häuft haben, zu Asche, die freilich als Düngungsmittel nicht ganz unwirksam ist, aber doch nur aus phosphorsaurem Kalk besteht, aus welchem der wirksame thie- rische Leim ganz ausgetrieben ist.
§. 43.
Fische.An den Seeküsten hat man oft Gelegenheit Fische als Düngungsmittel anzu- wenden, und selbst auch an den Mündungen großer Ströme, wie z. B. vor meh- reren Jahren an der Elbe, als eine unbezwingliche Menge von Heringen sich da- selbst einfand. Sie müssen aber durchaus erst mit ätzenden Kalk bestreut und dann mit Erde gemengt werden, um den vollen Nutzen davon zu erhalten. Ein so be- reitetes Gemenge thut, wenn es über die Saaten gestreut wird, der Erfahrung nach eine sehr große Wirkung, wogegen die unzersetzten Fische auf den Acker ge- streut und untergepflügt im ersten Jahre eine nachtheilige, in den folgenden aber eine nur geringe Wirkung gezeigt haben.
Es ist derselbe Fall mit dem schlechten Heringsthran, den man auch zuweilen als Dünger gebraucht hat. Unzersetzt hat man ihn, wie jedes ölige Wesen, der Vegetation nachtheilig gefunden. Wird er aber zuvor durch Kalk oder Alkalien zersetzt, so giebt er nach vielen gemachten Versuchen ein sehr kräftiges Düngungs- mittel ab.
§. 44.
Hörner und Klauen.Die hornartige Substanz der Thiere gehört unter die allerkräftigsten Dün- gungsmittel, zersetzt sich leichter wie die Knochen und von selbst. Sie besteht größtentheils aus thierischem Leim, und löst sich daher fast ganz in Azot, Hydro- gen, Kohlen- und Sauerstoff, Phosphor und phosphorsauren Kalk auf, die dann wahrscheinlich in verschiedene quantitative Verbindungen übergehen, und sehr fruchtbare Materien bilden. Man bedient sich am meisten der Abfälle der Drechsler und Kammacher. Die fein geraspelten Spähne zersetzen sich am schnell- sten, und wirken daher am mächtigsten. Ihre Wirkung dauert dann aber auch nur ein Jahr. In diesem Jahre kann sie aber auch leicht für Getreidefrüchte zu stark werden, und zu geiles, zum Lagern geneigtes Korn hervorbringen. Auch soll dieses Korn wegen ihrer treibenden Fruchtbarkeit in den Halmen später zur Reife kommen und trocknen; ferner am stärksten mit Mehlthau befallen werden, dir Körner minder mehlhaltig seyn, und sich im übrigen eben so verhalten, wie
Duͤngung mit thieriſchen Abfaͤllen.
haͤuft haben, zu Aſche, die freilich als Duͤngungsmittel nicht ganz unwirkſam iſt, aber doch nur aus phosphorſaurem Kalk beſteht, aus welchem der wirkſame thie- riſche Leim ganz ausgetrieben iſt.
§. 43.
Fiſche.An den Seekuͤſten hat man oft Gelegenheit Fiſche als Duͤngungsmittel anzu- wenden, und ſelbſt auch an den Muͤndungen großer Stroͤme, wie z. B. vor meh- reren Jahren an der Elbe, als eine unbezwingliche Menge von Heringen ſich da- ſelbſt einfand. Sie muͤſſen aber durchaus erſt mit aͤtzenden Kalk beſtreut und dann mit Erde gemengt werden, um den vollen Nutzen davon zu erhalten. Ein ſo be- reitetes Gemenge thut, wenn es uͤber die Saaten geſtreut wird, der Erfahrung nach eine ſehr große Wirkung, wogegen die unzerſetzten Fiſche auf den Acker ge- ſtreut und untergepfluͤgt im erſten Jahre eine nachtheilige, in den folgenden aber eine nur geringe Wirkung gezeigt haben.
Es iſt derſelbe Fall mit dem ſchlechten Heringsthran, den man auch zuweilen als Duͤnger gebraucht hat. Unzerſetzt hat man ihn, wie jedes oͤlige Weſen, der Vegetation nachtheilig gefunden. Wird er aber zuvor durch Kalk oder Alkalien zerſetzt, ſo giebt er nach vielen gemachten Verſuchen ein ſehr kraͤftiges Duͤngungs- mittel ab.
§. 44.
Hoͤrner und Klauen.Die hornartige Subſtanz der Thiere gehoͤrt unter die allerkraͤftigſten Duͤn- gungsmittel, zerſetzt ſich leichter wie die Knochen und von ſelbſt. Sie beſteht groͤßtentheils aus thieriſchem Leim, und loͤſt ſich daher faſt ganz in Azot, Hydro- gen, Kohlen- und Sauerſtoff, Phosphor und phosphorſauren Kalk auf, die dann wahrſcheinlich in verſchiedene quantitative Verbindungen uͤbergehen, und ſehr fruchtbare Materien bilden. Man bedient ſich am meiſten der Abfaͤlle der Drechsler und Kammacher. Die fein geraspelten Spaͤhne zerſetzen ſich am ſchnell- ſten, und wirken daher am maͤchtigſten. Ihre Wirkung dauert dann aber auch nur ein Jahr. In dieſem Jahre kann ſie aber auch leicht fuͤr Getreidefruͤchte zu ſtark werden, und zu geiles, zum Lagern geneigtes Korn hervorbringen. Auch ſoll dieſes Korn wegen ihrer treibenden Fruchtbarkeit in den Halmen ſpaͤter zur Reife kommen und trocknen; ferner am ſtaͤrkſten mit Mehlthau befallen werden, dir Koͤrner minder mehlhaltig ſeyn, und ſich im uͤbrigen eben ſo verhalten, wie
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Duͤngung mit thieriſchen Abfaͤllen.
haͤuft haben, zu Aſche, die freilich als Duͤngungsmittel nicht ganz unwirkſam iſt,
aber doch nur aus phosphorſaurem Kalk beſteht, aus welchem der wirkſame thie-
riſche Leim ganz ausgetrieben iſt.
§. 43.
An den Seekuͤſten hat man oft Gelegenheit Fiſche als Duͤngungsmittel anzu-
wenden, und ſelbſt auch an den Muͤndungen großer Stroͤme, wie z. B. vor meh-
reren Jahren an der Elbe, als eine unbezwingliche Menge von Heringen ſich da-
ſelbſt einfand. Sie muͤſſen aber durchaus erſt mit aͤtzenden Kalk beſtreut und dann
mit Erde gemengt werden, um den vollen Nutzen davon zu erhalten. Ein ſo be-
reitetes Gemenge thut, wenn es uͤber die Saaten geſtreut wird, der Erfahrung
nach eine ſehr große Wirkung, wogegen die unzerſetzten Fiſche auf den Acker ge-
ſtreut und untergepfluͤgt im erſten Jahre eine nachtheilige, in den folgenden aber
eine nur geringe Wirkung gezeigt haben.
Fiſche.
Es iſt derſelbe Fall mit dem ſchlechten Heringsthran, den man auch zuweilen
als Duͤnger gebraucht hat. Unzerſetzt hat man ihn, wie jedes oͤlige Weſen, der
Vegetation nachtheilig gefunden. Wird er aber zuvor durch Kalk oder Alkalien
zerſetzt, ſo giebt er nach vielen gemachten Verſuchen ein ſehr kraͤftiges Duͤngungs-
mittel ab.
§. 44.
Die hornartige Subſtanz der Thiere gehoͤrt unter die allerkraͤftigſten Duͤn-
gungsmittel, zerſetzt ſich leichter wie die Knochen und von ſelbſt. Sie beſteht
groͤßtentheils aus thieriſchem Leim, und loͤſt ſich daher faſt ganz in Azot, Hydro-
gen, Kohlen- und Sauerſtoff, Phosphor und phosphorſauren Kalk auf, die
dann wahrſcheinlich in verſchiedene quantitative Verbindungen uͤbergehen, und
ſehr fruchtbare Materien bilden. Man bedient ſich am meiſten der Abfaͤlle der
Drechsler und Kammacher. Die fein geraspelten Spaͤhne zerſetzen ſich am ſchnell-
ſten, und wirken daher am maͤchtigſten. Ihre Wirkung dauert dann aber auch
nur ein Jahr. In dieſem Jahre kann ſie aber auch leicht fuͤr Getreidefruͤchte zu
ſtark werden, und zu geiles, zum Lagern geneigtes Korn hervorbringen. Auch
ſoll dieſes Korn wegen ihrer treibenden Fruchtbarkeit in den Halmen ſpaͤter zur
Reife kommen und trocknen; ferner am ſtaͤrkſten mit Mehlthau befallen werden,
dir Koͤrner minder mehlhaltig ſeyn, und ſich im uͤbrigen eben ſo verhalten, wie
Hoͤrner und
Klauen.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/270>, abgerufen am 22.02.2025.
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