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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung
trocknet, in eine torf- und kohlenähnliche Substanz übergehn. Er ist specifisch
schwerer wie das Wasser, sowohl im frischen Zustande, wenn er mit Stroh nicht
vermengt ist, als in dem zergangenen Zustande, wenn das rohrige Stroh schon in
Fasern aufgelöst ist.

Auf den Acker äußert er seine Wirkung minder schnell, aber um desto nach-
haltiger auf viele und mehrere Früchte, und wenn er nicht sehr zertheilt worden,
so trifft man ihn in torfiger Gestalt nach 2 bis 3 Jahren in kleinen oder größern
Stücken in der Ackererde an. In höherem oder geringeren Zersetzungsgrade auf
den Acker gebracht, scheint er darin keine merkliche Wärme zu entwickeln. Des-
halb paßt er so vorzüglich und gewissermaßen einzig für den warmen Acker, den er,
wie man sagt, kühlt, was doch aber eigentlich nur negative zu verstehen ist. Auf
sehr gebundenem lehmigen Acker scheint er leicht unwirksam zu werden, wenn er
unter der Ackerkrume liegt, und nicht durch häufiges Umpflügen mit der Atmo-
sphäre in Berührung gebracht wird. In seinem frischen Zustande untergepflügt
behält er durch das rohrige Stroh mehr Verbindung mit der Atmosphäre, und
scheint sich mittelst derselben besser zu zersetzen. Auch thut das rohrige Stroh eine
gute mechanische Wirkung auf diesem Boden.

§. 15.

Der Stallmist der Schafe zersetzt sich leicht, wenn er compact in seiner na-Der Schaf-
mist.

türlichen Feuchtigkeit liegt, aber schwer und langsam, wenn er locker ist, und seine
Feuchtigkeit sich versenken kann. Im Boden aber scheint er immer schnell zu zer-
gehn; denn er äußert seine Wirksamkeit sehr früh und kräftig, übertreibt die erste
Saat leicht, wenn er stark aufgefahren wird; weswegen man durchweg die Regel
beobachtet, ihn dem Gewichte und Volum nach schwächer aufzubringen. Seine
Wirkung aber wird durch zwei Saaten mehrentheils erschöpft.

Er entwickelt, besonders wohl aus dem Urin, sehr vieles Ammonium, wo-
durch er vorzüglich solchen Aeckern nützlich wird, die unauflöslichen Humus in sich
enthalten.

Gewöhnlich ist der aus den Ställen ausgefahrne Schafmist von zweierlei Be-
schaffenheit. Der obere ist strohigt, trocken und unzersetzt; der untere dagegen
zergangen, feucht und gebunden. Wenn man ihn nicht durch das Umstechen vor-
her zu einer mehr gleichartigen Masse macht, so ist es höchst fehlerhaft, ihn ohne

Die Miſtduͤngung
trocknet, in eine torf- und kohlenaͤhnliche Subſtanz uͤbergehn. Er iſt ſpecifiſch
ſchwerer wie das Waſſer, ſowohl im friſchen Zuſtande, wenn er mit Stroh nicht
vermengt iſt, als in dem zergangenen Zuſtande, wenn das rohrige Stroh ſchon in
Faſern aufgeloͤſt iſt.

Auf den Acker aͤußert er ſeine Wirkung minder ſchnell, aber um deſto nach-
haltiger auf viele und mehrere Fruͤchte, und wenn er nicht ſehr zertheilt worden,
ſo trifft man ihn in torfiger Geſtalt nach 2 bis 3 Jahren in kleinen oder groͤßern
Stuͤcken in der Ackererde an. In hoͤherem oder geringeren Zerſetzungsgrade auf
den Acker gebracht, ſcheint er darin keine merkliche Waͤrme zu entwickeln. Des-
halb paßt er ſo vorzuͤglich und gewiſſermaßen einzig fuͤr den warmen Acker, den er,
wie man ſagt, kuͤhlt, was doch aber eigentlich nur negative zu verſtehen iſt. Auf
ſehr gebundenem lehmigen Acker ſcheint er leicht unwirkſam zu werden, wenn er
unter der Ackerkrume liegt, und nicht durch haͤufiges Umpfluͤgen mit der Atmo-
ſphaͤre in Beruͤhrung gebracht wird. In ſeinem friſchen Zuſtande untergepfluͤgt
behaͤlt er durch das rohrige Stroh mehr Verbindung mit der Atmoſphaͤre, und
ſcheint ſich mittelſt derſelben beſſer zu zerſetzen. Auch thut das rohrige Stroh eine
gute mechaniſche Wirkung auf dieſem Boden.

§. 15.

Der Stallmiſt der Schafe zerſetzt ſich leicht, wenn er compact in ſeiner na-Der Schaf-
miſt.

tuͤrlichen Feuchtigkeit liegt, aber ſchwer und langſam, wenn er locker iſt, und ſeine
Feuchtigkeit ſich verſenken kann. Im Boden aber ſcheint er immer ſchnell zu zer-
gehn; denn er aͤußert ſeine Wirkſamkeit ſehr fruͤh und kraͤftig, uͤbertreibt die erſte
Saat leicht, wenn er ſtark aufgefahren wird; weswegen man durchweg die Regel
beobachtet, ihn dem Gewichte und Volum nach ſchwaͤcher aufzubringen. Seine
Wirkung aber wird durch zwei Saaten mehrentheils erſchoͤpft.

Er entwickelt, beſonders wohl aus dem Urin, ſehr vieles Ammonium, wo-
durch er vorzuͤglich ſolchen Aeckern nuͤtzlich wird, die unaufloͤslichen Humus in ſich
enthalten.

Gewoͤhnlich iſt der aus den Staͤllen ausgefahrne Schafmiſt von zweierlei Be-
ſchaffenheit. Der obere iſt ſtrohigt, trocken und unzerſetzt; der untere dagegen
zergangen, feucht und gebunden. Wenn man ihn nicht durch das Umſtechen vor-
her zu einer mehr gleichartigen Maſſe macht, ſo iſt es hoͤchſt fehlerhaft, ihn ohne

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[181/0229] Die Miſtduͤngung trocknet, in eine torf- und kohlenaͤhnliche Subſtanz uͤbergehn. Er iſt ſpecifiſch ſchwerer wie das Waſſer, ſowohl im friſchen Zuſtande, wenn er mit Stroh nicht vermengt iſt, als in dem zergangenen Zuſtande, wenn das rohrige Stroh ſchon in Faſern aufgeloͤſt iſt. Auf den Acker aͤußert er ſeine Wirkung minder ſchnell, aber um deſto nach- haltiger auf viele und mehrere Fruͤchte, und wenn er nicht ſehr zertheilt worden, ſo trifft man ihn in torfiger Geſtalt nach 2 bis 3 Jahren in kleinen oder groͤßern Stuͤcken in der Ackererde an. In hoͤherem oder geringeren Zerſetzungsgrade auf den Acker gebracht, ſcheint er darin keine merkliche Waͤrme zu entwickeln. Des- halb paßt er ſo vorzuͤglich und gewiſſermaßen einzig fuͤr den warmen Acker, den er, wie man ſagt, kuͤhlt, was doch aber eigentlich nur negative zu verſtehen iſt. Auf ſehr gebundenem lehmigen Acker ſcheint er leicht unwirkſam zu werden, wenn er unter der Ackerkrume liegt, und nicht durch haͤufiges Umpfluͤgen mit der Atmo- ſphaͤre in Beruͤhrung gebracht wird. In ſeinem friſchen Zuſtande untergepfluͤgt behaͤlt er durch das rohrige Stroh mehr Verbindung mit der Atmoſphaͤre, und ſcheint ſich mittelſt derſelben beſſer zu zerſetzen. Auch thut das rohrige Stroh eine gute mechaniſche Wirkung auf dieſem Boden. §. 15. Der Stallmiſt der Schafe zerſetzt ſich leicht, wenn er compact in ſeiner na- tuͤrlichen Feuchtigkeit liegt, aber ſchwer und langſam, wenn er locker iſt, und ſeine Feuchtigkeit ſich verſenken kann. Im Boden aber ſcheint er immer ſchnell zu zer- gehn; denn er aͤußert ſeine Wirkſamkeit ſehr fruͤh und kraͤftig, uͤbertreibt die erſte Saat leicht, wenn er ſtark aufgefahren wird; weswegen man durchweg die Regel beobachtet, ihn dem Gewichte und Volum nach ſchwaͤcher aufzubringen. Seine Wirkung aber wird durch zwei Saaten mehrentheils erſchoͤpft. Der Schaf- miſt. Er entwickelt, beſonders wohl aus dem Urin, ſehr vieles Ammonium, wo- durch er vorzuͤglich ſolchen Aeckern nuͤtzlich wird, die unaufloͤslichen Humus in ſich enthalten. Gewoͤhnlich iſt der aus den Staͤllen ausgefahrne Schafmiſt von zweierlei Be- ſchaffenheit. Der obere iſt ſtrohigt, trocken und unzerſetzt; der untere dagegen zergangen, feucht und gebunden. Wenn man ihn nicht durch das Umſtechen vor- her zu einer mehr gleichartigen Maſſe macht, ſo iſt es hoͤchſt fehlerhaft, ihn ohne

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/229>, abgerufen am 22.12.2024.