Hart, zähe, widerspenstig, unbändig nennt man einen Boden, der bei einiger Feuchtigkeit wie ein klebriger Teig sich an Pflug und Egge hängt, nur schwer abfällt, beim Abfallen zusammenhängend bleibt; so daß er nur durch einen Stich oder Schnitt getrennt werden kann, und dann auf der Schnittseite glatt und glänzend ist. Bei mehrerer Trockenheit ist er dagegen hart wie ein Ziegel, und seine Schollen können nur durch einen gewaltsamen Stoß in würfligte oder blättrige Stücke, oft gar nicht in Pulver, zertheilt werden. Dieser Boden ver- härtet sich, wenn nach Regen warmer Sonnenschein kommt, zuweilen auf der Oberfläche, und bleibt darunter noch im feuchten Zustande. Er heißt alsdann verstockter, verschaalter Boden; hierher gehöret der über 80 Prozent Thon haltende Boden.
Steif, strenge: wenn der Boden im trockenen Zustande mit geringerer Gewalt getrennt werden kann, und dann in Stücke bricht, die ein mattes, kör- niges Ansehen haben und abkrümeln, jedoch vom Pfluge und Spaten selten in Pulver, sondern nur in Schollen und größeren Klößen abfällt, die sich erst durch starkes Eggen zertheilen lassen; dies thut der über 50 Prozent Thon hal- tende Boden.
Locker, mürbe heißt der Boden, wenn- er bei einiger Feuchtigkeit zwar Klöße bildet, die zusammenhängen, die sich aber durch einen gelinden Druck oder Stoß trennen lassen und auseinander fallen; wie es der zwischen 20 bis 40 Pro- zent Thon haltende Boden thut.
Lose: wenn seine Partikeln, abgetrocknet, wenig oder gar keinen Zusam- menhang und Anziehung zu einander haben, sondern von selbst in Pulver, ohne Klöße zu bilden, zerfallen. Der über 90 Prozent Sand haltende Boden; der Kreideboden; der humose mit wenigem Thone versetzte Boden sind von dieser Art. Ist er so lose, daß der Wind ihn leicht in Bewegung setzt und fortwehet, so heißt er staubigter, fliegender Boden.
Die verschiedenen Grade der Bindung lassen sich am besten beurtheilen, wenn man den Boden 48 Stunden nach einem mäßigen Regen untersucht. Man kann sie bei einiger Uebung sehr gut durch das Aufstoßen mit dem Stocke oder sogar durch den Fußtritt unterscheiden.
Die Bodenarten.
Hart, zaͤhe, widerſpenſtig, unbaͤndig nennt man einen Boden, der bei einiger Feuchtigkeit wie ein klebriger Teig ſich an Pflug und Egge haͤngt, nur ſchwer abfaͤllt, beim Abfallen zuſammenhaͤngend bleibt; ſo daß er nur durch einen Stich oder Schnitt getrennt werden kann, und dann auf der Schnittſeite glatt und glaͤnzend iſt. Bei mehrerer Trockenheit iſt er dagegen hart wie ein Ziegel, und ſeine Schollen koͤnnen nur durch einen gewaltſamen Stoß in wuͤrfligte oder blaͤttrige Stuͤcke, oft gar nicht in Pulver, zertheilt werden. Dieſer Boden ver- haͤrtet ſich, wenn nach Regen warmer Sonnenſchein kommt, zuweilen auf der Oberflaͤche, und bleibt darunter noch im feuchten Zuſtande. Er heißt alsdann verſtockter, verſchaalter Boden; hierher gehoͤret der uͤber 80 Prozent Thon haltende Boden.
Steif, ſtrenge: wenn der Boden im trockenen Zuſtande mit geringerer Gewalt getrennt werden kann, und dann in Stuͤcke bricht, die ein mattes, koͤr- niges Anſehen haben und abkruͤmeln, jedoch vom Pfluge und Spaten ſelten in Pulver, ſondern nur in Schollen und groͤßeren Kloͤßen abfaͤllt, die ſich erſt durch ſtarkes Eggen zertheilen laſſen; dies thut der uͤber 50 Prozent Thon hal- tende Boden.
Locker, muͤrbe heißt der Boden, wenn- er bei einiger Feuchtigkeit zwar Kloͤße bildet, die zuſammenhaͤngen, die ſich aber durch einen gelinden Druck oder Stoß trennen laſſen und auseinander fallen; wie es der zwiſchen 20 bis 40 Pro- zent Thon haltende Boden thut.
Loſe: wenn ſeine Partikeln, abgetrocknet, wenig oder gar keinen Zuſam- menhang und Anziehung zu einander haben, ſondern von ſelbſt in Pulver, ohne Kloͤße zu bilden, zerfallen. Der uͤber 90 Prozent Sand haltende Boden; der Kreideboden; der humoſe mit wenigem Thone verſetzte Boden ſind von dieſer Art. Iſt er ſo loſe, daß der Wind ihn leicht in Bewegung ſetzt und fortwehet, ſo heißt er ſtaubigter, fliegender Boden.
Die verſchiedenen Grade der Bindung laſſen ſich am beſten beurtheilen, wenn man den Boden 48 Stunden nach einem maͤßigen Regen unterſucht. Man kann ſie bei einiger Uebung ſehr gut durch das Aufſtoßen mit dem Stocke oder ſogar durch den Fußtritt unterſcheiden.
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Die Bodenarten.
Hart, zaͤhe, widerſpenſtig, unbaͤndig nennt man einen Boden, der
bei einiger Feuchtigkeit wie ein klebriger Teig ſich an Pflug und Egge haͤngt, nur
ſchwer abfaͤllt, beim Abfallen zuſammenhaͤngend bleibt; ſo daß er nur durch einen
Stich oder Schnitt getrennt werden kann, und dann auf der Schnittſeite glatt
und glaͤnzend iſt. Bei mehrerer Trockenheit iſt er dagegen hart wie ein Ziegel,
und ſeine Schollen koͤnnen nur durch einen gewaltſamen Stoß in wuͤrfligte oder
blaͤttrige Stuͤcke, oft gar nicht in Pulver, zertheilt werden. Dieſer Boden ver-
haͤrtet ſich, wenn nach Regen warmer Sonnenſchein kommt, zuweilen auf der
Oberflaͤche, und bleibt darunter noch im feuchten Zuſtande. Er heißt alsdann
verſtockter, verſchaalter Boden; hierher gehoͤret der uͤber 80 Prozent
Thon haltende Boden.
Steif, ſtrenge: wenn der Boden im trockenen Zuſtande mit geringerer
Gewalt getrennt werden kann, und dann in Stuͤcke bricht, die ein mattes, koͤr-
niges Anſehen haben und abkruͤmeln, jedoch vom Pfluge und Spaten ſelten in
Pulver, ſondern nur in Schollen und groͤßeren Kloͤßen abfaͤllt, die ſich erſt durch
ſtarkes Eggen zertheilen laſſen; dies thut der uͤber 50 Prozent Thon hal-
tende Boden.
Locker, muͤrbe heißt der Boden, wenn- er bei einiger Feuchtigkeit zwar
Kloͤße bildet, die zuſammenhaͤngen, die ſich aber durch einen gelinden Druck oder
Stoß trennen laſſen und auseinander fallen; wie es der zwiſchen 20 bis 40 Pro-
zent Thon haltende Boden thut.
Loſe: wenn ſeine Partikeln, abgetrocknet, wenig oder gar keinen Zuſam-
menhang und Anziehung zu einander haben, ſondern von ſelbſt in Pulver, ohne
Kloͤße zu bilden, zerfallen. Der uͤber 90 Prozent Sand haltende Boden; der
Kreideboden; der humoſe mit wenigem Thone verſetzte Boden ſind von dieſer Art.
Iſt er ſo loſe, daß der Wind ihn leicht in Bewegung ſetzt und fortwehet, ſo heißt
er ſtaubigter, fliegender Boden.
Die verſchiedenen Grade der Bindung laſſen ſich am beſten beurtheilen,
wenn man den Boden 48 Stunden nach einem maͤßigen Regen unterſucht.
Man kann ſie bei einiger Uebung ſehr gut durch das Aufſtoßen mit dem Stocke
oder ſogar durch den Fußtritt unterſcheiden.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/191>, abgerufen am 16.02.2025.
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