Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Koppelwirthschaft.
§. 341.

Wo es irgend möglich ist, macht man die nöthigen Abzugsgräben auch zuGräben und
Wege.

Gränzgräben der Koppeln. Ein Gleiches ist mit den Wegen der Fall, die man
gern mit Gräben einfaßt und in möglichst gerader Linie legt, um weniger Land
zu verlieren, und den kürzesten Weg von einem Punkte zum andern zu haben.
Da indessen zu jeder Koppel ein Weg führen muß, und man ihn ungern durch
eine andere Koppel hindurch legt, so werden zuweilen Umwege nothwendig.

§. 342.

Die Lage des Bauerfeldes macht, wo der Wirthschaftshof mit dem DorfeSchwierigkei-
ten, welche
das Bauerfeld
oft macht.

zusammenhängt, am meisten Schwierigkeit. In Mecklenburg, wo man noch un-
beschränkter Herr der Feldmark war, hat man die Dörfer häufig ausgebauet,
und ihnen ihre Felder da angewiesen, wo sie der Einrichtung des Hoffeldes nicht
entgegen waren. Wo der Gutsherr das Eigenthum der Bauerländerey verloren
hat, ohne daß eine den Ackerbau begünstigende Gesetzgebung das Zusammenlegen
und Austauschen der Ländereyen verstattet, muß man sich durch manche Schwie-
rigkeiten hindurchwinden.

§. 343.

Ist der Boden so abwechselnd verschieden, daß man ihn in einer Rota-
tion nicht zweckmäßig benutzen kann, so muß man mehrere Rotationen machen,
und in dem Falle ist doch mehr auf die Gleichheit des Bodens, als auf die
Oertlichkeit der Schläge zu sehn. Da kommen dann, so wie sich der Boden
ändert, die Koppeln verschiedener Rotationen untereinander zu liegen, und durch-
kreuzen sich oft sonderbar. Eine gute Einrichtung hier zu machen, erfordert am
meisten Ueberlegung, und man muß es bei der Weidewirthschaft wo möglich so
einrichten, daß die gränzenden Koppeln verschiedener Rotationen in denselben
Jahren zur Weide zu liegen kommen.

Ist der Boden eines Gutes häufig abwechselnd, und dabei von solcher Güte
und Kraft, daß er eine zweckmäßige, obgleich sehr complizirte Bewirthschaftung reich-
lich lohnen würde, so müssen seine Rotationen so vervielfältigt werden, daß man die
Wirthschaft kaum mehr in diese Kategorie bringen kann.


Die Koppelwirthſchaft.
§. 341.

Wo es irgend moͤglich iſt, macht man die noͤthigen Abzugsgraͤben auch zuGraͤben und
Wege.

Graͤnzgraͤben der Koppeln. Ein Gleiches iſt mit den Wegen der Fall, die man
gern mit Graͤben einfaßt und in moͤglichſt gerader Linie legt, um weniger Land
zu verlieren, und den kuͤrzeſten Weg von einem Punkte zum andern zu haben.
Da indeſſen zu jeder Koppel ein Weg fuͤhren muß, und man ihn ungern durch
eine andere Koppel hindurch legt, ſo werden zuweilen Umwege nothwendig.

§. 342.

Die Lage des Bauerfeldes macht, wo der Wirthſchaftshof mit dem DorfeSchwierigkei-
ten, welche
das Bauerfeld
oft macht.

zuſammenhaͤngt, am meiſten Schwierigkeit. In Mecklenburg, wo man noch un-
beſchraͤnkter Herr der Feldmark war, hat man die Doͤrfer haͤufig ausgebauet,
und ihnen ihre Felder da angewieſen, wo ſie der Einrichtung des Hoffeldes nicht
entgegen waren. Wo der Gutsherr das Eigenthum der Bauerlaͤnderey verloren
hat, ohne daß eine den Ackerbau beguͤnſtigende Geſetzgebung das Zuſammenlegen
und Austauſchen der Laͤndereyen verſtattet, muß man ſich durch manche Schwie-
rigkeiten hindurchwinden.

§. 343.

Iſt der Boden ſo abwechſelnd verſchieden, daß man ihn in einer Rota-
tion nicht zweckmaͤßig benutzen kann, ſo muß man mehrere Rotationen machen,
und in dem Falle iſt doch mehr auf die Gleichheit des Bodens, als auf die
Oertlichkeit der Schlaͤge zu ſehn. Da kommen dann, ſo wie ſich der Boden
aͤndert, die Koppeln verſchiedener Rotationen untereinander zu liegen, und durch-
kreuzen ſich oft ſonderbar. Eine gute Einrichtung hier zu machen, erfordert am
meiſten Ueberlegung, und man muß es bei der Weidewirthſchaft wo moͤglich ſo
einrichten, daß die graͤnzenden Koppeln verſchiedener Rotationen in denſelben
Jahren zur Weide zu liegen kommen.

Iſt der Boden eines Gutes haͤufig abwechſelnd, und dabei von ſolcher Guͤte
und Kraft, daß er eine zweckmaͤßige, obgleich ſehr complizirte Bewirthſchaftung reich-
lich lohnen wuͤrde, ſo muͤſſen ſeine Rotationen ſo vervielfaͤltigt werden, daß man die
Wirthſchaft kaum mehr in dieſe Kategorie bringen kann.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0371" n="325"/>
            <fw place="top" type="header">Die Koppelwirth&#x017F;chaft.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 341.</head><lb/>
              <p>Wo es irgend mo&#x0364;glich i&#x017F;t, macht man die no&#x0364;thigen Abzugsgra&#x0364;ben auch zu<note place="right">Gra&#x0364;ben und<lb/>
Wege.</note><lb/>
Gra&#x0364;nzgra&#x0364;ben der Koppeln. Ein Gleiches i&#x017F;t mit den Wegen der Fall, die man<lb/>
gern mit Gra&#x0364;ben einfaßt und in mo&#x0364;glich&#x017F;t gerader Linie legt, um weniger Land<lb/>
zu verlieren, und den ku&#x0364;rze&#x017F;ten Weg von einem Punkte zum andern zu haben.<lb/>
Da inde&#x017F;&#x017F;en zu jeder Koppel ein Weg fu&#x0364;hren muß, und man ihn ungern durch<lb/>
eine andere Koppel hindurch legt, &#x017F;o werden zuweilen Umwege nothwendig.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 342.</head><lb/>
              <p>Die Lage des Bauerfeldes macht, wo der Wirth&#x017F;chaftshof mit dem Dorfe<note place="right">Schwierigkei-<lb/>
ten, welche<lb/>
das Bauerfeld<lb/>
oft macht.</note><lb/>
zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngt, am mei&#x017F;ten Schwierigkeit. In <placeName>Mecklenburg</placeName>, wo man noch un-<lb/>
be&#x017F;chra&#x0364;nkter Herr der Feldmark war, hat man die Do&#x0364;rfer ha&#x0364;ufig ausgebauet,<lb/>
und ihnen ihre Felder da angewie&#x017F;en, wo &#x017F;ie der Einrichtung des Hoffeldes nicht<lb/>
entgegen waren. Wo der Gutsherr das Eigenthum der Bauerla&#x0364;nderey verloren<lb/>
hat, ohne daß eine den Ackerbau begu&#x0364;n&#x017F;tigende Ge&#x017F;etzgebung das Zu&#x017F;ammenlegen<lb/>
und Austau&#x017F;chen der La&#x0364;ndereyen ver&#x017F;tattet, muß man &#x017F;ich durch manche Schwie-<lb/>
rigkeiten hindurchwinden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 343.</head><lb/>
              <p>I&#x017F;t der Boden &#x017F;o abwech&#x017F;elnd ver&#x017F;chieden, daß man ihn in <hi rendition="#g">einer</hi> Rota-<lb/>
tion nicht zweckma&#x0364;ßig benutzen kann, &#x017F;o muß man mehrere Rotationen machen,<lb/>
und in dem Falle i&#x017F;t doch mehr auf die Gleichheit des Bodens, als auf die<lb/>
Oertlichkeit der Schla&#x0364;ge zu &#x017F;ehn. Da kommen dann, &#x017F;o wie &#x017F;ich der Boden<lb/>
a&#x0364;ndert, die Koppeln ver&#x017F;chiedener Rotationen untereinander zu liegen, und durch-<lb/>
kreuzen &#x017F;ich oft &#x017F;onderbar. Eine gute Einrichtung hier zu machen, erfordert am<lb/>
mei&#x017F;ten Ueberlegung, und man muß es bei der Weidewirth&#x017F;chaft wo mo&#x0364;glich &#x017F;o<lb/>
einrichten, daß die gra&#x0364;nzenden Koppeln ver&#x017F;chiedener Rotationen in den&#x017F;elben<lb/>
Jahren zur Weide zu liegen kommen.</p><lb/>
              <p>I&#x017F;t der Boden eines Gutes ha&#x0364;ufig abwech&#x017F;elnd, und dabei von &#x017F;olcher Gu&#x0364;te<lb/>
und Kraft, daß er eine zweckma&#x0364;ßige, obgleich &#x017F;ehr complizirte Bewirth&#x017F;chaftung reich-<lb/>
lich lohnen wu&#x0364;rde, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine Rotationen &#x017F;o vervielfa&#x0364;ltigt werden, daß man die<lb/>
Wirth&#x017F;chaft kaum mehr in die&#x017F;e Kategorie bringen kann.</p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0371] Die Koppelwirthſchaft. §. 341. Wo es irgend moͤglich iſt, macht man die noͤthigen Abzugsgraͤben auch zu Graͤnzgraͤben der Koppeln. Ein Gleiches iſt mit den Wegen der Fall, die man gern mit Graͤben einfaßt und in moͤglichſt gerader Linie legt, um weniger Land zu verlieren, und den kuͤrzeſten Weg von einem Punkte zum andern zu haben. Da indeſſen zu jeder Koppel ein Weg fuͤhren muß, und man ihn ungern durch eine andere Koppel hindurch legt, ſo werden zuweilen Umwege nothwendig. Graͤben und Wege. §. 342. Die Lage des Bauerfeldes macht, wo der Wirthſchaftshof mit dem Dorfe zuſammenhaͤngt, am meiſten Schwierigkeit. In Mecklenburg, wo man noch un- beſchraͤnkter Herr der Feldmark war, hat man die Doͤrfer haͤufig ausgebauet, und ihnen ihre Felder da angewieſen, wo ſie der Einrichtung des Hoffeldes nicht entgegen waren. Wo der Gutsherr das Eigenthum der Bauerlaͤnderey verloren hat, ohne daß eine den Ackerbau beguͤnſtigende Geſetzgebung das Zuſammenlegen und Austauſchen der Laͤndereyen verſtattet, muß man ſich durch manche Schwie- rigkeiten hindurchwinden. Schwierigkei- ten, welche das Bauerfeld oft macht. §. 343. Iſt der Boden ſo abwechſelnd verſchieden, daß man ihn in einer Rota- tion nicht zweckmaͤßig benutzen kann, ſo muß man mehrere Rotationen machen, und in dem Falle iſt doch mehr auf die Gleichheit des Bodens, als auf die Oertlichkeit der Schlaͤge zu ſehn. Da kommen dann, ſo wie ſich der Boden aͤndert, die Koppeln verſchiedener Rotationen untereinander zu liegen, und durch- kreuzen ſich oft ſonderbar. Eine gute Einrichtung hier zu machen, erfordert am meiſten Ueberlegung, und man muß es bei der Weidewirthſchaft wo moͤglich ſo einrichten, daß die graͤnzenden Koppeln verſchiedener Rotationen in denſelben Jahren zur Weide zu liegen kommen. Iſt der Boden eines Gutes haͤufig abwechſelnd, und dabei von ſolcher Guͤte und Kraft, daß er eine zweckmaͤßige, obgleich ſehr complizirte Bewirthſchaftung reich- lich lohnen wuͤrde, ſo muͤſſen ſeine Rotationen ſo vervielfaͤltigt werden, daß man die Wirthſchaft kaum mehr in dieſe Kategorie bringen kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/371
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/371>, abgerufen am 24.11.2024.