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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.

Günstiger oder ungünstiger Umstände wegen giebt freilich oft eine Frucht einen
größeren oder geringeren Ertrag, als sie nach dem Verhältnisse der im Boden be-
findlichen Kraft geben sollte. Insofern diese zufällig sind, kann im Allgemeinen
keine Rücksicht darauf genommen werden. Wo sie aber bei einem Ackersysteme in
der Regel sind, muß es geschehen. So zieht z. B. der Dreeschhafer, zumal der ein-
fährige, nicht so viel aus der noch unzergangenen Narbe, als er thun würde,
wenn er alle Nahrungstheile, die darin stecken, nach seiner Kraft anziehen könnte.
Um so viel weniger aber eine Frucht anzieht, um so viel erschöpft sie auch minder.

§. 267.

Die Fälle, wo der Landwirth den eigentlichen nährenden Dünger auf andereErzeugung
des Düngers
und Werth
desselben.

Weise als durch eigene Hervorbringung mittelst des Viehes erhalten kann, sind
so selten, daß sie bei dieser Berechnung der Oekonomie im Allgemeinen kaum in
Betracht kommen können.

Weil indessen von diesen Fällen, die nur in der Nachbarschaft der Städte
eintreten können, so häufig die Rede ist, und der Werth des Düngers so oft nach
dem Preise, wozu man ihn hier bezahlt, geschätzt wird, so verweilen wir hier
etwas dabei.

Der Preis des Düngers in den Städten richtet sich nach dem Verhältniß,
worin die Bevölkerung, der Viehstand und die Dünger erzeugenden Gewerbe
gegen die Garten- und Feldkultur, die um die Stadt betrieben wird, stehen.
An manchen Orten, wo letztere stark getrieben wird, und wo auch viele Handels-
gewächse, besonders die Cichorien, gebauet werden, wird schon ein vierspänniges
Fuder mit drei und mehrern Thalern auf der Stelle bezahlt, und dennoch steht das
um die Stadt liegende Land in so hohem Pachtpreise, daß die Anbauer nicht wür-
den bestehen können, wenn dieser Mist, im Verhältniß seines wirklichen Werths,
nicht immer noch wohlfeil wäre. An andern Orten, wo die Acker- und Garten-
kultur bisher noch zurückstand, kauft man ihn wohlfeiler. Indessen kommt er
bei genauer Berechnung der Fuhrkosten und des bei allen städtischen Fuhren fast
unvermeidlichen Verlustes höher zu stehen, als man bei dem ersten Anblicke
glaubt. Bei der möglichst besten Organisation einer großen Düngerausfuhr aus
einer großen Stadt nach einer vom Thore 1/3 Meile entfernten Wirthschaft kostet
das vierspännige Fuder im Durchschnitt 2 Rthlr., ungeachtet der größere Theil.

Erster Theil. J i
der Futterung und des Viehſtandes.

Guͤnſtiger oder unguͤnſtiger Umſtaͤnde wegen giebt freilich oft eine Frucht einen
groͤßeren oder geringeren Ertrag, als ſie nach dem Verhaͤltniſſe der im Boden be-
findlichen Kraft geben ſollte. Inſofern dieſe zufaͤllig ſind, kann im Allgemeinen
keine Ruͤckſicht darauf genommen werden. Wo ſie aber bei einem Ackerſyſteme in
der Regel ſind, muß es geſchehen. So zieht z. B. der Dreeſchhafer, zumal der ein-
faͤhrige, nicht ſo viel aus der noch unzergangenen Narbe, als er thun wuͤrde,
wenn er alle Nahrungstheile, die darin ſtecken, nach ſeiner Kraft anziehen koͤnnte.
Um ſo viel weniger aber eine Frucht anzieht, um ſo viel erſchoͤpft ſie auch minder.

§. 267.

Die Faͤlle, wo der Landwirth den eigentlichen naͤhrenden Duͤnger auf andereErzeugung
des Duͤngers
und Werth
deſſelben.

Weiſe als durch eigene Hervorbringung mittelſt des Viehes erhalten kann, ſind
ſo ſelten, daß ſie bei dieſer Berechnung der Oekonomie im Allgemeinen kaum in
Betracht kommen koͤnnen.

Weil indeſſen von dieſen Faͤllen, die nur in der Nachbarſchaft der Staͤdte
eintreten koͤnnen, ſo haͤufig die Rede iſt, und der Werth des Duͤngers ſo oft nach
dem Preiſe, wozu man ihn hier bezahlt, geſchaͤtzt wird, ſo verweilen wir hier
etwas dabei.

Der Preis des Duͤngers in den Staͤdten richtet ſich nach dem Verhaͤltniß,
worin die Bevoͤlkerung, der Viehſtand und die Duͤnger erzeugenden Gewerbe
gegen die Garten- und Feldkultur, die um die Stadt betrieben wird, ſtehen.
An manchen Orten, wo letztere ſtark getrieben wird, und wo auch viele Handels-
gewaͤchſe, beſonders die Cichorien, gebauet werden, wird ſchon ein vierſpaͤnniges
Fuder mit drei und mehrern Thalern auf der Stelle bezahlt, und dennoch ſteht das
um die Stadt liegende Land in ſo hohem Pachtpreiſe, daß die Anbauer nicht wuͤr-
den beſtehen koͤnnen, wenn dieſer Miſt, im Verhaͤltniß ſeines wirklichen Werths,
nicht immer noch wohlfeil waͤre. An andern Orten, wo die Acker- und Garten-
kultur bisher noch zuruͤckſtand, kauft man ihn wohlfeiler. Indeſſen kommt er
bei genauer Berechnung der Fuhrkoſten und des bei allen ſtaͤdtiſchen Fuhren faſt
unvermeidlichen Verluſtes hoͤher zu ſtehen, als man bei dem erſten Anblicke
glaubt. Bei der moͤglichſt beſten Organiſation einer großen Duͤngerausfuhr aus
einer großen Stadt nach einer vom Thore ⅓ Meile entfernten Wirthſchaft koſtet
das vierſpaͤnnige Fuder im Durchſchnitt 2 Rthlr., ungeachtet der groͤßere Theil.

Erſter Theil. J i
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[249/0293] der Futterung und des Viehſtandes. Guͤnſtiger oder unguͤnſtiger Umſtaͤnde wegen giebt freilich oft eine Frucht einen groͤßeren oder geringeren Ertrag, als ſie nach dem Verhaͤltniſſe der im Boden be- findlichen Kraft geben ſollte. Inſofern dieſe zufaͤllig ſind, kann im Allgemeinen keine Ruͤckſicht darauf genommen werden. Wo ſie aber bei einem Ackerſyſteme in der Regel ſind, muß es geſchehen. So zieht z. B. der Dreeſchhafer, zumal der ein- faͤhrige, nicht ſo viel aus der noch unzergangenen Narbe, als er thun wuͤrde, wenn er alle Nahrungstheile, die darin ſtecken, nach ſeiner Kraft anziehen koͤnnte. Um ſo viel weniger aber eine Frucht anzieht, um ſo viel erſchoͤpft ſie auch minder. §. 267. Die Faͤlle, wo der Landwirth den eigentlichen naͤhrenden Duͤnger auf andere Weiſe als durch eigene Hervorbringung mittelſt des Viehes erhalten kann, ſind ſo ſelten, daß ſie bei dieſer Berechnung der Oekonomie im Allgemeinen kaum in Betracht kommen koͤnnen. Erzeugung des Duͤngers und Werth deſſelben. Weil indeſſen von dieſen Faͤllen, die nur in der Nachbarſchaft der Staͤdte eintreten koͤnnen, ſo haͤufig die Rede iſt, und der Werth des Duͤngers ſo oft nach dem Preiſe, wozu man ihn hier bezahlt, geſchaͤtzt wird, ſo verweilen wir hier etwas dabei. Der Preis des Duͤngers in den Staͤdten richtet ſich nach dem Verhaͤltniß, worin die Bevoͤlkerung, der Viehſtand und die Duͤnger erzeugenden Gewerbe gegen die Garten- und Feldkultur, die um die Stadt betrieben wird, ſtehen. An manchen Orten, wo letztere ſtark getrieben wird, und wo auch viele Handels- gewaͤchſe, beſonders die Cichorien, gebauet werden, wird ſchon ein vierſpaͤnniges Fuder mit drei und mehrern Thalern auf der Stelle bezahlt, und dennoch ſteht das um die Stadt liegende Land in ſo hohem Pachtpreiſe, daß die Anbauer nicht wuͤr- den beſtehen koͤnnen, wenn dieſer Miſt, im Verhaͤltniß ſeines wirklichen Werths, nicht immer noch wohlfeil waͤre. An andern Orten, wo die Acker- und Garten- kultur bisher noch zuruͤckſtand, kauft man ihn wohlfeiler. Indeſſen kommt er bei genauer Berechnung der Fuhrkoſten und des bei allen ſtaͤdtiſchen Fuhren faſt unvermeidlichen Verluſtes hoͤher zu ſtehen, als man bei dem erſten Anblicke glaubt. Bei der moͤglichſt beſten Organiſation einer großen Duͤngerausfuhr aus einer großen Stadt nach einer vom Thore ⅓ Meile entfernten Wirthſchaft koſtet das vierſpaͤnnige Fuder im Durchſchnitt 2 Rthlr., ungeachtet der groͤßere Theil. Erſter Theil. J i

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/293>, abgerufen am 21.11.2024.