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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.

Der Acker ist erstlich unterschieden nach seiner natürlichen Kraft, und dieser
durch das Ertragskorn bestimmt, vom 6fältigen an bis 21/2fältigen herab. Dieser
Ertrag ist nach der in Mecklenburg üblichen starken Einsaat angegeben, und der
Boden, der hiernach zu 41/2fältigem Ertrag geschätzt wird, gehört daher schon zu
dem guten gewöhnlichen Boden; ein 6fältig zu schätzender zu den vorzüglichsten
und seltenen. Weil sich aber der Graswuchs nicht ganz nach dem Kornertrage rich-
tet, sondern auf feuchterm Boden von gleicher Kraft lebhafter hervo kommt, so
ist jede Klasse wieder in Hinsicht auf diesen Graswuchs in gut, mittel und
schlecht unterschieden.

Ferner hängt die Ergiebigkeit der Weide von der Zahl der Früchte ab, die der
Acker nach der Düngung getragen, und endlich kommt es auf das Jahr an, in
welchem der Acker zur Weide liegt. Die Weide ist nemlich im ersten Jahre der
Ruhe minder ergiebig, obwohl nach Verhältniß des Graswuchses kräftig, verbes-
sert sich im zweiten Jahre, erhält sich im dritten, nimmt aber im vierten und noch
mehr im fünften wieder ab.

Wir werden uns bei den Wirthschaftsberechnungen hauptsächlich der Mittel-
sätze in den mittlern Kolumnen bedienen. (Siehe die Tabelle.)

§. 289.

Nach dieser Tabelle werden sich dann auch andere als Dreeschweiden in Rück-
sicht ihres Bedarfs für das Vieh ausmitteln lassen. Wenn die Brache nicht umge
brochen bis zur Mitte des Julius zur Viehweide liegen bleibt, so kann solche nach
der Bodenart und der Tracht nach der Düngung zu 2/5 des ersten Dreeschweidejahrs
angenommen werden. Sie wird in der Regel durch Schafe benutzt, und man be-
rechnet zuweilen 2 Schafe auf 1 Morgen des Brachfeldes, wenn es bis spät im
Sommer unumgebrochen liegen bleibt. Ueber die Stoppelweide findet sich im drit-
ten Bande des Meierschen Werks über die Gemeinheitstheilung S. 33. auch eine
Tabelle nach dem verschiedenen Zeitraume, worin sie benutzt werden kann. Das
gewöhnliche ist wohl von der Mitte Augusts und durch den September und Okto-
ber. Hier wird angenommen, daß, wenn 3 Morgen des Bodens dreeschliegend
auf eine Kuhweide gehe, 36 Morgen Stoppel auf einen Kopf zu rechnen seyn, je-
doch unter der Voraussetzung, daß der ganze August diese Weide schon verstatte.
Es wird immer einen großen Unterschied machen, ob das Land seiner Natur nach

Erster Theil. N n
der Futterung und des Viehſtandes.

Der Acker iſt erſtlich unterſchieden nach ſeiner natuͤrlichen Kraft, und dieſer
durch das Ertragskorn beſtimmt, vom 6faͤltigen an bis 2½faͤltigen herab. Dieſer
Ertrag iſt nach der in Mecklenburg uͤblichen ſtarken Einſaat angegeben, und der
Boden, der hiernach zu 4½faͤltigem Ertrag geſchaͤtzt wird, gehoͤrt daher ſchon zu
dem guten gewoͤhnlichen Boden; ein 6faͤltig zu ſchaͤtzender zu den vorzuͤglichſten
und ſeltenen. Weil ſich aber der Graswuchs nicht ganz nach dem Kornertrage rich-
tet, ſondern auf feuchterm Boden von gleicher Kraft lebhafter hervo kommt, ſo
iſt jede Klaſſe wieder in Hinſicht auf dieſen Graswuchs in gut, mittel und
ſchlecht unterſchieden.

Ferner haͤngt die Ergiebigkeit der Weide von der Zahl der Fruͤchte ab, die der
Acker nach der Duͤngung getragen, und endlich kommt es auf das Jahr an, in
welchem der Acker zur Weide liegt. Die Weide iſt nemlich im erſten Jahre der
Ruhe minder ergiebig, obwohl nach Verhaͤltniß des Graswuchſes kraͤftig, verbeſ-
ſert ſich im zweiten Jahre, erhaͤlt ſich im dritten, nimmt aber im vierten und noch
mehr im fuͤnften wieder ab.

Wir werden uns bei den Wirthſchaftsberechnungen hauptſaͤchlich der Mittel-
ſaͤtze in den mittlern Kolumnen bedienen. (Siehe die Tabelle.)

§. 289.

Nach dieſer Tabelle werden ſich dann auch andere als Dreeſchweiden in Ruͤck-
ſicht ihres Bedarfs fuͤr das Vieh ausmitteln laſſen. Wenn die Brache nicht umge
brochen bis zur Mitte des Julius zur Viehweide liegen bleibt, ſo kann ſolche nach
der Bodenart und der Tracht nach der Duͤngung zu 2/5 des erſten Dreeſchweidejahrs
angenommen werden. Sie wird in der Regel durch Schafe benutzt, und man be-
rechnet zuweilen 2 Schafe auf 1 Morgen des Brachfeldes, wenn es bis ſpaͤt im
Sommer unumgebrochen liegen bleibt. Ueber die Stoppelweide findet ſich im drit-
ten Bande des Meierſchen Werks uͤber die Gemeinheitstheilung S. 33. auch eine
Tabelle nach dem verſchiedenen Zeitraume, worin ſie benutzt werden kann. Das
gewoͤhnliche iſt wohl von der Mitte Auguſts und durch den September und Okto-
ber. Hier wird angenommen, daß, wenn 3 Morgen des Bodens dreeſchliegend
auf eine Kuhweide gehe, 36 Morgen Stoppel auf einen Kopf zu rechnen ſeyn, je-
doch unter der Vorausſetzung, daß der ganze Auguſt dieſe Weide ſchon verſtatte.
Es wird immer einen großen Unterſchied machen, ob das Land ſeiner Natur nach

Erſter Theil. N n
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[281/0325] der Futterung und des Viehſtandes. Der Acker iſt erſtlich unterſchieden nach ſeiner natuͤrlichen Kraft, und dieſer durch das Ertragskorn beſtimmt, vom 6faͤltigen an bis 2½faͤltigen herab. Dieſer Ertrag iſt nach der in Mecklenburg uͤblichen ſtarken Einſaat angegeben, und der Boden, der hiernach zu 4½faͤltigem Ertrag geſchaͤtzt wird, gehoͤrt daher ſchon zu dem guten gewoͤhnlichen Boden; ein 6faͤltig zu ſchaͤtzender zu den vorzuͤglichſten und ſeltenen. Weil ſich aber der Graswuchs nicht ganz nach dem Kornertrage rich- tet, ſondern auf feuchterm Boden von gleicher Kraft lebhafter hervo kommt, ſo iſt jede Klaſſe wieder in Hinſicht auf dieſen Graswuchs in gut, mittel und ſchlecht unterſchieden. Ferner haͤngt die Ergiebigkeit der Weide von der Zahl der Fruͤchte ab, die der Acker nach der Duͤngung getragen, und endlich kommt es auf das Jahr an, in welchem der Acker zur Weide liegt. Die Weide iſt nemlich im erſten Jahre der Ruhe minder ergiebig, obwohl nach Verhaͤltniß des Graswuchſes kraͤftig, verbeſ- ſert ſich im zweiten Jahre, erhaͤlt ſich im dritten, nimmt aber im vierten und noch mehr im fuͤnften wieder ab. Wir werden uns bei den Wirthſchaftsberechnungen hauptſaͤchlich der Mittel- ſaͤtze in den mittlern Kolumnen bedienen. (Siehe die Tabelle.) §. 289. Nach dieſer Tabelle werden ſich dann auch andere als Dreeſchweiden in Ruͤck- ſicht ihres Bedarfs fuͤr das Vieh ausmitteln laſſen. Wenn die Brache nicht umge brochen bis zur Mitte des Julius zur Viehweide liegen bleibt, ſo kann ſolche nach der Bodenart und der Tracht nach der Duͤngung zu 2/5 des erſten Dreeſchweidejahrs angenommen werden. Sie wird in der Regel durch Schafe benutzt, und man be- rechnet zuweilen 2 Schafe auf 1 Morgen des Brachfeldes, wenn es bis ſpaͤt im Sommer unumgebrochen liegen bleibt. Ueber die Stoppelweide findet ſich im drit- ten Bande des Meierſchen Werks uͤber die Gemeinheitstheilung S. 33. auch eine Tabelle nach dem verſchiedenen Zeitraume, worin ſie benutzt werden kann. Das gewoͤhnliche iſt wohl von der Mitte Auguſts und durch den September und Okto- ber. Hier wird angenommen, daß, wenn 3 Morgen des Bodens dreeſchliegend auf eine Kuhweide gehe, 36 Morgen Stoppel auf einen Kopf zu rechnen ſeyn, je- doch unter der Vorausſetzung, daß der ganze Auguſt dieſe Weide ſchon verſtatte. Es wird immer einen großen Unterſchied machen, ob das Land ſeiner Natur nach Erſter Theil. N n

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/325>, abgerufen am 23.11.2024.