thon, indem er die Konſiſtenz des
loſen Bodens dadurch verbeſſert, und zwar auf eine beſtaͤndig nachhaltende Weiſe,
und chemiſch durch den Kalk oder eigentlich duͤngend, welche Wirkung ſich aber nach
und nach vermindert, und endlich ganz verliert. Dieſe beide Wirkungen muͤſſen wir
wohl unterſcheiden. Er thut mehr die eine oder die andere, je nachdem der Thon
oder der Kalk in ihm uͤberwiegt. Um die erſtere merklich durch den thonigen Mer-
gel zu erreichen, muß er natuͤrlich weit ſtaͤrker aufgefahren werden, wie der kalkige
Mergel, von dem man nur die letztere erwartet, und jene phyſiſche nachhaltende Ver-
beſſerung findet auch nur auf demjenigen Boden ſtatt, welcher deren bedarf; woge-
gen einem ohnehin zu thonigen Boden das Auffahren des Thonmergels, wenigſtens
nachdem die Wirkung des Kalkes voruͤber iſt, nur nachtheilig werden koͤnnte.

Durch die innige Mengung der beiden Beſtandtheile hat der Mergel den großen
Vorzug vor dem bloßen Thon oder Lehm, und vor dem kohlenſauren Kalk, oder etwa
vor einer kuͤnſtlichen Vermengung beider, daß er ſich von ſelbſt vollkommen zertheilt,
in das feinſte Pulver zerfaͤllt, und ſich in den kleinſten Partikeln mit der Ackerkrume
vermengen laͤßt.

§. 63.

Meinungen
uͤber den
Mergel.
Der Nutzen des Mergels iſt ſchon in uralten Zeiten bekannt geweſen, und er iſt
hier und da, wo einige Betriebſamkeit im Ackerbau herrſcht, immer aufgefahren wor-
den. Daß ſich ſein Gebrauch nicht mehr verbreitete, lag wohl hauptſaͤchlich an der
Unkenntniß ſeiner Natur. Man verband den Begriff des Mergels immer nur mit
einem Mineral von einer gewiſſen in die Sinne fallenden Beſchaffenheit. Da nun
der Mergel ſo mannigfaltige Geſtalten und Farben hat, ſo erkannte Niemand den

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[246/0294] Mineraliſche Duͤngungsmittel. in ſich begreift. Von dem Marmorſtaube aus den Werkſtaͤten der Steinhauer hat man ſehr gute Wirkung geſehen. Selbſt der alte Moͤrtel ſcheint ſich mit der Zeit aufzuloͤſen, wenn er in Verbin- dung mit faulenden Theilen kommt. Er thut wenigſtens, auf Wieſen gebracht, eine ſehr auffallende Wirkung, aber erſt nach einigen Jahren. §. 62. Der Mergel beſteht aus Thon und kohlenſaurem Kalk, wie wir wiſſen, in ſehr verſchiedenen Verhaͤltniſſen, aber innig mit einander vermiſcht, ſoll er anders den Namen Mergel verdienen. Mittelſt dieſer Beſtandtheile wirkt er als Duͤngungsmit- tel auf eine doppelte Weiſe; phyſiſch durch den Thon, indem er die Konſiſtenz des loſen Bodens dadurch verbeſſert, und zwar auf eine beſtaͤndig nachhaltende Weiſe, und chemiſch durch den Kalk oder eigentlich duͤngend, welche Wirkung ſich aber nach und nach vermindert, und endlich ganz verliert. Dieſe beide Wirkungen muͤſſen wir wohl unterſcheiden. Er thut mehr die eine oder die andere, je nachdem der Thon oder der Kalk in ihm uͤberwiegt. Um die erſtere merklich durch den thonigen Mer- gel zu erreichen, muß er natuͤrlich weit ſtaͤrker aufgefahren werden, wie der kalkige Mergel, von dem man nur die letztere erwartet, und jene phyſiſche nachhaltende Ver- beſſerung findet auch nur auf demjenigen Boden ſtatt, welcher deren bedarf; woge- gen einem ohnehin zu thonigen Boden das Auffahren des Thonmergels, wenigſtens nachdem die Wirkung des Kalkes voruͤber iſt, nur nachtheilig werden koͤnnte. Der Mergel. Durch die innige Mengung der beiden Beſtandtheile hat der Mergel den großen Vorzug vor dem bloßen Thon oder Lehm, und vor dem kohlenſauren Kalk, oder etwa vor einer kuͤnſtlichen Vermengung beider, daß er ſich von ſelbſt vollkommen zertheilt, in das feinſte Pulver zerfaͤllt, und ſich in den kleinſten Partikeln mit der Ackerkrume vermengen laͤßt. §. 63. Der Nutzen des Mergels iſt ſchon in uralten Zeiten bekannt geweſen, und er iſt hier und da, wo einige Betriebſamkeit im Ackerbau herrſcht, immer aufgefahren wor- den. Daß ſich ſein Gebrauch nicht mehr verbreitete, lag wohl hauptſaͤchlich an der Unkenntniß ſeiner Natur. Man verband den Begriff des Mergels immer nur mit einem Mineral von einer gewiſſen in die Sinne fallenden Beſchaffenheit. Da nun der Mergel ſo mannigfaltige Geſtalten und Farben hat, ſo erkannte Niemand den Meinungen uͤber den Mergel.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/294>, abgerufen am 22.12.2024.