dern auch nach der Linie seiner Oberfläche geschätzt werden; wie denn das wirklich in der Praxis und bei der Vermessung einzelner Stücke auch geschiehet.
§. 158.
Hohe und niedere Lage.Die hohe oder die niedere Lage des Bodens gegen die Meeresfläche macht einen beträchtlichen Unterschied im Klima [...] und in der atmosphärischen Temperatur. Die Wärme ist auf Bergen in gleicher Zone immer geringer, wie in der Ebene und Niederung, und selbst in den heißesten Zonen sind die Gipfel der Berge mit beständi- gem Eis und Schnee bedeckt. Jedoch liegt diese Eisgränze in den heißern Erdstri- chen höher, und kommt um so tiefer herab, je mehr wir uns dem Pole nähern. In demselben Verhältnisse, wie die Wärme, nimmt die Vegetation ab; die Bäume und Gewächse werden auf den größern Höhen immer niedriger und verkrüppelter. Auf größern Höhen wachsen nur Nadelhölzer, und noch höher hinauf nur besondere Bergpflanzen.
Aber schon bei minderen Höhen verspüren wir, wenn auch übrigens die Lage günstig ist, eine schwächere Vegetation der Cerealien. Weizen wächst indessen auf ange- messenem Boden auf den Bergen noch besser wie Rocken, und Hafer besser wie Gerste; jedoch nur relativ, und die Reifung erfolgt später. An Feuchtigkeit mangelt es auf Bergen selten, weil auf ihnen ein stärkerer Niederschlag der atmosphärischen Feuchtigkeit vorgeht. Deshalb hat ein trockener, wärmerer Boden daselbst oft Vor- züge vor dem feuchten. Weil es jedoch in der Regel nicht an Abzug fehlt, so kann man die Feuchtigkeit daselbst immer durch zweckmäßige Abgrabung und Abfangung der Quellen heben.
Eine große Beschwerde, die ihren Werth sehr vermindert, ist aber bei bergigen Feldern die Schwierigkeit der Auffuhr des Düngers, die oft ohne die größte Anstren- gung nicht beschafft werden kann, weshalb man sich da häufig mit Hürdenlangern be- helfen muß; dann ist auch seine Beackerung sehr schwierig und angreifend für das Zugvieh.
Endlich ist bei steilen Abhängen die Abspülung der fruchtbaren Erde bei heftigen Regengüssen und das Einreissen der Wasserströme sehr gefährlich. Wenn der Bergboden also auch zuweilen reiche Ernten giebt, so wird der steile Ab- hang doch in der Regel wohl am vortheilhaftesten durch zweckmäßige Holzkul- tur genutzt.
Die Bodenarten.
dern auch nach der Linie ſeiner Oberflaͤche geſchaͤtzt werden; wie denn das wirklich in der Praxis und bei der Vermeſſung einzelner Stuͤcke auch geſchiehet.
§. 158.
Hohe und niedere Lage.Die hohe oder die niedere Lage des Bodens gegen die Meeresflaͤche macht einen betraͤchtlichen Unterſchied im Klima […] und in der atmoſphaͤriſchen Temperatur. Die Waͤrme iſt auf Bergen in gleicher Zone immer geringer, wie in der Ebene und Niederung, und ſelbſt in den heißeſten Zonen ſind die Gipfel der Berge mit beſtaͤndi- gem Eis und Schnee bedeckt. Jedoch liegt dieſe Eisgraͤnze in den heißern Erdſtri- chen hoͤher, und kommt um ſo tiefer herab, je mehr wir uns dem Pole naͤhern. In demſelben Verhaͤltniſſe, wie die Waͤrme, nimmt die Vegetation ab; die Baͤume und Gewaͤchſe werden auf den groͤßern Hoͤhen immer niedriger und verkruͤppelter. Auf groͤßern Hoͤhen wachſen nur Nadelhoͤlzer, und noch hoͤher hinauf nur beſondere Bergpflanzen.
Aber ſchon bei minderen Hoͤhen verſpuͤren wir, wenn auch uͤbrigens die Lage guͤnſtig iſt, eine ſchwaͤchere Vegetation der Cerealien. Weizen waͤchſt indeſſen auf ange- meſſenem Boden auf den Bergen noch beſſer wie Rocken, und Hafer beſſer wie Gerſte; jedoch nur relativ, und die Reifung erfolgt ſpaͤter. An Feuchtigkeit mangelt es auf Bergen ſelten, weil auf ihnen ein ſtaͤrkerer Niederſchlag der atmoſphaͤriſchen Feuchtigkeit vorgeht. Deshalb hat ein trockener, waͤrmerer Boden daſelbſt oft Vor- zuͤge vor dem feuchten. Weil es jedoch in der Regel nicht an Abzug fehlt, ſo kann man die Feuchtigkeit daſelbſt immer durch zweckmaͤßige Abgrabung und Abfangung der Quellen heben.
Eine große Beſchwerde, die ihren Werth ſehr vermindert, iſt aber bei bergigen Feldern die Schwierigkeit der Auffuhr des Duͤngers, die oft ohne die groͤßte Anſtren- gung nicht beſchafft werden kann, weshalb man ſich da haͤufig mit Huͤrdenlangern be- helfen muß; dann iſt auch ſeine Beackerung ſehr ſchwierig und angreifend fuͤr das Zugvieh.
Endlich iſt bei ſteilen Abhaͤngen die Abſpuͤlung der fruchtbaren Erde bei heftigen Regenguͤſſen und das Einreiſſen der Waſſerſtroͤme ſehr gefaͤhrlich. Wenn der Bergboden alſo auch zuweilen reiche Ernten giebt, ſo wird der ſteile Ab- hang doch in der Regel wohl am vortheilhafteſten durch zweckmaͤßige Holzkul- tur genutzt.
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Die Bodenarten.
dern auch nach der Linie ſeiner Oberflaͤche geſchaͤtzt werden; wie denn das wirklich
in der Praxis und bei der Vermeſſung einzelner Stuͤcke auch geſchiehet.
§. 158.
Die hohe oder die niedere Lage des Bodens gegen die Meeresflaͤche macht
einen betraͤchtlichen Unterſchied im Klima und in der atmoſphaͤriſchen Temperatur.
Die Waͤrme iſt auf Bergen in gleicher Zone immer geringer, wie in der Ebene und
Niederung, und ſelbſt in den heißeſten Zonen ſind die Gipfel der Berge mit beſtaͤndi-
gem Eis und Schnee bedeckt. Jedoch liegt dieſe Eisgraͤnze in den heißern Erdſtri-
chen hoͤher, und kommt um ſo tiefer herab, je mehr wir uns dem Pole naͤhern. In
demſelben Verhaͤltniſſe, wie die Waͤrme, nimmt die Vegetation ab; die Baͤume und
Gewaͤchſe werden auf den groͤßern Hoͤhen immer niedriger und verkruͤppelter. Auf
groͤßern Hoͤhen wachſen nur Nadelhoͤlzer, und noch hoͤher hinauf nur beſondere
Bergpflanzen.
Hohe und
niedere Lage.
Aber ſchon bei minderen Hoͤhen verſpuͤren wir, wenn auch uͤbrigens die Lage
guͤnſtig iſt, eine ſchwaͤchere Vegetation der Cerealien. Weizen waͤchſt indeſſen auf ange-
meſſenem Boden auf den Bergen noch beſſer wie Rocken, und Hafer beſſer wie
Gerſte; jedoch nur relativ, und die Reifung erfolgt ſpaͤter. An Feuchtigkeit mangelt
es auf Bergen ſelten, weil auf ihnen ein ſtaͤrkerer Niederſchlag der atmoſphaͤriſchen
Feuchtigkeit vorgeht. Deshalb hat ein trockener, waͤrmerer Boden daſelbſt oft Vor-
zuͤge vor dem feuchten. Weil es jedoch in der Regel nicht an Abzug fehlt, ſo kann
man die Feuchtigkeit daſelbſt immer durch zweckmaͤßige Abgrabung und Abfangung
der Quellen heben.
Eine große Beſchwerde, die ihren Werth ſehr vermindert, iſt aber bei bergigen
Feldern die Schwierigkeit der Auffuhr des Duͤngers, die oft ohne die groͤßte Anſtren-
gung nicht beſchafft werden kann, weshalb man ſich da haͤufig mit Huͤrdenlangern be-
helfen muß; dann iſt auch ſeine Beackerung ſehr ſchwierig und angreifend fuͤr
das Zugvieh.
Endlich iſt bei ſteilen Abhaͤngen die Abſpuͤlung der fruchtbaren Erde bei
heftigen Regenguͤſſen und das Einreiſſen der Waſſerſtroͤme ſehr gefaͤhrlich. Wenn
der Bergboden alſo auch zuweilen reiche Ernten giebt, ſo wird der ſteile Ab-
hang doch in der Regel wohl am vortheilhafteſten durch zweckmaͤßige Holzkul-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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