Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.Die Bodenarten. §. 152. Tiefe des Wir nennen einen Boden schon tief, wenn die fruchtbare Erde durch das ge- Der tiefere Boden enthält eine größere Quantität fruchtbarer Erde oder ve- Ferner
Die Bodenarten. §. 152. Tiefe des Wir nennen einen Boden ſchon tief, wenn die fruchtbare Erde durch das ge- Der tiefere Boden enthaͤlt eine groͤßere Quantitaͤt fruchtbarer Erde oder ve- Ferner
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0192" n="144"/> <fw place="top" type="header">Die Bodenarten.</fw><lb/> <div n="3"> <head>§. 152.</head><lb/> <p><note place="left">Tiefe des<lb/> Bodens.</note>Naͤchſt den Beſtandtheilen kommt die Tiefe des Bodens bei ſeiner Schaͤtzung<lb/> in Betracht. Hierunter verſteht man diejenige Tiefe der Oberflaͤche, in welcher<lb/> ſelbige mit Humus durchdrungen und uͤberhaupt von gleicher Miſchung und von<lb/> gleicher Beſchaffenheit iſt. Bei gewoͤhnlichem Boden geht ſie nur um ein weni-<lb/> ges tiefer, als bisher gepfluͤgt worden iſt, und man bemerkt beim perpendikulaͤren<lb/> Abſtechen der Erde die Graͤnze deutlich. Zuweilen betraͤgt ſie nur 3 Zoll, ge-<lb/> woͤhnlich 6 Zoll, manchmal 10 bis 12 Zoll. Nur bei außerordentlicher Kultur<lb/> oder bei aufgeſchwemmtem vom Waſſer abgeſetzten Boden findet man ihn auf 1½,<lb/> 2 bis 3 Fuß mit Humus gleichartig durchdrungen.</p><lb/> <p>Wir nennen einen Boden ſchon tief, wenn die fruchtbare Erde durch das ge-<lb/> woͤhnliche Pfluͤgen nicht bis auf den Grund erreicht wird, d. h. mehrentheils,<lb/> wenn ſie uͤber 6 Zoll ſtark iſt. Wir nehmen daher 6 Zoll als die mittlere Tiefe an,<lb/> die der Boden haben muß, wenn er fehlerfrei ſeyn und nicht unter dem Werthe<lb/> herabſinken ſoll, den wir ihm ſeinen Beſtandtheilen nach beimeſſen.</p><lb/> <p>Der tiefere Boden enthaͤlt eine groͤßere Quantitaͤt fruchtbarer Erde oder ve-<lb/> getabiliſchen Nahrungsſtoffes, der, wo nicht allen Pflanzen, doch gewiß einigen<lb/> zu Nutzen kommt, wenn er auch nicht bis zu ſeiner vollen Tiefe gelockert wird. Er<lb/> giebt aber einem jeden guten Ackerbauer den Vortheil, ihn von Zeit zu Zeit tiefer<lb/> zu lockern, und von ſeiner untern Lage fuͤr alle Fruͤchte Nutzen zu ziehen, an die<lb/> Hand, und es iſt genug, wenn dieſes auch nur alle ſechs bis ſieben Jahre einmal<lb/> geſchiehet. Dann dringen die Wurzeln, ſelbſt des Getreides, ſo tief ein, holen<lb/> die Nahrung, die ſie bei einem ſeichten Boden nur durch ihre horizontalere Ver-<lb/> breitung an ſich ziehen koͤnnen, aus der Tiefe herauf, und koͤnnen ſich dichter an<lb/> einander ſchließen, ohne daß jede einen engern Wirkungskreis fuͤr ihre Wurzeln<lb/> habe. Der tiefere Boden zeigt deshalb durchaus, bei uͤbrigens gleicher Beſchaf-<lb/> fenheit, dichtere Saaten. Die Graͤnze des Eindringens der Getreidewurzeln iſt<lb/> durchaus nicht, wie einige behauptet haben, auf 6 Zoll beſchraͤnkt; ich habe ſie<lb/> deutlich bis 12 Zoll auf Boden, der ihnen ſo tief zuſagte, verfolgen koͤnnen. Die<lb/> Wurzeln der Huͤlſenfruͤchte, des Klees gehen ungleich tiefer, der Luzerne und der<lb/> Wurzelgewaͤchſe nicht zu gedenken; er beguͤnſtigt daher ſo vorzuͤglich den abwech-<lb/> ſelnden Bau dieſer Gewaͤchſe.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ferner</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0192]
Die Bodenarten.
§. 152.
Naͤchſt den Beſtandtheilen kommt die Tiefe des Bodens bei ſeiner Schaͤtzung
in Betracht. Hierunter verſteht man diejenige Tiefe der Oberflaͤche, in welcher
ſelbige mit Humus durchdrungen und uͤberhaupt von gleicher Miſchung und von
gleicher Beſchaffenheit iſt. Bei gewoͤhnlichem Boden geht ſie nur um ein weni-
ges tiefer, als bisher gepfluͤgt worden iſt, und man bemerkt beim perpendikulaͤren
Abſtechen der Erde die Graͤnze deutlich. Zuweilen betraͤgt ſie nur 3 Zoll, ge-
woͤhnlich 6 Zoll, manchmal 10 bis 12 Zoll. Nur bei außerordentlicher Kultur
oder bei aufgeſchwemmtem vom Waſſer abgeſetzten Boden findet man ihn auf 1½,
2 bis 3 Fuß mit Humus gleichartig durchdrungen.
Tiefe des
Bodens.
Wir nennen einen Boden ſchon tief, wenn die fruchtbare Erde durch das ge-
woͤhnliche Pfluͤgen nicht bis auf den Grund erreicht wird, d. h. mehrentheils,
wenn ſie uͤber 6 Zoll ſtark iſt. Wir nehmen daher 6 Zoll als die mittlere Tiefe an,
die der Boden haben muß, wenn er fehlerfrei ſeyn und nicht unter dem Werthe
herabſinken ſoll, den wir ihm ſeinen Beſtandtheilen nach beimeſſen.
Der tiefere Boden enthaͤlt eine groͤßere Quantitaͤt fruchtbarer Erde oder ve-
getabiliſchen Nahrungsſtoffes, der, wo nicht allen Pflanzen, doch gewiß einigen
zu Nutzen kommt, wenn er auch nicht bis zu ſeiner vollen Tiefe gelockert wird. Er
giebt aber einem jeden guten Ackerbauer den Vortheil, ihn von Zeit zu Zeit tiefer
zu lockern, und von ſeiner untern Lage fuͤr alle Fruͤchte Nutzen zu ziehen, an die
Hand, und es iſt genug, wenn dieſes auch nur alle ſechs bis ſieben Jahre einmal
geſchiehet. Dann dringen die Wurzeln, ſelbſt des Getreides, ſo tief ein, holen
die Nahrung, die ſie bei einem ſeichten Boden nur durch ihre horizontalere Ver-
breitung an ſich ziehen koͤnnen, aus der Tiefe herauf, und koͤnnen ſich dichter an
einander ſchließen, ohne daß jede einen engern Wirkungskreis fuͤr ihre Wurzeln
habe. Der tiefere Boden zeigt deshalb durchaus, bei uͤbrigens gleicher Beſchaf-
fenheit, dichtere Saaten. Die Graͤnze des Eindringens der Getreidewurzeln iſt
durchaus nicht, wie einige behauptet haben, auf 6 Zoll beſchraͤnkt; ich habe ſie
deutlich bis 12 Zoll auf Boden, der ihnen ſo tief zuſagte, verfolgen koͤnnen. Die
Wurzeln der Huͤlſenfruͤchte, des Klees gehen ungleich tiefer, der Luzerne und der
Wurzelgewaͤchſe nicht zu gedenken; er beguͤnſtigt daher ſo vorzuͤglich den abwech-
ſelnden Bau dieſer Gewaͤchſe.
Ferner
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |