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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Verhältniß des Düngung,
§. 255.

Erschöpfende
Kraft anderer
Früchte.
Dieses Ertrags- und Erschöpfungsverhältniß läßt sich bis jetzt nur bei jenen
gebräuchlichern Getreidearten mit ziemlicher Bestimmtheit festsetzen. In Ansehung
der übrigen Feldfrüchte bleibt die Sache noch ungewisser, und es macht ohne Zwei-
fel einen großen Unterschied, ob sie öfter wiederkommen oder nur selten als Zwi-
schenfrüchte zwischen dem Getreide gebauet werden. Hierüber kann erst ausführ-
licher bei der Lehre vom Fruchtwechsel geredet werden. Hier nur so viel, man
hat die Hülsenfrüchte, Erbsen, Bohnen, Wicken, von jeher als verbessernde
Früchte angesehen, und diese Eigenschaft aus dem bebrütenden Schatten, aus der
Lockerung und Lufteinziehung des Bodens unter denselben, auch aus der dem Acker
hinterlassenen starken Stoppel und Wurzel erklärt. Manche haben sie daher der
reinen Brache gleich gesetzt, unter der Bedingung jedoch, daß sie nicht zu häufig
auf demselben Platze wiederkämen, und daß sie -- was nur auf einen noch in
Kraft stehenden Acker zu bewirken ist -- gut und gedrungen ständen. Sie der
reinen Brache, -- der eine wirkliche Vermehrung der nährenden Kraft des Bo-
dens beizumessen ist, -- gleich zu setzen, ist der Theorie und Erfahrung nach zu
viel. Jedoch kann man annehmen, daß sie als Zwischenfrüchte dem Boden eben
so viel wiedergeben, als sie ihn in Hinsicht der für die Getreidefrüchte nöthige
Nahrung entziehen, indem sie wirklich ein ganz verschiedenes quantitatives Ver-
hältniß der nährenden Stoffe gebrauchen, als die eigentlichen Getreidearten. Je-
doch würden sie den Boden ohne Zweifel mehr erschöpfen, wenn man sie nach ein-
ander darauf bauen wollte.

Ueber andere Früchte sind die Meinungen nach oberflächlichen Beobachtun-
gen in Ansehung jener erschöpfenden Kraft noch mehr getheilt. Den Kartoffeln
messen einige eine starke Aussaugung bei, welche sich durch das Mißrathen des
Wintergetreides nach denselben äußere. Jedoch thun dies nur diejenigen, die
unmittelbar nach denselben Wintergetreide säen, für welches sie den Acker aller-
dings in einem ungünstigen Zustande zurücklassen. Dagegen bemerken wir an-
dern, die nach denselben Sömmerung bauen, weder in dieser, noch in denen
unserer Rotation gemäß folgenden Früchten, selbst kaum im Wintergetreide, wel-
ches im vierten Jahre nach den Kartoffeln kommt, einen Abschlag gegen das Win-
tergetreide in der reinen Brache. Nach verschiedenen neuern Erfahrungen haben

Verhaͤltniß des Duͤngung,
§. 255.

Erſchoͤpfende
Kraft anderer
Fruͤchte.
Dieſes Ertrags- und Erſchoͤpfungsverhaͤltniß laͤßt ſich bis jetzt nur bei jenen
gebraͤuchlichern Getreidearten mit ziemlicher Beſtimmtheit feſtſetzen. In Anſehung
der uͤbrigen Feldfruͤchte bleibt die Sache noch ungewiſſer, und es macht ohne Zwei-
fel einen großen Unterſchied, ob ſie oͤfter wiederkommen oder nur ſelten als Zwi-
ſchenfruͤchte zwiſchen dem Getreide gebauet werden. Hieruͤber kann erſt ausfuͤhr-
licher bei der Lehre vom Fruchtwechſel geredet werden. Hier nur ſo viel, man
hat die Huͤlſenfruͤchte, Erbſen, Bohnen, Wicken, von jeher als verbeſſernde
Fruͤchte angeſehen, und dieſe Eigenſchaft aus dem bebruͤtenden Schatten, aus der
Lockerung und Lufteinziehung des Bodens unter denſelben, auch aus der dem Acker
hinterlaſſenen ſtarken Stoppel und Wurzel erklaͤrt. Manche haben ſie daher der
reinen Brache gleich geſetzt, unter der Bedingung jedoch, daß ſie nicht zu haͤufig
auf demſelben Platze wiederkaͤmen, und daß ſie — was nur auf einen noch in
Kraft ſtehenden Acker zu bewirken iſt — gut und gedrungen ſtaͤnden. Sie der
reinen Brache, — der eine wirkliche Vermehrung der naͤhrenden Kraft des Bo-
dens beizumeſſen iſt, — gleich zu ſetzen, iſt der Theorie und Erfahrung nach zu
viel. Jedoch kann man annehmen, daß ſie als Zwiſchenfruͤchte dem Boden eben
ſo viel wiedergeben, als ſie ihn in Hinſicht der fuͤr die Getreidefruͤchte noͤthige
Nahrung entziehen, indem ſie wirklich ein ganz verſchiedenes quantitatives Ver-
haͤltniß der naͤhrenden Stoffe gebrauchen, als die eigentlichen Getreidearten. Je-
doch wuͤrden ſie den Boden ohne Zweifel mehr erſchoͤpfen, wenn man ſie nach ein-
ander darauf bauen wollte.

Ueber andere Fruͤchte ſind die Meinungen nach oberflaͤchlichen Beobachtun-
gen in Anſehung jener erſchoͤpfenden Kraft noch mehr getheilt. Den Kartoffeln
meſſen einige eine ſtarke Ausſaugung bei, welche ſich durch das Mißrathen des
Wintergetreides nach denſelben aͤußere. Jedoch thun dies nur diejenigen, die
unmittelbar nach denſelben Wintergetreide ſaͤen, fuͤr welches ſie den Acker aller-
dings in einem unguͤnſtigen Zuſtande zuruͤcklaſſen. Dagegen bemerken wir an-
dern, die nach denſelben Soͤmmerung bauen, weder in dieſer, noch in denen
unſerer Rotation gemaͤß folgenden Fruͤchten, ſelbſt kaum im Wintergetreide, wel-
ches im vierten Jahre nach den Kartoffeln kommt, einen Abſchlag gegen das Win-
tergetreide in der reinen Brache. Nach verſchiedenen neuern Erfahrungen haben

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[238/0282] Verhaͤltniß des Duͤngung, §. 255. Dieſes Ertrags- und Erſchoͤpfungsverhaͤltniß laͤßt ſich bis jetzt nur bei jenen gebraͤuchlichern Getreidearten mit ziemlicher Beſtimmtheit feſtſetzen. In Anſehung der uͤbrigen Feldfruͤchte bleibt die Sache noch ungewiſſer, und es macht ohne Zwei- fel einen großen Unterſchied, ob ſie oͤfter wiederkommen oder nur ſelten als Zwi- ſchenfruͤchte zwiſchen dem Getreide gebauet werden. Hieruͤber kann erſt ausfuͤhr- licher bei der Lehre vom Fruchtwechſel geredet werden. Hier nur ſo viel, man hat die Huͤlſenfruͤchte, Erbſen, Bohnen, Wicken, von jeher als verbeſſernde Fruͤchte angeſehen, und dieſe Eigenſchaft aus dem bebruͤtenden Schatten, aus der Lockerung und Lufteinziehung des Bodens unter denſelben, auch aus der dem Acker hinterlaſſenen ſtarken Stoppel und Wurzel erklaͤrt. Manche haben ſie daher der reinen Brache gleich geſetzt, unter der Bedingung jedoch, daß ſie nicht zu haͤufig auf demſelben Platze wiederkaͤmen, und daß ſie — was nur auf einen noch in Kraft ſtehenden Acker zu bewirken iſt — gut und gedrungen ſtaͤnden. Sie der reinen Brache, — der eine wirkliche Vermehrung der naͤhrenden Kraft des Bo- dens beizumeſſen iſt, — gleich zu ſetzen, iſt der Theorie und Erfahrung nach zu viel. Jedoch kann man annehmen, daß ſie als Zwiſchenfruͤchte dem Boden eben ſo viel wiedergeben, als ſie ihn in Hinſicht der fuͤr die Getreidefruͤchte noͤthige Nahrung entziehen, indem ſie wirklich ein ganz verſchiedenes quantitatives Ver- haͤltniß der naͤhrenden Stoffe gebrauchen, als die eigentlichen Getreidearten. Je- doch wuͤrden ſie den Boden ohne Zweifel mehr erſchoͤpfen, wenn man ſie nach ein- ander darauf bauen wollte. Erſchoͤpfende Kraft anderer Fruͤchte. Ueber andere Fruͤchte ſind die Meinungen nach oberflaͤchlichen Beobachtun- gen in Anſehung jener erſchoͤpfenden Kraft noch mehr getheilt. Den Kartoffeln meſſen einige eine ſtarke Ausſaugung bei, welche ſich durch das Mißrathen des Wintergetreides nach denſelben aͤußere. Jedoch thun dies nur diejenigen, die unmittelbar nach denſelben Wintergetreide ſaͤen, fuͤr welches ſie den Acker aller- dings in einem unguͤnſtigen Zuſtande zuruͤcklaſſen. Dagegen bemerken wir an- dern, die nach denſelben Soͤmmerung bauen, weder in dieſer, noch in denen unſerer Rotation gemaͤß folgenden Fruͤchten, ſelbſt kaum im Wintergetreide, wel- ches im vierten Jahre nach den Kartoffeln kommt, einen Abſchlag gegen das Win- tergetreide in der reinen Brache. Nach verſchiedenen neuern Erfahrungen haben

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/282>, abgerufen am 25.11.2024.