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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Stallfutterungssystem.
belegene Koppeln ausgewählt, und bauet darin dreijährig, und mehrentheils schon
im ersten Jahre der Aussaat zugleich mit dem untergesäeten Getreide, grün zu
benutzenden Klee, oder, wo der Boden ihr zuträglich, Luzerne. Wenn diese
Futterkräuter ausgehen, werden ein oder zwei Jahre Wurzel- oder Kohlge-
wächse darin gebauet, vielleicht auch eine Getreide- oder Hülsenfrucht, und sie dann
wieder zu Futterkräutern niedergelegt. Diese Futterkoppeln konsumiren aber einen
großen Theil des Düngers, indem der Klee ohne starke Düngung so oft wie-
holt nicht darin fortkommt. Der Hauptzweck des Futterbaues und der Stall-
futterung: der ganzen Feldflur eine so viel reichlichere Düngung zu verschaffen,
-- fällt also dabei weg, und der sonst absurde Einwurf gegen den Futterbau,
daß er zu vielen Dünger wegnehme, ist in diesem Falle gewissermaßen gegrün-
det. Ferner fällt aber auch der andere Hauptvortheil: der Wechsel zwischen
grünen und körnertragenden Ernten -- dabei weg. Die Brache muß ungenutzt
dabei liegen bleiben, oder der Acker verwildert. Nur in das weite Feld und in
den allgemeinen Umlauf gebracht, können grüne Ernten neben der chemischen
Verbesserung des Bodens durch den Dünger auch die mechanische durch die Lok-
kerung bewirken und die Reinheit desselben erhalten.

Daher kann der Futterbau in besondern Koppeln nur als ein sehr mangel-
haftes Hülfsmittel angesehen werden, wodurch man in der Felder- und Koppel-
wirthschaft sich einige Beihülfe zur Viehfutterung verschafft, welches aber bei
der allgemeinen Stallfutterung im Großen durchaus zweckwidrig ist. Eine ver-
hältnißmäßig kleine Koppel mit ausdauernden Futterkräutern, Luzerne und Mähe-
gräsern besäet, kann nahe beim Hofe auch der kompletten Stallfutterung zuwei-
len ganz bequem seyn, um als Zwischenfutterung zu dienen.

§. 392.

Das zweite System des Futterbaues ist das bei der Dreifelderwirthschaft:
ihn in und statt der Brache zu nehmen. Wir haben bereits oben von diesem,
durch Schubart hauptsächlich verbreiteten Systeme, dessen Möglichkeiten und des-
sen Schwierigkeiten gesprochen. Es wird hierdurch den Ackerbau kein Dünger entzo-
gen, und der Klee giebt dem Acker vielmehr neue Kräfte, wenn er gut, dicht und
rein steht. Allein dieses kann man nur auf besonders fruchtbarem und für ihn geeigne-

tem

Stallfutterungsſyſtem.
belegene Koppeln ausgewaͤhlt, und bauet darin dreijaͤhrig, und mehrentheils ſchon
im erſten Jahre der Ausſaat zugleich mit dem untergeſaͤeten Getreide, gruͤn zu
benutzenden Klee, oder, wo der Boden ihr zutraͤglich, Luzerne. Wenn dieſe
Futterkraͤuter ausgehen, werden ein oder zwei Jahre Wurzel- oder Kohlge-
waͤchſe darin gebauet, vielleicht auch eine Getreide- oder Huͤlſenfrucht, und ſie dann
wieder zu Futterkraͤutern niedergelegt. Dieſe Futterkoppeln konſumiren aber einen
großen Theil des Duͤngers, indem der Klee ohne ſtarke Duͤngung ſo oft wie-
holt nicht darin fortkommt. Der Hauptzweck des Futterbaues und der Stall-
futterung: der ganzen Feldflur eine ſo viel reichlichere Duͤngung zu verſchaffen,
— faͤllt alſo dabei weg, und der ſonſt abſurde Einwurf gegen den Futterbau,
daß er zu vielen Duͤnger wegnehme, iſt in dieſem Falle gewiſſermaßen gegruͤn-
det. Ferner faͤllt aber auch der andere Hauptvortheil: der Wechſel zwiſchen
gruͤnen und koͤrnertragenden Ernten — dabei weg. Die Brache muß ungenutzt
dabei liegen bleiben, oder der Acker verwildert. Nur in das weite Feld und in
den allgemeinen Umlauf gebracht, koͤnnen gruͤne Ernten neben der chemiſchen
Verbeſſerung des Bodens durch den Duͤnger auch die mechaniſche durch die Lok-
kerung bewirken und die Reinheit deſſelben erhalten.

Daher kann der Futterbau in beſondern Koppeln nur als ein ſehr mangel-
haftes Huͤlfsmittel angeſehen werden, wodurch man in der Felder- und Koppel-
wirthſchaft ſich einige Beihuͤlfe zur Viehfutterung verſchafft, welches aber bei
der allgemeinen Stallfutterung im Großen durchaus zweckwidrig iſt. Eine ver-
haͤltnißmaͤßig kleine Koppel mit ausdauernden Futterkraͤutern, Luzerne und Maͤhe-
graͤſern beſaͤet, kann nahe beim Hofe auch der kompletten Stallfutterung zuwei-
len ganz bequem ſeyn, um als Zwiſchenfutterung zu dienen.

§. 392.

Das zweite Syſtem des Futterbaues iſt das bei der Dreifelderwirthſchaft:
ihn in und ſtatt der Brache zu nehmen. Wir haben bereits oben von dieſem,
durch Schubart hauptſaͤchlich verbreiteten Syſteme, deſſen Moͤglichkeiten und deſ-
ſen Schwierigkeiten geſprochen. Es wird hierdurch den Ackerbau kein Duͤnger entzo-
gen, und der Klee giebt dem Acker vielmehr neue Kraͤfte, wenn er gut, dicht und
rein ſteht. Allein dieſes kann man nur auf beſonders fruchtbarem und fuͤr ihn geeigne-

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[376/0422] Stallfutterungsſyſtem. belegene Koppeln ausgewaͤhlt, und bauet darin dreijaͤhrig, und mehrentheils ſchon im erſten Jahre der Ausſaat zugleich mit dem untergeſaͤeten Getreide, gruͤn zu benutzenden Klee, oder, wo der Boden ihr zutraͤglich, Luzerne. Wenn dieſe Futterkraͤuter ausgehen, werden ein oder zwei Jahre Wurzel- oder Kohlge- waͤchſe darin gebauet, vielleicht auch eine Getreide- oder Huͤlſenfrucht, und ſie dann wieder zu Futterkraͤutern niedergelegt. Dieſe Futterkoppeln konſumiren aber einen großen Theil des Duͤngers, indem der Klee ohne ſtarke Duͤngung ſo oft wie- holt nicht darin fortkommt. Der Hauptzweck des Futterbaues und der Stall- futterung: der ganzen Feldflur eine ſo viel reichlichere Duͤngung zu verſchaffen, — faͤllt alſo dabei weg, und der ſonſt abſurde Einwurf gegen den Futterbau, daß er zu vielen Duͤnger wegnehme, iſt in dieſem Falle gewiſſermaßen gegruͤn- det. Ferner faͤllt aber auch der andere Hauptvortheil: der Wechſel zwiſchen gruͤnen und koͤrnertragenden Ernten — dabei weg. Die Brache muß ungenutzt dabei liegen bleiben, oder der Acker verwildert. Nur in das weite Feld und in den allgemeinen Umlauf gebracht, koͤnnen gruͤne Ernten neben der chemiſchen Verbeſſerung des Bodens durch den Duͤnger auch die mechaniſche durch die Lok- kerung bewirken und die Reinheit deſſelben erhalten. Daher kann der Futterbau in beſondern Koppeln nur als ein ſehr mangel- haftes Huͤlfsmittel angeſehen werden, wodurch man in der Felder- und Koppel- wirthſchaft ſich einige Beihuͤlfe zur Viehfutterung verſchafft, welches aber bei der allgemeinen Stallfutterung im Großen durchaus zweckwidrig iſt. Eine ver- haͤltnißmaͤßig kleine Koppel mit ausdauernden Futterkraͤutern, Luzerne und Maͤhe- graͤſern beſaͤet, kann nahe beim Hofe auch der kompletten Stallfutterung zuwei- len ganz bequem ſeyn, um als Zwiſchenfutterung zu dienen. §. 392. Das zweite Syſtem des Futterbaues iſt das bei der Dreifelderwirthſchaft: ihn in und ſtatt der Brache zu nehmen. Wir haben bereits oben von dieſem, durch Schubart hauptſaͤchlich verbreiteten Syſteme, deſſen Moͤglichkeiten und deſ- ſen Schwierigkeiten geſprochen. Es wird hierdurch den Ackerbau kein Duͤnger entzo- gen, und der Klee giebt dem Acker vielmehr neue Kraͤfte, wenn er gut, dicht und rein ſteht. Allein dieſes kann man nur auf beſonders fruchtbarem und fuͤr ihn geeigne- tem

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/422>, abgerufen am 27.11.2024.