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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Arbeit des Gespanns.
jedoch in den kurzen Wintertagen die Arbeitszeit überhaupt kurz ist, so kann man die
Wechselgespanne trennen und sie ganz durcharbeiten lassen.

§. 166.

Es ist ein sehr gewöhnliches aber gewiß sehr unrichtiges Vorurtheil, daß manWinterarbeit
der Ochsen.

die Ochsen im Winter nicht gebrauchen, sondern sie ganz ruhen lassen müsse, dabei
aber nur sehr schlecht futtern dürfe. Es fallen in einer wohleingerichteten Wirthschaft
auch im Winter, wenn die Wege leidlich sind, Arbeiten genug vor, die mit Ochsen
gut verrichtet werden können. Der Ochse ist keinesweges empfindlicher gegen die
Kälte, wie das Pferd, vielmehr im Winter, wenn er gut gefüttert worden, sehr
munter. Gegen das Ausgleiten auf dem Froste können sie durch einen leichten Be-
schlag geschützt werden. Der mäßig fortarbeitende Ochse wird bei guter Futterung
gelenkiger und thätiger bleiben, als wenn er den ganzen Winter hindurch kein Bein
gerühret hat.

Indessen fallen doch mehrere Tage, wo sie wegen des Regens und der schlechten
Wege nicht arbeiten können, bei den Ochsen aus, als bei den Pferden, und wenn
man bei großer Thätigkeit für die letztern 300 Arbeitstage im Jahre annimmt (wobei
man jedoch auf zwölf Pferde ein überzähliges haben muß), so kann man auf die Och-
sen im Wechsel nur 250 annehmen.

Aus diesen Datis und der nachfolgenden Berechnung der Kosten der Pferde und
Ochsen wird man in jedem gegebenen Falle leicht ausmitteln können, ob mehr Pferde
oder Ochsen, oder nur eins von beiden zu halten rathsamer sey.

§. 167.

In Ansehung der Ackerpferde haben manche Landwirthe den Grundsatz, beimAuswahl und
Anschaffung
der Pferde.

Einkauf derselben nur auf Wohlfeilheit zu sehen, und sich nicht darum zu kümmern,
wenn sie bald unbrauchbar werden. Man verliere, sagen sie, durch die jährliche
Abnutzung und das Altern der Pferde doch immer, und um so mehr, je besser und
theurer sie seyn. Beim häufigen Kauf und Verkauf schlechter Pferde könne man
kaum so viel verlieren, man erspare das größere Kapital, und leide weniger bei Un-
glücksfällen. Sie kaufen daher gern Pferde, die abgetrieben und zu ihrem vorherigen
Gebrauch nicht mehr tüchtig sind, den Pflug und die Egge aber noch wohl ziehen
können, und berufen sich auf Fälle, wo solche Thiere bei langsamerer Arbeit und gu-
tem Futter sich wieder erholt haben, und dann zu einem höheren Preise, als sie koste-

Arbeit des Geſpanns.
jedoch in den kurzen Wintertagen die Arbeitszeit uͤberhaupt kurz iſt, ſo kann man die
Wechſelgeſpanne trennen und ſie ganz durcharbeiten laſſen.

§. 166.

Es iſt ein ſehr gewoͤhnliches aber gewiß ſehr unrichtiges Vorurtheil, daß manWinterarbeit
der Ochſen.

die Ochſen im Winter nicht gebrauchen, ſondern ſie ganz ruhen laſſen muͤſſe, dabei
aber nur ſehr ſchlecht futtern duͤrfe. Es fallen in einer wohleingerichteten Wirthſchaft
auch im Winter, wenn die Wege leidlich ſind, Arbeiten genug vor, die mit Ochſen
gut verrichtet werden koͤnnen. Der Ochſe iſt keinesweges empfindlicher gegen die
Kaͤlte, wie das Pferd, vielmehr im Winter, wenn er gut gefuͤttert worden, ſehr
munter. Gegen das Ausgleiten auf dem Froſte koͤnnen ſie durch einen leichten Be-
ſchlag geſchuͤtzt werden. Der maͤßig fortarbeitende Ochſe wird bei guter Futterung
gelenkiger und thaͤtiger bleiben, als wenn er den ganzen Winter hindurch kein Bein
geruͤhret hat.

Indeſſen fallen doch mehrere Tage, wo ſie wegen des Regens und der ſchlechten
Wege nicht arbeiten koͤnnen, bei den Ochſen aus, als bei den Pferden, und wenn
man bei großer Thaͤtigkeit fuͤr die letztern 300 Arbeitstage im Jahre annimmt (wobei
man jedoch auf zwoͤlf Pferde ein uͤberzaͤhliges haben muß), ſo kann man auf die Och-
ſen im Wechſel nur 250 annehmen.

Aus dieſen Datis und der nachfolgenden Berechnung der Koſten der Pferde und
Ochſen wird man in jedem gegebenen Falle leicht ausmitteln koͤnnen, ob mehr Pferde
oder Ochſen, oder nur eins von beiden zu halten rathſamer ſey.

§. 167.

In Anſehung der Ackerpferde haben manche Landwirthe den Grundſatz, beimAuswahl und
Anſchaffung
der Pferde.

Einkauf derſelben nur auf Wohlfeilheit zu ſehen, und ſich nicht darum zu kuͤmmern,
wenn ſie bald unbrauchbar werden. Man verliere, ſagen ſie, durch die jaͤhrliche
Abnutzung und das Altern der Pferde doch immer, und um ſo mehr, je beſſer und
theurer ſie ſeyn. Beim haͤufigen Kauf und Verkauf ſchlechter Pferde koͤnne man
kaum ſo viel verlieren, man erſpare das groͤßere Kapital, und leide weniger bei Un-
gluͤcksfaͤllen. Sie kaufen daher gern Pferde, die abgetrieben und zu ihrem vorherigen
Gebrauch nicht mehr tuͤchtig ſind, den Pflug und die Egge aber noch wohl ziehen
koͤnnen, und berufen ſich auf Faͤlle, wo ſolche Thiere bei langſamerer Arbeit und gu-
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[117/0147] Arbeit des Geſpanns. jedoch in den kurzen Wintertagen die Arbeitszeit uͤberhaupt kurz iſt, ſo kann man die Wechſelgeſpanne trennen und ſie ganz durcharbeiten laſſen. §. 166. Es iſt ein ſehr gewoͤhnliches aber gewiß ſehr unrichtiges Vorurtheil, daß man die Ochſen im Winter nicht gebrauchen, ſondern ſie ganz ruhen laſſen muͤſſe, dabei aber nur ſehr ſchlecht futtern duͤrfe. Es fallen in einer wohleingerichteten Wirthſchaft auch im Winter, wenn die Wege leidlich ſind, Arbeiten genug vor, die mit Ochſen gut verrichtet werden koͤnnen. Der Ochſe iſt keinesweges empfindlicher gegen die Kaͤlte, wie das Pferd, vielmehr im Winter, wenn er gut gefuͤttert worden, ſehr munter. Gegen das Ausgleiten auf dem Froſte koͤnnen ſie durch einen leichten Be- ſchlag geſchuͤtzt werden. Der maͤßig fortarbeitende Ochſe wird bei guter Futterung gelenkiger und thaͤtiger bleiben, als wenn er den ganzen Winter hindurch kein Bein geruͤhret hat. Winterarbeit der Ochſen. Indeſſen fallen doch mehrere Tage, wo ſie wegen des Regens und der ſchlechten Wege nicht arbeiten koͤnnen, bei den Ochſen aus, als bei den Pferden, und wenn man bei großer Thaͤtigkeit fuͤr die letztern 300 Arbeitstage im Jahre annimmt (wobei man jedoch auf zwoͤlf Pferde ein uͤberzaͤhliges haben muß), ſo kann man auf die Och- ſen im Wechſel nur 250 annehmen. Aus dieſen Datis und der nachfolgenden Berechnung der Koſten der Pferde und Ochſen wird man in jedem gegebenen Falle leicht ausmitteln koͤnnen, ob mehr Pferde oder Ochſen, oder nur eins von beiden zu halten rathſamer ſey. §. 167. In Anſehung der Ackerpferde haben manche Landwirthe den Grundſatz, beim Einkauf derſelben nur auf Wohlfeilheit zu ſehen, und ſich nicht darum zu kuͤmmern, wenn ſie bald unbrauchbar werden. Man verliere, ſagen ſie, durch die jaͤhrliche Abnutzung und das Altern der Pferde doch immer, und um ſo mehr, je beſſer und theurer ſie ſeyn. Beim haͤufigen Kauf und Verkauf ſchlechter Pferde koͤnne man kaum ſo viel verlieren, man erſpare das groͤßere Kapital, und leide weniger bei Un- gluͤcksfaͤllen. Sie kaufen daher gern Pferde, die abgetrieben und zu ihrem vorherigen Gebrauch nicht mehr tuͤchtig ſind, den Pflug und die Egge aber noch wohl ziehen koͤnnen, und berufen ſich auf Faͤlle, wo ſolche Thiere bei langſamerer Arbeit und gu- tem Futter ſich wieder erholt haben, und dann zu einem hoͤheren Preiſe, als ſie koſte- Auswahl und Anſchaffung der Pferde.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/147>, abgerufen am 21.11.2024.