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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
schonender behaudeln, und dies kann freilich leicht einen Rückschlag im Totalertrage
der Ernten geben, worauf man sich gefaßt machen muß. Denn die erste Düngung
erschöpfter Felder äußert oft sehr geringe Wirkung. Hier das Mittel zu treffen, und
weder auf der einen noch der andern Seite zu weit zu gehen, auch den nothwendigen
Strohgewinn nicht aus den Augen zu setzen, wenn man auch den geringern Ertrag
des Korns zu erleiden entschlossen wäre, erfordert eine weise Ueberlegung.

Ist man mit dem Düngungsetat aufs Reine, und im Stande dem sämmtlichen
Acker sein gehöriges Maß zu geben, so ist beim Aufführen des Düngers doch immer
auf die Beschaffenheit eines jeden Feldes zu sehen. Wenn man nämlich den thonigen
zähen Boden und den lockern sandigen und kalkigen in gleichem Düngungsstande er-
halten will, so muß dennoch dem erstern immer eine stärkere Düngung auf einmal
gegeben werden, weil er diese ohne zu geil zu werden, ertragen kann, eine schwache
Düngung aber gar keine Wirkung auf ihn äußert, sondern in ihrer Zersetzung zurück-
gehalten wird, und unvermodert in ihm liegt. Dagegen kann er nach einer doppel-
ten Düngung auch doppelt so viele Ernten abtragen, ohne erschöpft zu werden. In
einem lockern warmen Boden wird dagegen der Dünger schnell zersetzt, und eine
starke Düngung kann schädliche Folgen haben, indem sie nach Verhältniß der Witte-
rung das Lagern oder das Verscheinen des Getreides nach sich zieht. Der Mist wird
nun aber schneller consumirt, und deshalb muß diese schwache Düngung um so öfterer
wiederholt werden. Je loser und je sandiger der Boden ist, desto nutzbarer wird ihm
eine östere und schwächere Bemistung. Im allgemeinen kann man jedoch annehmen,
daß beiden entgegengesetzten Bodenarten eine gleiche Quantität Mist in einer Reihe
von Jahren
gebühre.

§. 28.

Die Quantität des Mistes wird gewöhnlich nach Fudern geschätzt, nach vier-,Maaß und Ge-
wicht des
Mistes.

drei- und zweispännigen oder auch nach einspännigen Karren. Es ist an einem an-
dern Orte gesagt worden, daß dieselben Pferde eine größere Last ziehen, je mehr sie
vertheilt sind, und dies ist dann auch bei den Mistfudern der Fall. Ein vierspänniges
Fuder wird cäteris paribus nicht die doppelte Quantität enthalten von dem, was
man auf ein zweispänniges laden kann. Man rechnet deshalb gewöhnlich bei kräftigem
Gespann auf ein vierspänniges Fuder 2000 Pfund, und auf ein zweispänniges 1200 bis
1400 Pfund. Es ist aber überhaupt etwas sehr unbestimmtes, was auf ein Fuder

Zweiter Theil. C c

Die Miſtduͤngung.
ſchonender behaudeln, und dies kann freilich leicht einen Ruͤckſchlag im Totalertrage
der Ernten geben, worauf man ſich gefaßt machen muß. Denn die erſte Duͤngung
erſchoͤpfter Felder aͤußert oft ſehr geringe Wirkung. Hier das Mittel zu treffen, und
weder auf der einen noch der andern Seite zu weit zu gehen, auch den nothwendigen
Strohgewinn nicht aus den Augen zu ſetzen, wenn man auch den geringern Ertrag
des Korns zu erleiden entſchloſſen waͤre, erfordert eine weiſe Ueberlegung.

Iſt man mit dem Duͤngungsetat aufs Reine, und im Stande dem ſaͤmmtlichen
Acker ſein gehoͤriges Maß zu geben, ſo iſt beim Auffuͤhren des Duͤngers doch immer
auf die Beſchaffenheit eines jeden Feldes zu ſehen. Wenn man naͤmlich den thonigen
zaͤhen Boden und den lockern ſandigen und kalkigen in gleichem Duͤngungsſtande er-
halten will, ſo muß dennoch dem erſtern immer eine ſtaͤrkere Duͤngung auf einmal
gegeben werden, weil er dieſe ohne zu geil zu werden, ertragen kann, eine ſchwache
Duͤngung aber gar keine Wirkung auf ihn aͤußert, ſondern in ihrer Zerſetzung zuruͤck-
gehalten wird, und unvermodert in ihm liegt. Dagegen kann er nach einer doppel-
ten Duͤngung auch doppelt ſo viele Ernten abtragen, ohne erſchoͤpft zu werden. In
einem lockern warmen Boden wird dagegen der Duͤnger ſchnell zerſetzt, und eine
ſtarke Duͤngung kann ſchaͤdliche Folgen haben, indem ſie nach Verhaͤltniß der Witte-
rung das Lagern oder das Verſcheinen des Getreides nach ſich zieht. Der Miſt wird
nun aber ſchneller conſumirt, und deshalb muß dieſe ſchwache Duͤngung um ſo oͤfterer
wiederholt werden. Je loſer und je ſandiger der Boden iſt, deſto nutzbarer wird ihm
eine oͤſtere und ſchwaͤchere Bemiſtung. Im allgemeinen kann man jedoch annehmen,
daß beiden entgegengeſetzten Bodenarten eine gleiche Quantitaͤt Miſt in einer Reihe
von Jahren
gebuͤhre.

§. 28.

Die Quantitaͤt des Miſtes wird gewoͤhnlich nach Fudern geſchaͤtzt, nach vier-,Maaß und Ge-
wicht des
Miſtes.

drei- und zweiſpaͤnnigen oder auch nach einſpaͤnnigen Karren. Es iſt an einem an-
dern Orte geſagt worden, daß dieſelben Pferde eine groͤßere Laſt ziehen, je mehr ſie
vertheilt ſind, und dies iſt dann auch bei den Miſtfudern der Fall. Ein vierſpaͤnniges
Fuder wird cäteris paribus nicht die doppelte Quantitaͤt enthalten von dem, was
man auf ein zweiſpaͤnniges laden kann. Man rechnet deshalb gewoͤhnlich bei kraͤftigem
Geſpann auf ein vierſpaͤnniges Fuder 2000 Pfund, und auf ein zweiſpaͤnniges 1200 bis
1400 Pfund. Es iſt aber uͤberhaupt etwas ſehr unbeſtimmtes, was auf ein Fuder

Zweiter Theil. C c
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[201/0249] Die Miſtduͤngung. ſchonender behaudeln, und dies kann freilich leicht einen Ruͤckſchlag im Totalertrage der Ernten geben, worauf man ſich gefaßt machen muß. Denn die erſte Duͤngung erſchoͤpfter Felder aͤußert oft ſehr geringe Wirkung. Hier das Mittel zu treffen, und weder auf der einen noch der andern Seite zu weit zu gehen, auch den nothwendigen Strohgewinn nicht aus den Augen zu ſetzen, wenn man auch den geringern Ertrag des Korns zu erleiden entſchloſſen waͤre, erfordert eine weiſe Ueberlegung. Iſt man mit dem Duͤngungsetat aufs Reine, und im Stande dem ſaͤmmtlichen Acker ſein gehoͤriges Maß zu geben, ſo iſt beim Auffuͤhren des Duͤngers doch immer auf die Beſchaffenheit eines jeden Feldes zu ſehen. Wenn man naͤmlich den thonigen zaͤhen Boden und den lockern ſandigen und kalkigen in gleichem Duͤngungsſtande er- halten will, ſo muß dennoch dem erſtern immer eine ſtaͤrkere Duͤngung auf einmal gegeben werden, weil er dieſe ohne zu geil zu werden, ertragen kann, eine ſchwache Duͤngung aber gar keine Wirkung auf ihn aͤußert, ſondern in ihrer Zerſetzung zuruͤck- gehalten wird, und unvermodert in ihm liegt. Dagegen kann er nach einer doppel- ten Duͤngung auch doppelt ſo viele Ernten abtragen, ohne erſchoͤpft zu werden. In einem lockern warmen Boden wird dagegen der Duͤnger ſchnell zerſetzt, und eine ſtarke Duͤngung kann ſchaͤdliche Folgen haben, indem ſie nach Verhaͤltniß der Witte- rung das Lagern oder das Verſcheinen des Getreides nach ſich zieht. Der Miſt wird nun aber ſchneller conſumirt, und deshalb muß dieſe ſchwache Duͤngung um ſo oͤfterer wiederholt werden. Je loſer und je ſandiger der Boden iſt, deſto nutzbarer wird ihm eine oͤſtere und ſchwaͤchere Bemiſtung. Im allgemeinen kann man jedoch annehmen, daß beiden entgegengeſetzten Bodenarten eine gleiche Quantitaͤt Miſt in einer Reihe von Jahren gebuͤhre. §. 28. Die Quantitaͤt des Miſtes wird gewoͤhnlich nach Fudern geſchaͤtzt, nach vier-, drei- und zweiſpaͤnnigen oder auch nach einſpaͤnnigen Karren. Es iſt an einem an- dern Orte geſagt worden, daß dieſelben Pferde eine groͤßere Laſt ziehen, je mehr ſie vertheilt ſind, und dies iſt dann auch bei den Miſtfudern der Fall. Ein vierſpaͤnniges Fuder wird cäteris paribus nicht die doppelte Quantitaͤt enthalten von dem, was man auf ein zweiſpaͤnniges laden kann. Man rechnet deshalb gewoͤhnlich bei kraͤftigem Geſpann auf ein vierſpaͤnniges Fuder 2000 Pfund, und auf ein zweiſpaͤnniges 1200 bis 1400 Pfund. Es iſt aber uͤberhaupt etwas ſehr unbeſtimmtes, was auf ein Fuder Maaß und Ge- wicht des Miſtes. Zweiter Theil. C c

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/249>, abgerufen am 22.11.2024.