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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Vegetabilische Düngungsmittel.
und sie wächst bei uns, wie allen Gärtnern bekannt ist, sehr gut. Ob sie nach der
Rockenernte eingesäet sich noch hinlänglich entwickele, um grün untergepflügt zu
werden, kann ich jetzt auch noch nicht bestimmen.

Wir haben aber mehrere Gewächse, die sich ebenfalls zu diesem Zwecke passen.
Sie müssen folgende Eigenschaften haben:

a) Das zu wählende muß dem Boden seinem Vermögen, seinem Feuchtig-
keitsgrade und seiner Lage angemessen seyn, damit es nicht dürftig, sondern
üppig darauf wachse.

b) Der Samen muß wohlfeil, d. h. leicht zu gewinnen oder in geringer
Quantität zur Besamung eines Ackers zureichend seyn.

c) Es muß in möglich kürzester Zeit zu der erforderlichen Größe und Ent-
wickelung kommen, damit es, in der Brache gesäet, die erforderlichen Pflugar-
ten zulasse, oder aber nach einer andern Frucht in demselben Jahre gebauet wer-
den könne.

d) Es muß den Boden locker erhalten, und ihn mit seinen Wurzeln stark
durchdringen, mit seinem Kraute beschatten.

e) Es muß vielen Schleim und einen der thierischen Natur ähnlichen Stoff
in sich enthalten.

f) Bald in Fäulniß übergehen.

Alle diese Eigenschaften vereinigt kein Gewächs so sehr, wie der Ackerspör-
gel
, und mit diesem sind daher auch bei uns am meisten glückliche Versuche an-
gestellt worden. Vergleiche Annalen der Niedersächsischen Landwirthschaft,
III. Jahrgang 1 stes Stück, St. 223. Man kann diesen Spörgel vor dem Un-
terpflügen erst schnell mit Vieh betreiben, welches man dann aber auch des Nachts
darauf lassen muß, wenn man die volle Wirkung davon haben will.

Man hat auch manche andere Pflanzen dazu gebraucht, und diejenigen, die
öligen Samen tragen, vorzüglich wirksam gefunden; nächst diesen hat man an-
dere aus der Diadelphistenklasse, Erbsen, Wicken, Bohnen dazu gebraucht, ins-
besondere in England, wo man jedoch in der Regel erst allerlei Vieh besonders
Schweine hineintreibt, die sich darin mästen, ohne welche Benutzung auch die
Auslage für den Samen wohl zu hoch kommen würde.


Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
und ſie waͤchſt bei uns, wie allen Gaͤrtnern bekannt iſt, ſehr gut. Ob ſie nach der
Rockenernte eingeſaͤet ſich noch hinlaͤnglich entwickele, um gruͤn untergepfluͤgt zu
werden, kann ich jetzt auch noch nicht beſtimmen.

Wir haben aber mehrere Gewaͤchſe, die ſich ebenfalls zu dieſem Zwecke paſſen.
Sie muͤſſen folgende Eigenſchaften haben:

a) Das zu waͤhlende muß dem Boden ſeinem Vermoͤgen, ſeinem Feuchtig-
keitsgrade und ſeiner Lage angemeſſen ſeyn, damit es nicht duͤrftig, ſondern
uͤppig darauf wachſe.

b) Der Samen muß wohlfeil, d. h. leicht zu gewinnen oder in geringer
Quantitaͤt zur Beſamung eines Ackers zureichend ſeyn.

c) Es muß in moͤglich kuͤrzeſter Zeit zu der erforderlichen Groͤße und Ent-
wickelung kommen, damit es, in der Brache geſaͤet, die erforderlichen Pflugar-
ten zulaſſe, oder aber nach einer andern Frucht in demſelben Jahre gebauet wer-
den koͤnne.

d) Es muß den Boden locker erhalten, und ihn mit ſeinen Wurzeln ſtark
durchdringen, mit ſeinem Kraute beſchatten.

e) Es muß vielen Schleim und einen der thieriſchen Natur aͤhnlichen Stoff
in ſich enthalten.

f) Bald in Faͤulniß uͤbergehen.

Alle dieſe Eigenſchaften vereinigt kein Gewaͤchs ſo ſehr, wie der Ackerſpoͤr-
gel
, und mit dieſem ſind daher auch bei uns am meiſten gluͤckliche Verſuche an-
geſtellt worden. Vergleiche Annalen der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaft,
III. Jahrgang 1 ſtes Stuͤck, St. 223. Man kann dieſen Spoͤrgel vor dem Un-
terpfluͤgen erſt ſchnell mit Vieh betreiben, welches man dann aber auch des Nachts
darauf laſſen muß, wenn man die volle Wirkung davon haben will.

Man hat auch manche andere Pflanzen dazu gebraucht, und diejenigen, die
oͤligen Samen tragen, vorzuͤglich wirkſam gefunden; naͤchſt dieſen hat man an-
dere aus der Diadelphiſtenklaſſe, Erbſen, Wicken, Bohnen dazu gebraucht, ins-
beſondere in England, wo man jedoch in der Regel erſt allerlei Vieh beſonders
Schweine hineintreibt, die ſich darin maͤſten, ohne welche Benutzung auch die
Auslage fuͤr den Samen wohl zu hoch kommen wuͤrde.


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[228/0276] Vegetabiliſche Duͤngungsmittel. und ſie waͤchſt bei uns, wie allen Gaͤrtnern bekannt iſt, ſehr gut. Ob ſie nach der Rockenernte eingeſaͤet ſich noch hinlaͤnglich entwickele, um gruͤn untergepfluͤgt zu werden, kann ich jetzt auch noch nicht beſtimmen. Wir haben aber mehrere Gewaͤchſe, die ſich ebenfalls zu dieſem Zwecke paſſen. Sie muͤſſen folgende Eigenſchaften haben: a) Das zu waͤhlende muß dem Boden ſeinem Vermoͤgen, ſeinem Feuchtig- keitsgrade und ſeiner Lage angemeſſen ſeyn, damit es nicht duͤrftig, ſondern uͤppig darauf wachſe. b) Der Samen muß wohlfeil, d. h. leicht zu gewinnen oder in geringer Quantitaͤt zur Beſamung eines Ackers zureichend ſeyn. c) Es muß in moͤglich kuͤrzeſter Zeit zu der erforderlichen Groͤße und Ent- wickelung kommen, damit es, in der Brache geſaͤet, die erforderlichen Pflugar- ten zulaſſe, oder aber nach einer andern Frucht in demſelben Jahre gebauet wer- den koͤnne. d) Es muß den Boden locker erhalten, und ihn mit ſeinen Wurzeln ſtark durchdringen, mit ſeinem Kraute beſchatten. e) Es muß vielen Schleim und einen der thieriſchen Natur aͤhnlichen Stoff in ſich enthalten. f) Bald in Faͤulniß uͤbergehen. Alle dieſe Eigenſchaften vereinigt kein Gewaͤchs ſo ſehr, wie der Ackerſpoͤr- gel, und mit dieſem ſind daher auch bei uns am meiſten gluͤckliche Verſuche an- geſtellt worden. Vergleiche Annalen der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaft, III. Jahrgang 1 ſtes Stuͤck, St. 223. Man kann dieſen Spoͤrgel vor dem Un- terpfluͤgen erſt ſchnell mit Vieh betreiben, welches man dann aber auch des Nachts darauf laſſen muß, wenn man die volle Wirkung davon haben will. Man hat auch manche andere Pflanzen dazu gebraucht, und diejenigen, die oͤligen Samen tragen, vorzuͤglich wirkſam gefunden; naͤchſt dieſen hat man an- dere aus der Diadelphiſtenklaſſe, Erbſen, Wicken, Bohnen dazu gebraucht, ins- beſondere in England, wo man jedoch in der Regel erſt allerlei Vieh beſonders Schweine hineintreibt, die ſich darin maͤſten, ohne welche Benutzung auch die Auslage fuͤr den Samen wohl zu hoch kommen wuͤrde.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/276>, abgerufen am 24.11.2024.