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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
§. 154.

Von einem undurchlassenden Untergrunde rührt die in den meisten Fällen fehler-Feuchtigkeit
des Bodens.

hafte Feuchtigkeit des Bodens hauptsächlich her. Denn obgleich die Ackerkrume eine
verschiedene wasserhaltende Kraft hat, und an sich der Feuchtigkeit oder Dürre mehr
ausgesetzt ist, so scheint doch diese natürliche Feuchtigkeit der Vegetation nicht nach-
theilig zu werden, wenn nämlich nicht mehr Wasser im Boden ist, als seine Erdar-
ten vermöge ihrer Anziehungskraft anhalten. Wenn aber das Wasser sich nicht ver-
senken und nicht abziehen kann, und die lockere Erde damit wie ein Brey zerfließt,
so wird die Nässe den meisten unserer kultivirten Pflanzen höchst verderblich. Wenn
der undurchlassende Untergrund keinen Abhang nach einer Seite hat, vielmehr mol-
denförmig liegt, obwohl die Oberfläche des Bodens eben ist, so wird das Wasser
wie in einem Becken eingeschlossen, und der Boden kann nur langsam durch die
Verdunstung abtrocknen.

Auch die Quellgründe hängen in der Regel von der Beschaffenheit des Unter-
grundes ab.

§. 155.

Die Nässe kann ferner als Tagewasser sich von der umliegenden höheren Gegend
herabziehen, ohne fernern Abzug zu haben. Es kann endlich Durchsinterungswasser
seyn, welches sich von einem höher stehenden Wasserspiegel eines benachbarten Flusses
oder Sees durch eine durchlassende Erdschicht hindurchziehet.

Wir werden diese Ursachen der Nässe genauer zu untersuchen in der Lehre von
den Abwässerungen Gelegenheit haben, und erwähnen ihrer hier nur, in sofern die
Nässe und ihre mehr oder minder leicht zu überwindende Ursach auf den Werth des
Bodens Einfluß hat.

Die Nässe macht zuweilen den Boden fast zu aller Benutzung untauglich, zu-
weilen zur Wiese, aber nicht zum Ackerbau geschickt; manchmal erlaubt sie die
Bestellung mit Sömmerung, besonders mit Hafer, aber nicht mit Winterung.

Man beurtheilt den Zustand der fehlerhaften Nässe am sichersten im Frühjahre.
Zur anderen Zeit entdeckt man ihre Spuren wohl an den darauf stehenden Pflanzen,
aber doch minder deutlich.

Den Grad der Feuchtigkeitshaltung beurtheilt man am besten etliche Tage nach
einem mäßigen Regen. Man nennt alsdann einen Boden


Die Bodenarten.
§. 154.

Von einem undurchlaſſenden Untergrunde ruͤhrt die in den meiſten Faͤllen fehler-Feuchtigkeit
des Bodens.

hafte Feuchtigkeit des Bodens hauptſaͤchlich her. Denn obgleich die Ackerkrume eine
verſchiedene waſſerhaltende Kraft hat, und an ſich der Feuchtigkeit oder Duͤrre mehr
ausgeſetzt iſt, ſo ſcheint doch dieſe natuͤrliche Feuchtigkeit der Vegetation nicht nach-
theilig zu werden, wenn naͤmlich nicht mehr Waſſer im Boden iſt, als ſeine Erdar-
ten vermoͤge ihrer Anziehungskraft anhalten. Wenn aber das Waſſer ſich nicht ver-
ſenken und nicht abziehen kann, und die lockere Erde damit wie ein Brey zerfließt,
ſo wird die Naͤſſe den meiſten unſerer kultivirten Pflanzen hoͤchſt verderblich. Wenn
der undurchlaſſende Untergrund keinen Abhang nach einer Seite hat, vielmehr mol-
denfoͤrmig liegt, obwohl die Oberflaͤche des Bodens eben iſt, ſo wird das Waſſer
wie in einem Becken eingeſchloſſen, und der Boden kann nur langſam durch die
Verdunſtung abtrocknen.

Auch die Quellgruͤnde haͤngen in der Regel von der Beſchaffenheit des Unter-
grundes ab.

§. 155.

Die Naͤſſe kann ferner als Tagewaſſer ſich von der umliegenden hoͤheren Gegend
herabziehen, ohne fernern Abzug zu haben. Es kann endlich Durchſinterungswaſſer
ſeyn, welches ſich von einem hoͤher ſtehenden Waſſerſpiegel eines benachbarten Fluſſes
oder Sees durch eine durchlaſſende Erdſchicht hindurchziehet.

Wir werden dieſe Urſachen der Naͤſſe genauer zu unterſuchen in der Lehre von
den Abwaͤſſerungen Gelegenheit haben, und erwaͤhnen ihrer hier nur, in ſofern die
Naͤſſe und ihre mehr oder minder leicht zu uͤberwindende Urſach auf den Werth des
Bodens Einfluß hat.

Die Naͤſſe macht zuweilen den Boden faſt zu aller Benutzung untauglich, zu-
weilen zur Wieſe, aber nicht zum Ackerbau geſchickt; manchmal erlaubt ſie die
Beſtellung mit Soͤmmerung, beſonders mit Hafer, aber nicht mit Winterung.

Man beurtheilt den Zuſtand der fehlerhaften Naͤſſe am ſicherſten im Fruͤhjahre.
Zur anderen Zeit entdeckt man ihre Spuren wohl an den darauf ſtehenden Pflanzen,
aber doch minder deutlich.

Den Grad der Feuchtigkeitshaltung beurtheilt man am beſten etliche Tage nach
einem maͤßigen Regen. Man nennt alsdann einen Boden


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[149/0197] Die Bodenarten. §. 154. Von einem undurchlaſſenden Untergrunde ruͤhrt die in den meiſten Faͤllen fehler- hafte Feuchtigkeit des Bodens hauptſaͤchlich her. Denn obgleich die Ackerkrume eine verſchiedene waſſerhaltende Kraft hat, und an ſich der Feuchtigkeit oder Duͤrre mehr ausgeſetzt iſt, ſo ſcheint doch dieſe natuͤrliche Feuchtigkeit der Vegetation nicht nach- theilig zu werden, wenn naͤmlich nicht mehr Waſſer im Boden iſt, als ſeine Erdar- ten vermoͤge ihrer Anziehungskraft anhalten. Wenn aber das Waſſer ſich nicht ver- ſenken und nicht abziehen kann, und die lockere Erde damit wie ein Brey zerfließt, ſo wird die Naͤſſe den meiſten unſerer kultivirten Pflanzen hoͤchſt verderblich. Wenn der undurchlaſſende Untergrund keinen Abhang nach einer Seite hat, vielmehr mol- denfoͤrmig liegt, obwohl die Oberflaͤche des Bodens eben iſt, ſo wird das Waſſer wie in einem Becken eingeſchloſſen, und der Boden kann nur langſam durch die Verdunſtung abtrocknen. Feuchtigkeit des Bodens. Auch die Quellgruͤnde haͤngen in der Regel von der Beſchaffenheit des Unter- grundes ab. §. 155. Die Naͤſſe kann ferner als Tagewaſſer ſich von der umliegenden hoͤheren Gegend herabziehen, ohne fernern Abzug zu haben. Es kann endlich Durchſinterungswaſſer ſeyn, welches ſich von einem hoͤher ſtehenden Waſſerſpiegel eines benachbarten Fluſſes oder Sees durch eine durchlaſſende Erdſchicht hindurchziehet. Wir werden dieſe Urſachen der Naͤſſe genauer zu unterſuchen in der Lehre von den Abwaͤſſerungen Gelegenheit haben, und erwaͤhnen ihrer hier nur, in ſofern die Naͤſſe und ihre mehr oder minder leicht zu uͤberwindende Urſach auf den Werth des Bodens Einfluß hat. Die Naͤſſe macht zuweilen den Boden faſt zu aller Benutzung untauglich, zu- weilen zur Wieſe, aber nicht zum Ackerbau geſchickt; manchmal erlaubt ſie die Beſtellung mit Soͤmmerung, beſonders mit Hafer, aber nicht mit Winterung. Man beurtheilt den Zuſtand der fehlerhaften Naͤſſe am ſicherſten im Fruͤhjahre. Zur anderen Zeit entdeckt man ihre Spuren wohl an den darauf ſtehenden Pflanzen, aber doch minder deutlich. Den Grad der Feuchtigkeitshaltung beurtheilt man am beſten etliche Tage nach einem maͤßigen Regen. Man nennt alsdann einen Boden

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/197>, abgerufen am 23.11.2024.