Jene großen Steine, die schon aus der Oberfläche hervorragen, oder noch schlimmer mit der Ackerkrume so eben bedeckt sind, daß man sie nur nicht siehet (weswegen man sie häufig blinde Steine zu nennen pflegt), geben bei der Bearbei- tung des Ackers ein großes Hinderniß ab, und erschweren insbesondere oft das tie- fere Eindringen mit dem Pfluge, und den Gebrauch anderer Werkzeuge. Sie sind zwar oft so weit weggeschafft, daß man beim flachen Pflügen nicht auf sie stößt, wenn man aber tiefer pflügen will, häufig darauf trifft, so daß eine Vertiefung des Bo- dens nicht ehe zu bewerkstelligen ist, als bis man sie herausgeschafft hat. Man findet zuweilen unerwartet große Stücke, die mit ihrer hevorragenden Spitze nur klein zu seyn scheinen, und deren Ausgrabung oder genugsam vertiefte Versenkung sehr große Arbeiten und Kosten verursacht. Nach den Lokalverhältnissen bezahlt sich ihre Fort- schaffung und oftmals nöthige Sprengung mehr oder weniger durch den Gebrauch, den man davon machen kann. Man hat diesen Umstand also wohl zu untersuchen, und Rücksicht darauf zu nehmen, besonders in dem Falle, wo man durch Vertiefung dem Boden eine höhere Cultur zu geben gesonnen ist, auch wo man mehr verfeinerte Ackerwerkzeuge brauchen will.
Kleine Steine, die dem Pfluge und der Egge ausweichen, sind dennoch, wenn sie den Boden stark anfüllen, dem Ackerbau nachtheilig. Sie geben natürlich den Pflanzen keine Nahrung, und können der Ackerkrume, wovon sie einen Theil aus- machen, deshalb gar nicht zugerechnet werden. Besonders aber werden sie schädlich durch die starke Abreibung der Werkzeuge, und indem sie auf der Oberfläche liegend der Sense in den Weg kommen, und lange Stoppeln stehen zu lassen nöthigen. Bei der Einführung einer verfeinerten Cultur sucht man sie daher durch Ablesen wegzu- schaffen, welches aber oft nicht ohne beträchtliche Kosten geschehen kann. Einige wollen nun bemerkt haben, daß dieses Reinigen des Ackers von Steinen eine nachthei- lige Wirkung gehabt habe. Die Gründe, welche sie a priori vom Nutzen der Steine anführen, daß sie nämlich den Acker bald abkühlen, bald erwärmen, und die Saat schützen sollen, auch die Feuchtigkeit mehr erhalten, sind von der Art, daß sie keine gründliche Prüfung aushalten. Was die angeblichen Erfahrungen betrifft, nach welchen der Boden sich durch das Ablesen der Steine verschlechtert haben soll, so ste- hen ihnen so viele genauer angestellte und wiederholte Beobachtungen entgegen, daß man ihnen ebenfalls keinen Glauben beimessen kann. Wenn es Kalksteine waren in einem thonigen Boden, so kann man ihnen vielleicht nicht allen Nutzen absprechen, indem diese, wenn sie in Berührung mit Düngertheilen kommen, und auch selbst durch
die
Die Bodenarten.
Jene großen Steine, die ſchon aus der Oberflaͤche hervorragen, oder noch ſchlimmer mit der Ackerkrume ſo eben bedeckt ſind, daß man ſie nur nicht ſiehet (weswegen man ſie haͤufig blinde Steine zu nennen pflegt), geben bei der Bearbei- tung des Ackers ein großes Hinderniß ab, und erſchweren insbeſondere oft das tie- fere Eindringen mit dem Pfluge, und den Gebrauch anderer Werkzeuge. Sie ſind zwar oft ſo weit weggeſchafft, daß man beim flachen Pfluͤgen nicht auf ſie ſtoͤßt, wenn man aber tiefer pfluͤgen will, haͤufig darauf trifft, ſo daß eine Vertiefung des Bo- dens nicht ehe zu bewerkſtelligen iſt, als bis man ſie herausgeſchafft hat. Man findet zuweilen unerwartet große Stuͤcke, die mit ihrer hevorragenden Spitze nur klein zu ſeyn ſcheinen, und deren Ausgrabung oder genugſam vertiefte Verſenkung ſehr große Arbeiten und Koſten verurſacht. Nach den Lokalverhaͤltniſſen bezahlt ſich ihre Fort- ſchaffung und oftmals noͤthige Sprengung mehr oder weniger durch den Gebrauch, den man davon machen kann. Man hat dieſen Umſtand alſo wohl zu unterſuchen, und Ruͤckſicht darauf zu nehmen, beſonders in dem Falle, wo man durch Vertiefung dem Boden eine hoͤhere Cultur zu geben geſonnen iſt, auch wo man mehr verfeinerte Ackerwerkzeuge brauchen will.
Kleine Steine, die dem Pfluge und der Egge ausweichen, ſind dennoch, wenn ſie den Boden ſtark anfuͤllen, dem Ackerbau nachtheilig. Sie geben natuͤrlich den Pflanzen keine Nahrung, und koͤnnen der Ackerkrume, wovon ſie einen Theil aus- machen, deshalb gar nicht zugerechnet werden. Beſonders aber werden ſie ſchaͤdlich durch die ſtarke Abreibung der Werkzeuge, und indem ſie auf der Oberflaͤche liegend der Senſe in den Weg kommen, und lange Stoppeln ſtehen zu laſſen noͤthigen. Bei der Einfuͤhrung einer verfeinerten Cultur ſucht man ſie daher durch Ableſen wegzu- ſchaffen, welches aber oft nicht ohne betraͤchtliche Koſten geſchehen kann. Einige wollen nun bemerkt haben, daß dieſes Reinigen des Ackers von Steinen eine nachthei- lige Wirkung gehabt habe. Die Gruͤnde, welche ſie a priori vom Nutzen der Steine anfuͤhren, daß ſie naͤmlich den Acker bald abkuͤhlen, bald erwaͤrmen, und die Saat ſchuͤtzen ſollen, auch die Feuchtigkeit mehr erhalten, ſind von der Art, daß ſie keine gruͤndliche Pruͤfung aushalten. Was die angeblichen Erfahrungen betrifft, nach welchen der Boden ſich durch das Ableſen der Steine verſchlechtert haben ſoll, ſo ſte- hen ihnen ſo viele genauer angeſtellte und wiederholte Beobachtungen entgegen, daß man ihnen ebenfalls keinen Glauben beimeſſen kann. Wenn es Kalkſteine waren in einem thonigen Boden, ſo kann man ihnen vielleicht nicht allen Nutzen abſprechen, indem dieſe, wenn ſie in Beruͤhrung mit Duͤngertheilen kommen, und auch ſelbſt durch
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Die Bodenarten.
Jene großen Steine, die ſchon aus der Oberflaͤche hervorragen, oder noch
ſchlimmer mit der Ackerkrume ſo eben bedeckt ſind, daß man ſie nur nicht ſiehet
(weswegen man ſie haͤufig blinde Steine zu nennen pflegt), geben bei der Bearbei-
tung des Ackers ein großes Hinderniß ab, und erſchweren insbeſondere oft das tie-
fere Eindringen mit dem Pfluge, und den Gebrauch anderer Werkzeuge. Sie ſind
zwar oft ſo weit weggeſchafft, daß man beim flachen Pfluͤgen nicht auf ſie ſtoͤßt, wenn
man aber tiefer pfluͤgen will, haͤufig darauf trifft, ſo daß eine Vertiefung des Bo-
dens nicht ehe zu bewerkſtelligen iſt, als bis man ſie herausgeſchafft hat. Man findet
zuweilen unerwartet große Stuͤcke, die mit ihrer hevorragenden Spitze nur klein zu
ſeyn ſcheinen, und deren Ausgrabung oder genugſam vertiefte Verſenkung ſehr große
Arbeiten und Koſten verurſacht. Nach den Lokalverhaͤltniſſen bezahlt ſich ihre Fort-
ſchaffung und oftmals noͤthige Sprengung mehr oder weniger durch den Gebrauch,
den man davon machen kann. Man hat dieſen Umſtand alſo wohl zu unterſuchen,
und Ruͤckſicht darauf zu nehmen, beſonders in dem Falle, wo man durch Vertiefung
dem Boden eine hoͤhere Cultur zu geben geſonnen iſt, auch wo man mehr verfeinerte
Ackerwerkzeuge brauchen will.
Kleine Steine, die dem Pfluge und der Egge ausweichen, ſind dennoch, wenn
ſie den Boden ſtark anfuͤllen, dem Ackerbau nachtheilig. Sie geben natuͤrlich den
Pflanzen keine Nahrung, und koͤnnen der Ackerkrume, wovon ſie einen Theil aus-
machen, deshalb gar nicht zugerechnet werden. Beſonders aber werden ſie ſchaͤdlich
durch die ſtarke Abreibung der Werkzeuge, und indem ſie auf der Oberflaͤche liegend
der Senſe in den Weg kommen, und lange Stoppeln ſtehen zu laſſen noͤthigen.
Bei der Einfuͤhrung einer verfeinerten Cultur ſucht man ſie daher durch Ableſen wegzu-
ſchaffen, welches aber oft nicht ohne betraͤchtliche Koſten geſchehen kann. Einige
wollen nun bemerkt haben, daß dieſes Reinigen des Ackers von Steinen eine nachthei-
lige Wirkung gehabt habe. Die Gruͤnde, welche ſie a priori vom Nutzen der Steine
anfuͤhren, daß ſie naͤmlich den Acker bald abkuͤhlen, bald erwaͤrmen, und die Saat
ſchuͤtzen ſollen, auch die Feuchtigkeit mehr erhalten, ſind von der Art, daß ſie keine
gruͤndliche Pruͤfung aushalten. Was die angeblichen Erfahrungen betrifft, nach
welchen der Boden ſich durch das Ableſen der Steine verſchlechtert haben ſoll, ſo ſte-
hen ihnen ſo viele genauer angeſtellte und wiederholte Beobachtungen entgegen, daß
man ihnen ebenfalls keinen Glauben beimeſſen kann. Wenn es Kalkſteine waren in
einem thonigen Boden, ſo kann man ihnen vielleicht nicht allen Nutzen abſprechen,
indem dieſe, wenn ſie in Beruͤhrung mit Duͤngertheilen kommen, und auch ſelbſt durch
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/216>, abgerufen am 16.02.2025.
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