Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Thon.
auf gleiche Weise zusammen. Daher hat man den Thon zu Pyrometern brauchbar
gefunden, wodurch man die Intensität der höheren Hitzgrade mißt.

§. 43.

Im gewöhnlichen Glühefeuer läßt sich auch der natürliche Thon nicht schmelzen.Im Glüh-
feuer.

Wenn das Feuer aber durch Luft sehr angeblasen oder gar durch Oxygengas angefacht
wird, so kommt er im Fluß. Ein Zusatz von Kalk vergrößert die Schmelzbarkeit
des Thons ungemein, und auch durch Eisenoxyd wird sie vermehrt. Ein starker Zu-
satz von Kalk und Eisen ist daher bei Ziegel- und Töpferwaaren nachtheilig, weil
diese, wie man es nicht selten in den Ziegelöfen sieht, alsdann in einer starken Glut
auseinanderfließen. Ein geringer Zusatz kann aber vortheilhaft seyn, weil er einen
Anfang von Verglasung, eine stärkere Zusammensinterung bewirkt, und dadurch die
Festigkeit der Masse vermehrt.

§. 44.

Der geglühete Thon ist in seinen Eigenschaften sehr von dem ungeglüheten ver-
schieden. Seine Stücke sind oft so hart, daß sie mit dem Stahle Funken geben, und
sie lassen sich im Wasser nicht erweichen. Reibt man sie zu einem feinen Pulver und
vermengt sie mit Wasser, so geben sie keinen zusammenhängenden, schlüpfrigen und
formbaren Teig mehr. Das Pulver läßt das Wasser hindurchgehen und hält wenig
davon zurück, ist also jetzt der Kieselerde oder dem Sande gleich. Man kann den ge-
brannten Thon durch die Kunst auf keine Weise seine vorige Schlüpfrigkeit und Dehn-
barkeit wiedergeben. Indessen scheint doch die Luft, die Feuchtigkeit und der thieri-
sche Dünger, wenn sie lange darauf wirken, ihn allmählig zu seiner ursprünglichen
Natur zurück zu bringen.

§. 45.

Die Luft scheint überhaupt eine mächtige Wirkung auf den Thon, sowohl denVerhalten ge-
gen die Luft.

gebrannten als ungebrannten auszuüben. Wir sehen dies vorzüglich an der vortheil-
haften Wirkung, welche solcher Thon auf den Aeckern hervorbringt, der eine Zeitlang
der Luft ausgesetzt gewesen ist. Es ist allgemein bekannt, daß der Lehm von alten
Wänden und Backöfen eine sehr gute Düngung abgebe, und die Fruchtbarkeit des
Bodens vermehre. Höchst wahrscheinlich zieht der Thon aus der Luft fruchtbare
Stoffe an sich.


Der Thon.
auf gleiche Weiſe zuſammen. Daher hat man den Thon zu Pyrometern brauchbar
gefunden, wodurch man die Intenſitaͤt der hoͤheren Hitzgrade mißt.

§. 43.

Im gewoͤhnlichen Gluͤhefeuer laͤßt ſich auch der natuͤrliche Thon nicht ſchmelzen.Im Gluͤh-
feuer.

Wenn das Feuer aber durch Luft ſehr angeblaſen oder gar durch Oxygengas angefacht
wird, ſo kommt er im Fluß. Ein Zuſatz von Kalk vergroͤßert die Schmelzbarkeit
des Thons ungemein, und auch durch Eiſenoxyd wird ſie vermehrt. Ein ſtarker Zu-
ſatz von Kalk und Eiſen iſt daher bei Ziegel- und Toͤpferwaaren nachtheilig, weil
dieſe, wie man es nicht ſelten in den Ziegeloͤfen ſieht, alsdann in einer ſtarken Glut
auseinanderfließen. Ein geringer Zuſatz kann aber vortheilhaft ſeyn, weil er einen
Anfang von Verglaſung, eine ſtaͤrkere Zuſammenſinterung bewirkt, und dadurch die
Feſtigkeit der Maſſe vermehrt.

§. 44.

Der gegluͤhete Thon iſt in ſeinen Eigenſchaften ſehr von dem ungegluͤheten ver-
ſchieden. Seine Stuͤcke ſind oft ſo hart, daß ſie mit dem Stahle Funken geben, und
ſie laſſen ſich im Waſſer nicht erweichen. Reibt man ſie zu einem feinen Pulver und
vermengt ſie mit Waſſer, ſo geben ſie keinen zuſammenhaͤngenden, ſchluͤpfrigen und
formbaren Teig mehr. Das Pulver laͤßt das Waſſer hindurchgehen und haͤlt wenig
davon zuruͤck, iſt alſo jetzt der Kieſelerde oder dem Sande gleich. Man kann den ge-
brannten Thon durch die Kunſt auf keine Weiſe ſeine vorige Schluͤpfrigkeit und Dehn-
barkeit wiedergeben. Indeſſen ſcheint doch die Luft, die Feuchtigkeit und der thieri-
ſche Duͤnger, wenn ſie lange darauf wirken, ihn allmaͤhlig zu ſeiner urſpruͤnglichen
Natur zuruͤck zu bringen.

§. 45.

Die Luft ſcheint uͤberhaupt eine maͤchtige Wirkung auf den Thon, ſowohl denVerhalten ge-
gen die Luft.

gebrannten als ungebrannten auszuuͤben. Wir ſehen dies vorzuͤglich an der vortheil-
haften Wirkung, welche ſolcher Thon auf den Aeckern hervorbringt, der eine Zeitlang
der Luft ausgeſetzt geweſen iſt. Es iſt allgemein bekannt, daß der Lehm von alten
Waͤnden und Backoͤfen eine ſehr gute Duͤngung abgebe, und die Fruchtbarkeit des
Bodens vermehre. Hoͤchſt wahrſcheinlich zieht der Thon aus der Luft fruchtbare
Stoffe an ſich.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="71"/><fw place="top" type="header">Der Thon.</fw><lb/>
auf gleiche Wei&#x017F;e zu&#x017F;ammen. Daher hat man den Thon zu Pyrometern brauchbar<lb/>
gefunden, wodurch man die Inten&#x017F;ita&#x0364;t der ho&#x0364;heren Hitzgrade mißt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 43.</head><lb/>
            <p>Im gewo&#x0364;hnlichen Glu&#x0364;hefeuer la&#x0364;ßt &#x017F;ich auch der natu&#x0364;rliche Thon nicht &#x017F;chmelzen.<note place="right">Im Glu&#x0364;h-<lb/>
feuer.</note><lb/>
Wenn das Feuer aber durch Luft &#x017F;ehr angebla&#x017F;en oder gar durch Oxygengas angefacht<lb/>
wird, &#x017F;o kommt er im Fluß. Ein Zu&#x017F;atz von Kalk vergro&#x0364;ßert die Schmelzbarkeit<lb/>
des Thons ungemein, und auch durch Ei&#x017F;enoxyd wird &#x017F;ie vermehrt. Ein &#x017F;tarker Zu-<lb/>
&#x017F;atz von Kalk und Ei&#x017F;en i&#x017F;t daher bei Ziegel- und To&#x0364;pferwaaren nachtheilig, weil<lb/>
die&#x017F;e, wie man es nicht &#x017F;elten in den Ziegelo&#x0364;fen &#x017F;ieht, alsdann in einer &#x017F;tarken Glut<lb/>
auseinanderfließen. Ein geringer Zu&#x017F;atz kann aber vortheilhaft &#x017F;eyn, weil er einen<lb/>
Anfang von Vergla&#x017F;ung, eine &#x017F;ta&#x0364;rkere Zu&#x017F;ammen&#x017F;interung bewirkt, und dadurch die<lb/>
Fe&#x017F;tigkeit der Ma&#x017F;&#x017F;e vermehrt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 44.</head><lb/>
            <p>Der geglu&#x0364;hete Thon i&#x017F;t in &#x017F;einen Eigen&#x017F;chaften &#x017F;ehr von dem ungeglu&#x0364;heten ver-<lb/>
&#x017F;chieden. Seine Stu&#x0364;cke &#x017F;ind oft &#x017F;o hart, daß &#x017F;ie mit dem Stahle Funken geben, und<lb/>
&#x017F;ie la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich im Wa&#x017F;&#x017F;er nicht erweichen. Reibt man &#x017F;ie zu einem feinen Pulver und<lb/>
vermengt &#x017F;ie mit Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o geben &#x017F;ie keinen zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngenden, &#x017F;chlu&#x0364;pfrigen und<lb/>
formbaren Teig mehr. Das Pulver la&#x0364;ßt das Wa&#x017F;&#x017F;er hindurchgehen und ha&#x0364;lt wenig<lb/>
davon zuru&#x0364;ck, i&#x017F;t al&#x017F;o jetzt der Kie&#x017F;elerde oder dem Sande gleich. Man kann den ge-<lb/>
brannten Thon durch die Kun&#x017F;t auf keine Wei&#x017F;e &#x017F;eine vorige Schlu&#x0364;pfrigkeit und Dehn-<lb/>
barkeit wiedergeben. Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheint doch die Luft, die Feuchtigkeit und der thieri-<lb/>
&#x017F;che Du&#x0364;nger, wenn &#x017F;ie lange darauf wirken, ihn allma&#x0364;hlig zu &#x017F;einer ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen<lb/>
Natur zuru&#x0364;ck zu bringen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 45.</head><lb/>
            <p>Die Luft &#x017F;cheint u&#x0364;berhaupt eine ma&#x0364;chtige Wirkung auf den Thon, &#x017F;owohl den<note place="right">Verhalten ge-<lb/>
gen die Luft.</note><lb/>
gebrannten als ungebrannten auszuu&#x0364;ben. Wir &#x017F;ehen dies vorzu&#x0364;glich an der vortheil-<lb/>
haften Wirkung, welche &#x017F;olcher Thon auf den Aeckern hervorbringt, der eine Zeitlang<lb/>
der Luft ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Es i&#x017F;t allgemein bekannt, daß der Lehm von alten<lb/>
Wa&#x0364;nden und Backo&#x0364;fen eine &#x017F;ehr gute Du&#x0364;ngung abgebe, und die Fruchtbarkeit des<lb/>
Bodens vermehre. Ho&#x0364;ch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich zieht der Thon aus der Luft fruchtbare<lb/>
Stoffe an &#x017F;ich.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0115] Der Thon. auf gleiche Weiſe zuſammen. Daher hat man den Thon zu Pyrometern brauchbar gefunden, wodurch man die Intenſitaͤt der hoͤheren Hitzgrade mißt. §. 43. Im gewoͤhnlichen Gluͤhefeuer laͤßt ſich auch der natuͤrliche Thon nicht ſchmelzen. Wenn das Feuer aber durch Luft ſehr angeblaſen oder gar durch Oxygengas angefacht wird, ſo kommt er im Fluß. Ein Zuſatz von Kalk vergroͤßert die Schmelzbarkeit des Thons ungemein, und auch durch Eiſenoxyd wird ſie vermehrt. Ein ſtarker Zu- ſatz von Kalk und Eiſen iſt daher bei Ziegel- und Toͤpferwaaren nachtheilig, weil dieſe, wie man es nicht ſelten in den Ziegeloͤfen ſieht, alsdann in einer ſtarken Glut auseinanderfließen. Ein geringer Zuſatz kann aber vortheilhaft ſeyn, weil er einen Anfang von Verglaſung, eine ſtaͤrkere Zuſammenſinterung bewirkt, und dadurch die Feſtigkeit der Maſſe vermehrt. Im Gluͤh- feuer. §. 44. Der gegluͤhete Thon iſt in ſeinen Eigenſchaften ſehr von dem ungegluͤheten ver- ſchieden. Seine Stuͤcke ſind oft ſo hart, daß ſie mit dem Stahle Funken geben, und ſie laſſen ſich im Waſſer nicht erweichen. Reibt man ſie zu einem feinen Pulver und vermengt ſie mit Waſſer, ſo geben ſie keinen zuſammenhaͤngenden, ſchluͤpfrigen und formbaren Teig mehr. Das Pulver laͤßt das Waſſer hindurchgehen und haͤlt wenig davon zuruͤck, iſt alſo jetzt der Kieſelerde oder dem Sande gleich. Man kann den ge- brannten Thon durch die Kunſt auf keine Weiſe ſeine vorige Schluͤpfrigkeit und Dehn- barkeit wiedergeben. Indeſſen ſcheint doch die Luft, die Feuchtigkeit und der thieri- ſche Duͤnger, wenn ſie lange darauf wirken, ihn allmaͤhlig zu ſeiner urſpruͤnglichen Natur zuruͤck zu bringen. §. 45. Die Luft ſcheint uͤberhaupt eine maͤchtige Wirkung auf den Thon, ſowohl den gebrannten als ungebrannten auszuuͤben. Wir ſehen dies vorzuͤglich an der vortheil- haften Wirkung, welche ſolcher Thon auf den Aeckern hervorbringt, der eine Zeitlang der Luft ausgeſetzt geweſen iſt. Es iſt allgemein bekannt, daß der Lehm von alten Waͤnden und Backoͤfen eine ſehr gute Duͤngung abgebe, und die Fruchtbarkeit des Bodens vermehre. Hoͤchſt wahrſcheinlich zieht der Thon aus der Luft fruchtbare Stoffe an ſich. Verhalten ge- gen die Luft.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/115
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/115>, abgerufen am 23.11.2024.