Sandiger Gerstboden.Wenn der Boden mehr wie 60 Prozent bis 80 Prozent Sand hat, so heißt er sandiger Lehmboden. Er nimmt nun in seinem Werthe mit dem stärkern Zu- satze vom Sande stärker ab, und wenn der zu 60 Prozent Sand 60 werth war, so fällt der, welcher 65 Prozent hat, bis zu 50, der von 70 Prozent zu 40, der zu 75 Prozent zu 30, und der von 80 Prozent zu 20 herab. Zum Weizen- bau wird er mißlich, und bei 70 Prozent Sand unter gewöhnlicher Kultur untaug- lich. Gerste kann er, besonders wenn ihn seine Lage (wovon jedoch erst in der Folge) begünstigt, vortrefflich tragen, wenn der Sommer nicht zu dürre ist. Deshalb wird er unter dem Namen schwacher Gerstboden begriffen. Zum Rocken ist er der sicherste Boden. Er ist immer leicht zu bearbeiten, jedoch dem Ver- quecken mehr als bindender Acker ausgesetzt. Den Dünger hält er nicht stark an, sondern zersetzt ihn schneller, und läßt ihn in die Früchte übergehen. Deshalb bedarf er einer öftern Düngung, die aber aus eben dem Grunde schwächer seyn kann. Bei einer reichlichen oft wiederholten Düngung und schonender Bestel- lung kann er sich jedoch an Humus sehr bereichern, und dann zu einer hohen Fruchtbarkeit kommen, die sich aber bei einer erschöpfenden Behandlung leicht wieder verliert.
Wenn er 75 Prozent und darüber an Sande hat, so schätzt man ihn gewöhn- lich nur als Haferboden. Er trägt aber auch dann im Durchschnitt der Jahre Gerste noch vortheilhafter, wie Hafer, wenn er genugsam Dungkraft hat.
§. 140.
Sandboden.Hat der Boden über 80 Prozent Sand, so heißt er Sandboden, und in sofern dieser Sand richt über 90 steigt, lehmiger Sandboden.
Bis zu 85 Prozent Sand pflegt er noch in die Kathegorie von Haferboden gebracht zu werden. Der Hafer ist aber sehr mißlich und von geringem Ertrage. Er trägt von den Cerealien nur Rocken und Buchweizen mit Sicherheit, und wenn er in gutem Düngungsstande erhalten wird, so wird Rocken nach Rocken immer vortheilhafter, wie Hafer nach Rocken seyn, weil diesem die Austrocknung, den dieser Boden im Sommer unterworfen ist, nicht so nachthei- lig werden kann. Unter allen Futtergewächsen sind Kartosseln noch das zuver- läßigste auf selbigem.
Die Bodenarten.
§. 139.
Sandiger Gerſtboden.Wenn der Boden mehr wie 60 Prozent bis 80 Prozent Sand hat, ſo heißt er ſandiger Lehmboden. Er nimmt nun in ſeinem Werthe mit dem ſtaͤrkern Zu- ſatze vom Sande ſtaͤrker ab, und wenn der zu 60 Prozent Sand 60 werth war, ſo faͤllt der, welcher 65 Prozent hat, bis zu 50, der von 70 Prozent zu 40, der zu 75 Prozent zu 30, und der von 80 Prozent zu 20 herab. Zum Weizen- bau wird er mißlich, und bei 70 Prozent Sand unter gewoͤhnlicher Kultur untaug- lich. Gerſte kann er, beſonders wenn ihn ſeine Lage (wovon jedoch erſt in der Folge) beguͤnſtigt, vortrefflich tragen, wenn der Sommer nicht zu duͤrre iſt. Deshalb wird er unter dem Namen ſchwacher Gerſtboden begriffen. Zum Rocken iſt er der ſicherſte Boden. Er iſt immer leicht zu bearbeiten, jedoch dem Ver- quecken mehr als bindender Acker ausgeſetzt. Den Duͤnger haͤlt er nicht ſtark an, ſondern zerſetzt ihn ſchneller, und laͤßt ihn in die Fruͤchte uͤbergehen. Deshalb bedarf er einer oͤftern Duͤngung, die aber aus eben dem Grunde ſchwaͤcher ſeyn kann. Bei einer reichlichen oft wiederholten Duͤngung und ſchonender Beſtel- lung kann er ſich jedoch an Humus ſehr bereichern, und dann zu einer hohen Fruchtbarkeit kommen, die ſich aber bei einer erſchoͤpfenden Behandlung leicht wieder verliert.
Wenn er 75 Prozent und daruͤber an Sande hat, ſo ſchaͤtzt man ihn gewoͤhn- lich nur als Haferboden. Er traͤgt aber auch dann im Durchſchnitt der Jahre Gerſte noch vortheilhafter, wie Hafer, wenn er genugſam Dungkraft hat.
§. 140.
Sandboden.Hat der Boden uͤber 80 Prozent Sand, ſo heißt er Sandboden, und in ſofern dieſer Sand richt uͤber 90 ſteigt, lehmiger Sandboden.
Bis zu 85 Prozent Sand pflegt er noch in die Kathegorie von Haferboden gebracht zu werden. Der Hafer iſt aber ſehr mißlich und von geringem Ertrage. Er traͤgt von den Cerealien nur Rocken und Buchweizen mit Sicherheit, und wenn er in gutem Duͤngungsſtande erhalten wird, ſo wird Rocken nach Rocken immer vortheilhafter, wie Hafer nach Rocken ſeyn, weil dieſem die Austrocknung, den dieſer Boden im Sommer unterworfen iſt, nicht ſo nachthei- lig werden kann. Unter allen Futtergewaͤchſen ſind Kartoſſeln noch das zuver- laͤßigſte auf ſelbigem.
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Die Bodenarten.
§. 139.
Wenn der Boden mehr wie 60 Prozent bis 80 Prozent Sand hat, ſo heißt
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ſatze vom Sande ſtaͤrker ab, und wenn der zu 60 Prozent Sand 60 werth war,
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zu 75 Prozent zu 30, und der von 80 Prozent zu 20 herab. Zum Weizen-
bau wird er mißlich, und bei 70 Prozent Sand unter gewoͤhnlicher Kultur untaug-
lich. Gerſte kann er, beſonders wenn ihn ſeine Lage (wovon jedoch erſt in der
Folge) beguͤnſtigt, vortrefflich tragen, wenn der Sommer nicht zu duͤrre iſt.
Deshalb wird er unter dem Namen ſchwacher Gerſtboden begriffen. Zum Rocken
iſt er der ſicherſte Boden. Er iſt immer leicht zu bearbeiten, jedoch dem Ver-
quecken mehr als bindender Acker ausgeſetzt. Den Duͤnger haͤlt er nicht ſtark an,
ſondern zerſetzt ihn ſchneller, und laͤßt ihn in die Fruͤchte uͤbergehen. Deshalb
bedarf er einer oͤftern Duͤngung, die aber aus eben dem Grunde ſchwaͤcher ſeyn
kann. Bei einer reichlichen oft wiederholten Duͤngung und ſchonender Beſtel-
lung kann er ſich jedoch an Humus ſehr bereichern, und dann zu einer hohen
Fruchtbarkeit kommen, die ſich aber bei einer erſchoͤpfenden Behandlung leicht
wieder verliert.
Sandiger
Gerſtboden.
Wenn er 75 Prozent und daruͤber an Sande hat, ſo ſchaͤtzt man ihn gewoͤhn-
lich nur als Haferboden. Er traͤgt aber auch dann im Durchſchnitt der Jahre
Gerſte noch vortheilhafter, wie Hafer, wenn er genugſam Dungkraft hat.
§. 140.
Hat der Boden uͤber 80 Prozent Sand, ſo heißt er Sandboden, und in
ſofern dieſer Sand richt uͤber 90 ſteigt, lehmiger Sandboden.
Sandboden.
Bis zu 85 Prozent Sand pflegt er noch in die Kathegorie von Haferboden
gebracht zu werden. Der Hafer iſt aber ſehr mißlich und von geringem Ertrage.
Er traͤgt von den Cerealien nur Rocken und Buchweizen mit Sicherheit, und
wenn er in gutem Duͤngungsſtande erhalten wird, ſo wird Rocken nach
Rocken immer vortheilhafter, wie Hafer nach Rocken ſeyn, weil dieſem die
Austrocknung, den dieſer Boden im Sommer unterworfen iſt, nicht ſo nachthei-
lig werden kann. Unter allen Futtergewaͤchſen ſind Kartoſſeln noch das zuver-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/178>, abgerufen am 22.02.2025.
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