Abwässerung ist diesem Uebel einzig und allein und vollständig abgeholfen worden, zum Beweise daß es keinen andern Grund habe.
Auch die Hochwaldungen von beträchtlichem Umfange scheinen die Feuchtigkeit herbeizuziehen, oder das in der Luft gasförmig aufgelöste Wasser zu zersetzen; indem man allgemein in waldigen Gegenden einen stärkeren Niederschlag von Feuchtigkeit bemerkt hat.
Endlich ziehen sich nach gewissen Gegenden die Wolken, insbesondere die Ge- witter mehr wie nach andern hin. Man will bemerkt haben, daß sie theils den Strö- men, theils dem höchsten Rücken der Gegenden folgten, und ihnen nachzögen; zu- weilen aber auch von den Schluchten der Gebirge ihre Richtung erhielten. Es giebt jedoch Fälle von sogenannten Wetterscheiden, die sich danach noch nicht ganz erklä- ren lassen, und die man nur aus der Erfahrung kennt. Es giebt Feldmarken, die fast jedes Gewitter trifft, welches aus einer besondern Himmelsgegend heraufzieht, und andere, die sehr selten davon betroffen, und nur vom Rande der Wolken berührt werden. Da die Gewitterregen mehrentheils wohlthätig sind, so zeichnen sich erstere in der Fruchtbarkeit aus, sind aber dagegen dem Hagelschaden auch mehr un- terworfen.
§. 163.
Außer dem Wasser enthält die Atmosphäre und besonders die untere Schicht derselben häufig Stoffe, die auf die Vegetation eine große Einwirkung haben, und zwar in verschiedenen Verhältnissen. Das kohlensaure Gas und das gekohlte geschwe- felte und gephosphorte Wasserstoffgas ist bekanntlich der Vegetation sehr zuträglich, und auch wirklich düngend für den Boden. Es sind wahrscheinlich aber auch oft an- dere zusammengesetztere Stoffe, insbesondere animalische Ausdünstungen, die noch nicht völlig zersetzt worden, oder deren Urstoffe sich auf eine besondere Weise ver- bunden haben, in der Atmosphäre enthalten. Sehr bewohnte menschen- und viehreiche Gegenden, wo viel Feuermaterial consumirt wird, und mannigfaltige Zersetzungen, welche die Atmosphäre anfüllen, vorgehen, zeichnen sich auffallend durch größere Fruchtbarkeit aus, die nach gewissen Beobachtungen unabhängig ist, von dem in solchen Gegenden sonst freilich mehr erzeugten Dünger. In und um große Städte kann man diesen Einfluß der Atmosphäre auf die Fruchtbarkeit, selbst des schlechtern Bodens kaum verkennen. Daß die Luft aber auch schädliche Stoffe
Die Bodenarten.
Abwaͤſſerung iſt dieſem Uebel einzig und allein und vollſtaͤndig abgeholfen worden, zum Beweiſe daß es keinen andern Grund habe.
Auch die Hochwaldungen von betraͤchtlichem Umfange ſcheinen die Feuchtigkeit herbeizuziehen, oder das in der Luft gasfoͤrmig aufgeloͤſte Waſſer zu zerſetzen; indem man allgemein in waldigen Gegenden einen ſtaͤrkeren Niederſchlag von Feuchtigkeit bemerkt hat.
Endlich ziehen ſich nach gewiſſen Gegenden die Wolken, insbeſondere die Ge- witter mehr wie nach andern hin. Man will bemerkt haben, daß ſie theils den Stroͤ- men, theils dem hoͤchſten Ruͤcken der Gegenden folgten, und ihnen nachzoͤgen; zu- weilen aber auch von den Schluchten der Gebirge ihre Richtung erhielten. Es giebt jedoch Faͤlle von ſogenannten Wetterſcheiden, die ſich danach noch nicht ganz erklaͤ- ren laſſen, und die man nur aus der Erfahrung kennt. Es giebt Feldmarken, die faſt jedes Gewitter trifft, welches aus einer beſondern Himmelsgegend heraufzieht, und andere, die ſehr ſelten davon betroffen, und nur vom Rande der Wolken beruͤhrt werden. Da die Gewitterregen mehrentheils wohlthaͤtig ſind, ſo zeichnen ſich erſtere in der Fruchtbarkeit aus, ſind aber dagegen dem Hagelſchaden auch mehr un- terworfen.
§. 163.
Außer dem Waſſer enthaͤlt die Atmoſphaͤre und beſonders die untere Schicht derſelben haͤufig Stoffe, die auf die Vegetation eine große Einwirkung haben, und zwar in verſchiedenen Verhaͤltniſſen. Das kohlenſaure Gas und das gekohlte geſchwe- felte und gephosphorte Waſſerſtoffgas iſt bekanntlich der Vegetation ſehr zutraͤglich, und auch wirklich duͤngend fuͤr den Boden. Es ſind wahrſcheinlich aber auch oft an- dere zuſammengeſetztere Stoffe, insbeſondere animaliſche Ausduͤnſtungen, die noch nicht voͤllig zerſetzt worden, oder deren Urſtoffe ſich auf eine beſondere Weiſe ver- bunden haben, in der Atmoſphaͤre enthalten. Sehr bewohnte menſchen- und viehreiche Gegenden, wo viel Feuermaterial conſumirt wird, und mannigfaltige Zerſetzungen, welche die Atmoſphaͤre anfuͤllen, vorgehen, zeichnen ſich auffallend durch groͤßere Fruchtbarkeit aus, die nach gewiſſen Beobachtungen unabhaͤngig iſt, von dem in ſolchen Gegenden ſonſt freilich mehr erzeugten Duͤnger. In und um große Staͤdte kann man dieſen Einfluß der Atmoſphaͤre auf die Fruchtbarkeit, ſelbſt des ſchlechtern Bodens kaum verkennen. Daß die Luft aber auch ſchaͤdliche Stoffe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0207"n="159"/><fwplace="top"type="header">Die Bodenarten.</fw><lb/>
Abwaͤſſerung iſt dieſem Uebel einzig und allein und vollſtaͤndig abgeholfen worden, zum<lb/>
Beweiſe daß es keinen andern Grund habe.</p><lb/><p>Auch die Hochwaldungen von betraͤchtlichem Umfange ſcheinen die Feuchtigkeit<lb/>
herbeizuziehen, oder das in der Luft gasfoͤrmig aufgeloͤſte Waſſer zu zerſetzen; indem<lb/>
man allgemein in waldigen Gegenden einen ſtaͤrkeren Niederſchlag von Feuchtigkeit<lb/>
bemerkt hat.</p><lb/><p>Endlich ziehen ſich nach gewiſſen Gegenden die Wolken, insbeſondere die Ge-<lb/>
witter mehr wie nach andern hin. Man will bemerkt haben, daß ſie theils den Stroͤ-<lb/>
men, theils dem hoͤchſten Ruͤcken der Gegenden folgten, und ihnen nachzoͤgen; zu-<lb/>
weilen aber auch von den Schluchten der Gebirge ihre Richtung erhielten. Es giebt<lb/>
jedoch Faͤlle von ſogenannten Wetterſcheiden, die ſich danach noch nicht ganz erklaͤ-<lb/>
ren laſſen, und die man nur aus der Erfahrung kennt. Es giebt Feldmarken, die<lb/>
faſt jedes Gewitter trifft, welches aus einer beſondern Himmelsgegend heraufzieht,<lb/>
und andere, die ſehr ſelten davon betroffen, und nur vom Rande der Wolken beruͤhrt<lb/>
werden. Da die Gewitterregen mehrentheils wohlthaͤtig ſind, ſo zeichnen ſich<lb/>
erſtere in der Fruchtbarkeit aus, ſind aber dagegen dem Hagelſchaden auch mehr un-<lb/>
terworfen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 163.</head><lb/><p>Außer dem Waſſer enthaͤlt die Atmoſphaͤre und beſonders die untere Schicht<lb/>
derſelben haͤufig Stoffe, die auf die Vegetation eine große Einwirkung haben, und<lb/>
zwar in verſchiedenen Verhaͤltniſſen. Das kohlenſaure Gas und das gekohlte geſchwe-<lb/>
felte und gephosphorte Waſſerſtoffgas iſt bekanntlich der Vegetation ſehr zutraͤglich,<lb/>
und auch wirklich duͤngend fuͤr den Boden. Es ſind wahrſcheinlich aber auch oft an-<lb/>
dere zuſammengeſetztere Stoffe, insbeſondere animaliſche Ausduͤnſtungen, die noch<lb/>
nicht voͤllig zerſetzt worden, oder deren Urſtoffe ſich auf eine beſondere Weiſe ver-<lb/>
bunden haben, in der Atmoſphaͤre enthalten. Sehr bewohnte menſchen- und<lb/>
viehreiche Gegenden, wo viel Feuermaterial conſumirt wird, und mannigfaltige<lb/>
Zerſetzungen, welche die Atmoſphaͤre anfuͤllen, vorgehen, zeichnen ſich auffallend<lb/>
durch groͤßere Fruchtbarkeit aus, die nach gewiſſen Beobachtungen unabhaͤngig iſt,<lb/>
von dem in ſolchen Gegenden ſonſt freilich mehr erzeugten Duͤnger. In und um<lb/>
große Staͤdte kann man dieſen Einfluß der Atmoſphaͤre auf die Fruchtbarkeit, ſelbſt<lb/>
des ſchlechtern Bodens kaum verkennen. Daß die Luft aber auch ſchaͤdliche Stoffe<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[159/0207]
Die Bodenarten.
Abwaͤſſerung iſt dieſem Uebel einzig und allein und vollſtaͤndig abgeholfen worden, zum
Beweiſe daß es keinen andern Grund habe.
Auch die Hochwaldungen von betraͤchtlichem Umfange ſcheinen die Feuchtigkeit
herbeizuziehen, oder das in der Luft gasfoͤrmig aufgeloͤſte Waſſer zu zerſetzen; indem
man allgemein in waldigen Gegenden einen ſtaͤrkeren Niederſchlag von Feuchtigkeit
bemerkt hat.
Endlich ziehen ſich nach gewiſſen Gegenden die Wolken, insbeſondere die Ge-
witter mehr wie nach andern hin. Man will bemerkt haben, daß ſie theils den Stroͤ-
men, theils dem hoͤchſten Ruͤcken der Gegenden folgten, und ihnen nachzoͤgen; zu-
weilen aber auch von den Schluchten der Gebirge ihre Richtung erhielten. Es giebt
jedoch Faͤlle von ſogenannten Wetterſcheiden, die ſich danach noch nicht ganz erklaͤ-
ren laſſen, und die man nur aus der Erfahrung kennt. Es giebt Feldmarken, die
faſt jedes Gewitter trifft, welches aus einer beſondern Himmelsgegend heraufzieht,
und andere, die ſehr ſelten davon betroffen, und nur vom Rande der Wolken beruͤhrt
werden. Da die Gewitterregen mehrentheils wohlthaͤtig ſind, ſo zeichnen ſich
erſtere in der Fruchtbarkeit aus, ſind aber dagegen dem Hagelſchaden auch mehr un-
terworfen.
§. 163.
Außer dem Waſſer enthaͤlt die Atmoſphaͤre und beſonders die untere Schicht
derſelben haͤufig Stoffe, die auf die Vegetation eine große Einwirkung haben, und
zwar in verſchiedenen Verhaͤltniſſen. Das kohlenſaure Gas und das gekohlte geſchwe-
felte und gephosphorte Waſſerſtoffgas iſt bekanntlich der Vegetation ſehr zutraͤglich,
und auch wirklich duͤngend fuͤr den Boden. Es ſind wahrſcheinlich aber auch oft an-
dere zuſammengeſetztere Stoffe, insbeſondere animaliſche Ausduͤnſtungen, die noch
nicht voͤllig zerſetzt worden, oder deren Urſtoffe ſich auf eine beſondere Weiſe ver-
bunden haben, in der Atmoſphaͤre enthalten. Sehr bewohnte menſchen- und
viehreiche Gegenden, wo viel Feuermaterial conſumirt wird, und mannigfaltige
Zerſetzungen, welche die Atmoſphaͤre anfuͤllen, vorgehen, zeichnen ſich auffallend
durch groͤßere Fruchtbarkeit aus, die nach gewiſſen Beobachtungen unabhaͤngig iſt,
von dem in ſolchen Gegenden ſonſt freilich mehr erzeugten Duͤnger. In und um
große Staͤdte kann man dieſen Einfluß der Atmoſphaͤre auf die Fruchtbarkeit, ſelbſt
des ſchlechtern Bodens kaum verkennen. Daß die Luft aber auch ſchaͤdliche Stoffe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/207>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.