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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Arbeit im Allgemeinen.
und Kräfte übrig lassen. Darnach wird man dann voraus berechnen können, ob
vielleicht mehrere arbeitende Kräfte mit Vortheil herbeizuschaffen sind, oder ob
man, wenn dieses nicht thunlich ist, einige Verrichtungen und welche, unter-
lassen müsse.

Arbeit des Gespanns.
Pferde und Ochsen.
§. 160.

Da die Zahl und die Art der zu haltenden Leute sich größtentheils nach dem
Gespanne richten muß, so werden zuvörderst die Verhältnisse des letztern auszu-
mitteln seyn.

Das Gespann besteht in der Regel aus Pferden und Ochsen. Der Gebrauch
der Esel und Maulthiere kömmt zu selten vor, um deren hier zu erwähnen. Die
Anspannung der Kühe findet zwar in einigen Gegenden in kleinen Wirthschaften
Statt, wo sie nicht unzweckmäßig zu seyn scheint, hat auch wohl als Nothhülfe
zuweilen angewandt werden müssen, ist indessen im Ganzen außer der Regel.

§. 161.

Ueber den Vorzug der Pferde oder Ochsen ist oft und lange Streit geführtStreit über
den Vorzug
der Pferde
oder der
Ochsen.

worden, aber mit zu einseitiger Ansicht von beiden Theilen und zuweilen mit zu
großer Animosität, weshalb er dann auch nicht beigelegt und die Sache zu einem
sichern Resultat gebracht werden konnte.

§. 162.

Einen unverkennbaren Vorzug haben die Pferde in folgenden Stücken:Vortheile der
Pferde.

Sie passen sich zu aller und jeder landwirthschaftlichen Arbeit auf allen We-
gen und bei jeder Witterung. Man hat daher, wo lauter Pferde gehalten wer-
den, nicht nöthig, die Arbeiten für sie auszuwählen, sondern man braucht sein
ganzes Gespann zu jedem vorfallenden Geschäfte, und läßt keinen Theil dessel-
ben stillstehn.

Sie verrichten jede Arbeit schneller, und sind zugleich dabei ausdauernd.
Man kann daher nicht nur die Arbeiten in derselben Zeit geschwinder mit ihnen

Erster Theil. P

Die Arbeit im Allgemeinen.
und Kraͤfte uͤbrig laſſen. Darnach wird man dann voraus berechnen koͤnnen, ob
vielleicht mehrere arbeitende Kraͤfte mit Vortheil herbeizuſchaffen ſind, oder ob
man, wenn dieſes nicht thunlich iſt, einige Verrichtungen und welche, unter-
laſſen muͤſſe.

Arbeit des Geſpanns.
Pferde und Ochſen.
§. 160.

Da die Zahl und die Art der zu haltenden Leute ſich groͤßtentheils nach dem
Geſpanne richten muß, ſo werden zuvoͤrderſt die Verhaͤltniſſe des letztern auszu-
mitteln ſeyn.

Das Geſpann beſteht in der Regel aus Pferden und Ochſen. Der Gebrauch
der Eſel und Maulthiere koͤmmt zu ſelten vor, um deren hier zu erwaͤhnen. Die
Anſpannung der Kuͤhe findet zwar in einigen Gegenden in kleinen Wirthſchaften
Statt, wo ſie nicht unzweckmaͤßig zu ſeyn ſcheint, hat auch wohl als Nothhuͤlfe
zuweilen angewandt werden muͤſſen, iſt indeſſen im Ganzen außer der Regel.

§. 161.

Ueber den Vorzug der Pferde oder Ochſen iſt oft und lange Streit gefuͤhrtStreit uͤber
den Vorzug
der Pferde
oder der
Ochſen.

worden, aber mit zu einſeitiger Anſicht von beiden Theilen und zuweilen mit zu
großer Animoſitaͤt, weshalb er dann auch nicht beigelegt und die Sache zu einem
ſichern Reſultat gebracht werden konnte.

§. 162.

Einen unverkennbaren Vorzug haben die Pferde in folgenden Stuͤcken:Vortheile der
Pferde.

Sie paſſen ſich zu aller und jeder landwirthſchaftlichen Arbeit auf allen We-
gen und bei jeder Witterung. Man hat daher, wo lauter Pferde gehalten wer-
den, nicht noͤthig, die Arbeiten fuͤr ſie auszuwaͤhlen, ſondern man braucht ſein
ganzes Geſpann zu jedem vorfallenden Geſchaͤfte, und laͤßt keinen Theil deſſel-
ben ſtillſtehn.

Sie verrichten jede Arbeit ſchneller, und ſind zugleich dabei ausdauernd.
Man kann daher nicht nur die Arbeiten in derſelben Zeit geſchwinder mit ihnen

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[113/0143] Die Arbeit im Allgemeinen. und Kraͤfte uͤbrig laſſen. Darnach wird man dann voraus berechnen koͤnnen, ob vielleicht mehrere arbeitende Kraͤfte mit Vortheil herbeizuſchaffen ſind, oder ob man, wenn dieſes nicht thunlich iſt, einige Verrichtungen und welche, unter- laſſen muͤſſe. Arbeit des Geſpanns. Pferde und Ochſen. §. 160. Da die Zahl und die Art der zu haltenden Leute ſich groͤßtentheils nach dem Geſpanne richten muß, ſo werden zuvoͤrderſt die Verhaͤltniſſe des letztern auszu- mitteln ſeyn. Das Geſpann beſteht in der Regel aus Pferden und Ochſen. Der Gebrauch der Eſel und Maulthiere koͤmmt zu ſelten vor, um deren hier zu erwaͤhnen. Die Anſpannung der Kuͤhe findet zwar in einigen Gegenden in kleinen Wirthſchaften Statt, wo ſie nicht unzweckmaͤßig zu ſeyn ſcheint, hat auch wohl als Nothhuͤlfe zuweilen angewandt werden muͤſſen, iſt indeſſen im Ganzen außer der Regel. §. 161. Ueber den Vorzug der Pferde oder Ochſen iſt oft und lange Streit gefuͤhrt worden, aber mit zu einſeitiger Anſicht von beiden Theilen und zuweilen mit zu großer Animoſitaͤt, weshalb er dann auch nicht beigelegt und die Sache zu einem ſichern Reſultat gebracht werden konnte. Streit uͤber den Vorzug der Pferde oder der Ochſen. §. 162. Einen unverkennbaren Vorzug haben die Pferde in folgenden Stuͤcken: Vortheile der Pferde. Sie paſſen ſich zu aller und jeder landwirthſchaftlichen Arbeit auf allen We- gen und bei jeder Witterung. Man hat daher, wo lauter Pferde gehalten wer- den, nicht noͤthig, die Arbeiten fuͤr ſie auszuwaͤhlen, ſondern man braucht ſein ganzes Geſpann zu jedem vorfallenden Geſchaͤfte, und laͤßt keinen Theil deſſel- ben ſtillſtehn. Sie verrichten jede Arbeit ſchneller, und ſind zugleich dabei ausdauernd. Man kann daher nicht nur die Arbeiten in derſelben Zeit geſchwinder mit ihnen Erſter Theil. P

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/143>, abgerufen am 23.11.2024.