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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Kalkerde.
§. 80.

Kalkige Mi-
neralien.
Von den zum Kalkgeschlechte gehörigen Mineralien, die größtentheils aus
kohlensaurem Kalke bestehen, bemerken wir folgende:

1) Der Kalkspath. Er ist ganz aus kohlensaurem Kalk gebildet. Man
findet ihn derbe oder krystallisirt im Innern der Erde, wo er oft die Gangart der
Erze ausmacht. Seine Krystallform ist verschieden, säulenförmig, pyramidalisch,
rhomboidalisch u. s. w. Der Kalkspath besitzt mehr oder weniger Durchsichtigkeit,
ist farblos und zerspringt in rautenförmige Stücke. Der Doppelspath, welcher
die Gegenstände, die man durch ihn sieht, verdoppelt, gehört zu dem Kalkspath.

2) Der Kalkstein. Von dieser Steinart trifft man oft ganze Gebirge,
aus welchen er zum Brennen, wozu er am geschicktesten ist, bergmännisch gewon-
nen wird. Er ist derb und von Farbe grau, gelblich, röthlich, zuweilen auch
vielfarbig. Der beste ist der graue. Ueberdem unterscheidet er sich noch in Hin-
sicht seines Bruches. Es giebt Kalksteine von erdigem, splittrigem und schiefrigem
Bruche. Der Kalkstein besitzt eine größere oder geringere Härte, die indessen nie
so groß ist, daß er mit dem Stahle Funken giebt. Er hat weder Glanz noch
Durchsichtigkeit, kann aber ersteren zuweilen durch Politur annehmen. Sehr
häufig finden sich in ihm Eindrücke und Versteinerungen von Schaalthieren.
Zuweilen ist er mit erdharzigen Substanzen durchdrungen, und dann stößt er,
wenn man seine Stücke an einander reibt, einen stinkenden knoblauchartigen Ge-
rnch aus. Er heißt Schweine- oder Stinkstein.

Der Kalkstein ist gemeiniglich nicht so rein, wie der Kalkspath. Denn oft
enthält er Eisenoxyd, Thon und Kieselerde. Der Rüdersdorfer Kalkstein besteht
nach Simon aus 53 Prozent Kalkerde, 42,50 Prozent Kohlensäure, 1,12 Pro-
zent Kieselerde, 1 Prozent Thonerde, 0,75 Prozent Eisen, 1,63 Prozent
Wasser. Die schwedischen Kalksteine enthalten nach Simon etwas mehr Kiesel-
erde, Thonerde und Eisenoxyd, auch etwas Braunsteinoxyd.

Eine Abart des Kalksteins ist der Marmor. Er unterscheidet sich bloß von
ihm durch seine geringern fremdartigen Beimischungen, größere Härte, feinern
Bruch und verschiedenen Farben, welche letztere ihm oft ein sehr schönes An-
sehn geben.


3) Kreide.
Die Kalkerde.
§. 80.

Kalkige Mi-
neralien.
Von den zum Kalkgeſchlechte gehoͤrigen Mineralien, die groͤßtentheils aus
kohlenſaurem Kalke beſtehen, bemerken wir folgende:

1) Der Kalkſpath. Er iſt ganz aus kohlenſaurem Kalk gebildet. Man
findet ihn derbe oder kryſtalliſirt im Innern der Erde, wo er oft die Gangart der
Erze ausmacht. Seine Kryſtallform iſt verſchieden, ſaͤulenfoͤrmig, pyramidaliſch,
rhomboidaliſch u. ſ. w. Der Kalkſpath beſitzt mehr oder weniger Durchſichtigkeit,
iſt farblos und zerſpringt in rautenfoͤrmige Stuͤcke. Der Doppelſpath, welcher
die Gegenſtaͤnde, die man durch ihn ſieht, verdoppelt, gehoͤrt zu dem Kalkſpath.

2) Der Kalkſtein. Von dieſer Steinart trifft man oft ganze Gebirge,
aus welchen er zum Brennen, wozu er am geſchickteſten iſt, bergmaͤnniſch gewon-
nen wird. Er iſt derb und von Farbe grau, gelblich, roͤthlich, zuweilen auch
vielfarbig. Der beſte iſt der graue. Ueberdem unterſcheidet er ſich noch in Hin-
ſicht ſeines Bruches. Es giebt Kalkſteine von erdigem, ſplittrigem und ſchiefrigem
Bruche. Der Kalkſtein beſitzt eine groͤßere oder geringere Haͤrte, die indeſſen nie
ſo groß iſt, daß er mit dem Stahle Funken giebt. Er hat weder Glanz noch
Durchſichtigkeit, kann aber erſteren zuweilen durch Politur annehmen. Sehr
haͤufig finden ſich in ihm Eindruͤcke und Verſteinerungen von Schaalthieren.
Zuweilen iſt er mit erdharzigen Subſtanzen durchdrungen, und dann ſtoͤßt er,
wenn man ſeine Stuͤcke an einander reibt, einen ſtinkenden knoblauchartigen Ge-
rnch aus. Er heißt Schweine- oder Stinkſtein.

Der Kalkſtein iſt gemeiniglich nicht ſo rein, wie der Kalkſpath. Denn oft
enthaͤlt er Eiſenoxyd, Thon und Kieſelerde. Der Ruͤdersdorfer Kalkſtein beſteht
nach Simon aus 53 Prozent Kalkerde, 42,50 Prozent Kohlenſaͤure, 1,12 Pro-
zent Kieſelerde, 1 Prozent Thonerde, 0,75 Prozent Eiſen, 1,63 Prozent
Waſſer. Die ſchwediſchen Kalkſteine enthalten nach Simon etwas mehr Kieſel-
erde, Thonerde und Eiſenoxyd, auch etwas Braunſteinoxyd.

Eine Abart des Kalkſteins iſt der Marmor. Er unterſcheidet ſich bloß von
ihm durch ſeine geringern fremdartigen Beimiſchungen, groͤßere Haͤrte, feinern
Bruch und verſchiedenen Farben, welche letztere ihm oft ein ſehr ſchoͤnes An-
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3) Kreide.
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[88/0132] Die Kalkerde. §. 80. Von den zum Kalkgeſchlechte gehoͤrigen Mineralien, die groͤßtentheils aus kohlenſaurem Kalke beſtehen, bemerken wir folgende: Kalkige Mi- neralien. 1) Der Kalkſpath. Er iſt ganz aus kohlenſaurem Kalk gebildet. Man findet ihn derbe oder kryſtalliſirt im Innern der Erde, wo er oft die Gangart der Erze ausmacht. Seine Kryſtallform iſt verſchieden, ſaͤulenfoͤrmig, pyramidaliſch, rhomboidaliſch u. ſ. w. Der Kalkſpath beſitzt mehr oder weniger Durchſichtigkeit, iſt farblos und zerſpringt in rautenfoͤrmige Stuͤcke. Der Doppelſpath, welcher die Gegenſtaͤnde, die man durch ihn ſieht, verdoppelt, gehoͤrt zu dem Kalkſpath. 2) Der Kalkſtein. Von dieſer Steinart trifft man oft ganze Gebirge, aus welchen er zum Brennen, wozu er am geſchickteſten iſt, bergmaͤnniſch gewon- nen wird. Er iſt derb und von Farbe grau, gelblich, roͤthlich, zuweilen auch vielfarbig. Der beſte iſt der graue. Ueberdem unterſcheidet er ſich noch in Hin- ſicht ſeines Bruches. Es giebt Kalkſteine von erdigem, ſplittrigem und ſchiefrigem Bruche. Der Kalkſtein beſitzt eine groͤßere oder geringere Haͤrte, die indeſſen nie ſo groß iſt, daß er mit dem Stahle Funken giebt. Er hat weder Glanz noch Durchſichtigkeit, kann aber erſteren zuweilen durch Politur annehmen. Sehr haͤufig finden ſich in ihm Eindruͤcke und Verſteinerungen von Schaalthieren. Zuweilen iſt er mit erdharzigen Subſtanzen durchdrungen, und dann ſtoͤßt er, wenn man ſeine Stuͤcke an einander reibt, einen ſtinkenden knoblauchartigen Ge- rnch aus. Er heißt Schweine- oder Stinkſtein. Der Kalkſtein iſt gemeiniglich nicht ſo rein, wie der Kalkſpath. Denn oft enthaͤlt er Eiſenoxyd, Thon und Kieſelerde. Der Ruͤdersdorfer Kalkſtein beſteht nach Simon aus 53 Prozent Kalkerde, 42,50 Prozent Kohlenſaͤure, 1,12 Pro- zent Kieſelerde, 1 Prozent Thonerde, 0,75 Prozent Eiſen, 1,63 Prozent Waſſer. Die ſchwediſchen Kalkſteine enthalten nach Simon etwas mehr Kieſel- erde, Thonerde und Eiſenoxyd, auch etwas Braunſteinoxyd. Eine Abart des Kalkſteins iſt der Marmor. Er unterſcheidet ſich bloß von ihm durch ſeine geringern fremdartigen Beimiſchungen, groͤßere Haͤrte, feinern Bruch und verſchiedenen Farben, welche letztere ihm oft ein ſehr ſchoͤnes An- ſehn geben. 3) Kreide.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/132>, abgerufen am 22.12.2024.