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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
§. 8.

Alle modernde thierische Körper geben einen Dünger, und zwar den aller-Der Mist.
kräftigsten ab, und sie sind sämmtlich zu diesem Zwecke anwendbar. Am häufig-
sten aber bedienen wir uns derjenigen Abgänge der Thiere, die sie während ihres
Lebens aus dem Darmkanal und mit dem Urine auswerfen, weil wir sie am häu-
figsten haben, und am vortheilhaftesten und wohlfeilsten uns verschaffen können.
Wir versetzen sie sehr zweckmäßig mit vegetabilischen Abgängen, wodurch diese zu
einer schnellern Fäulniß und mit wenigerem Verluste hingerissen, dagegen die zu
heftige Zersetzung jener animalischen Theile moderirt wird. Man hat dieses na-
türlichen Dünger genannt, im Gegensatze von anderm, den man künstlichen Dün-
ger zu nennen pflegt; keinesweges, weil jener einfacher ist, und weniger Kunst
erfordert, sondern weil er der gewöhnlichste und von manchen sogar der einzig ge-
kannte und ausschließlich angewandte ist.

§. 9.

Die chemische Untersuchung dieser thierischen Abgänge gehört nicht hierher,Exkremente
der Thiere.

um so weniger, da uns die bisher angestellten Untersuchungen noch keine sehr er-
heblichen Resultate für die Praxis des Ackerbaues geben, die wir jedoch davon in
der Folge erwarten können.

Nur Folgendes, um irrige Vorstellungen davon zu vermeiden und um Auf-
schlüsse über verschiedene Erscheinungen zu geben:

Der Auswurf der Thiere durch den Darmkanal besteht nur zu einem Theil
aus den Träbern und den unzersetzten Fasern der Nahrungsmittel; zum andern
Theile aber aus verbrauchten und in den Darmkanal abgesetzten, folglich ganz ani-
malisirten Stoffen des Körpers, so daß diese Auswürfe selbst bei denen von Vege-
tabilien sich nährenden Thieren mehr animalischer als vegetabilischer Natur sind,
und sich in allen Stücken so verhalten. Jedoch macht der Futterungs- und Feistig-
keitszustand der Thiere hierin einen merklichen Unterschied. Wird ihnen der Ma-
gen nur angefüllt mit einer Materie, die sehr wenige nährende Theile, sondern
nur schwer auflösliche Fasern enthält, mit bloßem Stroh ohne jüngeres Kraut
und Körner, so geht dieses fast unzersetzt durch den Darmkanal mit ab, und ist,
weil der abgemagerte Körper wenig von seinen thierischen Theilen abstößt und aus-
wirft, weniger von thierischer Natur. Zwar reicht schon dieses wenige zu, dem

Zweiter Theil. Z
Die Miſtduͤngung.
§. 8.

Alle modernde thieriſche Koͤrper geben einen Duͤnger, und zwar den aller-Der Miſt.
kraͤftigſten ab, und ſie ſind ſaͤmmtlich zu dieſem Zwecke anwendbar. Am haͤufig-
ſten aber bedienen wir uns derjenigen Abgaͤnge der Thiere, die ſie waͤhrend ihres
Lebens aus dem Darmkanal und mit dem Urine auswerfen, weil wir ſie am haͤu-
figſten haben, und am vortheilhafteſten und wohlfeilſten uns verſchaffen koͤnnen.
Wir verſetzen ſie ſehr zweckmaͤßig mit vegetabiliſchen Abgaͤngen, wodurch dieſe zu
einer ſchnellern Faͤulniß und mit wenigerem Verluſte hingeriſſen, dagegen die zu
heftige Zerſetzung jener animaliſchen Theile moderirt wird. Man hat dieſes na-
tuͤrlichen Duͤnger genannt, im Gegenſatze von anderm, den man kuͤnſtlichen Duͤn-
ger zu nennen pflegt; keinesweges, weil jener einfacher iſt, und weniger Kunſt
erfordert, ſondern weil er der gewoͤhnlichſte und von manchen ſogar der einzig ge-
kannte und ausſchließlich angewandte iſt.

§. 9.

Die chemiſche Unterſuchung dieſer thieriſchen Abgaͤnge gehoͤrt nicht hierher,Exkremente
der Thiere.

um ſo weniger, da uns die bisher angeſtellten Unterſuchungen noch keine ſehr er-
heblichen Reſultate fuͤr die Praxis des Ackerbaues geben, die wir jedoch davon in
der Folge erwarten koͤnnen.

Nur Folgendes, um irrige Vorſtellungen davon zu vermeiden und um Auf-
ſchluͤſſe uͤber verſchiedene Erſcheinungen zu geben:

Der Auswurf der Thiere durch den Darmkanal beſteht nur zu einem Theil
aus den Traͤbern und den unzerſetzten Faſern der Nahrungsmittel; zum andern
Theile aber aus verbrauchten und in den Darmkanal abgeſetzten, folglich ganz ani-
maliſirten Stoffen des Koͤrpers, ſo daß dieſe Auswuͤrfe ſelbſt bei denen von Vege-
tabilien ſich naͤhrenden Thieren mehr animaliſcher als vegetabiliſcher Natur ſind,
und ſich in allen Stuͤcken ſo verhalten. Jedoch macht der Futterungs- und Feiſtig-
keitszuſtand der Thiere hierin einen merklichen Unterſchied. Wird ihnen der Ma-
gen nur angefuͤllt mit einer Materie, die ſehr wenige naͤhrende Theile, ſondern
nur ſchwer aufloͤsliche Faſern enthaͤlt, mit bloßem Stroh ohne juͤngeres Kraut
und Koͤrner, ſo geht dieſes faſt unzerſetzt durch den Darmkanal mit ab, und iſt,
weil der abgemagerte Koͤrper wenig von ſeinen thieriſchen Theilen abſtoͤßt und aus-
wirft, weniger von thieriſcher Natur. Zwar reicht ſchon dieſes wenige zu, dem

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[177/0225] Die Miſtduͤngung. §. 8. Alle modernde thieriſche Koͤrper geben einen Duͤnger, und zwar den aller- kraͤftigſten ab, und ſie ſind ſaͤmmtlich zu dieſem Zwecke anwendbar. Am haͤufig- ſten aber bedienen wir uns derjenigen Abgaͤnge der Thiere, die ſie waͤhrend ihres Lebens aus dem Darmkanal und mit dem Urine auswerfen, weil wir ſie am haͤu- figſten haben, und am vortheilhafteſten und wohlfeilſten uns verſchaffen koͤnnen. Wir verſetzen ſie ſehr zweckmaͤßig mit vegetabiliſchen Abgaͤngen, wodurch dieſe zu einer ſchnellern Faͤulniß und mit wenigerem Verluſte hingeriſſen, dagegen die zu heftige Zerſetzung jener animaliſchen Theile moderirt wird. Man hat dieſes na- tuͤrlichen Duͤnger genannt, im Gegenſatze von anderm, den man kuͤnſtlichen Duͤn- ger zu nennen pflegt; keinesweges, weil jener einfacher iſt, und weniger Kunſt erfordert, ſondern weil er der gewoͤhnlichſte und von manchen ſogar der einzig ge- kannte und ausſchließlich angewandte iſt. Der Miſt. §. 9. Die chemiſche Unterſuchung dieſer thieriſchen Abgaͤnge gehoͤrt nicht hierher, um ſo weniger, da uns die bisher angeſtellten Unterſuchungen noch keine ſehr er- heblichen Reſultate fuͤr die Praxis des Ackerbaues geben, die wir jedoch davon in der Folge erwarten koͤnnen. Exkremente der Thiere. Nur Folgendes, um irrige Vorſtellungen davon zu vermeiden und um Auf- ſchluͤſſe uͤber verſchiedene Erſcheinungen zu geben: Der Auswurf der Thiere durch den Darmkanal beſteht nur zu einem Theil aus den Traͤbern und den unzerſetzten Faſern der Nahrungsmittel; zum andern Theile aber aus verbrauchten und in den Darmkanal abgeſetzten, folglich ganz ani- maliſirten Stoffen des Koͤrpers, ſo daß dieſe Auswuͤrfe ſelbſt bei denen von Vege- tabilien ſich naͤhrenden Thieren mehr animaliſcher als vegetabiliſcher Natur ſind, und ſich in allen Stuͤcken ſo verhalten. Jedoch macht der Futterungs- und Feiſtig- keitszuſtand der Thiere hierin einen merklichen Unterſchied. Wird ihnen der Ma- gen nur angefuͤllt mit einer Materie, die ſehr wenige naͤhrende Theile, ſondern nur ſchwer aufloͤsliche Faſern enthaͤlt, mit bloßem Stroh ohne juͤngeres Kraut und Koͤrner, ſo geht dieſes faſt unzerſetzt durch den Darmkanal mit ab, und iſt, weil der abgemagerte Koͤrper wenig von ſeinen thieriſchen Theilen abſtoͤßt und aus- wirft, weniger von thieriſcher Natur. Zwar reicht ſchon dieſes wenige zu, dem Zweiter Theil. Z

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/225>, abgerufen am 22.11.2024.