Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Werthschätzung eines Landguts. wohlfeiler als schlechten kaufen, indem die meisten Menschen noch einen zu großenWerth auf weite Ausdehnung setzen. Je fruchtbarer im Ganzen eine Gegend ist, um desto geringer ist daselbst der Man hat die Nachbarschaft fruchtbarer gras- und strohreicher Niederungen höhe- Grundstücke, welche nachgesuchte Bedürfnisse in einer Gegend ausschließlich §. 77. Nächst dem Ackerlande kommen vor allen die Wiesen in Betracht.Schätzung der Man hat bisher ein gehöriges Verhältniß der Wiesen zum Ackerlande als eine F 2
Werthſchaͤtzung eines Landguts. wohlfeiler als ſchlechten kaufen, indem die meiſten Menſchen noch einen zu großenWerth auf weite Ausdehnung ſetzen. Je fruchtbarer im Ganzen eine Gegend iſt, um deſto geringer iſt daſelbſt der Man hat die Nachbarſchaft fruchtbarer gras- und ſtrohreicher Niederungen hoͤhe- Grundſtuͤcke, welche nachgeſuchte Beduͤrfniſſe in einer Gegend ausſchließlich §. 77. Naͤchſt dem Ackerlande kommen vor allen die Wieſen in Betracht.Schaͤtzung der Man hat bisher ein gehoͤriges Verhaͤltniß der Wieſen zum Ackerlande als eine F 2
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Werthſchaͤtzung eines Landguts.
wohlfeiler als ſchlechten kaufen, indem die meiſten Menſchen noch einen zu großen
Werth auf weite Ausdehnung ſetzen.
Je fruchtbarer im Ganzen eine Gegend iſt, um deſto geringer iſt daſelbſt der
Werth des ſchlechten Bodens, denn der reine Ertrag oder die Rente des natuͤrlich
fruchtbarſten Grundſtuͤcks ſchraͤnkt die Rente des mit ihm Konkurirenden ein. Wo
die Produkte der fruchtbarern Grundſtuͤcke zureichen, die Beduͤrfniſſe zu befriedigen,
werden die minder fruchtbaren kaum mit Vortheil bearbeitet werden koͤnnen. Reichen
aber jene nicht zu, ſo wird ſich die Bearbeitung der letztern mehr belohnen, und man
wird daher dieſelbe Bodenart in einer unfruchtbaren Gegend hoͤher, als in einer
fruchtbaren bezahlen koͤnnen.
Man hat die Nachbarſchaft fruchtbarer gras- und ſtrohreicher Niederungen hoͤhe-
ren und duͤrrern Guͤtern vortheilhaft gehalten, indem ſie ihnen Gelegenheit giebt,
Heu und Stroh anzukaufen. In ſofern durch ſolchen Ankauf der erſte Grund zur
Verbeſſerung gelegt wird, und die Koſten deſſelben zu Kapital geſchlagen werden ſol-
len, kann dieſes allerdings vortheilhaft ſeyn, bei genauer Berechnung aber nie, als
eine beſtaͤndig fortzuſetzende Bewirthſchaftung, rentiren. Und ſo kann dieſer Vor-
theil die Nachtheile nicht aufwiegen, welche eine ſolche Nachbarſchaft durch die
Wohlfeilheit mancher Produkte und die gewoͤhnliche Vertheurung des Arbeits-
preiſes verurſacht.
Grundſtuͤcke, welche nachgeſuchte Beduͤrfniſſe in einer Gegend ausſchließlich
liefern koͤnnen, erhalten dadurch einen beſonders hohen Werth.
§. 77.
Naͤchſt dem Ackerlande kommen vor allen die Wieſen in Betracht.
Schaͤtzung der
Wieſen.
Man hat bisher ein gehoͤriges Verhaͤltniß der Wieſen zum Ackerlande als eine
nothwendige Bedingung eines guten Landguts angeſehn, und ohne zureichenden Wie-
ſenwachs, auch bei dem beſten Ackerboden, ein Gut fuͤr fehlerhaft gehalten. Dieſe
Meinung gruͤndet ſich auf eine anerkannte Wahrheit, daß ohne zureichende Viehfuͤt-
terung in der Regel kein Ackerbau beſtehen koͤnne; dann aber auch auf ein Vorur-
theil, daß ohne Wieſen keine Fuͤtterung gewonnen werden koͤnne. Wenn man weiß,
daß durch Anbau von Futtergewaͤchſen und durch abwechſelnde Niederlegung des
Ackerlandes zu kuͤnſtlichen Wieſen das drei- und vierfache an Futterung gewonnen
werden koͤnne, was ewige Wieſen von gleicher Flaͤche geben, ſo wird man den Man-
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