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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
Jahre Hack- oder Hülsenfrüchte tragen sollen; oder aber er wird zum Compost ge-
braucht und Mengehaufen davon angelegt. Der Mistwagen steht daher in diesen
Wirthschaften niemals still, weil immer paßlicher Mist vorhanden und bei der
gleichmäßigen Vertheilung der Gespannarbeit durchs ganze Jahr immer Zeit dazu
übrig ist.

Wird der Mist auf die Brache gefahren, so sind die Meinungen zwar nicht
übereinstimmend, auf welche Furche dieses geschehen müsse. Von den meisten ge-
schieht es so, daß er mit der vorletzten Fahre untergepflügt werde. Hiergegen haben
einige das Bedenken, daß er alsdann mit der letzten wieder heraufgebracht und
oben auf zu liegen komme, welches sie für sehr nachtheilig halten. So wenig ich die-
ses Obenaufliegen scheue und den Verlust dieses Mistes be[ - 3 Zeichen fehlen]ge, so halte ich es doch
allerdings für besser, wenn er mit drei Furchen durchgepflügt werden kann, und des-
halb würde ich ihn, so weit es thunlich ist, sogar mit der ersten Furche, wenn diese
erst nach der Mitte des Sommers gegeben wird, einpflügen. Aber das Unterbringen
mit der letzten Furche halte ich durchaus für fehlerhaft und für eine häufige Ursach des
Mißrathens der Saat. Er kann bei dieser Methode nie gehörig mit dem Boden ge-
mengt werden, kommt klumprig zu liegen, erhitzt sich an einigen Stellen zu stark
und bleibt an andern unverweßt, so daß man ihn dann noch nach mehreren Jahren
torfartig und unzersetzt im Boden antrifft. Die Saat steht darnach scheckig und hor-
stig; es ziehen sich Insekten auch Mäuse stark danach her, und Stellen, die zu geil
getrieben hatten, wintern sodann aus. Insbesondere ist das Unterbringen des lan-
gen unzersetzten Mistes mit der letzten Furche zur Winterung oft von den übelsten Fol-
gen. Der Acker wird dadurch bollig oder kann sich nicht setzen. Wenn feuchte
warme Witterung eintritt und die Einsaat früh geschehen ist, der Mist dadurch vor
Winter noch in Gährung kommt, so entsteht leicht ein Uebertreiben der Saat, sie
wird geil, aber schwächlich, wahrscheinlich mit Hydrogen überfüllt und überreizt.
Sie hält dann den Winter nicht aus, sondern fault und stirbt ab. Kommt dieser
lange unzertheilte Mist vor Winter nicht in Gährung, so bewirkt er, wenn Wärme
und Trockniß im Frühjahre eintritt, durch seine Hitze leicht das Verscheinen der Saa-
ten, indem diese bleich werden und absterben. Alle diese Fälle habe ich beobachtet,
und daß es zuweilen unter sehr günstigen Umständen dennoch gut gerathe, ist eine
Ausnahme von der Regel.


Die Miſtduͤngung.
Jahre Hack- oder Huͤlſenfruͤchte tragen ſollen; oder aber er wird zum Compoſt ge-
braucht und Mengehaufen davon angelegt. Der Miſtwagen ſteht daher in dieſen
Wirthſchaften niemals ſtill, weil immer paßlicher Miſt vorhanden und bei der
gleichmaͤßigen Vertheilung der Geſpannarbeit durchs ganze Jahr immer Zeit dazu
uͤbrig iſt.

Wird der Miſt auf die Brache gefahren, ſo ſind die Meinungen zwar nicht
uͤbereinſtimmend, auf welche Furche dieſes geſchehen muͤſſe. Von den meiſten ge-
ſchieht es ſo, daß er mit der vorletzten Fahre untergepfluͤgt werde. Hiergegen haben
einige das Bedenken, daß er alsdann mit der letzten wieder heraufgebracht und
oben auf zu liegen komme, welches ſie fuͤr ſehr nachtheilig halten. So wenig ich die-
ſes Obenaufliegen ſcheue und den Verluſt dieſes Miſtes be[ – 3 Zeichen fehlen]ge, ſo halte ich es doch
allerdings fuͤr beſſer, wenn er mit drei Furchen durchgepfluͤgt werden kann, und des-
halb wuͤrde ich ihn, ſo weit es thunlich iſt, ſogar mit der erſten Furche, wenn dieſe
erſt nach der Mitte des Sommers gegeben wird, einpfluͤgen. Aber das Unterbringen
mit der letzten Furche halte ich durchaus fuͤr fehlerhaft und fuͤr eine haͤufige Urſach des
Mißrathens der Saat. Er kann bei dieſer Methode nie gehoͤrig mit dem Boden ge-
mengt werden, kommt klumprig zu liegen, erhitzt ſich an einigen Stellen zu ſtark
und bleibt an andern unverweßt, ſo daß man ihn dann noch nach mehreren Jahren
torfartig und unzerſetzt im Boden antrifft. Die Saat ſteht darnach ſcheckig und hor-
ſtig; es ziehen ſich Inſekten auch Maͤuſe ſtark danach her, und Stellen, die zu geil
getrieben hatten, wintern ſodann aus. Insbeſondere iſt das Unterbringen des lan-
gen unzerſetzten Miſtes mit der letzten Furche zur Winterung oft von den uͤbelſten Fol-
gen. Der Acker wird dadurch bollig oder kann ſich nicht ſetzen. Wenn feuchte
warme Witterung eintritt und die Einſaat fruͤh geſchehen iſt, der Miſt dadurch vor
Winter noch in Gaͤhrung kommt, ſo entſteht leicht ein Uebertreiben der Saat, ſie
wird geil, aber ſchwaͤchlich, wahrſcheinlich mit Hydrogen uͤberfuͤllt und uͤberreizt.
Sie haͤlt dann den Winter nicht aus, ſondern fault und ſtirbt ab. Kommt dieſer
lange unzertheilte Miſt vor Winter nicht in Gaͤhrung, ſo bewirkt er, wenn Waͤrme
und Trockniß im Fruͤhjahre eintritt, durch ſeine Hitze leicht das Verſcheinen der Saa-
ten, indem dieſe bleich werden und abſterben. Alle dieſe Faͤlle habe ich beobachtet,
und daß es zuweilen unter ſehr guͤnſtigen Umſtaͤnden dennoch gut gerathe, iſt eine
Ausnahme von der Regel.


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[198/0246] Die Miſtduͤngung. Jahre Hack- oder Huͤlſenfruͤchte tragen ſollen; oder aber er wird zum Compoſt ge- braucht und Mengehaufen davon angelegt. Der Miſtwagen ſteht daher in dieſen Wirthſchaften niemals ſtill, weil immer paßlicher Miſt vorhanden und bei der gleichmaͤßigen Vertheilung der Geſpannarbeit durchs ganze Jahr immer Zeit dazu uͤbrig iſt. Wird der Miſt auf die Brache gefahren, ſo ſind die Meinungen zwar nicht uͤbereinſtimmend, auf welche Furche dieſes geſchehen muͤſſe. Von den meiſten ge- ſchieht es ſo, daß er mit der vorletzten Fahre untergepfluͤgt werde. Hiergegen haben einige das Bedenken, daß er alsdann mit der letzten wieder heraufgebracht und oben auf zu liegen komme, welches ſie fuͤr ſehr nachtheilig halten. So wenig ich die- ſes Obenaufliegen ſcheue und den Verluſt dieſes Miſtes be___ge, ſo halte ich es doch allerdings fuͤr beſſer, wenn er mit drei Furchen durchgepfluͤgt werden kann, und des- halb wuͤrde ich ihn, ſo weit es thunlich iſt, ſogar mit der erſten Furche, wenn dieſe erſt nach der Mitte des Sommers gegeben wird, einpfluͤgen. Aber das Unterbringen mit der letzten Furche halte ich durchaus fuͤr fehlerhaft und fuͤr eine haͤufige Urſach des Mißrathens der Saat. Er kann bei dieſer Methode nie gehoͤrig mit dem Boden ge- mengt werden, kommt klumprig zu liegen, erhitzt ſich an einigen Stellen zu ſtark und bleibt an andern unverweßt, ſo daß man ihn dann noch nach mehreren Jahren torfartig und unzerſetzt im Boden antrifft. Die Saat ſteht darnach ſcheckig und hor- ſtig; es ziehen ſich Inſekten auch Maͤuſe ſtark danach her, und Stellen, die zu geil getrieben hatten, wintern ſodann aus. Insbeſondere iſt das Unterbringen des lan- gen unzerſetzten Miſtes mit der letzten Furche zur Winterung oft von den uͤbelſten Fol- gen. Der Acker wird dadurch bollig oder kann ſich nicht ſetzen. Wenn feuchte warme Witterung eintritt und die Einſaat fruͤh geſchehen iſt, der Miſt dadurch vor Winter noch in Gaͤhrung kommt, ſo entſteht leicht ein Uebertreiben der Saat, ſie wird geil, aber ſchwaͤchlich, wahrſcheinlich mit Hydrogen uͤberfuͤllt und uͤberreizt. Sie haͤlt dann den Winter nicht aus, ſondern fault und ſtirbt ab. Kommt dieſer lange unzertheilte Miſt vor Winter nicht in Gaͤhrung, ſo bewirkt er, wenn Waͤrme und Trockniß im Fruͤhjahre eintritt, durch ſeine Hitze leicht das Verſcheinen der Saa- ten, indem dieſe bleich werden und abſterben. Alle dieſe Faͤlle habe ich beobachtet, und daß es zuweilen unter ſehr guͤnſtigen Umſtaͤnden dennoch gut gerathe, iſt eine Ausnahme von der Regel.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/246>, abgerufen am 24.11.2024.