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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
kräuterbau, und für die Weide; indem sie den meisten Vieharten nicht zusagen,
sondern wirklich schädlich werden.

Der Huflattig (Tussilago farfara und petasites), verbreitet sich mit
seinen großen Blättern in einem beträchtlichen Umfange, und ist ungemein schwer,
nur durch beständig wiederholtes Abstechen zu überwinden. Er kommt auf thonigen
und mergeligen Boden am meisten vor.

Die wilde Brombeere (Rubus caesius), verbreitet sich oft sehr stark,
und liebt, wenigstens vorzugsweise, solche Stellen, wo Lehmmergel liegt. Sie ist
schwer zu vertilgen, indem sie äußerst tief mit ihren Wurzeln eindringt, aus selbigen
neu hervorschießt, und das Getreide an ganzen Stellen unterdrückt.

§. 168.

Zu denen Gewächsen, die sich durch Samen und Wurzelaustrieb zugleich ver-
mehren, gehört vor allen die Feldiestel (Seratula arvensis). Sie verbreitet
sich nur auf gutem lehmigen Boden, und giebt, wo sie üppig wächst, immer ein
Merkmal von Fruchtbarkeit ab. Die Natur scheint besonders für die Erhaltung die-
ses Gewächses gesorgt zu haben: sie hat ihm Stacheln gegeben, welche das Vieh
abhalten, sobald es einmal erstarket ist. Es macht sehr viele Anstriebe aus den Wur-
zeln und aus jedem Theile der Wurzel, und um so mehrere, je häufiger man es jung
absticht; so daß dieses Abstechen die Sache nicht zu verbessern scheint. Dabei erzeugt
es eine Menge von Samen, welcher sich durch sein Gefieder sehr weit verbreitet,
und die Pflanze in großer Menge aussäet. Der Acker kann damit so überzogen wer-
den, daß man den darauf gelegten Fluch, "er soll die Dornen und Disteln tragen",
sehr stark empfindet.

Auf gleiche Weise verbreiten sich verschiedene Doggenarten (Rumices), mit
ihren starken Wurzelblättern über den Acker, und sind eben so fruchtbar durch Wur-
zelaustriebe wie durch Samen.

Es giebt der Unkräuter, die nächtheilig werden können, ungleich mehrere.
Wir begnügen uns hier nur derer zu erwähnen, welche am häufigsten den Ackerboden
verderben. Von den Wiesenunkräutern werden wir zu einer andern Zeit reden.

§. 169.

Der Boden kann ferner unrein seyn von Steinen. Wir unterscheiden inReinheit von
Steinen.

agronomischer Hinsicht diese Steine in solche, die der Pflug nicht aus seiner Lage brin-
gen kann, und in solche, die ihm weichen.


Die Bodenarten.
kraͤuterbau, und fuͤr die Weide; indem ſie den meiſten Vieharten nicht zuſagen,
ſondern wirklich ſchaͤdlich werden.

Der Huflattig (Tussilago farfara und petasites), verbreitet ſich mit
ſeinen großen Blaͤttern in einem betraͤchtlichen Umfange, und iſt ungemein ſchwer,
nur durch beſtaͤndig wiederholtes Abſtechen zu uͤberwinden. Er kommt auf thonigen
und mergeligen Boden am meiſten vor.

Die wilde Brombeere (Rubus caesius), verbreitet ſich oft ſehr ſtark,
und liebt, wenigſtens vorzugsweiſe, ſolche Stellen, wo Lehmmergel liegt. Sie iſt
ſchwer zu vertilgen, indem ſie aͤußerſt tief mit ihren Wurzeln eindringt, aus ſelbigen
neu hervorſchießt, und das Getreide an ganzen Stellen unterdruͤckt.

§. 168.

Zu denen Gewaͤchſen, die ſich durch Samen und Wurzelaustrieb zugleich ver-
mehren, gehoͤrt vor allen die Feldieſtel (Seratula arvensis). Sie verbreitet
ſich nur auf gutem lehmigen Boden, und giebt, wo ſie uͤppig waͤchſt, immer ein
Merkmal von Fruchtbarkeit ab. Die Natur ſcheint beſonders fuͤr die Erhaltung die-
ſes Gewaͤchſes geſorgt zu haben: ſie hat ihm Stacheln gegeben, welche das Vieh
abhalten, ſobald es einmal erſtarket iſt. Es macht ſehr viele Anstriebe aus den Wur-
zeln und aus jedem Theile der Wurzel, und um ſo mehrere, je haͤufiger man es jung
abſticht; ſo daß dieſes Abſtechen die Sache nicht zu verbeſſern ſcheint. Dabei erzeugt
es eine Menge von Samen, welcher ſich durch ſein Gefieder ſehr weit verbreitet,
und die Pflanze in großer Menge ausſaͤet. Der Acker kann damit ſo uͤberzogen wer-
den, daß man den darauf gelegten Fluch, „er ſoll die Dornen und Diſteln tragen“,
ſehr ſtark empfindet.

Auf gleiche Weiſe verbreiten ſich verſchiedene Doggenarten (Rumices), mit
ihren ſtarken Wurzelblaͤttern uͤber den Acker, und ſind eben ſo fruchtbar durch Wur-
zelaustriebe wie durch Samen.

Es giebt der Unkraͤuter, die naͤchtheilig werden koͤnnen, ungleich mehrere.
Wir begnuͤgen uns hier nur derer zu erwaͤhnen, welche am haͤufigſten den Ackerboden
verderben. Von den Wieſenunkraͤutern werden wir zu einer andern Zeit reden.

§. 169.

Der Boden kann ferner unrein ſeyn von Steinen. Wir unterſcheiden inReinheit von
Steinen.

agronomiſcher Hinſicht dieſe Steine in ſolche, die der Pflug nicht aus ſeiner Lage brin-
gen kann, und in ſolche, die ihm weichen.


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[167/0215] Die Bodenarten. kraͤuterbau, und fuͤr die Weide; indem ſie den meiſten Vieharten nicht zuſagen, ſondern wirklich ſchaͤdlich werden. Der Huflattig (Tussilago farfara und petasites), verbreitet ſich mit ſeinen großen Blaͤttern in einem betraͤchtlichen Umfange, und iſt ungemein ſchwer, nur durch beſtaͤndig wiederholtes Abſtechen zu uͤberwinden. Er kommt auf thonigen und mergeligen Boden am meiſten vor. Die wilde Brombeere (Rubus caesius), verbreitet ſich oft ſehr ſtark, und liebt, wenigſtens vorzugsweiſe, ſolche Stellen, wo Lehmmergel liegt. Sie iſt ſchwer zu vertilgen, indem ſie aͤußerſt tief mit ihren Wurzeln eindringt, aus ſelbigen neu hervorſchießt, und das Getreide an ganzen Stellen unterdruͤckt. §. 168. Zu denen Gewaͤchſen, die ſich durch Samen und Wurzelaustrieb zugleich ver- mehren, gehoͤrt vor allen die Feldieſtel (Seratula arvensis). Sie verbreitet ſich nur auf gutem lehmigen Boden, und giebt, wo ſie uͤppig waͤchſt, immer ein Merkmal von Fruchtbarkeit ab. Die Natur ſcheint beſonders fuͤr die Erhaltung die- ſes Gewaͤchſes geſorgt zu haben: ſie hat ihm Stacheln gegeben, welche das Vieh abhalten, ſobald es einmal erſtarket iſt. Es macht ſehr viele Anstriebe aus den Wur- zeln und aus jedem Theile der Wurzel, und um ſo mehrere, je haͤufiger man es jung abſticht; ſo daß dieſes Abſtechen die Sache nicht zu verbeſſern ſcheint. Dabei erzeugt es eine Menge von Samen, welcher ſich durch ſein Gefieder ſehr weit verbreitet, und die Pflanze in großer Menge ausſaͤet. Der Acker kann damit ſo uͤberzogen wer- den, daß man den darauf gelegten Fluch, „er ſoll die Dornen und Diſteln tragen“, ſehr ſtark empfindet. Auf gleiche Weiſe verbreiten ſich verſchiedene Doggenarten (Rumices), mit ihren ſtarken Wurzelblaͤttern uͤber den Acker, und ſind eben ſo fruchtbar durch Wur- zelaustriebe wie durch Samen. Es giebt der Unkraͤuter, die naͤchtheilig werden koͤnnen, ungleich mehrere. Wir begnuͤgen uns hier nur derer zu erwaͤhnen, welche am haͤufigſten den Ackerboden verderben. Von den Wieſenunkraͤutern werden wir zu einer andern Zeit reden. §. 169. Der Boden kann ferner unrein ſeyn von Steinen. Wir unterſcheiden in agronomiſcher Hinſicht dieſe Steine in ſolche, die der Pflug nicht aus ſeiner Lage brin- gen kann, und in ſolche, die ihm weichen. Reinheit von Steinen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/215>, abgerufen am 22.11.2024.